Vissarion nach der Liturgie (10. Oktober 2003)
1. Im Juli 2005 hat der
Lehrer das Stillleben «Apfelsine» und die Pastellvariante des Bildes
«Frau, die zur Sonne läuft» gemalt. An dem letzten Bild hat Vissarion
etwa drei Wochen gearbeitet.
Apfelsine |
Frau, die zur Sonne läuft |
2. Der Lehrer hat in diesem Monat viel gemalt, Er hat sich auf Kunstausstellungen in Sofia, St. Petersburg und Riga vorbereitet.
3. An den Sonntagen antwortete Er nach der Verschmelzung auf die Fragen der Gläubigen im Farntal.
4. Hier sind einige Augenblicke der Treffen mit dem Lehrer vom 17. und 31. Juli ...
5. «Lehrer, ich habe so
ein Verständnis, dass der Mann der Frau nicht von seine Schwächen
erzählen soll. Und wenn die Frau oder die Freundin fragt: ‹Woran denkst
du? Wie ist deine Stimmung, dein Zustand?› (und ich bin gerade sehr
müde, körperlich oder psychisch, oder ich bin gerade beim Analysieren)
...»
6. «Heißt das, du fragst, ob du ihr sagen darfst, du seiest müde, oder ob du ihr dies nicht sagen darfst?»
7. «Ich möchte einfach
nicht detailliert über diesen Zustand sprechen, ich antworte einsilbig.
Bedeutet das, dass ich verschlossen bin?»
8. «Nein, das bedeutet es nicht. Man kann einfach sagen: ‹Ich bin müde, ich möchte jetzt nicht sprechen.›»
9. «Sie aber sagt, dass ich wenig ...»
10. «Das ist alles, du
hast die Antwort schon gehört. Du kannst es so machen, ungeachtet des
Kommentars, den die anderen dir geben mögen. Dann soll eher jener
Mensch fragen, ob er darauf bestehen muss und ob er solche Bemerkungen
machen darf.»
11. «Und noch so ein
Moment. Wenn ich in mir eine Schwäche bemerke, so analysiere ich sie,
suche Wege, wie ich richtig handeln müsste ... In einer ähnlichen
Situation erzählt sie mir eingehend über ihre innere Arbeit, und ich
lerne dabei wirklich ihre innere Welt besser kennen. Ich selbst aber
möchte nicht ebenso erzählen, ich möchte ihrem Beispiel nicht folgen.
Ist das richtig?»
12. «Schwer zu sagen.
Ich weiß doch nicht, was du gerade tust. Schaue selbst in dich hinein,
warum du nichts erzählen willst. So antworte dir selbst auf diese Frage
und dann frage dich: ‹War es richtig, dass ich so und so denke?›»
13. «Ich will aus dem Grund nicht erzählen, weil der Mann der Frau nichts von seinen Schwächen erzählen soll.»
14. «Von welchen
Schwächen? Warum soll er nicht? Je nachdem, wie man spricht und wovon
man spricht. Es kommt vor, du erzählst etwas dem Freund; du brauchst
einen Hinweis, einen Rat ... Man kann nachfragen, und sie kann
hinweisen. So einen Hinweis gibt es nicht: Der Mann soll nicht. Je
nachdem, wie das getan wird.
15. Dieses Thema - über
eigene Schwächen zu sprechen - kann sehr viel voraussetzen. Man kann
kommen und sich nur beklagen. Das heißt auch, über Schwächen zu
sprechen. Du beklagst dich aber dabei, du bittest eher um Mitleid von
den anderen - damit man dich bemitleidet; dir keinen Hinweis gibt,
sondern dich einfach bemitleidet. Das ist aber nicht richtig.
16. Man kann aber
normal und vernünftig sprechen: ‹Und was kann man hier machen? Ich
fühle, dass ich hier etwas nicht bewältige ... Was meinst du, wie kann
ich es hier besser machen?› Dabei ist es auch ein Gespräch über
irgendeine Schwäche, die richtig zu bewältigen du nicht verstehst. So
zu sprechen wäre in Ordnung. Also, je nachdem, wie man diese Frage
betrachtet.»
17. «Guten Tag,
Vissarion! Möge der Friede sein mit dir und deinen Nachfolgern! Im Buch
Schaihol von Islam Abu Asaby steht: ‹Der Gesandte von Allah hat ihm
gesagt: Vertraue dich Gott an, aber binde dein Kamel fest.›»
18. «Das ist in
Ordnung. Natürlich ist das in Ordnung. Das heißt, so soll es nicht
sein: Wenn ihr zum Beispiel spürt, dass ihr vorne fallen könnt (der
natürliche Instinkt sagt euch, dass ihr hinfallen könnt, weil da eine
sehr rutschige Grube ist), und ihr sagt: ‹Macht nichts, ich vertraue
mich ja Gott an, ich gehe einfach los› - ihr werdet dann fallen. In so
einem Fall wird es dumm sein zu sagen: ‹Wieso denn das? Es bedeutet
wohl, dass es keinen Gott gibt, schließlich hat Er mir nicht geholfen.›
19. Also, ihr müsst so
handeln, wie ihr eben gestimmt seid, dies zu spüren. Denn euer
Instinkt, das was ihr im Inneren habt, wurde von Gott gegeben, damit
ihr die Notwendigkeit gewisser Handlungen zusätzlich bestimmen könnt.
20. Es kann bisweilen
Folgendes vorkommen: Ihr spürt, dass ihr aufgrund von Hilferufen
loseilen müsstet, aber ihr habt vor etwas Angst, vor dem Schmerz oder
vor noch anderen unbewussten Unannehmlichkeiten. Obwohl jemand Hilfe
braucht, er ruft ja um Hilfe. Hier müsst ihr euch freilich beherrschen,
die Angst überwinden und Hilfe leisten können - manchmal wohl auch euch
selbst opfern.
21. Also dieser
Naturinstinkt, der vorhandene Gefahren feststellt, ist nicht mit dem
Geistigen verbunden. Deswegen muss eure Seele euch helfen, den
Charakter des Opfers, das ihr irgendwo doch zulassen könnt,
festzustellen. Man soll natürlich nicht in allem einseitig dem Instinkt
blind folgen. Hier soll eine Entsprechung zu eurer geistigen Sicht in
vielen Fragen da sein.
22. Dabei erweitert ihr
noch eure Lebenserfahrung, ihr lebt und seht selbst, ob es günstig ist,
etwas zu machen, oder ob es ungünstig ist. Nicht aber so: Einfach allen
Dingen ihren Lauf lassen, mit der Zuversicht, dass alles in den Händen
Gottes ist, dass also alles so sein werde, wie es sein soll.
23. Und wofür soll es
so sein? Soll es (hier muss man sodann überlegen) für eure persönliche
Bequemlichkeit sein? Denn es wird doch eure persönliche Bequemlichkeit
vorausgesetzt!
24. Wenn der Mensch
sagt: ‹Warum muss ich denn das Kamel anbinden? Ich glaube doch an Gott,
das heißt, das Kamel wird nicht verloren gehen!› - betrachtet er die
persönliche Bequemlichkeit als den Willen Gottes. Und vielleicht wäre
es Gott gelegen, dass das Kamel etwas spazieren geht oder gar weg ist?
Auch das könnte der Wille Gottes sein.
25. Das Kamel verspürt
Freiheit, es geht dahin, wo es will. Das ist auch in Ordnung, hier gibt
es keine Widersprüche gegenüber den Gesetzen Gottes. Das Kamel geht zu
einem anderen Menschen und erfüllt auch dabei den göttlichen Willen.
26. Das bedeutet aber
doch nicht, dass Gott will, dass das Kamel weggeht. Nein! Das Kamel
folgt seinem freien Willen, den es besitzt und der ihm von den
Daseinsgesetzen gegeben wurde; das Kamel erfüllt den Willen Gottes: Es
geht.
27. Also, man darf
nicht so hoffen: ‹Wohlan; ich werde nicht auf alles Acht geben, ich
werde den Garten nicht bearbeiten ... Warum sollte man jäten? Alles ist
in den Händen Gottes: Wenn es so sein soll, wird es eine gute Ernte
geben.› Es wäre dumm, sich so zu verhalten.
28. Dann muss man das
hier schon etwas breiter betrachten: Für wen soll es sein, was Gott
gelegen ist? Was meint man unter so einem Verständnis des Menschen -
‹Alles ist in den Händen Gottes›? Wahrlich, das ist die Wahrheit.
29. Man muss nur
aufmerksam betrachten: Was ist eurer Meinung nach günstig? Wenn ihr es
für nötig haltet, dass das Kamel neben euch steht, so bindet es an. Das
ist in Ordnung. Das wäre kein Misstrauen gegenüber Gott, das hat gar
nichts damit zu tun.»
30. «Wodurch
unterscheidet sich die Demut von der Gleichgültigkeit? Ich denke, die
Demut sei gut, und die Gleichgültigkeit sei nicht gut. Ich aber kann
das eine nicht vom anderen unterscheiden.»
31. «Man kann sagen, es
gibt keine reine Gleichgültigkeit. Die Gleichgültigkeit entsteht durch
die psychische Müdigkeit. Das heißt, der Mensch wird so müde, so als ob
er schon einfach auf nichts mehr zu reagieren scheint. Er ist aber
einfach müde, und es ist falsch zu sagen, es sei irgendeine nicht gute
Eigenschaft von ihm.
32. Es gibt keine
gleichgültigen Menschen. Der Mensch reagiert sowieso, er nimmt die
Umgebung auf, und dann entscheidet er selbst, ob er Emotionen
ausdrücken soll oder nicht.
33. Aber er kann wohl
so müde sein, dass dann sogar seine Emotionen nicht mehr erscheinen,
man wird zu faul, sie aufzubringen, man hat keine Kräfte dafür. Der
Mensch spürt: Es ist ihm irgendwie unbehaglich zumute, aber er scheint
gar nicht zu reagieren. Obwohl er sogleich im Inneren reagiert, nur
kommt diese Reaktion nicht zum Ausdruck.
34. Ihr versucht ja,
einen Menschen daran als gleichgültig einzuschätzen, wie er etwas
ausdrückt. Wenn er keine Emotionen ausdrückt, dann sagt ihr: ‹Oh - oh,
er ist gleichgültig!› So kann auch ein zurückhaltender Mensch
gleichgültig erscheinen.
35. Während ernster,
gefährlicher Ereignisse bewahrt ein zurückhaltender Mensch mit starkem
Willen seine Selbstbeherrschung, er ist äußerlich durchaus ruhig. Er
ist so erzogen.
36. Das bedeutet aber
nicht, dass er im Inneren völlig ruhig ist. Nein, in seinem Inneren
kann ein Sturm rasen, aber er ist einfach ein zurückhaltender Mensch.
37. Es gibt solche Leute auch unter euch. Oft beeilt ihr euch aber zu sagen: ‹Du bist so herzlos!› Dabei ist er gar nicht so.
38. Dieser Mensch hat
Gemütsbewegungen, sie kommen bei ihm nur nicht zum Ausdruck, bei ihm
verbrennt es anders im Inneren. Aber er hat auch das Brennen. Und dies
hat seine Folgen, die schlimm für seine Physiologie sind; dies macht
müde. Also beeilt euch nicht, das Wort "gleichgültig" zu verwenden.
39. Und ein demütiger
Mensch ist derjenige, der es vor allem lernt, sich zu kontrollieren, er
kann sich beherrschen. Er kann irgendeinen Wunsch verspüren, aber er
schafft es, zu sagen: ‹Nein, dies ist nicht nötig.› Er hat sich dabei
beherrscht, er hat sich bezähmt. Bezähmt!
40. Aber vielleicht
wird bei ihm dieses falsche Verlangen, das früher entstand, einmal
verloren gehen. So etwas ist auch möglich. Er braucht sich sogar nicht
einmal anzuhalten, er wird dieses Verlangen einfach nicht empfinden.
41. Obwohl
man sagen kann: ‹Wahrlich, er ist also gleichgültig, er fühlt nichts.›
Nein, sein Trieb ist nämlich weg, der mit seiner Schwäche verbunden
war, er konnte sie besiegen.
42. Aber vielleicht ist
es auch möglich, dass der Drang nicht verschwunden ist, er entsteht
stets, aber sehr schwach. Und der Mensch versteht: ‹Es ist sinnlos,
diesem Drang zu folgen. Es wird eine nicht gute Tat sein. Ich muss so
etwas nicht machen› - und das ist alles, er macht es nicht so, er
bezähmt sich. Er verhält sich ruhig und demütig zur Versuchung, die da
ist, er stürzt sich nicht darauf, er drückt keine Emotion aus; er
verhält sich sehr ruhig dazu, obwohl der Drang wohl auch da sein kann;
aber dieser Mensch ist gebändigt.»
43. «Ich habe eine
junge Ehefrau und (wohl haben alle Frauen so eine Neigung) sie mag
gerne Umarmungen. Es kommt vor, dass sie mich schon zu oft zu umarmen
beginnt. Und einmal sitze ich dann so ...»
44. «Nahezu gestorben, nicht?»
45. «... sie kommt
wieder an und will mich umarmen, aber ich sage: ‹Weißt du, ich kann es
jetzt nicht tun, mich stört jetzt etwas.›»
46. «Was denn kannst du nicht tun? Sie umarmt doch dich: Und was kannst du dann nicht tun?»
47. «Sie als Antwort umarmen.»
48. «A - h - a.»
49. «Also, ihr entgegenkommen ... Und ich weiß nun nicht, was sich in mir zeigt ...»
50. «In Bezug auf was? Du kannst nicht, weil ..., wegen was?»
51. «Ich weiß nicht. Etwas lässt mich nicht.»
52. «Aber du musst doch zu diesem Thema überlegen. Das muss doch mit etwas verbunden sein?»
53. «Als ob ich müde werde ... Anscheinend werde ich müde von dem öfteren ...»
54. «Sind einfach deine Arme physisch müde um zu umarmen? Was konkret ist müde?»
55. «Mir fehlt es wohl einfach an Wärme, um ...»
56. «Wenn es dir an Wärme fehlt, so muss man sie entwickeln.»
57. «Ist es also in Ordnung, der Frau zu antworten, falls sie will ...»
58. «Umarmen?»
59. «Ja, immer zur Antwort sie zu umarmen?»
60. «Das ist in Ordnung. Selbst ein bisschen Aufmerksamkeit ist in Ordnung.
61. Oder du hast
irgendeinen Grund ... Deswegen frage Ich auch: In Bezug auf was? Zum
Beispiel, du denkst gerade an etwas Bestimmtes, sodass du dich einfach
nicht ablenken kannst ...
62. Also, es gibt
irgendeinen konkreten Grund. Dann können wir sehen, ob es passt, diesem
Grund zu folgen, oder ihn lieber nicht zu beachten. Das wäre schon ein
zusätzliches Thema zum Nachdenken.
63. Wenn es so einen
Grund überhaupt nicht gibt, es fehlt einfach anscheinend (anscheinend!)
an Wärme, so heißt die Frage für einen Gläubigen: Wenn es an Wärme
fehlt, so muss man sie entwickeln oder dem Wärmemangel folgen und darin
so kärglich sein - einem anderen Aufmerksamkeit zu schenken?»
64. «Wohl kann es einfach an der Natur liegen?»
65. «Nun, siehst du:
‹Wohl›, ‹vielleicht› ... Eben deshalb musst du überlegen. Gleich wenn
du diese Unlust verspürst, musst du sofort analysieren: Bezüglich was
besteht diese Unlust bei dir?»
66. «Aber ich habe nicht einmal die Möglichkeit zu überlegen. Sie kommt an und ...»
67. «Aber du kannst
dich doch auf frischer Spur an diesen Zustand sowieso erinnern.
Überlege gleich hier, beim Umarmen, solange du dieses Gefühl im Inneren
noch hast. Womit ist es verbunden? Worauf reagierst du wirklich? Dieses
zusätzliche Besinnen kann dir leicht zeigen, was dir konkret nicht
gefällt oder was dich stört.
68. Es ist wichtig
dabei, wenn die Frau angelaufen kommt und dich umarmt ... Was gibt es
da Besonderes! Du hast ihr wenigstens ein bisschen Aufmerksamkeit
geschenkt, ihr zugelächelt, sie berührt - und alles ist in Ordnung. Und
machst weiter deine Arbeit ... Lass sie ruhig auf dir hängen.»
69. «Lehrer, ich
brauche Geld für die Entwicklung des Handwerks, mit dem ich mich
beschäftigen will. Darf man jetzt "in die Welt" fahren, um das Geld für
dieses Handwerk zu verdienen?»
70. «Es ist möglich.
Aber man muss dabei einfach vorsichtig sein. Wenn ihr "in die Welt"
wegfahrt, entstehen dort dabei sofort eine Menge verschiedener
Verlockungen, die euch allmählich einfangen können. Manche haben sich
davon einfangen lassen - und sind geblieben. Es scheint ihnen, dass sie
versuchen, es zum Wohl zu tun, aber sie bleiben immer länger dort.
71. Je länger ihr dort
bleibt, desto größer und deutlicher wird euer Zurückbleiben bezüglich
dessen, was hier geschieht. Bezüglich der Form eures Denkens.
72. Das ähnelt dem
Wachsen des Grases. Ihr bemerkt den Vorgang des Wachsens nicht. Auf
einmal bemerkt ihr: Es erweist sich, das Gras ist schon hoch.
73. So ist es auch
hier. Diese Veränderung geschieht unmerklich. Aber die Nächsten aus
Meiner Umgebung können es sodann leicht beim Kommunizieren mit euch
bemerken.
74. Es ist also dann zu
bemerken: Bei denjenigen, die aus unterschiedlichen Gründen weniger in
der Familie sind, beginnt das Denken deutlich zurückzubleiben. Deutlich
zurückzubleiben!
75. Im Denken beginnen
sie sich stark von denjenigen zu unterscheiden, die trotz vieler Mühen
und Schwierigkeiten dennoch versuchen, eine Familie zu bilden und zu
organisieren, dass sie irgendwie hier zusammen arbeiten. Ihr Denken
wird ganz anders.
76. Der Prozess eurer
Veränderung vollzieht sich, und je öfter ihr bei diesem Prozess fehlt,
desto mehr und noch mehr gleitet ihr zur Seite ab.
77. Natürlich darf man
nicht kategorisch sagen: ‹Das darfst du nicht.› Aber je länger du weg
bist, desto schlimmer wird es für dich sein. Versuche also dann es so
schnell wie möglich zu erledigen und zurückzukehren. So ein kleines
Opfer ... mag wohl gerechtfertigt sein.»
78. «Wenn ich in die
Welt Geld verdienen fahre, arbeite ich dort aktiv. Ich komme zur
Mittagspause, esse zu Mittag, dann gehe ich weiter arbeiten. Und hier
arbeite ich kaum mit Müh und Not, und ich brauche Erholung nach dem
Mittagessen, um zu Kräften zu kommen. Daher schimpfe ich manchmal mit
mir selbst: Was ist denn das? Sage bitte, was heißt das?»
79. «Aber hier sind andere Sakramente.
Hier sind andere Leute, mit anderen Zuständen, was die Arbeit
wesentlich stört», lächelte der Lehrer, «anscheinend sind alle
hergekommen um sich zu erholen. Daher ist hier keine besondere
Arbeitsatmosphäre.
80. Und dort, wo du
hinfährst, verdienen alle, dort versteht man: Je mehr man arbeitet,
desto mehr verdient man; daher, wenn man schon angepackt hat zu
arbeiten, so muss man arbeiten - und man ist auf die Arbeit eingestimmt.
81. Hier ist mehr etwas
anders zu sehen: als ob alle gekommen sind, um im Sommerhaus (Datscha)
zu leben und man wundert sich, warum nichts gelingt, man muss so viele
Kräfte verbrauchen. Eine völlig andere Stimmung - keine Arbeitsstimmung!
82. Wenn der Mensch auf
die Arbeit eingestimmt ist, ist er aktiv, die anderen um ihn herum
wollen auch etwas tun, sie wollen arbeiten, denn seine Stimmung
überträgt sich auf den anderen.
83. Und wenn der Mensch
zur Erholung neigt, schaut er, was für einen Zustand, was für eine
Stimmung er jetzt hat - das ist alles, wahrlich das ist schon eine ganz
andere Einstellung. Von ihm strömt schon Entspannung aus, sie beginnt
zu stören ...
84. Und noch eine
andere Seite: Die Verantwortung, die euch hierzulande auferlegt ist,
ist wesentlich höher, als die bei den Leuten da drüben. Es wird hier
von euch viel mehr verlangt. Und diese Last der Verantwortung selbst
spielt auch ihre Rolle und drückt auch. Sie fordert von euch die
völlige Abgabe eurer Kräfte.»
85. «An körperlichen Kräften?»
86. «An jeglichen
Kräften: Psychischen, körperlichen ... Sie verlangt von euch alles. Und
der Körper verspürt innerlich diese Energie, diese Information, er
beginnt, dieser Information zu widerstreben.
87. So beginnen die
egoistischen Eigenschaften des Menschen, dies zu befürchten, dem zu
widerstreben, und ihr sucht verschiedene Wege, um dies, was aber dieser
Ort hier von euch verlangt, nicht zu erfüllen.
88. Er verlangt von
euch Heiligkeit, Reinheit und Güte. Und ihr verliert manchmal die
Selbstbeherrschung (stürzt ab), ihr kämpft, schimpft, tadelt einander,
wohl noch mehr, als mancher da drüben "in der Welt". Denn ihr verspürt
hier Forderungen und beginnt, vor Müdigkeit "abzustürzen". Aber man
muss an sich arbeiten, sich meistern, den Willen stärken und die
geistige Kraft stärken; man muss immer wachsam sein.
89. Also diese zwei
Faktoren spielen ein sehr ernste Rolle. Noch irgendwelche anderen
Nuancen können vorhanden sein, die sind aber weniger von Bedeutung.
Hier sind zwei Hauptfaktoren: Große Verantwortung und jener allgemeine
Zustand, den Ich bemerke, dieser Zustand stört euch, einfach zu
arbeiten.
90. Daraus ergibt sich,
dass es schwieriger ist, sich auf euch zu stützen. Es ist sehr schwer,
mit euch irgendeine Organisation zu bilden, irgendeine Produktion
aufzubauen ... Ja, ihr versucht etwas zu tun, eure Kräfte zu
vereinigen, aber wie ihr es fertigzubringen vermögt - das kann man nur
bewundern, es ist so interessant.
91. Und wenn man
versucht, sich in euer Leben einzumischen, euch diszipliniert, um
irgendeine Arbeit zu organisieren - wird das sehr kompliziert. Die
Leute sind eben einfach so gestimmt - man kann sich nicht auf sie
stützen.»
92. «Sind es diejenigen, die auf den Berg kommen, ja?»
93. «Grundsätzlich die
hier Lebenden, die auf dieser Erde leben. Sie kommen hierher und die
Einstimmung ist bei ihnen eine sehr spezifische, sie stört tatsächlich
zu arbeiten, sie stört, die neue Welt aufzubauen.
94. Warum? Es ist für
Mich nicht einfach, es einzuschätzen, denn Ich kann eure innere Welt
nicht völlig fühlen, so, wie ihr sie fühlt. Ich vermute aber, dass es
völlig so sein kann, dass Gläubige kommen, um in erster Linie für sich
etwas zu erwarten.
95. Und die Erwartung
beruhigt den Menschen, bremst also seine Aktivität. Er baut nicht die
Welt - er wartet, dass die Welt gebaut wird, von irgendwem gebaut wird.
Und alle verweilen in ihren Erwartungen, und niemand lässt sich in die
nötige Richtung bewegen, es ist sehr schwer, dies zu tun. Alle schauen
viel auf ihre Stimmung.
96. Aber was hat dies
mit der Stimmung zu tun? Man muss die Welt bauen, und man muss sie
täglich bauen. Davon sind auch die Kinder abhängig, hängt ihr Leben ab:
Wie man sie ernährt, wie man sie erzieht ... Was hat hier eure Stimmung
zu tun? Wenn es nötig ist, muss man auch nachts aufstehen, immer, wenn
es nötig ist, und weniger dabei auf seine Müdigkeit schauen.
97. Aber man muss
natürlich auch hier aufmerksam sein, damit man nicht einfach so mit den
Knochen zu früh hinfällt. Man muss die Kinder großziehen. Das ist
nämlich eine ernste Aufgabe, hier muss eine entsprechende Einstimmung
sein, Arbeitsstimmung.
98. Der Mensch aber
verweilt eher in den Erwartungen. Deswegen, wenn er wartet (und die
meisten warten eben) - bemerkt man schon ab und zu Ansprüche, die bei
diesen Leuten erscheinen. Sie warten, und das, was sie für sich erdacht
haben, kommt immer noch nicht. Dies gibt es einfach nicht. Und man wird
irgendwie verstimmt: ‹Warum denn gibt es dies nicht? Was sollen wir
machen, wenn es dieses nicht gibt?›
99. Und wie kann es
dies geben, wenn ihr nichts tut (oder ihr tut wenigstens das, was
nämlich gerade sein muss, falls es wirklich nötig ist)? Das muss doch
mit eigenen Händen gemacht werden!
100. So spielt so eine
Stimmung eine sehr negative Rolle, natürlich. Ich stelle es mit
Bedauern fest. Es bleibt nur eine Hoffnung, dass viele Schwierigkeiten,
die ihr bei so einer Stimmung unvermeidlich bekommen werdet, euch zu
normalem Denken und zu normalen, vernünftigen Bemühungen nötigen
werden.»
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