Vissarion in Indien (2008)
Vorläufige Rohfassung:
1. Der Lehrer hat im
November viel gemalt. Es waren Porträts der lettischen Zigeuner, der
Freunde des Lehrers: Normund, Lilija, Roxana, Raymond.
Normund Rudewitsch |
Lilija Rudewitsch |
Roxana Rudewitsch |
Raymond Rudewitsch |
2. Am 12. November gab
der Lehrer dem schottischen Schriftsteller Daniel ein Interview, der an
einem Buch über das geistige Russland arbeitete.
3. Mittels seines
Freundes und Übersetzers hatte sich Daniel etliche Male in Moskau für
das Interview mit Vissarion verabredet und kam endlich zu dem
Erwünschten, nachdem er einen langen Weg hinter sich gebracht hatte ...
4. Am 13. November antwortete der Lehrer im Tal der Verschmelzung auf die Fragen der Gläubigen.
5. «Lehrer! Verstehe ich
das richtig, dass das Gefühl der natürlichen Liebe eines Verliebten,
(von anderen – Anm. d. Übers.) nicht empfunden wird und dass dies nur
durch seine Äußerungen bemerkt werden kann, dass aber das Gefühl der
geistigen Liebe von der Umgebung empfunden wird?»
6. «Man kann es fühlen.
Ihr habt jedoch sehr wenig Erfahrung, wie ihr gegenüber den einen oder
anderen Schwingungen, die von einem Menschen zu euch ausstrahlen
können, aufmerksam sein könnt.
7. Hier ist es nämlich
auch schwer zu bezeichnen, was das ist – die Empfindung der natürlichen
Liebe, die auf euch vonseiten eines konkreten Menschen gerichtet wird,
denn in dieser seiner natürlichen Liebe erscheinen auch alle seine
sinnlichen naturgegebenen Besonderheiten.
8. Und wenn er dazu
neigt, euch als Objekt zu betrachten, über das nur er verfügen will und
niemandem etwas in dieser Hinsicht abzugeben wünscht, so wird der ganze
Komplex seiner egoistischen kennzeichnenden Züge sehr prägnant auf euch
gerichtet. Das alles kann man spüren.
9. Aber es ist schwer zu
sagen, dies sei schon Liebe, obwohl es eben mit der Liebe verbunden
ist. Gäbe es keine Liebe, wären diese Eigenschaften nicht so prägnant
auf euch gerichtet.»
10. «Kann man dies Äußerungen nennen?»
11. «Ja, das sind Äußerungen. Die Liebe – das ist auch eine Äußerung ...
12. Man kann aber nicht
sagen: ‹Hierauf ist die Liebe gerichtet.› So separat kann sie nicht
ausgerichtet werden. Alle Eigenschaften, die der Mensch besitzt, äußert
er euch gegenüber. Er wird sie einfach nur in vollerem Maße hin zu euch
ausrichten: Das ist das Bewundern, Sich-Ergötzen, das ist auch der
Wunsch, die Zärtlichkeit auszudrücken, das ist auch der Wunsch, euch zu
nützen ... Alles, alles wird gleich in diesem Strom enthalten sein.
Deshalb werdet ihr natürlich beginnen, dies zu spüren.
13. Wenn der Mensch
uneigennützig liebt, wird dies leichter empfunden, als wenn er mit
irgendwelchen eigennützigen Motiven liebt, die in seinen Gefühlen
herrschen. Dann wird seine Liebe unangenehme Regungen in euch auslösen,
ihr werdet den Wunsch verspüren, euch zu verstecken, denn in diesem
Fall wird er beginnen, euch quasi zu verfolgen.
14. Obwohl,
buchstäblich genommen wird er euch vielleicht nicht verfolgen, aber es
wird so empfunden werden, als verfolge er euch. Und ihr werdet den
Wunsch verspüren, euch von ihm zu lösen, irgendwie euch von diesen
Energiefesseln zu befreien, die er stets um euch herum am Flechten ist.
Das heißt, diese Empfindungen erzeugen unangenehme Regungen.
15. Man kann darum
unter den bezeichneten besonderen Umständen schon sehen, dass es
schwierig sein wird, die Liebe des Nächsten durch eine einzelne
Äußerung zu verspüren. Das alles wird mit einem Komplex verschiedener
Empfindungen verbunden sein, ihr werdet sie spüren.
16. So dass es
vielleicht auch keinen Sinn macht, diese Frage groß zu stellen. Wenn
ihr etwas fühlt, denkt einfach weiter, was ihr in diesem Zusammenhang
in Bezug auf diesen Menschen tun möchtet.
17. Und hier wird es
schwierig sein, anhand dieser Empfindungen zu erraten, ob er liebt oder
nicht. Obwohl, je mehr Lebensweisheit ihr sammeln werdet, umso mehr ist
das möglich. Das heißt, man kann nicht behaupten, dies sei unmöglich.
Es ist möglich. Aber es wird schwierig sein, es zu erraten.
18. Denn sogar wenn der
Mensch einfach mit euch befreundet sein will, (eben mit euch, ihr seid
für ihn interessant), wird er auch beginnen, irgendwie seine Energie um
euch herum zu flechten, euch zu umhüllen, im Streben euch anzuziehen
und sich an euch heranzuziehen. Ihr könnt auch hier etwas Ähnliches
erleben.
19. Vor allem wenn
etwas Negatives in seinen Handlungen erscheinen wird, werdet ihr auch
den Wunsch verspüren, beiseite zu gehen, euch vor diesem Menschen zu
verbergen, seine Fesseln, die er um euch herumbindet, abzuwerfen.
20. Aber hier erscheint
gar nicht Liebe, sondern eine gewisse Interessiertheit daran, neben
euch zu sein, oder damit ihr wenigstens in dieser Periode neben ihm
sein würdet, um irgendwie sein Interesse zu lösen (lösen zu helfen).»
21. «Und das Gefühl der geistigen Liebe kann man verspüren, stimmt das?»
22. «Ja, genau so. Denn man kann die Geistigkeit nicht von den naturgegebenen Äußerungen des Menschen trennen.
23. Aber die
Geistigkeit und die Fähigkeit, geistig zu lieben, ist umso
ausgeprägter, je stärker die naturgegebenen egoistischen Charakterzüge
gebändigt werden.
24. Indem es weniger
werden, erscheinen auch weniger egoistische Interessen bei euch
gegenüber einem Menschen, und desto mehr geistige Neigung zu euch wird
bei ihm erscheinen.
25. Das wird im Umgang
mit diesem Menschen ein Gefühl von Leichtigkeit hervorrufen. Ihr werdet
immer wünschen, zu ihm zu gehen, euch dort aufzuhalten und etwas
mitzuteilen.
26. Das heißt, er wird
zu einem Freund. Sogar wenn ihr ihn eventuell noch nicht besonders gut
kennen gelernt habt, beginnt ihr doch, eine gewisse Anziehung zu
verspüren, ein gewisses Gefühl der Anwesenheit eines Freundes neben
euch. So beginnen sich seine geistigen Eigenschaften zu äußern.»
27. «Lehrer, trägt es dazu bei, dass man sich geschmackliche Vorlieben abgewöhnt, wenn man nur eine Mahlzeit am Tag isst?»
28. «Nein.
Geschmackliche Vorlieben können bei euch während des ganzen Lebens
erhalten bleiben. Wenn ihr etwas gekostet habt, und dies hat euch
gefallen, und ihr habt aufgegeben, dies zu essen, so kann während des
ganzen Lebens diese angenehme Empfindung im Gedächtnis bleiben (sie war
schon bei euch und ihr habt sie in euer Gedächtnis eingeprägt). Sie
wird also nicht ins Unangenehme hinüberwechseln.
29. In gewissem Maße
könnt ihr das Gefühl des Missfallens schon künstlich schaffen, indem
ihr es euch einredet, dass es unangenehm sei, es nicht gut sei. Und es
kommt dazu, dass, sobald dasjenige zu sehen ist, ihr beginnt euer
Gesicht zu verziehen, zu schnauben, Unzufriedenheit zu äußern,
angeblich sei es euch unangenehm. Obwohl dies eher von der euch selbst
aufgezwungenen Einstellung ausgehen wird.
30. Wenn ihr sie
loswerdet, fühlt ihr, dass ihr dies wirklich wünschen könnt, ihr werdet
euch an die angenehmen Empfindungen erinnern (jedenfalls wenn sie
angenehm waren). Wenn es keine angenehmen Empfindungen bei dem früher
Gegessenen gab, so werdet ihr euch an nichts besonderes erinnern
müssen, ihr werdet es leichter vergessen. Wenn aber das Essen wirklich
angenehme Empfindungen hinterlassen hatte, wird es beibehalten werden.
31. Man muss also auch
nicht darüber ’das Gesicht verziehen’. Das heißt, ihr sollt nicht zu
zeigen versuchen, dass ihr über dies alles schon so hinausgewachsen
seid, dass euch sogar das Aussehen dieses Gerichtes widerlich ist, -
das wäre dumm. Das ist eine gute Emotion, die ihr in euch bewahrt. Das
war damals, jetzt esst ihr das nicht, aber geblieben ist die gute
Emotion. Nun auch gut!»
32. «Lehrer, wird es
richtig sein, die Fragen betreffs der Abfahrt der dienenden Bewohner
der Stadt zu Verwandten in den Versammlungen zu betrachten, dies zu
besprechen und danach Dir die Fragen zu stellen? Denn jetzt sind schon
einige Frauen gefahren ... und auch Männer nehmen sich vor zu fahren.»
33. «Jetzt müssen wir
alle Abfahrten aus der Stadt sehr ernst überprüfen. Das heißt, wie die
Stadt lebt, wie sie Bemühungen dafür ansetzt, um in diesen
Verhältnissen durchzuhalten, hat gezeigt, dass die Fähigkeit, hier zu
überleben, fast gleich Null ist.
34. Darum, sich zu
beeilen, irgendwohin wegzufahren, um irgendwo Geld für sich zu
beschaffen, damit es euch jemand für das weitere Leben gibt, diese
Rechnung geht nicht auf. Hier darf man so nicht rechnen.
35. Ihr müsst vor allem
hier, auf dieser Erde, wirklich Wurzeln schlagen. Und dann wird man
sehen können, ob ihr freie Zeit habt, um irgendwohin zu fahren, wobei
der Lebensrhythmus in der Stadt nicht verloren gehen wird.
36. Darum möchte Ich,
dass ihr euch jetzt nicht beeilt wegzufahren, denn es hat sich
offensichtlich gezeigt, es stimmt, dass ihr noch keine Wurzeln
geschlagen habt, ihr seid unfähig, hier zu leben, entfernt von den
anderen Siedlungen. Das heißt, sich zu beeilen, hier nicht zu arbeiten
– das wird in gewissem Maße sehr unklug sein. Schafft es erst, euch
fest auf die Beine zu stellen.
37. Jetzt wird sehr
vieles in eurer Tätigkeit unter Kontrolle gestellt werden. Jetzt ist es
anscheinend an der Zeit, dass der König regiert. Ich habe genug gesehen
...» lächelte der Lehrer. «Und wahrscheinlich werden wir darauf anders
schauen.
38. Wenn ihr euch ein
wenig gefestigt haben werdet, dann, natürlich, sollte es grundsätzlich
aus gewissen ethischen oder psychologischen, geistigen Normen nicht
verboten werden. Das sind normale, natürliche Bedürfnisse – sich mit
seinen Nächsten zu treffen.
39. Aber man muss sich
etwas ernster zur Erde verhalten, auf der ihr euch befindet. Das heißt,
ihr sollt fähig sein, hier durchgehend zu leben; ihr sollt fähig sein,
auf der Erde anzubauen; ihr sollt gute Landwirte auf dieser dürftigen
Erde sein; ihr sollt unbedingt die nötigen Kräfte haben, um diese Erde
erfolgreich zu bearbeiten.
40. Und wenn sich
gewisse erforderliche Eigenschaften bei euch nicht genug entwickeln,
soll es nicht unbedingt so betrachtet werden, als ob ihr Faulenzer seid
- ihr habt einfach diese nötigen Eigenschaften nicht. Dann sollt ihr
mit jemandem, der diese Eigenschaften hat, den Platz tauschen.
41. Denn der Boden, der
hier ist, soll unbedingt bewirtschaftet werden. Er soll nicht auf
irgendeinem Niveau gehalten werden, er wird so nicht gehalten werden
können, er wird beginnen zu verarmen, und dann wird es schwer sein,
etwas in diesem Gebiet anzubauen.
42. Ihr könnt nicht
endlos die Grundstücke wechseln, auf neue Grundstücke umziehen, die
noch mehr oder weniger reich sind, damit sie sofort ausgesaugt werden
können.
43. Das heißt, jetzt,
in der bestimmten ersten Periode, sollt ihr sehr viele Bemühungen
einsetzen, um dies zu bewerkstelligen. Das heißt, die Eigenschaften des
Landwirtes müssen bei euch erscheinen.
44. Denn es ist falsch,
damit zu rechnen, dass jemand hochkommen werde und euch die Erde
bearbeiten wird. Vor allem sollt ihr genau dies selbst tun, dabei wird
es dazu kommen, dass sich die Männer mit dem Schöpferischen
beschäftigen und sie werden dem viel Zeit widmen.
45. Das heißt, die Frau
wird vieles selbst tun müssen, sie wird fähig sein müssen, vieles zu
tun. Und dann wird es dem Mann auch gelingen, noch zusätzlich Zeit auf
den Gemüsegarten zu verwenden.
46. Das heißt, man soll
diesen Aspekt ernsthaft betrachten. Er ist bei euch in gewissem Maße
vernachlässigt, und das ist im Weiteren nicht zulässig. Gerade jetzt
werden wir dies aufs Neue schon etwas strenger betrachten.
47. Ich habe schon vor
vielen Jahren davon gesprochen, doch dies blieb bei euch so ... ihr
habt euch nicht besonders bewegt. Aber jetzt darf man sich nicht mehr
so weiterbewegen, jetzt muss man Maßnahmen ergreifen, damit man es
schafft, etwas wiederaufzubauen, um sich sodann auf dem normalen Wege
weiterzubewegen.
48. So lasst uns mit
allem Wegfahren jetzt aufmerksam sein, besonders die Männer. Ihr sollt
das tun, was das Leben der Stadt ermöglichen wird. Das aber ist nicht
getan worden.
49. Darum kann man
eigentlich die Abfahrt (und die Stadt wird noch eine weitere Einheit
der männlichen Arbeitskraft entbehren) sogar für eine verbrecherische
Fahrlässigkeit halten. In der Periode der nicht einfachen
Lebenserscheinungen kann sogar so ein Begriff hier eingeflochten werden.
50. Und das Verhältnis
zur Arbeit (soviel man sehen konnte) ist bei den Leuten, die in dieses
Gebiet kamen, sehr kalt und sehr eigenartig. Aus irgendeinem Grund
haben alle entschieden, dass jemand alles für sie tun würde. Und jetzt
beginnt man, sich zu beklagen, dass man in gewisse komplizierte
Umstände geraten sei.
51. Wer wird es also
tun? Es gibt hier doch keine Produktion. Man musste sie gerade selbst
aufbauen, solange man dazu noch Möglichkeiten hatte. Aber die
Möglichkeiten wurden aufgegessen, sogar jene kargen Möglichkeiten, die
man hatte. Und jetzt beginnt man sich zu beklagen: ’Hier werden viele
Fragen nicht gelöst’. Wer denn wird sie lösen?
52. Viele von euch
haben sich selbst sehr ernsthaft in die Enge getrieben. Und folglich
beginnt ihr nun zu kreischen ... Darum werden wir jetzt noch versuchen,
es etwas anders, auf irdische Art zu tun. Wenn ihr es noch nicht
bewältigt – nun, wir werden versuchen, es ein wenig auf irdische Weise
zu bewältigen, es auszugleichen. Aber das wird schon irgendwie ein
irdisches Herangehen sein.
53. Wenn schon das
andere für euch noch nicht gemäß euren Kräften ist, nun gut. Lasst uns
noch versuchen, ein wenig so zu korrigieren. Hoffentlich kommen
diejenigen noch zur Vernunft, die noch imstande sind, zur Vernunft zu
kommen.»
54. «Lehrer! Und wird
von den Frauen weniger gefordert? Du hast sie auch die Dienenden
genannt. Wenn zum Beispiel eine Frau für einige Monate in die ’Welt’
(die Welt außerhalb der Gemeinschaft – Anm. d. Übers.) fährt, um für
sich oder für die Zahnprothese Geld zu verdienen, und der Mann bleibt
alleine, ist das eine akzeptable Erscheinung? Wird es von Frauen nicht
so gefordert?»
55. «Natürlich ist es nicht in Ordnung.»
56. «Aber zulässig?»
57. «Grundsätzlich darf
man dies nicht verbieten, denn alles kommt darauf an, was für ein
Problem bei dem Menschen entsteht und wie schnell er dieses Problem
lösen muss.
58. Oder gibt es doch
irgendwelche Wege, die dieses Problem mildern, ohne dass man wegfahren
muss. Nun, zum Beispiel, indem man eine Woche, ein paar Wochen, einen
Monat vielleicht aushält. Wenn es so eine Variante gibt, so braucht man
sich natürlich nicht zu beeilen abzufahren. Zumal für einige Monate.
59. Denn der Mann, der
bleibt, gerät in harte Verhältnisse. Er wird dann zur Hälfte ein
Dienender, es ist für ihn kompliziert. Er muss es auch schaffen, etwas
im Haus zu tun (was die Frau sonst tun muss, indem sie ihm hilft und
ihm so freie Zeit verschafft) und zusätzlich in der Stadt zu dienen.
Und so beginnt er, mehr auf den eigenen Haushalt überzugehen und
weniger Diener zu sein.»
60. «Aber sie haben ein Problem mit den Zähnen und sie wissen nicht, wie es gelöst werden soll.»
61. «Wir werden dieses
Problem in der nächstliegenden Zeit lösen. Und wenn nach diesen
Entscheidungen die Notwendigkeit einer Abreise innerhalb dieser
Zeitperiode sowieso bestehen bleibt – nun gut, da ist nichts zu machen.
Wenn solche Ausnahmen schon tatsächlich gemacht wurden, nun gut,
meinetwegen. Das ist wie eine gewisse Unvermeidlichkeit. Aber wir
werden dies wie eine Ausnahme betrachten.»
62. «Lehrer, wirst nur
Du über den Ausschluss jedes konkreten Menschen aus der (Sonnen-)Stadt
entscheiden, nicht aber der Stadtrat?»
63. «Wahrscheinlich werden wir es so machen. Nach und nach werde Ich versuchen, Mir das anzuschauen.
64. Das Hauptsächliche
ist für Mich, dass ihr das Problem deutlicher bezeichnet. Ich werde
schon sehen müssen, wie ihr das Problem selbst betrachtet, inwieweit
ihr es fixiert und zu kennzeichnen versteht. Und in diesen Momenten
werden wir dann sehen.»
65. «Lehrer! Meine
Tochter ist an der Universität immatrikuliert worden, doch jetzt lebt
sie noch für ein halbes Jahr ohne Stipendium. Ist meine Bemühung
richtig, indem ich Bestellungen fürs Handstricken annehme, um ihr bis
zu den ersten Prüfungen zu helfen? Oder soll ich sie lassen, damit sie
so lebt, wie sie will?»
66. «Nein. Es ist natürlich erwünscht, dass die Eltern bei den ersten Versuchen des Menschen zu lernen, versuchen zu helfen.»
67. «Aber war es
richtig, dass ich ihr gesagt habe, dass sie sich bis zu den ersten
Prüfungen bemühen soll (denn wenn sie nur Fünfer - sehr gut - hat, wird
sie das akademische Stipendium bekommen)?»
68. «Bitte, man kann das so versuchen.»
69. «Und
verstehe ich das richtig, dass ich ihr die Hilfe in dem Maße leiste,
dass für mich so viel Geld bleibt, um auf den Berg hochzugehen,
Lebensmittel dafür zu kaufen und der Familie irgendwie helfen zu
können?»
70. «Nun, wenn du das für etwas Wichtiges in deinem Leben hältst ...»
71. «Natürlich.»
72. «... dann bleibt diese Unvermeidlichkeit.»
73. «Aber man muss doch dem Kind helfen, zumindest am Anfang?»
74. «Nun ja. Und dann
sehen, inwieweit das Kind sich selbst wirklich dafür interessiert, oder
ist es einfach nur wie eine Unterhaltung – dort hinzuziehen, sich an
einer Hochschule einzuschreiben ... wäre man nur irgendwo dort, oder
anderswo, um sich irgendwie unter Leuten zu zeigen.
75. Ich sage das
grundsätzlich, im Allgemeinen. Ich antworte jetzt nicht nur auf die
konkrete Frage, sondern es werden ähnliche Umstände angenommen, denn
sie können sehr verschieden sein.»
76. «Und darf ich noch
etwas fragen? Ich arbeite in der Küche. Ist es richtig, dass ich als
Köchin einem Bruder einen Hinweis gebe, wenn ich sehe, dass er zum
Beispiel immer wieder Sojasauce in seinen Teller gießt (und dann nur
noch wenig in der Flasche bleibt) und nicht an die anderen Brüder
denkt? War mein Hinweis – sich auch um andere zu kümmern – richtig?»
77. «Man kann darauf hinweisen, dass dies hier in dieser kleinen Büchse für alle da ist, damit es nicht vergessen werde.»
78. «Und noch eine
Frage bezüglich meines Witzes, von dem gesagt wurde, dass es ein
‹kranker Witz› gewesen sei ... Einige Leute sind zu einer einzigen
Mahlzeit (pro Tag) übergegangen, und natürlich wurde bei ihnen der
Umfang der Speise entsprechend größer ...»
79. «Das ist eine
gefährliche Sache – so ein Übergang. Man geht dann zu einer einzigen
Mahlzeit über, wenn man keinen Hunger hat und man sich wirklich zum
Essen zwingen muss.
80. Dann ist es besser,
aufmerksam auf den Organismus zu hören. Als nur deswegen zu essen ...,
weil jemand ‹man soll› gesagt hat, oder weil so eine Gewohnheit, essen
zu müssen, irgendwo im Kopf sitzt. Dann ist es natürlich besser, die
Anzahl der Mahlzeiten zu vermindern, dieser Gewohnheit und Angst nicht
zu folgen – was aber, wenn dann irgendwelche komplizierten
Hungerempfindungen auftreten?
81. Das heißt, der
Mensch beginnt sich auf natürliche Weise umzustellen. Wenn man sich
aber so gewaltig begrenzt und dafür die Menge bei der Nahrungsaufnahme
vergrößert, so wird dies zu einer Krankheit, das ist gefährlich für den
Organismus. So darf man nicht zu einer einzigen Mahlzeit pro Tag
übergehen.»
82. «Ja, genau, Lehrer.
Ich war lange nicht in der Küche gewesen, und dies war für mich ein
kleiner Schock. Ich kann nicht sagen, dass ich dies als krankhaft
empfunden habe, aber ein Gefühl der Besorgnis war da. Und ich wusste
nichts besseres zu sagen, als diese eine Aussage zu machen: ‹Wirst du
nicht platzen, Kindchen?› Ich habe natürlich dafür dies (den Hinweis?)
bekommen ... Aber ich dachte, dass zwischen mir und diesem Bruder so
eine vertrauliche Beziehung herrschte, dass ich so scherzen durfte.»
83. «Macht nichts, das ist in Ordnung, denn in diesem Fall ist das übermäßige Essen ein krankhafter Zustand.»
84. «Nun ja. Und die verschiedenen Speisen werden vermischt ...»
85. «Habt ihr etwa das mit der Menge vergessen? Haltet die zwei Handflächen zusammen – das ist eure Norm. Habt ihr das vergessen?»
86. «Gerade davon habe ich gesprochen. Ich habe an diesen Hinweis erinnert, aber Mir wurde gesagt: ‹Davon haben wir nichts gehört.›
87. «Nun, jetzt prüft.
Wollt ihr einmal (am Tag) essen – bitte: Bildet (mit den Händen - Anm.
d. Übers.) ein Schälchen ... und alles, was in diesem Schälchen ist,
das reicht aus für das eine Mal.
88. Und dann braucht
man nicht auf alle, die vorbeigehen, mit hungrigen Augen zu schauen»,
sagte der Lehrer unter dem Gelächter der Zuhörer.
89. «Was ist das für
ein Übergang zu einer einzigen Mahlzeit? Ihr werdet dann hier wild sein
und werdet beginnen, alles der Reihe nach anzunagen. Später wird man
herkommen, um richtige Gruselfilme aufzunehmen, dann braucht man auch
keine Schauspieler mitzubringen ... bei allen werden die Augen rot
leuchten.
90. Man darf solche
Sachen nicht machen. Ich habe euch keinen solchen Hinweis gegeben, zur
einmaligen Mahlzeit überzugehen, damit man geistig aufsteigt.
91. Ich hoffe, ihr habt
jene einfache Erwähnung gehört, die Ich gemacht habe: Das ist möglich,
wenn ihr fühlt, dass ihr bereits nur noch mechanisch esst. Dann ist so
etwas möglich, ihr beginnt, euch einfacher dazu zu verhalten. Man muss
nicht nur deshalb essen, weil im Kopf steht ‹man soll›.
92. Darum, wenn ihr
unter solchen Umständen zu einer einzigen Mahlzeit (pro Tag)
übergegangen seid, werdet ihr ebenso essen, wie früher bei zwei
Mahlzeiten, die Nahrung wird einfach einmal (täglich) aufgenommen.
93. Es kann dann ein
leichtes Hungergefühl zu einem bestimmten Zeitpunkt auftreten ... Es
ist ja auch nicht verboten – bitte, nehmt und esst ein Brotkrüstchen
mit Knoblauch, wenn ihr wollt. Lecker!» Der Lehrer lachte auf.
94. «Das heißt, man
muss jetzt hier keine Dogmen aufstellen, und man muss darin nicht
wieder einen besonderen Sinn suchen und sich irgendwie kopflos in diese
Richtung stürzen. Man muss vorsichtiger sein.»
95. «Lehrer, ich hatte
so eine Vorstellung: Wenn mir zum Beispiel ein Witz nicht gefallen hat,
er einen negativen Sinn hatte, so soll ich keine Aufmerksamkeit darauf
richten, diesem Menschen also nichts sagen, ihn nicht hinweisen, aber
ich soll so etwas selbst nicht tun, das heißt, vor allem mir selbst
gegenüber aufmerksam sein.
96. Und seit der
gestrigen Versammlung blieb bei mir so etwas hängen wie: Wenn der Witz
nicht gefällt, eine gewisse Spannung hervorruft, so darf man dem
Menschen sagen, dass einem der Witz nicht gefällt. Also, wie ist es
richtig?»
97. «Besser darauf
hinweisen, dass gewisse Elemente, die von dem Menschen durch gewisse
Bilder im Witz aufgezeigt wurden, für dich etwas grob sind. Und schaut
gemeinsam, worin dieses leicht Grobe steckt. Denn man muss wirklich
lernen, Witze zu machen.
98. Wenn ihr über
dieses Thema nicht gemeinsam nachdenkt, wird es schwer sein, es selbst
zu erlernen. Alle werden sich nur verschließen, und der Mensch scherzt
(weiterhin) aufrichtig, in diesem Moment versteht er es so, dass es in
Ordnung ist.
99. Denn er strebt ja
danach, das Wort des Lehrers zu erfüllen: ‹Scherzt mehr, lächelt mehr,
werdet nicht verlegen, lernt zu scherzen.› Und wie lernt man das, wenn
man nicht scherzt und nicht versucht, dies zu tun?
100. Natürlich, bei
euch entstehen nicht selten grobe Bilder, aber so kommt aufrichtig das
hervor, womit ihr angefüllt seid. Wie aber bringt man euch dann bei, es
besser zu machen? Wenn ihr dies tun werdet, könnt ihr gemeinsam vor
allem darüber nachdenken, was euch verwirrt. Und dann, bitte, könnt ihr
dem Lehrer schon eine Frage stellen: Passt es, in so einem Moment so
ein Bild zu benutzen oder ist es nicht etwas grob? Das kann dann
durchaus gemacht werden.
101. Aber lernt. Ich
habe nicht selten eure Fragen zu diesem Thema erlebt, wo zu sehen ist,
dass Witze etwas grob sein können. Aber man darf nicht sagen, dass ihr
nicht scherzen sollt. Umgekehrt, man muss lernen zu scherzen.
102. Und seid
vorsichtig, wenn ihr versucht zu scherzen. Lernt zu spüren, inwieweit
derjenige, mit dem ihr scherzt, wirklich jene Bilder, die ihr
ansprechen wollt, mit einem Lächeln annehmen kann.
103. Das heißt, dass
es vor allem dort erwünscht ist, mutiger zu scherzen, wo ihr schon
genau wisst, dass eben dieser Mensch, mit dem ihr scherzt, euren Scherz
ohne jegliche Ansprüche wahrnimmt und ebenso wie ihr lächeln wird und
ebenfalls so eine Art Scherz auch euch gegenüber äußern würde. Und ihr
werdet ebenso lächeln, wobei ihr nichts empfindet, was euch quasi
anpieksen könnte, irgendwo kränken oder demütigen könnte, also
irgendeine Unzufriedenheit in eurer Wahrnehmung dieses Scherzes
auslösen könnte.
104. Nun, versucht es, versucht ... und lernt.»
105. «Lehrer, aber es
kann doch auch einfach ein falsches Reagieren erfolgen? Das heißt, ein
Mensch hat mit Leichtigkeit auf einen bestimmten Scherz reagiert, aber
mir war er irgendwie unangenehm.»
106. «Lernt
nachzudenken ... Denn der andere könnte wirklich (den Scherz) annehmen,
wenn das Niveau seiner inneren Kultur gleich dem Niveau desjenigen, der
scherzt, wäre. Er wird das mit Lächeln wahrnehmen, er wird nichts
Störendes empfinden, weil er sich ungefähr auf dem gleichem Niveau
befindet wie dieser Scherz.
107. Aber das ist wie
eine Kunst. Man muss lernen, bei sich selber einen gewissen Geschmack
zu erziehen. Ihr sollt nämlich eure Kultur fördern, eure eigene Kultur
bilden, eure Wahrnehmung des Schönen, das euch umgibt und das ihr mit
eigenen Händen schaffen könnt. Das ist alles Erziehung.
108. Das heißt, ihr
sollt lernen, fähig zu sein zu scherzen. So einfach geht das nicht mit
einem harmonischen Scherz. Obwohl es in einem bestimmten Moment
zufällig bei euch klappen kann ...»
109. «Und ist es in
Ordnung, wenn mir zum Beispiel ein Scherz nicht gefallen hat, dass ich
Dich irgendwo beim Treffen frage, ob ich, als er mir nicht gefiel,
richtig auf solch einen Scherz reagiert habe?»
110. «Man soll nicht fragen, ob man richtig reagiert hat.»
111. «Wie denn dann?»
112. «Du sollst
einfach in das Wesen schauen – inwiefern eben dieses Bild, das im
Scherz gezeigt wurde, gepasst hat, ob es nicht zu grob war. Und nachdem
du die Wahrheit dieses Umstandes erkannt hast, wirst du leicht
erkennen, ob du darauf richtig reagiert hast oder nicht.
113. Aber es ist
falsch, sich zuerst die andere Frage zu stellen (ob du richtig reagiert
hast). Man muss sowieso dazu kommen zu sehen, was gesagt wurde,
inwieweit es gepasst hat und ob es nicht zu grob war. Bloß dieses.
Schaut es gemeinsam an.
114. Das heißt, fragt
nach. Es wäre gut, damit dein Freund, der in diesem Moment den Scherz
geäußert hat, wirklich versucht, zu diesem Thema ein wenig nachzudenken
und zu erklären, warum er diesen Scherz nicht für grob hält, womit er
seine Bilder assoziiert, warum er dies eben als positiv ansieht ... Und
redet ein wenig miteinander.
115. Es ist aber
erwünscht, dass ihr diesbezüglich offen wäret und versuchen würdet zu
reden, euch nicht zu verschließen, in euch kein Gefühl des
Unbefriedigtseins verheimlichen würdet, denn sonst werdet ihr euch
später durch dieses Gefühl, nicht befriedigt zu sein, auch immer mehr
voreinander verschließen. Dies aber wäre ein riesengroßer Fehler von
euch.
116. Das heißt, ihr sollt gegenüber allem, was euch voneinander entfremdet, aufmerksam sein, denn das ist nicht das Göttliche.
117. Etwas geht bei
euch schief, wenn ihr beginnt, immer mehr die Missgunst, wenn auch nur
die kleinste, zueinander zu verspüren. Darum muss man sehen, womit sie
verbunden ist, um damit aufmerksamer zu sein und sich klar zu werden.
118. Wenn irgendein
Misstrauen vorhanden ist – sprecht miteinander, präzisiert. Aber eure
Aufgabe ist es, alle unpassenden Gefühle irgendwelcher
Nichtbefriedigung, die bei euch entstehen können, auszuschließen.
119. Denn es gibt die
angemessene Nichtbefriedigung, aber es gibt auch (und nicht wenig!)
diejenige, die ihr selbst in euch als eine unpassende geschaffen habt.
Sie aber darf nicht geschaffen werden. Sonst werdet ihr nicht in die
nötige, euch gezeigte Richtung gehen, und dies wird eine negative Rolle
in eurem Leben spielen.
120. Je länger ihr
hier lebt, desto dichter sollt ihr zueinander zu einem Einigen Ganzen
rücken. Wenn dies nicht geschieht, so werdet ihr diese Linie nicht
passieren, die vor euch gestellt ist. Sie ist dafür berechnet, dass nur
Leute, die sich miteinander zu einem Einigen Ganzen vereinigen, sie
werden passieren können.
121. Das sind andere
Qualitäten des Menschen – die geistigen und die seelischen ... Das ist
ein anderes Bewusstsein von ihm, das sind andere Kennzeichnungen. Aber
dieser Übergang ist nur für solche Menschen errechnet, die sich
miteinander zu Einer Familie vereinigen werden.
122. Wenn ihr dies tun
werdet und genau auf dem Weg der Entwicklung entlanggeht, der
Verbesserung von diesen Qualitäten - werdet ihr diese Linie passieren.
Wenn nicht – werdet ihr steckenbleiben, ihr werdet nicht imstande sein,
sie zu passieren.
123. Und ihr beginnt
steckenzubleiben, denn durch die Müdigkeit, (der ihr erlaubt, sich in
euch allmählich durch irgendwelche unpassenden Einstellungen und
Forderungen an eure Nächsten zu entwickeln), erzeugt ihr die
Entfremdung und beginnt immer mehr, sie zwischen euch wie so ein
Zäunlein zu befestigen, wie ein Wändchen zwischen euch. Das aber ist
nicht gut.»
124. «Lehrer, und bezieht sich das nicht nur auf den Witz? Zum Beispiel, andere Handlungen des Nächsten gefallen mir auch nicht ...»
125. «Das ist
unbedeutend. Wenn euch auch etwas an den Handlungen der Nächsten
verwirrt, versucht zu verstehen. Äußert keine Ansprüche und bemüht euch
nicht, ihn anzuklagen, sondern versucht, durch milde gute Fragen zu
verstehen, was in diesem Witz gut ist, und wirklich zu verstehen, was
euch verwirrt.
126. Ob ein Witz oder
eine Handlung – etwas hat euch doch verwirrt? So versucht zu verstehen,
was eben euch verwirren konnte. Fragt bei euren Nächsten nach, versucht
zu verstehen, was Gutes eben darin war von dem, was getan wurde. Und
weiter wird euch klar, ob eure Besorgnis passt oder nicht.
127. Aber lieber
besprechen. Denn nach irgendeiner bestimmten Handlung können bei euch
unterschiedliche Bilder sein. Bei einem Menschen assoziiert ihr das
ausgesprochene Wort mit etwas bei weitem mehr Gutherzigem, als zum
Beispiel bei euch; bei irgendwem - mit demselben.
128. Das heißt, jemand
hatte früher eine kompliziertere Lebenserfahrung, schwierigere Folgen
von irgendwelchen Umständen, die aber eben mit demselben Wort verbunden
sind. Darum, nachdem ihr dasselbe Wort ausgesprochen habt, dasselbe
Bild geäußert habt, könnt ihr unterschiedliche Empfindungen erleben.
Jemand hat leichte Empfindungen, ein anderer sehr schwierige.
129. Und hier schon
wird nicht das Wort die Hauptrolle spielen. Es kann durchaus normal
sein. Aber eure eigene Erfahrung bricht es einfach (kaleidoskopisch)
sehr eigenartig und zwingt eure Gefühlswelt zur Angst. Und schon hier
müsst ihr an euch arbeiten, nicht aber der Mensch, der dieses Bild
ausgesprochen hatte. Aber es kann auch sein, dass auch das Bild selbst
etwas grob ist.
130. Seid besonders
dort vorsichtig, wo ihr heilige Sakramente berührt, etwas, was mit
euren heiligen Themen, mit dem für euch Teuersten verbunden ist. Hier
seid mit Witzen sehr vorsichtig, denn wenn sie an und für sich selbst
grob sind, so können sie eure Gefühlswelt heftig durcheinander bringen.
Sie können euch stark hindern, euch richtig zu bewegen, denn diese
Seite soll für euch fein sein.
131. Wenn ihr durch
einen Ausdruck das Lächeln hervorrufen wollt, so soll dieser sehr gut
sein, er soll diesen feinen Zustand nicht zerstören. Aber wenn ihr
beginnen werdet, sehr viel zu scherzen, wird sich dies in etwas
Einfaches, Graues verwandeln. Dann wird auch eure ganze Feinsinnigkeit
weggehen, der Kontakt wird beginnen zu zerfallen, eure Welt wird
beginnen, gröber zu werden.»
132. «Lehrer, mein
Sohn ist vier Jahre alt. Die Situation ist so ... Eine Schwester kommt
zu Besuch, und sie beginnen zu spielen. Plötzlich bemerkt er ihre
üppige Brust und fragt: ‹Und darf ich berühren?› Nach kurzer Überlegung
sagt sie: ‹Nun ja, du darfst.› Sie spielen weiter. Nach einer Weile:
‹Und darf ich nochmal berühren?› Hier zögert sie und sagt: ‹Nun
sicherlich nicht.› Danach betrachteten wir diese Frage im Pädagogischen
Rat, und es gab zwei Meinungen ...»
133. «Vier Jahre?»
134. «Vier Jahre.»
135. «Macht nichts», lachte der Lehrer, und nach Ihm lachten auch alle Zuhörer auf.
136. «Das ist das
Alter, wo man auf alles neugierig ist, alles ist interessant. Zumal
das, was man selbst nicht hat; es ist sehr interessant zu berühren und
zu empfinden.
137. Das heißt, für
das Kind ist es sehr wichtig, etwas anzurühren und zu schmecken ...
Diese Empfindungen spielen für es eine große Rolle. Man soll darin
nicht sofort etwas Schamhaftes sehen.
138. Hier aber seid
dann vorsichtig ... Denn dort, wo 4 sind, können auch 34 erscheinen.
Diese Erlaubnis erstreckt sich nicht so breit», lachte der Lehrer
wieder auf.
139. «Lehrer! Ich
möchte noch etwas bezüglich Witzen präzisieren ... Wenn ein Witz mir
etwas grob zu sein scheint, aber ich verstehe deutlich, dass er etwas
von meiner Unreinheit berührt (hohe Selbsteinschätzung oder sonst
etwas), soll ich sowieso mit diesem Menschen über die mögliche Grobheit
dieses Witzes sprechen?»
140. «Nein, wenn du
sicher weißt, dass er vor allem nur deine hohe Selbsteinschätzung
berührt, und grundsätzlich du in den gesagten Worten nichts Falsches
siehst, dann ist es nicht unbedingt nötig zu reden. Lass ihn auch
weiterhin ebenso scherzen.»
141. «Und wenn sein grober (wie ich finde) Witz das Unreine in meinem Inneren berührt?»
142. «Und wie wirst du
bestimmen, ob der Witz grob oder nicht ist? Wenn du sicher weißt, dass
es wirklich ein grober Witz ist. Zum Beispiel hast du schon versucht,
dieses Thema irgendwie zu berühren, oder hast nicht nur du dies
betrachtet, sondern andere Brüder in ihren Gesprächen, und ihr seid
letztendlich zu einem Einigen Verständnis gekommen (das Einige
Verstehen ist das, wozu ihr stets streben müsst im Bezug auf viele
Handlungen), so bemüht euch, nicht auf diese Weise zu scherzen.
143. Und plötzlich
scherzt einer von deinen Brüdern so. Wenn du sicher weißt, dass dies
grob war, - wirst du natürlich darauf wie auf etwas nicht Gutes
reagieren, und es wird für dich schwer sein zu verstehen, ob etwas
nicht Gutes oder Gutes in deinem Innern erschienen ist. Denn
grundsätzlich solltest du auf das Grobe mit einer Unzufriedenheit
reagieren.»
144. «Verstanden. Und wenn der Witz nicht besprochen wurde und es kein Einiges Verstehen gab? ...»
145. «Dann musst du
verstehen, ob der Witz überhaupt grob ist, oder ob er nicht grob ist.
Und dann schon weiter sehen, was in deinem Inneren für ein Nachhall
entstand.
146. Wenn es wirklich
ein normaler Witz war – dann regierte bei dir etwas nicht Normales,
falls eine Unzufriedenheit hervorgerufen wurde. Wenn dies aber ein
grober Witz war, dann solltest du dich natürlich im Inneren entrüsten.»
147. «Meine Tochter
ist 14 Jahre alt. Ihr Freund ist 27 Jahre alt. Er ist ein Anhänger. Er
hat sehr ernste Gefühle zu ihr, ich habe mit ihm gesprochen, er ist
bereit, sie schon jetzt zu heiraten. Aber sie ist sich mit ihren
Gefühlen noch nicht klar geworden, und sie verspürte keine riesige
Liebe. Sie sind einfach befreundet, sie verhalten sich sehr gut
zueinander. Mich aber beunruhigt, dass sie sich umarmen und auf die
Lippen küssen. Ich meine, das sei nicht so gut ...»
148. «Ja, so darf man es nicht machen. So darf man es nicht tun.»
149. «Und ich weiß nicht, wie ich mit ihm sprechen soll.»
150. «Zumal wenn auch
die Frau das noch nicht verstanden hat, darf man so etwas nicht tun. Es
ist nicht erwünscht, es in diesem Rahmen zuzulassen, sonst werden wir
gezwungen sein, eine öffentliche Prügelstrafe für den Mann
einzurichten, wie für einen Schelm», lächelte der Lehrer.
151. «Wie soll ich mit ihm reden?»
152. «Nun ..., dass
wir uns treffen können, er kann den Riemen abbekommen», lachte der
Lehrer wieder auf. «Möge er vorsichtig sein. So darf man es nicht
überspannen. Er ist in diesem Fall verantwortlich. Befreundet heißt
eben befreundet, das soll einfach ein Kommunizieren sein. Nur
Kommunizieren.»
153. «Lehrer! Gestern
kam Ljuba zur Versammlung und sprach von einem neuen Waschmittel. Und
es wurde bemerkt, dass, wenn jemand danach (nach dieser Information)
gewöhnliches Waschmittel benutzen wird, so bedeutet das eine
Übertretung bis hin zur Aussiedlung aus der Stadt ...»
154. «Nun, Ich habe
eigentlich nicht erlaubt, unökologische Waschmittel zu benutzen. Wenn
ihr sie benutzt, habt ihr eigentlich begonnen, Mich zu belügen.
155. Denn ihr lebt
unter Umständen, wo ihr Bäche benutzt und dorthinein noch chemisches
Abwasser von diesen Waschmitteln schüttet. Nun, ihr habt völlig den
Kopf verloren!
156. Und was sie sagte
... sagte sie über das Waschmittel, welches man für umweltfreundlich
hält. Es ist in dieser Beziehung wirklich besser.
157. Und über den
Auszug ... sie hat darüber natürlich vorschnell gesprochen. Das habe
Ich nicht gesagt, und Ich habe auch nicht darum gebeten, so etwas zu
sagen. Das hat sie selbst gesagt, sie wurde zu hitzig.
158. Aber natürlich,
das gewöhnliche Waschmittel in der Stadt zu benutzen ist wirklich nicht
erwünscht. Obwohl ihr immer mehr das benutzt, was man nicht
umweltfreundlich nennen kann. Und in Wirklichkeit beziehen wir uns
nicht direkt auf die umweltfreundliche Ökopolis, denn wir haben
Verschmutzung.
159. Aber wir leben
ein wenig in einem anderen Rhythmus. Nicht nur Losungen sollen bei uns
sein, sondern es soll eine reale Möglichkeit sein, eine andere
Gesellschaft zu bauen. Aber seid vorsichtig. Wenn irgendwelche
Ausnahmen auch zulässig sein können, so mögen sie eben auch Ausnahmen
bleiben.»
160. «Und chemische Mittel, die wir zu technischen Zwecken benutzen? Zum Beispiel Alkali ...»
161. «Es kommt eben
darauf an. Eine Sache ist es – als Ausnahme. Und dann – was habt ihr
dafür getan, um dies nicht zu benutzen? Ob ihr etwas dafür tut? Wenn
dies als Unvermeidlichkeit bleibt und ihr dies braucht – nun gut.
162. Eben darum sage
Ich: Wir bauen ein wenig in einem anderen Flussbett, nicht nur auf
bloßen Losungen. Hier muss man sehr viel tun, und ihr sollt es
schaffen, bis zu einer bestimmten Zeit Vieles zu tun.
163. Deshalb ist man
gezwungen, bestimmte Maßnahmen als Unvermeidlichkeit zu treffen. Aber
hier entsteht schon weiter die Frage – inwiefern schafft ihr diese
Unvermeidlichkeit sogar selbst?»
164. «Lehrer, darf man denn „Bjelisna“ benutzen?» (Ein Chlor enthaltendes Wasch- und Putzmittel. - Anm. d. Übers.)
165. «Ihr müsst den
chemischen Inhalt beachten – inwieweit ist es diesbezüglich günstig,
dass ihr das danach in den Boden ausgießen werdet. Ihr werdet nämlich
von ihm essen und Wasser trinken.
166. Das ganze Wasser
bei euch ist solcher Art, dass alles, was ihr auf die Erde gießt, in
alles, was ihr danach fürs Trinken und Kochen verwendet, hineingelangen
wird.
167. So hängt jetzt
von euch sehr vieles ab, und ihr sollt verstehen, was ihr benutzt und
wofür ihr es benutzt. Das heißt, werdet euch darüber klar, ihr habt
nämlich einen Kopf.
168. Ihr könnt die
nötige Information über alles, was ihr kauft, erlangen – inwieweit dies
danach unter die Füße zu gießen ist. Ihr könnt nicht irgendwohin
weggehen und es abgießen, ihr werdet es unter eure Füße gießen und
werdet danach davon etwas zu essen nehmen. So, was gießt ihr dorthin
ab?»
169. «Lehrer, ich
werde das vorherige Thema fortsetzen. Habe ich Dich richtig verstanden,
dass, wenn ich mich an die Älteste in der Küche mit der Bitte wende,
mir einen Nachschlag zu geben, und sie antwortet mir: ‹Platze nicht.›
So soll ich einfach nicht reagieren?»
170. «Nun, du kannst
antworten. Wenn du nicht platzen wirst, kannst du sagen: ‹Nein,
vermutlich werde ich nicht platzen,›» sagte der Lehrer unter dem
Gelächter der Zuhörer.
171. «Ist so eine Antwort in Ordnung, ja?»
172. «Nun, natürlich.»
173. «Danke.»
174. «Das heißt, in
jedem Fall sollt ihr bei euch nie eine Kränkung zulassen. Das in jedem
Fall. Und weiter – zusätzlich etwas präzisieren ...»
175. «Lehrer, habe ich
das richtig verstanden bezüglich des Waschmittels? Ich benutze Mittel
der Firma „Amway“. In Wirklichkeit darf man dieses Mittel sogar
trinken, von „Lok“ blühen die Blumen auf ... Darf man sich also mit
diesem Marketing-Netzwerk beschäftigen, um den Umweltschutz zu
unterstützen?»
176. «Wenn dies die
Unvermeidlichkeit ist ... wenn ihr etwas braucht, was man nur dort
bekommen kann und was zu den nötigen Umständen wirklich passt, -
natürlich könnt ihr dies nehmen. Aber wir zielen nicht darauf ab, das
Marketing zu unterstützen.
177. Wenn nötig –
kauft es. Wo dies auch wäre, wenn ihr es kaufen könnt und ihr dies
braucht - so bitte. Wo dies sich auch befinden mag und wer dies auch
verkaufen möge – kauft es.»
178. «Lehrer, ich habe
eine Frage über das Bauen in der Stadt. Ich habe irgendein altes Bild
(in mir), dass eine Behausung der Platz ist, wohin wir zum Essen und
zum Schlafen kommen. Relativ gesehen soll er nicht groß sein. Doch die
Werkstatt soll groß sein.
179. In der Stadt sind
sehr große Gebäude, lange andauernde Bauten angelegt, und die Männer
arbeiten daran während einer langen Zeit. Vielleicht wäre es besser, in
irgendeiner zeitbegrenzten Behausung zu siedeln.»
180. «Es ist in
Ordnung, dass man ein Haus baut, das etwas größer ist. Denn ihr müsst
bereit sein, auch noch Gäste zu empfangen, nicht wenige können in eure
Stadt kommen. Und bei euch sollen gute Verhältnisse dafür geschaffen
werden.
181. Also werden wir
hier keine schnell gebauten kleinen Hüttchen herstellen. Das wird nicht
gebraucht. Es ist in Ordnung, gute Häuser zu bauen.
182. Aber hier muss
man schon sehen, wie es gegebenenfalls von euch betrachtet wird,
inwieweit ihr imstande seid, dies in einem günstigen Zeitraum zu tun,
oder man beginnt, ein Haus im Laufe von Jahrzehnten zu bauen (natürlich
ist das etwas nicht ganz Passendes für unseren Wohnsitz).
183. Aber wir werden
dies aufs Neue betrachten. Ich denke, wir werden das von einem ein
wenig anderen Blickwinkel betrachten, wir werden versuchen, andere
Technologien zu verwenden ... wir werden dieses Thema jetzt ein weinig
anders lösen. Ich denke, dies wird den Bau beschleunigen und wird euer
weiteres Leben erleichtern.»
184. «Wenn es möglich
ist, werde ich wieder zu den Fragen der Küche zurückkehren. Alle Männer
essen jetzt viel weniger und sie kommen jetzt in kleinen Gruppen auf
den Berg, deswegen wurde es möglich, eine etwas größere Auswahl an
Gerichten zuzulassen. Ist das für sie nicht eine künstliche
Vergrößerung der Essensmenge?»
185. «Es ist
unmöglich, auf solche Weise den Umfang der Speise künstlich zu
vergrößern. Denn alles kommt darauf an, wie der Mensch selbst isst. ES
kann vieles auf dem Tisch sein, aber niemand verpflichtet ihn, viel
davon zu essen. Jemand möchte ein Gericht, ein anderer möchte ein
anderes Gericht ... Und sie können einfach jeder ein Gericht essen,
aber ein unterschiedliches, nicht aber so, wie wenn sie gar keine
Auswahl haben.
186. Ich sage das vor
allem für diejenigen, die essen, nicht aber für diejenigen, die kochen.
Eben der Essende hat nämlich die Gefährdung, nicht aber der Koch.
Obwohl man in allem den Koch für schuldig hält, wenn man etwa sagt:
‹Der schrecklichste Henker ist der gute Koch.› Nun, das ist bloß die
List eines schwachen Magens», lächelte der Lehrer.
187. «Das ist alles, machen wir Schluss. Ich wünsche euch Glück. Lernt, gut zu essen.» Der Lehrer lachte mit allen auf.
188. «Und wollen wir
uns etwas aufmerksamer zum Leben verhalten. Vielleicht scheint euch
etwas von dem, was jetzt vorzukommen beginnt, streng zu sein. Seid aber
aufmerksam. Ihr lasst bei euch, wie früher, einige Fehler, sehr
furchtbare Fehler, zu, aber aus irgendwelchen Gründen bemüht ihr euch,
sie nicht zu bemerken.
189. Hier geschieht
wenig, wovon der Lehrer nichts weiß. Sehr wenig! Darum seid vorsichtig,
kämpft nicht mit dem Lehrer. Seid sofort bezüglich all jener Emotionen,
die bei euch entstehen, aufmerksam, auch bezüglich Gedanken, die sich
weiter nach euren geäußerten Emotionen entfalten.
190. Hier muss man
vieles abwägen, nicht nur eure eigenen Interessen. Man muss bei weitem
breiter sehen (nicht so wie ihr seht). Deshalb ist es nötig,
irgendwelche Anstrengungen anzusetzen, die eure Wünsche wirklich nicht
berücksichtigen können - sie berücksichtigen einfach den allgemeinen
Zustand.
191. Das heißt, dies
ist ein großes Ereignis, wo es unpassend sein wird, nur mit euren
eigenen Augen zu sehen. Man muss viele Ansichten vereinigen, damit dies
(soweit es in dieser komplizierten Situation möglich ist) für euch
jedoch günstig ist.
192. Aber es ist bis
jetzt noch nicht möglich, es so zu tun, damit alles günstig ist und ihr
alle dieses Günstige verspürt. Es gibt zu viele Kompliziertheiten.
Deshalb werden wir jetzt verschiedene Figürchen auf dem Schachbrett
verschieben ... Aber wir werden die Partie gewinnen müssen! Anders darf
es nicht sein! Wir müssen sie gewinnen.
193. Also ... mit dem
Glauben – vorwärts! Damit der heilige Glaube bei euch fester werde und
ihr gegenüber Zweifeln, Verwirrungen, Versuchungen, die bei euch leicht
entstehen, vorsichtig seid. Ihr erzeugt mit eigener Zunge soviel davon,
dass man verrückt werden kann.
194. Gut, dass ihr
noch auf dem bestimmten Niveau seid, welches das Verrücktwerden nicht
zulässt.» Der Lehrer lächelte. «Aber wenn sich jemand beim weiteren
Vorwärtsgehen herauslösen wird, wird er verrückt, nachdem er all dies
gesehen haben wird. Darum wollen wir füreinander nicht solche
gefährlichen Momente schaffen.
195. Das ist alles. Bis zum (nächsten) Treffen! Noch einmal Glück euch!»
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