Vadim 4

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  Kapitel 14  

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Gespräche über Kunst

1. Am 22. April 1994 traf Moskau den Menschensohn bei einem Gespräch im engen Kreis jener, die schon lange mit der Wahrheit in Berührung gekommen waren und sie bereits erreichten. Und dieser "enge Kreis" war ein mit eineinhalbtausend Menschen gefüllter Saal.

2. Und der Lehrer verkündete unter dem Gesagten: "Vor dem Weg des großartigen Emporstrebens stehen auf einer wunderbaren Ebene Pforten. Sie sind die einzigen, man kann sie von verschiedenen Seiten umgehen. Sie sind geöffnet.

3. Man kann viel über diese Pforten diskutieren - doch Ich sage euch die Wahrheit - um die Pforten zu durchschreiten, bedarf es eurer Fähigkeit zur Demut.

4. Nur wenn ihr diese Pforten durchquert, ist euer Aufstieg möglich.

5. Denn von diesen Pforten aus führt ein erstaunlicher Pfad zu wunderbaren Höhen. Er ist jedoch nicht zu sehen.

6. Doch man muss die Pforten passieren. Und jeder, der nicht hindurchgehen möchte, sagt: 'Wo liegt der Unterschied? Ich kann auch weitergehen, ohne diese Pforten zu passieren - und werde genauso neben euch gehen.'

7. Natürlich könnt ihr dies auch tun. Und eure ersten Schritte werden auch so aussehen, als ginget ihr zum Licht.

8. Doch unsichtbar und unerbittlich werdet ihr vom Weg abkommen und die Zeit wird euch zu ein und denselben Pforten zurückführen.

9. Und solange der Mensch die Pforten der Demut nicht durchschreitet, wird der Glaube nie beginnen, solange kann man ihn nicht erlangen.

10. Ein demütiger Mensch - das ist jener, der deshalb glücklich ist, weil ihm von Gott das Leben gegeben worden ist.

11. Er weiß, dass er ein Blinder ist. Er weiß, dass er unwissend ist, dass er vorerst zu nichts fähig ist. Na und?! Das Leben ist von Gott gegeben worden. Und der Mensch erinnert sich, dass der Vater großartige Taten von ihm erwartet!

12. Doch wenn ihr euch auf eure Unfähigkeit stützt und oft über euren Kummer und euer Unglück redet - so seid ihr jenem Unglücklichen ähnlich, der sein Haus auf Sand gebaut hat.

13. Es reicht, wenn ein Regen beginnt und der Wind weht - dann stürzt das Haus ein. Dieser Sturz wird gewaltig sein.

14. Euch wurde jedoch gesagt, dass man das Haus auf Stein bauen muss. Und dieses Haus wird allen Unwettern standhalten.

15. Euer Stein aber - das ist die Fähigkeit, sich auf das Bestreben zu stützen.

16. Eure Wahrheit - das ist euer Bestreben, das zu verwirklichen, was von Gott vor euch eröffnet wird.

17. Vereint euch vollständiger mit der Wahrheit. Vereint euch vollständiger mit Jenem, Der zu euch gekommen ist mit der Kraft Seines Vaters! Gedenkt Seines Namens!

18. Einst wurde euch gesagt: Wer Meinen Namen anruft, wird gerettet werden!

19. Denkt an Mich in schweren Momenten, ruft Meinen Namen an, vereinigt eure Seele mit Mir, und eine immense Kraft wird in euch sein!"


20. In Moskau wohnten die Reisenden bei Viktor und Irina. Diese hatten vor mehr als zwei Jahren als erste die Tür ihres Hauses vor dem Menschensohn geöffnet.

21. Damals waren bei Viktor, dem Hausherrn, Nachrichten eingetroffenen, dass der Prophet aus Sibirien danach strebe, in der Taiga eine Kirche der Einheitlichen Religion zu schaffen, worauf er Ihn nach Moskau eingeladen hatte.

22. Und Viktor wollte in der Verwirklichung eigener Absichten, die, nach seiner Meinung, für das Leben Russlands rettend sein sollten, unter seiner Führung all jene versammeln, die versuchten, die Wahrheit mit sich zu tragen, mit was für Namen sich ein solcher Träger auch selbst benennen möge.

23. Viktor war Kunstmaler, der die Welt des Kosmos erkennen wollte, die Welt des großartigen Schöpfers. Die Basis seiner Weltanschauung waren der Hinduismus, sowie die Werke von H. Blavatsky und E. Roerich.

24. Oftmals versuchte er, Vissarion Ratschläge zu geben, in der Annahme, dass das reifere Alter und die große philosophische Erfahrung ihm gestatten würden, das zu tun.

25. Vissarion hörte demütig zu, den Kopf gesenkt.


26. Vadim, der nicht nur einmal Viktors Verständnis der Welt mit angehört hatte, verstand es so, dass sein Hauptbestreben der Schaffung eines Tempels (Kirche - Anm. d. Übers.) der Einheit der Religionen galt. In diesem Tempel sollten alle Religionen miteinander existieren können, einander annehmen und ein einheitliches Gebet sprechen, das in sich alle grundlegenden Motive und Mantren der Hochreligionen einschließt.

27. Doch er hatte die grundlegenden Wahrheiten, die heute von Vissarion gebracht wurden und die bisher unbekannt waren, nicht angenommen. Denn sein Verstand war bereits mit viel Wissen gefüllt, das ihm teuer war. Sein Herz aber zog es zum Menschensohn.

28. Was aber stärker sein würde - das Herz oder der Verstand, der nicht wünschte, mit der nicht geringen Erfahrung und dem menschlichen Wunsch zu brechen, die Handlungen der Wahrheit mit seinem Verständnis zu korrigieren - das würde nur die Zeit zeigen.

29. Irina aber, Viktors Frau, eine gutmütige, aufrichtige Frau, angefüllt mit mütterlicher Fürsorge, zog es nicht nur von ganzem Herzen zum Lehrer, sondern sie nahm Ihn auch als Gottes Sohn an und liebte Ihn.


30. Und mit dem Lehrer weilten vor dem weiten Weg Wladimir, Alexander aus Sachalin, Wladimir der Jakute und Vadim in diesem Haus.

31. Oft kam auch Maria zu ihnen, die sich sehr um die Ausstellung der Einreisegenehmigungen nach Israel bemühte.


32. In den Tagen vor der Abfahrt fanden viele Zusammentreffen mit jenen statt, die sich nach dem Wort der Wahrheit sehnten.

33. Aus St. Petersburg kam Nikolai, um dem Lehrer Fragen über die Kunst und Kultur zu stellen für die erste Ausgabe einer neuen Zeitung, die die Anhänger der Vollziehung in der nördlichen russischen Hauptstadt herausgeben wollten.

34. Und der Menschensohn sagte im Gespräch mit Nikolai: "Wahrhaftig Ich sage euch, dass jene Errungenschaften der Kunst und Kultur, die auf dieser Erde in der wunderbaren Epoche der Wiedergeburt entstanden, natürlich sehr wundervoll sind, doch das ist sehr wenig.

35. Euch erwartet viel mehr auf der Grundlage des großartigen geistigen Höhenfluges, wie es euch von Gott geboten wurde. Die Harmonie zwischen Geistigkeit und Kultur müsst ihr jetzt bereits erreichen.

36. Doch zuerst denkt daran: Es steht bevor, in der Seele geboren zu werden."

37. Nikolai sagte: "Doch wenn der Mensch die Feder oder den Pinsel nimmt, weiß er ja nicht, ob er in der Seele geboren ist, er schafft, weil er nicht anders kann."

38. "Natürlich. Er nimmt bewusst den Pinsel, wenn er das Bedürfnis verspürt, seine Welt auszudrücken.

39. Doch bis zu diesem Strich erscheint er im Schoße der mütterlichen Wiege.

40. Und wenn die Mutter ihn mit ihrer geistigen Welt einhüllt, mit Liebe, Gebet, wenn sie ihn mit den ersten Schritten lehrt, den Glauben an Gott zu verstehen, so wird natürlich seine Entfaltung rechtzeitig beginnen.

41. Und wenn der Wunsch erscheint, den Pinsel in die Hand zu nehmen, so schafft er Erstaunliches und Einzigartiges, denn er wird schon vom Grunde her den wunderbaren Wohlgeruch von seiner Basis ausstrahlen, da er selbst keine vollkommenen Formen besitzt.

42. Das beginnt jetzt bei euch. Und da ihr bereits mit dem Pinsel arbeitet und gleichzeitig die Erreichung des Geistigen in Angriff nehmt, so wird vieles vorerst vermischt werden, manchmal unschön, doch trotzdem wird das Bestreben, das Geistige zu erreichen, mit der Zeit alles an seinen Platz stellen.

43. Und eure Kinder werden bereits im Schoße eurer geistigen Kräfte geboren werden, und alles wird wie es soll vonstatten gehen."


44. Nikolai fragte: "Was könntest Du aus dem hervorheben, was von der Menschheit bisher geschaffen wurde?"

45. "Geschaffen ... Fast nichts wurde bisher geschaffen. Der wunderbare geistige Schatz ist vorerst noch in euch verborgen, doch ihr seid berufen, ihn dem Universum zu offenbaren.

46. Das, was geschaffen wurde - das sind dürftige, sehr kärgliche Erscheinungen, das ist fast nichts", antwortete Vissarion.

47. "Was wird dann sein?!"

48. "Das ist es ja: was wird dann sein?!", lächelte Vissarion.


49. "Lehrer, das, was man traditionell unter Kultur versteht, kann man bedingt in drei Kategorien einteilen: die bildende, die musikalische und die Wortkunst. Worin besteht ihr Unterschied?"

50. "Das Hauptsächlichste in der Kunst kann man auf der Grundlage der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen zur Wahrnehmung der Umwelt bestimmen. Das sind das Gehör und das Sehvermögen.

51. Die Grundlage des Sehvermögens ist das, was der Mensch sieht, und das ist bereits die bildliche Kunst, für das Gehör ist es die Musik, die Melodie.

52. Das Wort als Poesie ist schon nicht mehr dieser eigentliche Ursprung wie Musik, denn die Menschen müssen lernen, sich miteinander mehr mit Handlungen zu verständigen, sprechen sollten sie wenig.

53. Noch mehr - die Musik seiner Seele ist das Werk seiner Hände, die Musik dessen, was er mit seinen Händen schuf, denn es wird klingen und man muss lernen, es zu hören."


54. "Was für eine Bestimmung wurde dem Kunstmaler von Gott gegeben?"

55. "Nicht zufällig sagte Leonardo zu seiner Zeit: 'Die Malerei ist die Königin der Künste'.

56. Sie ist wirklich die Königin, denn wenn ihr einen Menschen fragt: 'Was wählst du - das Gehör oder das Augenlicht?' - so wird er natürlich sagen: 'Das Augenlicht'.

57. Selbst wenn er nichts hört, bedeutet zu sehen für ihn viel mehr.

58. Denn wenn er die sichtbaren Gestalten exakt abbildet, so kann man von jedem Material, das die Hand des Künstlers berührt hat, das Flüstern der Vögel hören, Musik - jeden Ton, den der auf dieser Oberfläche abgebildete Gegenstand ausstrahlt.

59. Durch die Hand des Menschen kann man alles übermitteln. Das ist ja das großartige Symbol der Schöpfung - die menschlichen Finger."


60. "Man möchte in die Zukunft sehen können. Was wird in sie übergehen?

61. Von Dir wurde gesagt: 'In der Vergangenheit gab es solche Einzelheiten der Laster, die ins Nichtssein gehen müssen, da dort ihr Platz ist.'

62. So wird dort wahrscheinlich fast die ganze Literatur verbleiben, denn in jedem großartigen Werk gibt es Beschreibungen blutiger Ereignisse?", fragte Nikolai.

63. "Das damit Verbundene wird in vielem aussterben. Alles Unbedeutende, ja auch Bedeutendes wird mit der Zeit aussterben.

64. Am Anfang kann irgendein Name ein großes Buch einnehmen, dann fließt dieser Name zu nur einem Kapitel über, dann geht er zu einigen Zeilen über, zur Erinnerung, dann zur Fußnote, und dann verschwindet er ganz. Diese Begriffe sind relativ. Natürlich wird alles verschwinden und Neues wird kommen.

65. Und das Vergehende zu bedauern, ist unsinnig - man muss nach vorn streben und Neues schaffen."


66. "Einst hast Du gesagt: 'Lest Märchen - in ihnen stecken große Weisheiten.' Doch schließlich gibt es in jedem Märchen auch alle möglichen Unreinheiten ..."

67. "Richtig! Doch deshalb habe Ich euch oft gesagt, dass ihr jetzt die Schöpfer eines neuen Märchens seid, welches ihr berufen seid mit euren Händen zu schaffen.

68. Ihr müsst die Gusli (Zupfinstrument - Anm. d. Übers.) nehmen und wunderbare Lieder singen können, doch neue, wo bereits kein Blutvergießen mehr ist, wo kein Leid mehr ist, denn das muss überhaupt aus dem Gedächtnis der Menschheit gelöscht werden."


69. Und Peter aus Woronesh kam zum Lehrer, und als er bei Vissarion vier Seiner Schüler sah, bat er um ein persönliches Treffen mit dem Lehrer ohne fremde Anwesenheit.

70. "Hast du etwas, was du vor deinen Brüdern geheim halten möchtest?

71. Wenn du Mir glaubst, komm herein, sprich offen!" sagte Vissarion zu Peter.

72. Peter kniete vor dem Lehrer nieder und erzählte von der Verwirrung seines Verstandes, vom Beben in seinem Herzen, denn er nahm nicht mit dem Bewusstsein, sondern mit dem Herzen an, dass Vissarion die Wahrheit in Fleisch und Blut sei.

73. Und er fühlte seine Geringfügigkeit und Nichtigkeit, und Unruhe bemächtigte sich seiner. Und indem er seine Nachlässigkeit erkannte, wünschte er, bei der Vollziehung zu sein und das Verkündete zu erfüllen. Peters Rede war gedrängt und stotternd ...

74. Leise und schnell, unerwartet für die Schüler, kniete Vissarion neben Peter nieder und umarmte ihn fest und lange. Tränen rannen aus Peters Augen.

75. "So sollen deine Worte und Taten sein! Geh voran!", sagte der Lehrer.


76. Und zum Lehrer kam eine Frau namens Natalija, die in Australien wohnte und die Wahrheit der heutigen Vollziehung angenommen hatte.

77. Mit Schmerz und Tränen erzählte sie über ihr Leben und bat um den Segen für das Überbringen der Frohen Botschaft auf dem fernen Kontinent. Und das Gewünschte wurde ihr gegeben ...


78. In diesen Tagen traf sich Vissarion mit dem Hauptregisseur des Theaters "Glass", mit dem Direktor dieses Theaters und mit deren geistigen Führer - dem orthodoxen Geistlichen Georgij.

79. Dem Regisseur und der Direktorin fiel es leicht, dem Lehrer zuzuhören, denn ihre Herzen waren Seiner Stimme gegenüber offen und nicht von religiösen Traditionen belastet.

80. Und der Lehrer sagte über die Schauspielerarbeit, dass der Mensch lernen solle, sein eigenes Leben zu leben, und nicht danach streben solle, ein fremdes Leben zu erreichen ohne das Seine erkannt zu haben.

81. Der Pater Georgij aber kam schwer mit seinen widersprüchlichen Gefühlen zurecht, denn in vielem unterscheidet sich die orthodoxe Tradition von dem von Vissarion Gesagten und Geschriebenen.

82. Und er wollte überzeugende Argumente auf seine Fragen hören. Er hoffte sehr, dass es gelingen würde, ihn zu überzeugen, denn ihm gefielen die Offenheit und der Mut des Menschensohnes. Doch es ist schwer, den Verstand zu überzeugen, solange das Herz sich nicht sehnt.

83. Und sie luden Vissarion ins Theater ein zur Premiere eines Schauspiels, damit Er Sein Wort nach Ende der Premiere an die Zuschauer und Schauspieler richten könne.

84. Der Lehrer dankte für die Einladung und sagte, dass Er möglicherweise ins Theater komme, doch wenn irgendwo sich die Hand eines Hilfesuchenden ausstrecke, so gehe Er dorthin, wo man Seine Hilfe mehr benötige ...


85. Und zum Menschensohn kamen Feodor, der Bischof der autokephalen orthodoxen Kirche, und der Hieromonach Antonij zu einem lang erwarteten Treffen.

86. Einst in der Geschichte der orthodoxen Kirche hatte der autokephale Zweig seine Selbstständigkeit bekommen. Im Wunsch, die Reinheit des Glaubens zu bewahren, nahm er nicht an der Politik und ähnlichen staatlichen Tätigkeiten teil ...

87. Und die Ankömmlinge umarmten Vissarion und freuten sich über die Begegnung.

88. Feodor war bereits mit dem Buch "Das Wort von Vissarion" bekannt und sagte, dass von den Seiten dieses Buches die Wahrheit klinge.

89. Und Feodor hatte eine Vision im Geiste, wo er den Willen Gottes erblickte: gemeinsam mit Vissarion am Tag des Einzugs des Herrn in Jerusalem einen feierlichen Gottesdienst abzuhalten und die Salbung Vissarions als heiligen Propheten Gottes vorzunehmen.

90. "Wir erwarten Euch morgen, am Feiertag, in unserer bescheidenen Kirche", sagte Feodor.

91. Und der Menschensohn antwortete, dass, wenn dies der Wille Gottes sei, Er kommen werde.

92. Der Bischof aber freute sich und nannte diesen Tag einen großartigen. "Heute wird am Himmel ein großes Sakrament vollzogen: Der Einzug des Herrn in das Himmlische Jerusalem", sagte Feodor, als er den Menschensohn verließ.