Pjotr Mamonov: Gerechtigkeit ist das Böse. Ein absolut teuflischer Begriff.
Pjotr Mamonov gibt selten Interviews, er erscheint auch selten in der Gesellschaft. Und schade: er ist nicht nur ein hervorragender Charakterschauspieler, nicht nur ein vortrefflicher Musiker, sondern auch ein genialer christlicher Prediger.
Über Gerechtigkeit - Ein Heiliger aus alten Zeiten, der im VII Jahrhundert lebte, sagte: „Nenne Gott nicht Gott den 'Gerechten'. Er ist gütig.“ Liebe und Gerechtigkeit, so wie Heu und Feuer, können nicht in einer Seele zusammen existieren. Christus gründete doch keinen Rechtsstaat, obwohl er dies gekonnt hätte; er hat keine gerechten Gesetze eingeführt...
Vissarion:
Was weiß der Mensch über das wahre Wesen der Gerechtigkeit? Der Anfang der Suche nach einer gewissen Gerechtigkeit ging in der Anfangsperiode der Bildung des menschlichen Lebens vonstatten, und basierte ausschließlich auf egoistischen Manifestierungen.
Einen Egoisten beunruhigt es immer, dass das Vorteilhafte und von ihm Gewünschte in einem größeren Umfang oder einer besseren Qualität einem anderen zuteilwerden kann, oder dass dem anderen weniger Leiden zuteilwerden, als ihm selbst. Solch ein Verhalten gegenüber der Realität zeugt von einem offensichtlichen, kennzeichnenden Charakterzug desjenigen, der vorläufig noch nicht genügend zu den menschlichen Werten herangereift ist, um die Fähigkeit zu erwerben, eine normale Lebenstätigkeit zu führen!
Also, da der Mensch so eine psychologische Besonderheit hat, begann der Mensch auf ganz natürliche Weise, sich Maßnahmen verschiedener Art auszudenken, mit deren Hilfe er seinem Verständnis nach eine gewisse Gerechtigkeit erlangen könnte bei der Verteilung materieller Werte, als auch bei der Zuteilung von Bestrafungen.
Aber all diese ausgedachten Maßnahmen, die sich durch Bemühungen des Menschen selbst während der Geschichte der Lebenstätigkeit der gesamten Menschengesellschaft bis zur heutigen Zeit veränderten, basierten ausschließlich auf egoistischen Werten. Und es ist nicht wichtig, ob es sich um ein Gesetzbuch eines Stammes, eines Staates oder einer Religion handelt. Alles, was von einem einzelnen Menschen oder kollektiv im Bereich der Gesetze, welche die Handlungen und Pflichten der Menschen normierten, ausgedacht wurde, – was für die eine oder andere Kulturtradition kennzeichnend werden sollte, – ist eine natürliche Frucht gerade der egoistischen Besonderheiten der Menschen.
Und Egoismus ist immer eindeutig mit Begriffen wie Vorteil, Bequemlichkeit und Bedeutsamkeit verbunden!
Doch das Gesetz der Entwicklung der wahren Werte des Menschen setzt immer den Aufwand irgendwelcher Willensbemühungen zum Erwerb dessen voraus, was der Mensch vorläufig noch nicht hat und was er noch nicht einmal sieht. Und dieser Weg kann niemals als ein bequemer und vorteilhafter wahrgenommen werden!
Deshalb tragen auf ganz natürliche Weise die vom Menschen geschaffenen Gesetze – in der Regel – überhaupt nicht zur normalen Entwicklung seiner geistigen Werte bei, sondern sind nur berufen, egoistische Forderungen derjenigen, die sie geformt haben, zu befriedigen.
Und deswegen, weil der Mensch nichts über das wahre Wesen des Himmlischen Vaters wusste, begann er, Ihm egoistische Eigenschaften, die dem Menschen eigen sind, zuzuschreiben und von Ihm die Manifestierung jener bedingten Gerechtigkeit zu erwarten, die nur für die Lebenstätigkeit des Menschen, der sich zuerst noch zu entwickeln beginnt, kennzeichnend ist.
Das wahre Wesen von Gerechtigkeit verkörpert immer das Gesetz der Entwicklung!
Wo eine bestimmte Wechselwirkung irgendwelcher Erscheinungen eindeutig zu einer vollkommeneren Manifestation führt, was im Ganzen betrachtet auch die Harmonie der Welt des Seins genannt werden kann!
In der Harmonie geschieht nichts systemlos!
Alle Folgen irgendwelcher Erscheinungen werden letztendlich für das ganze Sein immer nützlich sein. Die Taten des Himmlischen Vaters sind ausschließlich gerecht!
Beeilt euch nicht, eure ausgedachten primitiven Vorstellungen über Gerechtigkeit mit der heiligen Gerechtigkeit gleichzustellen!