Den Anfang für diesen Artikel habe ich geschrieben, nachdem ich den eigentlichen Text zu schreiben begann. Die Notwendigkeit, dieses Thema zu berühren, sah ich schon im November, aber es war noch nicht gestattet – wenn ich es so ausdrücken darf – an dieses Thema heranzugehen. Anscheinend war ich ein wenig schneller als die Zeit (lächelt)
Und nun hat das neue Jahr begonnen. Von den ersten Tagen an verspürte ich eine offensichtliche Notwendigkeit und Bereitschaft, etwas äußerst Wichtiges noch einmal zu betonen, und dadurch eine gewisse besondere Markierung zu setzen. Bald nachdem ich den Artikel zu schreiben begann, sah ich, dass er besonders sein würde und dass es mir beim Berühren dieses Themas schwerer viel, ausgeglichen zu bleiben, weil bittere Emotionen und seelischer Schmerz sich intensiv zu zeigen begannen.
Weil dieses Thema, das eine besondere Betonung erfordert, jene lasterhafte Besonderheit betrifft, auf welcher die ganze große Vielfalt der Wildheit der menschlichen Äußerungen basiert. Diese Besonderheit ist nicht einfach wie eine gefährliche Krankheit, sondern sie gleicht einem riesigen Krebsgeschwür, das die Psyche der ganzen Menschheit angegriffen hat!
Und wenn man nicht die richtige Aufmerksamkeit auf dieses Thema richtet, so bleiben die Träume vom Wohlergehen nur bloße Träume. Kann man eine Linie ziehen, nach welcher der Glaube in seine eigene Kraft eindeutig zum Zugrundegehen führen wird? Das Vertrauen in die eigenen Kräfte und die anmaßende Selbstsicherheit beziehen sich auf den Glauben des Menschen daran, dass er ausreichend eigene Möglichkeiten hat, wobei es im ersten Fall im positiven Sinn gemeint ist - im zweiten Fall im negativen.
Was also ist die Ursache für die Entstehung solcher psychologischer Verhältnisse, dass der Mensch seine eigenen Möglichkeiten gefährlich überschätzt, wobei er diese Einschätzungen in beiden Fällen gleichermaßen aufrichtig machte?
Einst, in alten Zeiten, hörten die ersten Schüler die Belehrung “seid demütig”. Aber sie konnten sich überhaupt nicht vorstellen, welch ernstes und umfangreiches Thema sie durch diese kurze Belehrung damals berührt hatten. Ausführlicher konnte diese, wie auch viele andere ähnliche Belehrungen, in der dafür gegebenen Zeit nicht erläutert werden. Darum wurden diese Belehrungen, indem sie als gedruckte kurze Texte erhalten blieben, wärend Jahrhunderte auf ganz natürliche Weise mit mannigfaltigen Deutungen überlagert - mit richtigen, wie auch mit falschen - auf welche die Atheisten ironisch mit den Fingern zeigen, wobei sie nicht einmal ahnen, dass sie das kritisieren, was überhaupt keinen Bezug zur Wahrheit hat.
Der wesentliche Wert des Sakramentes der Demut ist ihre Bestimmung, das Gegengewicht zu all dem darzustellen, was der Mensch auf der Basis seiner egoistischen Selbstbehauptung zu offenbaren imstande ist! Und da die ursprünglich geformten egoistischen Besonderheiten des Menschen begannen, die führende Rolle in all seinen Lebensäußerungen zu spielen, so wurde auch das Thema Demut auf ganz natürliche Weise mit allen Lebensbemühungen des Menschen selbst verbunden. Wobei das Thema Demut nicht als ein gesondertes Kapitel in der Lehre des Letzten Testaments behandelt werden kann, denn die Lehre an sich ist die Lehre über die Demut.
Alles, was heute im Letzten Testament die Lebensäußerungen des Menschen betrifft, soll in der Regel dem Menschen helfen, entweder sich selbst zu vertrauen, oder aber seine Selbstsicherheit zu mäßigen, welche immer auf dem Streben nach egoistischer Selbstbehauptung der eigenen Bedeutsamkeit beruht. Sich im Leben zu behaupten - das heißt, seinen Platz des harmonischen Ausdrucks der eigenen optimalen Nützlichkeit für die Mitmenschen zu finden - das ist eine normale Erscheinung. Doch das Behaupten der eigenen Bedeutsamkeit unter den Mitmenschen ist ein Bestreben, das euch niemals erlaubt geistig zu reifen!
Aber all die gesellschaftlichen Institutionen der gesamten menschlichen Gesellschaft, die sich weiterhin bis in die Gegenwart erfolgreich behaupten, sind eindeutig mit der Lebensform der Menschengesellschaft auf der Basis der Grundsätze der Selbstbehauptung der eigenen Bedeutsamkeit verbunden!
Deshalb erkläre ich euch allen offen: Solange die euch allen vertraute Lebensgestaltung fortbesteht – und es gibt auf der ganzen Erde nur die eine Art – solange seid ihr zur Selbstvernichtung verurteilt! Und die Frage ist nicht einmal, ob es irgendeinen globalen Krieg geben wird, der imstande ist, eine globale Katastrophe hervorrufen. Die Frage kann nur lauten, wann wird das geschehen.
Die Entwicklung des technischen Niveaus der Menschheit kann man nicht anhalten. Aber bei den Verhältnissen des wahnwitzigen Strebens nach Selbstbehauptung der eigenen zwergenhaften Bedeutsamkeit, das dazu dienen soll, den Konkurrenten den eigenen Willen und die Torheit aufzuzwingen, wird eine solche Entwicklung unvermeidlich zur Katastrophe führen!
Die Errungenschaften des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sind nämlich in erster Linie gerade auf die Vervollkommnung der Zerstörungs- und Unterdrückungswerkzeuge ausgerichtet, und das tatsächliche Niveau dieser Werkzeuge bedroht schon jetzt die Existenz der menschlichen Rasse! Die gewohnten Versuche, irgendwelche Konflikte politisch oder ökonomisch zu regeln, das ist wie ein Spiel eines unkundigen Arztes, der bestenfalls eine schmerzstillende Tablette aussuchen kann, was die Krankheit selbst aber in keiner Weise heilt.
Der Anfang zur Rettung der Menschheit liegt im Verständnis, dass ausnahmslos alle Menschen auf der Erde Vertreter der einen Familie des Himmlischen Vaters sind! Dem gesunden Verständnis dieser einfachen Wahrheit kann nur ein primitives egoistisches Zur-Schau-Stellen des eigenen Auserwähltseins, der Einzigartigkeit, oder einer anderen wahnwitzigen Interpretation der eigenen vermeintlichen Bedeutsamkeit, im Wege stehen!
Alle Menschen auf der Erde sind gleichwertig!
Die Zeit ist gekommen, erwachsen zu werden, ihr Vertreter der jungen Menschenzivilisation, ansonsten erwartet großer Kummer euer unsinniges Treiben mit seinen lauten revolutionären und ähnlich sinnlosen Aufrufen! Schaut in die Augen der Menschen um euch herum. Gibt es unter ihnen denn viele echte Freunde, die - mit einem Lächeln - nicht danach streben, die Beziehungen zu euch als für sich vorteilhaft und bequem zu sehen?
Ihr bringt es sogar fertig, einsam zu sein, obwohl ihr Ehen gründet und kleine Kinder bekommt! Dabei möchte man doch so sehr allen die eigene Bedeutsamkeit beweisen, die eure Mitmenschen angeblich mit hartnäckiger Eigensinnigkeit und Bosheit nicht bemerken wollen.
Wahrhaftig sind all diejenigen unwissend, die in ihrer Blindheit behaupten, in der umgebenden Realität gäbe es Ungerechtigkeit!
Ihr könnt nicht normal miteinander befreundet sein und miteinander friedlichen Umgang haben allein aus dem Grunde, weil ihr euch voreinander fürchtet!
Diese Furcht begann sich ganz natürlich schon am Morgen des Beginns des Werdens der jungen menschlichen Zivilisation zu formen, weil der Charakter des Anfangs der Lebenstätigkeit des biologischen Organismus des Menschen, als auch des Organismus des Tieres, auf dem Naturprinzip des Überlebens des Stärkeren beruht. Aber in der Lebenstätigkeit des Menschen hat dieser Grundsatz wegen der Einzigartigkeit seiner Gefühlswelt unvermeidlich eine äußerst widernatürliche Form angenommen, weswegen sich der Mensch während der Jahrhunderte seiner Existenz aus diesem Zustand nicht befreien konnte, der nur für die Vertreter der Tierwelt kennzeichnend sein sollte, nicht aber für Vertreter der höheren Vernunft.
Nur dass der Mensch seiner Wirkung nach momentan noch bedeutend schlimmer ist, als die Wirkung eines Vertreters der Tierwelt! Weil kein Tier fähig ist, so viel Kummer und widernatürliche Gewalt hervorzurufen wie ein Mensch. Kein Tier ist fähig, auf dem Heimatplaneten derartig verheerende Auswirkungen in der Natur auszulösen!
Ihr nehmt eure Mitmenschen als möglichen Rivalen wahr und habt Angst davor, vor ihnen klein dazustehen, denn nicht ohne Grund versteht ihr, dass sie euch im Regelfall unbedingt auslachen und für sich vorteilhaft ausnutzen werden! Aber ihr versteht dabei nicht, dass die Befürchtungen eindeutig auch über eure Neigung sprechen, in ähnlichen Situationen ebenso zu reagieren.
Denkt daran, dass derjenige, der danach strebt, bedeutender als die ihn Umgebenden zu sein, unvermeidlich in sich eine lasterhafte Neigung entwickelt, diejenigen, deren Gedanken und Meinungen sich von seinen eigenen unterscheiden, verächtlich lächerlich zu machen und zu verurteilen. Und wenn ihr nicht mit einer wahrhaftigen Selbsterziehung eures Wesens beginnt, dann könnt ihr grundsätzlich nicht ein Volk, eine Familie werden. Dann könnt ihr nur den Zustand einer gewissen Ordnung wie früher mit gewaltsamen Eingriffen und, verzeiht mir diesen Ausdruck, mit Maulkörben beibehalten.
Dann aber seid ihr alle dem Untergang geweiht!
Wenn man einmal die bereits entstandenen spezifischen Organisationen, die als charakteristische Frucht auf Grund der Verhältnisse der ungesunden Gesellschaftentwicklung auf natürliche Weise entstanden sind, unbeachtet läßt, so soll man sich unbedingt darüber klar werden, dass man unter Demut eindeutig versteht, dass ihr euren Mitmenschen absolut nicht das aufdrängt, was ihr als etwas für sie Notwendiges vermutet...
So etwas ist nur unter Bedingungen der Erziehung kleiner Kinder zulässig, wobei es bei dem Maß des Aufdrängens natürlich auf die Weisheit der Eltern oder Erziehenden ankommt. Demut beinhaltet eindeutig, dass ihr keinerlei Bestreben, und sogar überhaupt keine Neigung habt, eure Klugheit, Autorität oder sonst irgendeinen ähnlichen Unfug euren Mitmenschen gegenüber zur Schau zu stellen!
Eine solche Zurschaustellung offenbart sich schon dann, wenn ihr euch bemüht, eure angebliche Bildung und vermeintliche Kompetenz in Situationen zu demonstrieren, wo sich keiner für eure Meinung interessiert. Demut beinhaltet eindeutig, dass ihr sogar absolut nicht dazu neigt, euch selbst in irgendeiner Weise als sozusagen Höherstehenden im Vergleich zu irgendeinem eurer Mitmenschen zu halten, geschweige denn zu versuchen, das mit Worten tatsächlich zu äußern!
Demut beinhaltet eindeutig, dass man absolut nicht dazu neigt, die gesellschaftliche Gruppe, der man angehört, als eine bessere unter ähnlichen Gesellschaftsformen anzusehen, und, was noch schlimmer und verlogener ist, als eine von Gott erwählte!
Der Himmlische Vater wird nie irgendeine Gruppe aus dem Kreis aller Seiner Kinder hervorheben, weil dies immer verhängnisvoll sein wird! Und ja, natürlich beinhaltet Demut eindeutig, dass diejenigen, die sich als an den Großen Gott Glaubende bezeichnen, absolut nicht dazu neigen, ihre angeblich richtigere Auslegung der Wahrheit Gottes irgendwie zur Schau zu stellen. Denn eine Erläuterung richtig abzugeben ist nur unter der Bedingung zulässig, wenn euer Nächster, indem er eure Taten bemerkt, von sich aus wünscht, euch darüber zu befragen!
Mehr noch: Ein demütiger Mensch begreift sehr wohl, dass ein Anderer, der die heiligen Sakramente anders versteht, durchaus ein vollkommeneres Verständnis haben kann. Dabei ist sich der Demütige auch sehr wohl dessen bewusst, dass, wenn er selbst aufgrund seiner möglichen Armseligkeit seines Verstandes nicht der gleichen Meinung sein kann, dass es gottgefällig sein wird, seinem vorherigen Glauben weiter treu zu bleiben.
Nur die Zeit kann helfen, das Göttliche richtiger zu erkennen, niemals aber der kurzzeitige emotionale egoistische Eifer eines selbstbewussten Besserwissers! Bei der Bewertung der Handlungen eurer Mitmenschen, vor allem, wenn diese Handlungen euren Erkenntnissen widersprechen, neigt ihr meistens dazu, darin eine Art der Äußerung zu sehen, die charakteristisch ist für jemanden, der Schaden bringt.
Wenn ihr aber in euch die Neigung bewahrt, in den Handlungen eurer Mitmenschen feindliche Äußerungen zu sehen, dann bedeutet das, dass man auch geneigt sein wird, euch selbst als Feind zu betrachten. Ein Konflikt zwischen Feinden provoziert Krieg!
Deswegen, wenn ihr in euch die Neigung bewahrt, in Handlungen eurer Mitmenschen sofort feindselige Äußerungen zu sehen, dann seid gerade ihr eine der realen Ursachen, die den Beginn eines kriegerischen Wahnsinns aktiv nähren!
Das Bestreben, seine Bedeutsamkeit zu behaupten, zeigt sich in fast jeder Kleinigkeit des Lebens, im Alltag und in familiären Beziehungen, sowie auch in öffentlicher Tätigkeit, wo der Mensch mit jeder Bestätigung seines Erfolgs noch mehr dazu neigt, stolz auf seine Leistungen zu sein. Aber gerade diese Art eures Strebens nach lasterhafter Selbstbehauptung zwingt euch unvermeidlich und eindeutig dazu, in der Person des Nächsten einen Rivalen und Konkurrenten zu sehen! Und Rivalen können grundsätzlich keine Freunde sein! Deshalb klingt doch die Stimme eines jeden Menschen wie die Stimme eines Rufers in der Wüste!
Um euch herum gibt es viele Mitmenschen, ihr aber seid einsam!
Zu den oben erwähnten konkreten charakteristischen Besonderheiten der Demut könnten noch viele andere aufgezählt werden. Aber dieser Aufruf wurde nicht zu diesem Zweck geschrieben, denn sonst müsste man das ganze Letzte Testament neu verfassen, in dem schon seit mehr als zwanzig Jahren eine ausreichende Fülle konkreter Belehrungen niedergeschrieben wurde.
Dieser Aufruf entstand aufgrund eines akuten Bedürfnisses, der lebensnotwendigen maximalen Konzentration eurer Aufmerksamkeit bezüglich der Erkenntnis des Sakraments der Demut Nachdruck zu verleihen! Ohne praktisches Erkennen der Demut ist es sinnlos, über Fortschritte in der geistigen Entwicklung zu sprechen! Und eine Besonderheit der Demut ist die, dass keiner das Recht hat, seine Mitmenschen Demut mittels dafür bewußt zu Lehrzwecken vorbereiteter Versuchungen zu lehren!
Abschließend möchte ich noch etwas hinzufügen, nämlich dass Demut eindeutig voraussetzt, dass ihr bezüglich des ganzen Geschehens um euch herum absolut nicht empört sein dürft, in erster Linie nicht bezüglich der Taten eurer Mitmenschen!
Eure Mitmenschen können in euch aufgrund ihrer Nachlässigkeit durchaus bittere Gefühle hervorrufen, aber ihr sollt euch nicht erlauben, sie zu verurteilen oder zu beschimpfen, sondern ihr sollt versuchen, die entstehenden Probleme durch vernünftige und gerechte Methoden zu lösen.
Friede sei mit euch allen!