Festtagswort vom 14. Januar 2013 (erzählt von Vadim)

Vierzehnter Januar. Weihnachten, ein warmer sonniger Tag nach dem Frostwetter, das eineinhalb Monate angedauert hatte.

Zwei Liturgieprozessionen trafen im Tal der Verschmelzung zusammen: die eine kam vom Altar der Erde herunter (vom traditionellen Aufstieg), die andere kam hoch zum Tal der Verschmelzung vom Zentrum der Stätte der Morgenröte aus, veranstaltet für diejenigen, die nicht imstande waren, zum Altar der Erde hochzusteigen. Zwei Ströme von Gläubigen füllten das Tal um vierzehn Uhr.

Bald erschien der Lehrer vor denen, die Ihn erwarteten. Er nahm Platz in dem Zedernsessel unter der schlanken, kräftigen Zeder. Und Er war das Wort:

„Guten Tag, liebe Freunde! Aus irgendeinem Grund ist auch irgendwie das Wetter gut. Könnte man nur wissen, wozu das... Ich bin froh, euch zu sehen.

Es ist ein weiteres Jahr vergangen. Das Leben geht weiter, indem es verschiedenartige Aufgaben, Prüfungen bereitet. Nun, es scheint, dass ihr euch haltet. Seid sogar bis hierher gekommen.

Die Prüfungen werden natürlich nicht aufhören. Solange ihr lebt, ist es nötig zu lernen, immer zu lernen, so, wie es Lenin gesagt hat. (Die Worte des Lehrers wurden mit gemeinsamem Lachen der Anwesenden begrüßt).

Man möchte, dass ihr auch weiterhin in solcher Art fröhlicher, lustiger Stimmung alle möglichen Hindernisse, die jeden von euch erwarten, überwindet.

Vor allem muss man richtig gestimmt sein. Wie schwierig sie (die Hindernisse, Anm.d.Ü) auch sein mögen, vor jedem stehen gerade solche, die für eure Möglichkeiten und Kräfte berechnet sind. Gerade für die euren. Und wenn ihr versuchen werdet, alles richtig zu machen, werdet ihr siegen.

Und nicht nur versuchen, es einfach richtig zu machen, sondern sich bemühen – das ist wichtig. Nicht immer könnt ihr es wissen und die eigenen Entscheidungen richtig einschätzen. Aber die Bemühung, die Bemühung, wie man möglichst die eigenen Schritte besser machen kann – das ist das Allerwichtigste.

Nun, jetzt beenden wir traditionsgemäß mit der Verschmelzung und dem Gebet unsere Zeit der Zeitlosigkeit und beginnen etwas Neues, das schon auf euch wartet. Nun, es wird auf eure fröhlichen Blicke, eurer Lächeln und auf euren Siege zukommen.

Und ihr werdet mit Schweigen all das abwerfen, was ihr während dieser Zeit, und besonders während der Zeit der Zeitlosigkeit, in euch als das Unwichtige erkannt habt, als das, von dem es wünschenswert wäre, sich zu lösen, dem eine Absage zu erteilen, wo es wünschenswert wäre, das alles zu vergessen, damit es in der Vergangenheit bleibt und nicht mit euch auf die für euch nächstfolgende Stufe kommt.

Ihr werdet jetzt ganz allein bei euch all das bemerken und abwerfen, damit ihr, während ihr zur nächsten euch erwartenden Periode übergeht, mit einer neuen Bereitschaft weitergeht, mit einer Bereitschaft, um nicht die Fehler zu wiederholen, die ihr schon in gewissem Maße ganz gut erkannt habt. Und die neuen Siege werden zum Symbol der neuen Zeit werden, und ihr werdet die Herrlichkeit Gottes in noch größerem Maße durch eure Taten vermehren.

Nur durch Taten. Nur durch Taten!...

Ihr beginnt das schon immer mehr und mehr gut zu verstehen. Nicht durch Worte, die aus eurem Munde kommen darüber, was für Gläubige ihr doch seid, und darüber, wie sehr ihr Gott liebt, wie sehr ihr Ihn rühmen möchtet. Nicht mit solchen Worten kann man seinen Lebensweg wahrhaft begehen. Das alles ist nur Schein, das ist etwas Zusätzliches, wie Schmuck am Tannenbaum.

Doch der Tannenbaum ist da... Einerseits natürlich bringt ihr zum Fest die gefällte Tanne. Aber man kann auch eine lebendige Tanne, die weiter am Leben bleibt, und die das Wesentliche darstellt, schmücken.

Ähnlich auch in eurem Leben... Das Wesen eurer Entwicklung – das sind eure Beziehungen untereinander, das ist euer Verhalten gegenüber der euch umgebenden Welt, der gesamten Realität, dem ganzen Weltall. Wie ihr dies aufnehmt, wie ihr auf eine jede Handlung, die in eurer Umgebung geschieht, reagiert - gerade diese Arbeit nämlich ist der Kern der geistigen Entwicklung.

Und weiter, wenn ihr dazu noch etwas zur Herrlichkeit Gottes singt - wunderbar, ihr schmückt damit zusätzlich das Grundsätzliche, ohne dem der Schmuck sinnlos wäre, ohne dieses Grundsätzliche.

Wenn ihr nicht durch eure Taten, durch die wirklichen, rechtschaffenen Taten, demütig, bescheiden, strebsam und hingebungsvoll Gott verherrlicht, indem ihr bei jedem Male bereit seid, eine Heldentat zu vollbringen, wobei ihr euch besiegt - wenn das alles nicht getan wird, werden die übrigen Rituale nicht schön erscheinen.

Gerade damit sind alle Heuchler beschäftigt, die viel über Glauben sprechen, überall geben sie darüber öffentlich Erklärungen ab, aber in ihrem Tun unterscheiden sie sich durch nichts von denjenigen, denen sie lauthals etwas Höheres kundtun möchten.

Durch Taten, nur durch Taten!...

Denn das lernt ihr jetzt. Deshalb muss alle Aufmerksamkeit, euer ganzer Blick nur darauf gerichtet sein, wie macht ihr denn eure Sachen im Leben, was erschafft ihr, wie begegnet ihr den Nächsten, wie reagiert ihr auf deren Taten, die durch sie um euch herum und auf euch hin geschehen. Wie solltet ihr auf den ein oder anderen Schritt seitens der Nächsten, der für euch unangenehm sein könnte, reagieren, wie werdet ihr das aufnehmen, und was werdet ihr unternehmen, um richtig reagieren zu können.

Also, diese Aufgabe steht euch bevor zu lösen, noch lange, sehr lange.

Ihr legt die Grundlage. Den endgültigen Sieg werdet ihr noch nicht erlangen; ihn werden eure Kinder erlangen. Aber ihr beginnt bereits, ernsthafte Veränderungen zu verwirklichen, Änderungen, die niemals verwirklicht wurden.

Denn die Schule des Lebens wurde noch nicht im erforderlichen, vollen Maße geöffnet. Es wurden einige Türen in Richtung der geistigen Welt ein wenig geöffnet, indem ihr oberflächlich bekannt gemacht wurdet mit etwas, was von Gott ausging.

Während ihr oberflächlich damit in Berührung gekommen seid, habt ihr natürlich unvermeidlich viel Eigenes dazugedacht, und jenes auch als das von Gott Ausgehende bezeichnet. Durch dieses Eigene habt ihr euch geteilt, habt viele Dummheiten gemacht, und jetzt behauptet ihr, dies alles sei die Wahrheit. Das hat zur Wahrheit keinen Bezug.

Die Wahrheit vereint. Sie teilt die Menschen nicht, sie ist für alle Menschen gleichermaßen gegeben, und sie kann nur vereinen.

Die Fähigkeit, die Umgebung auf richtige Weise betrachten zu können, das ist ein Zeichen der Weisheit, von geistiger Reife. Das lernt ihr.

Ich wünsche sehr, dass ihr möglichst mehr und aktiver das alles in eurem Leben in die Tat umsetzt, damit ihr schon darauf schauen und sagen könnt: „Ja, es war interessant, wir haben viel geschafft“.

Vielleicht ist das im Prinzip wenig, aber ihr kennt ja nicht das ganze Ausmaß dessen, was zu tun ist, deshalb ist es doch angebracht zu denken, es sei vieles geschafft.

Nun, jetzt aber schreiten wir zur nächsten Stufe, zum neuen Jahr, wo ihr euch bemühen müsst, es würdig zu leben. Aber es wird immer interessanter, das neue Jahr. Immer interessanter. Je tiefer im Wald, desto eifriger die Partisanen, ja? (Das Lächeln des Lehrers wurde mit allgemeinem Gelächter begrüßt). Leider werden diese `Partisanen´ ringsum womöglich sehr viele, irgendwie halten sie es gar nicht demütig aus, sie toben immer mehr und mehr.

Aber das ist nicht schlimm. Alle haben ihr eigenes Spiel. Jeder hat seine Rolle, die er entsprechend seinen Möglichkeiten spielt.

Bei geringen Möglichkeiten – geringe Taten, und da darf auf keinen Fall mehr vom Menschen gefordert werden. Es hängt alles von seinen Möglichkeiten ab.

Genau deswegen darf man natürlich niemals jemanden verurteilen. Alle machen es ja entsprechend ihren Kräften. Deshalb schaut vor allem auf euch selbst, bemüht euch, euer Eigenes maximal gut zu tun.“

Nach einer kleinen Pause sagte der Lehrer: „Und jetzt…“ und schloss die Augen etwas. Die Verschmelzung begann - das Geheimnis des Übergangs.

„Frohes Fest! Ich wünsche euch Glück, viel Freude! Bis zum nächsten Treffen“, sagte der Lehrer und lächelte. Er stand langsam auf, während Er von Gläubigen beglückwünscht wurde... Er segnete das Brot, das zum Geburtstag gebracht worden war.

Nach dem Wort und nach dem Sakrament der Verschmelzung und des Übergangs erschienen zwei winterliche Regenbögen über der Wohnstätte...

Als der Lehrer nach dem Sakrament nach Hause ging, teilte Er Vadim mit, dass Er eine sehr starke Wirkung in den Augen verspürt hatte, als Er sich den Gläubigen im Tal der Verschmelzung zuwandte, woraufhin viele Tränen flossen. Wenn die Worte zum Fest auch herausfordernd und scherzhaft waren, so flossen doch Tränen über Seine Wangen...