Vadim 4

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  Kapitel 22  

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Übernachtung bei Beduinen ~ Aufstieg zum Berg Sinai

1. Der neue Tag schenkte eine Reise nach Elat, einer Stadt am Roten Meer, an der Grenze zu Ägypten gelegen.

2. Der Blick und die Gedanken der Reisenden waren auf den Sinai gerichtet, den großartigen Berg, wo vom Herrn das Alte Testament hinterlegt worden war.

3. Nach Elat führte ein langer Weg entlang des Toten Meeres, der eingebettet in die alte Geschichte war, von der noch die Erinnerung an Sodom und Gomorrha verblieben war - Städte, die durch den Zorn Gottes zerstört worden waren.

4. Nach der Ankunft in Elat beschlossen die Reisenden unter freiem Himmel zu übernachten, am Ufer des Meeres, das den Winter nicht kannte.

5. Sie hielten an einem unbewohnten Platz, wo man das Rauschen der Brandung hörte, nicht weit von der Grenze zu Ägypten entfernt.

6. Und vor ihrem Auge erschien das Zelt eines Beduinen mit einem offenen frontalen Vordach und einer bunten Innenausstattung.

7. Vor dem Zelt brannte ein kleines Feuer und ein schöner, stiller Esel war angebunden.

8. Für ein geringes Entgelt ließ der lächelnde Hausherr die Reisenden unter sein Dach.

9. An dem wunderbaren Abend, der gefüllt war mit Sternen, dem leisen Flüstern der Wellen und dem Lachen der Reisenden und des Beduinen, fand im Zelt ein festliches Abendmahl statt.

10. Und der Beduine wunderte sich über die nächtlichen Gäste und sagte: "Ihr seid wie wir: Ihr lebt dort, wo euch die Nacht einholt und teilt euer Brot mit denen, die bei euch sind!"

11. Und der Beduine lieh Julia und Maria Kleider, die mit den Mustern seines Volkes verziert waren, und er tanzte mit ihnen und sang Lieder.

12. Der Menschensohn aber lächelte breit, als Er den Tanzenden zuschaute ...


13. Der neue Morgen weckte die Reisenden aus einem festen Schlaf für den bebenden Weg zum großartigen Gipfel.

14. Die Passkontrolle an beiden Grenzen, der israelischen und der ägyptischen, nahm nicht wenig Zeit in Anspruch und zwang die Wanderer, das Ausfüllen von eintönigen Dokumenten zu trainieren.

15. Die Eine Erde ist auf einem kleinen Stück von ihr in zwei Grenzen mit bewaffneten Menschen geteilt. Ringsum aber der Himmel, das Meer, die Sonne, das Weltall! Wie viel Unverständliches hat sich der Mensch ausgedacht ...


16. Weiter ging die Reise in zwei Taxis mit jungen arabischen Fahrern, die nur wenig Englisch verstanden.

17. Die gelb-purpurrote Bergwüste erstaunte die Reisenden mit ihren Farben und ihrer Gewaltigkeit.

18. Erstaunliche Berge mit seltsamen Formen erschienen am Weg.

19. Wind und Sonne waren die gewaltigen Schöpfer, die diese Werke geschaffen hatten, die mit ihren Mustern und Verschlingungen an die arabische Schrift erinnerten.

20. Unterwegs machte man einmal Halt. In der Wüste stand ein einsames Kaffeehaus und daneben war ein kleiner Markt.

21. Wladimir der Jakute kaufte sich eine kleine, doch klangstarke afrikanische Trommel.

22. Ein Afrikaner, der erfahren hatte, dass der Mensch im roten Gewand Vissarion sei, ein Lehrer aus Russland, der den Menschen die Wahrheit bringe, sagte, dass ein ihm bekannter Schwede ihm von dem Propheten aus Sibirien erzählt habe, der den Menschen den Weg zur Erlösung verkünde.

23. "Nun ist dieser Mensch in die Wüste gereist, um mich zu sehen", sagte der Afrikaner und nahm mit Freude die "Kleine Krume aus dem Wort von Vissarion", in englischer Sprache herausgegeben, in seine Hände.


24. Und erneut der Weg durch das steinige Arabien.

25. Das Auto hielt in einem Vorort des griechisch-orthodoxen Klosters der Heiligen Katharina, weiter ging der Weg nicht, danach begann der Pfad des Aufstiegs.

26. Das Kloster richtete sich vor den Reisenden als gewaltige Anlage auf, die weder von der Zeit noch von menschlichen Händen berührt worden war.

27. Um das Kloster warteten Kamele und ihre Eigentümer, die bestrebt waren, mit dem Reitunternehmen Geld zu erwerben.

28. Und der Lehrer sagte zu Seinen Begleitern, dass man schnell aufsteigen müsse, damit man bis zur Dunkelheit wieder in die Ebene zurückkehren könne.

29. Den Frauen sagte Er, dass, wenn eine von ihnen zurückbliebe, es besser wäre, zum Kloster zurückzukehren und dort die Fortgehenden zu erwarten.

30. Der Aufstieg war zielstrebig. Erstaunliche Bilder von arabischen Bergen und Tälern erfüllten die Herzen der Wanderer mit Entzücken und Freude.

31. Der Wegführer, der die Wanderer zum Gipfel führen wollte, blieb schnell zurück und ging mit den Frauen: Valentina aus Medwedkowo, Maria und Ljubow aus Krasnodar.

32. Mit dem Lehrer aber, nach Ihm schreitend, stiegen Wladimir der Jakute, Alexander aus Sachalin, Wladimir und Vadim zum Gipfel. Walerij aber begann zurückzubleiben.

33. Und den Aufsteigenden half die klingende Stimme der afrikanischen Trommel, die sich freudig den Händen von Wladimir dem Jakuten unterwarf.

34. Beim Hinaufsteigen sagte der Lehrer den Ihm Folgenden, dass die Heiligen Brüder bei ihnen seien und im Geist mit den Wanderern gingen.

35. Und das vom Lehrer Gesagte gab den Aufsteigenden gewaltige Kraft, und ihre Füße kannten an diesem Tag keine Müdigkeit.

36. Und den Wanderern begegneten drei müde, kraftlos rastende Menschen.

37. Und die erschöpften Aufsteiger baten die Ankommenden um Wasser. Und ihnen wurde Wasser dagelassen.

38. "Ein gutes Zeichen", sagte der Lehrer, "jenen, die um Wasser baten, wurde gegeben."


39. Und dann der Gipfel und eine kleine Kirche an diesem Ort, wo das Testament Gottes auf steinernen Tafeln festgehalten worden war.

40. Der Lehrer betrat mit den Schülern die Kirche. Der Tempel war von Licht erfüllt, das durch die oberen Fenster drang, es gab keine Kerzen und es roch nach Weihrauch und Wohlgerüchen.

41. Am Altar las ein junger Mann, ein Grieche, die Schrift.

42. Die Aufmerksamkeit der im Tempel Anwesenden wandte sich schnell den Eintretenden zu.

43. Eine griechische Frau, die an einem Stand unter Fresken saß, die das Leben Jesu darstellten, fragte: "Welchen Glauben habt ihr?"

44. "Den Einheitlichen Glauben", war die Antwort.

45. "Unser Glaube", erklärte die Frau, "unterscheidet sich von den anderen dadurch, dass er auf dem Glauben an die Dreieinigkeit aufbaut: ein Gott, doch drei verschiedene Gesichter - der Vater, der Sohn und der Heilige Geist."

46. "Ein wahrhaft Gläubiger ist, wer die Gebote der Liebe einhält", antwortete Vissarion.

47. "Einverstanden, so ist es", nickte die Frau mit dem Kopf.


48. In das Gespräch schaltete sich ein grauhaariger, ausgemergelter Grieche mittleren Alters mit einem Wanderstab in der Hand ein: "Wir glauben alle an den Einen Gott."

49. "Und weshalb dann so viele Bezeichnungen?", fragte der Lehrer.

50. Der Grieche antwortete nicht, fragte aber interessiert: "Wie alt ist eure Tradition, wie lange existiert sie schon?"

51. "Sie beginnt jetzt und wird für immer sein", sagte Vissarion.

52. "Das heißt, das ist eine neue Religion?", fragte der graue Grieche.

53. "Sie hat keine Vergangenheit?", fragte die Frau.

54. "Ihre Vergangenheit - ist der Beginn des Seins, die vielen Namen hat sich der blinde Mensch ausgedacht."


55. "Unsere Religion wurde nicht vom Menschen erdacht. Sie baut darauf auf, dass sich der Sohn Gottes geopfert hat", sagte die Frau.

56. "Darauf baut sich der Glaube aller Christen auf.

57. Doch wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen.

58. Wenn ein Glaube mit sich selbst uneins wird, kann er nicht bestehen."

59. "Vielleicht können Sie außerhalb der Kirche ein Wort sagen, es ist sehr interessant, was Sie sagen" schlug der Mann mit dem Stab vor.

60. "Ich bin bereit", erwiderte der Lehrer.


61. Der Grieche betrachtete den ungewöhnlichen Menschen mit ungeniertem Interesse und wandte sich an die Schüler: "Wer ist das? Euer Anführer?"

62. "Das ist - das Wort Gottes!", war die Antwort.

63. "Wenn das die Wahrheit ist, so sind wir bereit, an Sie zu glauben", sagte der Grieche lauter als gewöhnlich und fragte wieder: "Wer aber ist Er? Ist Er euer Prophet?"

64. "Das ist unser Lehrer. Er hat die Wahrheit gebracht, Die für alle gleich ist", erwiderte Walerij, der mit den Fragenden auf Englisch sprach.

65. "Wie heißt Er?", fragte die Frau.

66. "Vissarion", war die Antwort.


67. Ein kurzes Schweigen trat ein. Der Lehrer sagte: "Ich bin bereit, hier das zu verkünden, was der Vater verkündet. Danach bin Ich bereit, außerhalb der Mauern der Kirche auf jede Frage zu antworten, die gestellt wird."

68. Die Schüler und der Grieche gingen, um die Menschen in die Kirche einzuladen, damit die Sehnsüchtigen das rettende Wort hören könnten.

69. Der Lehrer ging zum Ikonostas, bedeckte Sein Gesicht mit den Handflächen und betete zum Vater.

70. Ein Glockenklang verkündete den feierlichen Augenblick und begleitete das Gebet des Lehrers.

71. Als Vissarion das Gebet beendet hatte und sich zu den Gotteskindern umwandte, damit sie dem Wort der Wahrheit zuhörten, traten Nonnen ein und sagten streng und warnend: "Wir sind die Eigentümer des Schlüssels dieser Kirche. Dieser Tempel gehört der orthodoxen Kirche. Und wir müssen jetzt die Tür der Kirche schließen. Wenn Sie ein Wort sagen möchten, so gehen Sie auf die Straße!"

72. Der Lehrer stand und senkte den Kopf.

73. Die Nonnen begannen, laut zur Preisung Christi zu singen, während sie sich um Vissarion herum bewegten und mit dem Kreuzzeichen und einer Verbeugung vor dem Antlitz des Menschensohnes, das am Ikonostas abgebildet war, innehielten.

74. "Kinder Gottes ...", sagte Vissarion.

75. "Wir müssen die Kirche schließen", wandten sich die Nonnen gereizt an Ihn.

76. "Nach dem Willen Gottes ...", fuhr der Lehrer fort.

77. In der Kirche wurde es laut.

78. Einer der Männer aus den Reihen der orthodox Gläubigen trat entschlossen zu Vissarion: "Wir werden zuhören, doch draußen. Das ist eine orthodoxe Kirche, in ihr darf man sich nicht aufhalten. Ist das klar? Wenn Euch das nicht klar ist, erkläre ich das auf andere Weise!"

79. Die Kirche begann, sich mit Gereiztheit und Zorn zu füllen.

80. Und die Gläubigen drängten den Lehrer und die Schüler aus der Kirche.

81. Bald erschien an ihrer Tür ein Vorhängeschloss.

82. Später würde der Lehrer sagen: "Sie haben Mir ein Schloss vorgehängt und den Schlüssel verloren."


83. Der Lehrer stieg auf die steinerne Treppe, die sich beim Tempel befand und wünschte, den unverständigen Kindern das Wort des Vaters zu bringen.

84. Und die Menge lärmte und stritt untereinander, wobei die einen sagten: "Er soll reden", die anderen aber dagegen waren.

85. Es gab auch Touristen, die neugierig das Geschehen von der Seite beobachteten und den Menschen, dessentwegen es so viel Streit gab, anhören wollten.

86. Der Mann mit dem Stab, der dem Lehrer vorgeschlagen hatte, das Wort zu sagen, sagte: "Vielleicht stellen Sie sich vor - wer sind Sie, und woher kommen Sie?"

87. Walerij stand auf einer etwas niedrigeren Stufe als der Lehrer und übersetzte die Fragen an Ihn ins Russische, und, was der Menschensohn sagte, ins Englische.

88. "Ich bin zu euch aus Russland gekommen, Ich bin nach dem Willen Gottes gekommen, um euch Seinen Willen zu verkünden.

89. Ihr aber habt, obwohl ihr Mich nicht kennt, die Tür des Tempels vor Mir verschlossen.

90. Ihr habt euch die Kühnheit herausgenommen, über das zu urteilen, was euch unbekannt ist.

91. So hört denn, was euch der Herr gebietet."

92. "Entschuldigen Sie, ich möchte Sie unterbrechen. Es geht darum, dass die Kirche dem orthodoxen christlichen Glauben gehört", sagte einer der Zuhörer.

93. Der Lehrer entgegnete streng: "Das Haus Gottes gehört einzig und allein Gott.

94. Und wenn ein Blinder sich anmaßt, die Tür vor einem Kind Gottes zu verschließen, so Leid ihm, denn der Staub erwartet ihn."

95. Murren ging durch die Zuhörer.


96. "Jetzt aber hört weiter", fuhr der Lehrer fort.

97. "Heutzutage schließt sich ein gewaltiger Zeitkreis, seit einst, vor dreitausend Jahren, der großartige Vorfahre Moses hier das Gesetz für die Menschen verkündet hat.

98. Die Menschen haben diese Gesetze angenommen. Doch wahrlich, Ich sage euch: Niemand von euch hat sie erfüllt.

99. Weshalb heute die Zeit gekommen ist, wo man euch das letzte Wort auferlegen wird, das richtende Wort, und mit diesem Wort die Gesetzlosigkeit auf der Erde beenden wird.

100. Ihr redet viel über euren Glauben, wobei jeder seinen Glauben als den richtigeren heraushebt.

101. Einst aber wurde euch gesagt: Wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen ..."

102. "Warum denn, wenn es ein gutes Fundament besitzt - so bleibt es bestehen", rief einer der Gläubigen.

103. Wie groß war das Unwissen des Redenden! Hat Jesus wirklich einen Fehler gemacht, als Er dieses Gebot gab?!

104. "Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen", fuhr der Lehrer fort.

105. "Weshalb, wenn der Glaube mit sich selbst uneins wird, er nicht bestehen kann.

106. Von jetzt an müsst ihr auch den wahren Glauben kennen lernen, denn ein Gläubiger ist vor allem jener, der eine unendliche Liebe zu seinem Nächsten erreicht hat.

107. Ihr wisst, dass sich ein Teilchen Gottes in jedem Menschen befindet.

108. Wenn es also in eurem Leben auch nur einen Menschen gibt, dem gegenüber ihr Entrüstung empfindet - so empfindet ihr Entrüstung gegen Gott. Und das bedeutet, ihr dürft es nicht wagen, euch Gläubige zu nennen ..."


109. "Warum beschuldigen Sie uns, Sie kennen uns doch gar nicht?", sagte jemand laut und unterbrach so das Wort.

110. Der Lehrer fuhr streng fort: "Weshalb Ich euch wahrhaft sage, im Namen des lebendigen Gottes, Ich bin zu euch gekommen von dem Mich Aussendenden, um die Zeit des Jüngsten Gerichts zu verkünden.

111. Und einen Scheidestrich zwischen euch zu ziehen und euch in Weizen und Unkraut zu teilen.

112. Damit ihr von jetzt an die Herrlichkeit Gottes erkennt.

113. Und wahrlich, Ich sage euch: Leid jenem, der sich von der Stimme Gottes abwendet.

114. Ihr habt gehört und ihr hört. Und dass ihr später nicht sagt: 'Wir haben nichts vernommen.' Möge sich der Wille Gottes an euch vollziehen. Amen."

115. "Amen", sagten die Schüler.


116. "Jetzt bin Ich bereit, auf jede eurer Fragen zu antworten", sagte der Lehrer.

117. "Wie Sie wissen, sind die meisten von uns Orthodoxe, wie auch bei euch in Russland. Sind Sie also gekommen, um uns zu erinnern und zu beschuldigen, dass wir Sünder sind?

118. Wenn Sie einen anderen Glauben haben, wie können Sie sich dann an uns wenden?", fragte der Grieche.

119. "Ich komme zu euch nicht von Menschen, Ich komme zu euch von Meinem Vater!", sagte der Sohn Gottes.

120. "Wer ist Ihr Vater?"

121. "Jener, Der euch das Leben gab!", antwortete der Lehrer.


122. "Ich möchte Sie fragen, was denken Sie in Zusammenhang mit Jesus Christus?", fragte die Griechin den Lehrer.

123. "Er war, ist und wird ewig sein."

124. "In welcher Eigenschaft wird Er existieren? Als Sohn Gottes?"

125. "Er ist das lebendige Wort Gottes!"

126. "Das heißt, Er ist nicht Gottes Sohn?"

127. "Genau das ist Gottes Sohn, wie auch jeder von euch!"


128. Und die Griechin, die als erste ein Gespräch mit dem Lehrer in der Kirche begonnen hatte, sagte: "Sie sagen nichts Neues. Alles, was Sie sagen, ist wunderbar. Doch das ist ja gerade ein Teil unserer Religion. Doch wir können nicht irgendeinen anderen Sohn Gottes annehmen."

129. "Ich habe zu euch von der Liebe gesprochen, die ihr nicht erfüllt habt.

130. Wenn die Liebe nicht erfüllt ist, so wagt es nicht, euch Gläubige zu nennen.

131. Denn, wahrlich, Ich sage euch, auf der Erde gibt es jetzt keinen Glauben", sagte Vissarion.


132. "Könnten Sie nicht heute zum Kloster der Heiligen Katharina hinabsteigen und gemeinsam mit uns mit einem der Geistlichen sprechen?", schlug der Mann mit dem Stab vor.

133. "Mit Vergnügen würde Ich mit jedem Menschen sprechen, wenn er es wünscht, mit Mir zu sprechen", antwortete der Lehrer.

134. "Könnten Sie nicht morgen in Kairo auf dem Platz vor den Leuten auftreten?", fragte der Grieche mit dem Stab.

135. "Morgen stehen bereits Treffen in Tel Aviv und Jerusalem auf dem Programm."

136. "Wählen Sie jene Länder aus, in denen es keinerlei Folgen hat?"

137. "In Israel zu sprechen - das ist das Schwierigste. Das, was ihr hier hört, würde man dort nicht zulassen!", antwortete Vissarion.

138. Viele nickten einverstanden mit dem Kopf, denn das war unbestreitbar.


139. Zu dieser Zeit waren die Nonnen bereits gegangen, nachdem sie sich vor dem Sohn Gottes einige Male bekreuzigt und nervös aufgelacht hatten.

140. "So sind Sie einverstanden, im Kloster der Heiligen Katharina aufzutreten?", fragte der Mann mit dem Stab.

141. "Wann?", fragte der Lehrer.

142. "Heute, in ein bis zwei Stunden, abhängig davon, wie viel Zeit für den Abstieg vom Berg benötigt wird."

143. "Dann gehen wir", sagte der Lehrer entschlossen.


144. "Wie alt sind Sie?", erklang die letzte Frage auf dem Gipfel des Sinai.

145. Und von vielen wurde die Antwort gehört: "Dreiunddreißig."


146. Unter den Zuhörern des wahren Wortes war ein Mensch, dem die Gabe der Sprache versagt war.

147. Als man den Lehrer aus dem Tempel vertrieben und an die Tür des Gotteshauses ein Schloss gehängt hatte, erbebte dieser Mensch vor echter Begeisterung als er Vissarion sah und fragte Vadim, der in der Nähe war, mit Zeichen: "Woher kommt ihr, aus welcher Stadt?"

148. Vadim, der erklärte, dass alle von verschiedenen Orten kämen und von einem Lehrer vereint seien, gab dem Stummen ein Buch mit einem Foto von Vissarion.

149. Der Mann sah auf die Fotografie, dann auf den nicht weit entfernt stehenden Lehrer und drückte das Buch an seine Brust. Und von seinen stummen Lippen löste sich ein kurzer, freudiger Ausruf.