Vadim 4

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  Kapitel 36  

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Runder Tisch mit Ludmilla Nikischina und Vertretern der Orthodoxie

1. Bald nach diesem traurigen Gespräch, nachdem ein neuer Artikel über Vissarion und die Gemeinschaft erschienen war, organisierte Ludmilla einen "Runden Tisch" im Fernsehen. Als Vertreter der orthodoxen Kirche waren eingeladen: der örtliche Geistliche Pater Dimitrij und der Vorsteher der Sonntagsschule des Walaamsker Klosters, Hieromonach Prokopij. Die Gemeinschaft des Einheitlichen Glaubens war durch Sergej den Ältesten und Vadim vertreten. An dem Treffen nahm ebenfalls der Arzt und Psychotherapeut Andrej Lokotosch teil.

2. Ludmilla Nikischina leitete die Übertragung und beobachtete die Duelle, nahm auch oftmals an ihnen teil und war bestrebt, mit jedem ihrer nächsten Schritte Vissarion bloßzustellen.

3. Der "Runde Tisch" wurde heiß, überfüllt von den Emotionen der Redner, die eifrig ihren Glauben verteidigten.

4. Vier der Teilnehmer an der Übertragung versuchten durch die anderen zwei, Vadim und Sergej, Vissarion der Lüge und Eigennützigkeit zu bezichtigen.

5. Der Wunsch, den Sohn Gottes zu stürzen, reichte bis zur offenen Falschaussage aus dem Munde der orthodoxen Geistlichen.

6. Am Ende des Gesprächs luden die Schüler Christi die Kirchendiener ein, unmittelbar mit Vissarion zu sprechen, ohne unwürdige Lügen und Gerüchte zu sammeln.


7. Und der Hieromonach Prokopij kam an einem der Tage Anfang August 1994 zum Menschensohn. Und es fand ein langes Gespräch statt.

8. Und Prokopij sprach lange über die alten Schriften und über weit zurückliegende Ereignisse, die ihm unbekannt waren.

9. Und er fragte den Menschensohn: "Fühlen Sie denn Ihre Verantwortung?"

10. "Natürlich!"

11. "Sehr viele sind gekommen und sagten: Ihr dürft uns nicht richten, Gott wird richten", sagte Prokopij.

12. "Recht haben sie gesprochen", erwiderte Vissarion.

13. "Sie haben nicht recht gesprochen, weil sie einen Teil des Volkes mit sich fortführten."

14. "Heißt das, sie haben nicht recht gesprochen, dass ihr sie nicht richten sollt, nur Gott richtet?"

15. "Die neuesten Fakten - die Davidsekte, die Sekte in Amerika, eineinhalbtausend Menschen", sagte Prokopij.

16. "Keiner wagt es, sie zu richten!"

17. "Trotzdem muss man jenen Menschen verurteilen, der sie mit sich geführt hatte, der sich für den 'Messias' hielt und sie angezündet hat."

18. "Wie kann man ihn richten?"

19. "Er hat Menschen betrogen!"

20. "Und wozu soll man ihn verurteilen, zum Tode? Ihn steinigen?", fragte der Menschensohn.

21. "Es wird nicht einmal die konkrete Person gerichtet, die Lehre wird gerichtet: Ob sie wahr ist oder unwahr.

22. Eine falsche Lehre entfernt die Menschen von der unmittelbaren Wahrheit", sagte Prokopij.

23. "Doch die Wahrheit zu bestimmen, wurde dem Menschen nicht gegeben!"


24. "Die orthodoxen Christen sind die rechtlichen Erben der Apostel. Kann man sie so nennen? Man kann!", fragte und antwortete sich selbst Prokopij.

25. "Man könnte einfach sagen: 'Ihr seid alle Kinder Abrahams.' Doch das heißt bei weitem nicht, dass ihr alle die Wahrheit tragt!", sagte Vissarion.

26. Weiter berührte das Gespräch wieder die vorherige Vollziehung und das Verständnis von Prokopij über diese weit zurückliegenden Ereignisse.


27. In die Gegenwart zurückkehrend, fragte Prokopij: "Ich habe folgende grundlegende Frage: Warum denn ausgerechnet in der Gestalt Christi?

28. Wenn man über Liebe spricht, so kann man der Gründer irgendeiner anderen Religion werden und vielleicht sogar einen göttlichen Ursprung haben. Doch das wird auf jeden Fall ein anderer Weg sein. Hier aber ist ein christliches Land! Wenn Sie in ein buddhistisches Land gekommen wären ..."

29. Antwort: "Und was soll man tun, wenn man Der ist, Der man ist? Was soll man in dem Falle tun, wenn man nicht nur denkt und ahnt, sondern wenn man weiß?!

30. Du weißt, dass du ein Mensch bist - du bist Prokopij, du bist kein Elefant, aber alle sagen dir: Du musst ein Elefant sein!"

31. "Was tun? - eine gute Frage", sagte Prokopij. "Diese Verantwortung - ist sehr schrecklich!

32. Man müsste irgendwie göttliche Kräfte erbitten, irgendwo allein, vierzig Tage in der Wüste wie Christus ... Uns wurde ja das Evangelium gegeben! Das Evangelium ist dagegen, dass Christus kommt."

33. "Schade, dass so eine Deutung existiert", sagte der Sohn Gottes.


34. "Sagen Sie, woher nehmen Sie, dass es die Möglichkeit einer Wiederkunft gibt vor dem eigentlichen Gericht? Das Gericht - ist eine neue Schöpfung, die völlige Zerstörung der Erde."

35. "Das ist die Deutung des Menschen", erwiderte Vissarion.

36. "Und wo wurde gesagt, dass das Gericht über eine Zeitperiode andauert?", fragte Prokopij.

37. "Wenn es eine Wiederkunft gibt, so bedeutet das, dass dies das Gericht ist!", sagte Vadim.

38. Prokopij fragte: "Das Gericht über jeden Menschen. Und wo sehen wir dieses Gericht?"

39. "Hast du nicht bemerkt, was mit dir geschieht?", sagte der Menschensohn, "Wie du gezwungen warst zu lügen?! Du hast schlimme Worte am 'Runden Tisch' gesagt!"

40. "Das sind sehr genaue Worte. Ich weiß, ich fühle", wurde Prokopij nervös.

41. "Du weißt es nicht! Du hast trügerische Worte gehört und hast dich von ihnen verleiten lassen", die Stimme Vissarions war streng.

42. "Ich bin ein Mönch. Mönche aber sind Eingeweihte. Ich unterscheide mich von euch allen dadurch, dass ich besser fühle, als ihr alle zusammen!", sagte schnell Prokopij.

43. "Prokopij! Sag nicht so eine Dummheit. Das ist schließlich der größte Unsinn!", sagte der Menschensohn.

44. (Prokopij:) "So wie Sie sich jemanden nennen, so nenne ich mich auch jemanden."

45. (Vissarion:) "Du nennst dich einen Mönch, das aber ist ein Mensch, ein Sünder."

46. "Nein!", erwiderte Prokopij.

47. Vissarion fragte: "Du bist kein Sünder? Hast du gesagt, dass du kein Sünder bist?"

48. "In welchem Sinne? Wie soll man das auslegen?", fragte Prokopij zurück.

49. "Im ganz allgemeinen Sinn", sagte Vadim.

50. Der Lehrer sagte: "Sieh, wie hoch du gleich deinen Namen stellst! Ich aber dachte, dass Mönche jene sind, die nicht danach streben, sich hoch zu stellen?"

51. "Sie haben richtig gedacht", sagte Prokopij.

52. "Und warum befolgst du dann nicht dieses Gebot?", fragte Vissarion.

53. (Prokopij:) "Wer hat Euch gesagt, dass ich es nicht befolge?"

54. (Vissarion:) "Du hast viel von dir gesprochen. Nicht ein Heiliger würde es wagen, das von sich zu sagen!"

55. (Prokopij:) "Antonius der Große beriet sich direkt mit Gott und nicht mit den Menschen. Nun wissen Sie, was das ist - ein Mönch!"

56. (Vissarion:) "So verfällt man heute der Versuchung. Millionen von Menschen haben jetzt scheinbar mit Gott direkten Umgang, sie hören Stimmen, sie sehen Visionen von Heiligen."

57. "Das ist doch wunderbar, einfach wunderbar", sagte Prokopij. "Und warum behaupten Sie, ich wäre ein sündiger Mensch?"

58. Vissarion sagte: "Aus deinem Mund war eine Lüge zu hören!"

59. "Was für eine?", fragte Prokopij.

60. Vadim sagte: "Du sprachst über irgendwelche therapeutischen Mittel, die in der Gemeinschaft angewandt werden für ein Einwirken auf das Bewusstsein."

61. "Doch das gibt es", sagte Prokopij überzeugt.

62. "Zeig es", sagte Vissarion.

63. "Ich fühle das!"

64. "Lieber Prokopij! Das könntest du nie fühlen, weil es das nicht gibt!", sagte der Menschensohn.

65. (Prokopij:) "Ich habe Kontakt mit Leuten, mit Psychotherapeuten."

66. (Vissarion:) "Ich habe auch mit ihnen Kontakt. In Russland gibt es unter den Anhängern Psychotherapeuten, die Professoren sind, sie haben nichts dergleichen gefunden."

67. Prokopij erwiderte: "Ihr glaubt ihnen, dass sie nichts gefunden haben? Vielleicht beschäftigen genau sie sich damit."

68. "Du sagst jetzt wieder eine Unwahrheit! Du weißt das schließlich nicht!", erwiderte Vissarion.

69. Prokopij sagte: "Hexenmeister haben sich um Euch versammelt!"

70. (Vissarion:) "Wo? Zeige sie!"

71. (Prokopij:) "Sie haben es gesagt: Professoren ..."

72. (Vissarion:) "Das sind Ärzte."

73. (Prokopij:) "Der Herr sagt, dass Psychotherapie - ein Betrug ist!"

74. Vissarion fragte: "Und warum hörst du dann auf einen Psychotherapeuten?"

75. (Prokopij:) "Ich höre ihn genau so an, wie ich jetzt Sie anhöre!"

76. Vadim sagte: "So hast du jetzt ein Beispiel angeführt und hast dich auf seine Meinung berufen."

77. Vissarion erwiderte: "Du hast dich sehr stark erhoben. Du hast gesagt, dass du mit dem Herzen besser hörst als jene, die um dich sind."

78. (Prokopij:) "Auf jeden Fall fühle ich das Herz."

79. (Vissarion:) "Alle fühlen genau so."

80. (Prokopij:) "Sie können sich irren."

81. (Vissarion:) "Du kannst dich nicht irren?"

82. "Kann denn die Kirche sich irren?", fragte Prokopij.

83. "Das kann sie! Nur Gott irrt sich nicht!", sagte der Menschensohn.

84. "So ist es", erklärte sich Prokopij einverstanden.


85. (Vissarion:) "Warum hast du dann die Kirche erhoben? Die Kirche - das sind Menschen, das sind Sünder."

86. (Prokopij:) "Der Herr sagt: 'Die Pforten der Hölle werden die Kirche nicht überwältigen.'"

87. Der Lehrer sagte: "Die Kirche werden sie nicht überwältigen. Doch das gilt nicht für jene Leute, die dort sündigen."

88. "Die Kirche ist die Braut Gottes", sagte Prokopij.

89. (Vissarion:) "Das ist bildlich gemeint, und nicht so, wie ihr es dort hineingelegt habt!"

90. "Sondern so, dass sich in den Kirchen das Weltkonzil befindet", sagte Prokopij.

91. "Ihr habt dort Schmutz und Laster eingebracht", sagte der Sohn Gottes streng.

92. (Prokopij:) "Seht, was bei euch los ist."

93. "Wo? Geh und zeig!", rief erneut der Lehrer auf.

94. Prokopij sagte: "Wir führen ein unnormales Gespräch. Der Erlöser würde nie so reden, der Erlöser redet weicher."

95. (Vissarion:) "Woher weißt du das?"

96. "Ich weiß es, ich habe es gesehen. Er ist mir erschienen!", antwortete Prokopij.

97. "Das eben ist die Verführung!", sagte der Lehrer.

98. (Prokopij:) "Woher nehmen Sie diese Schlussfolgerungen? Ich habe kein Recht, Schlussfolgerungen zu ziehen, Sie aber haben es?"

99. (Vissarion:) "Du hast es eilig, du sagst, dass alle sich verführen lassen, nur bei dir ist alles in Ordnung, dass du in der rechten Weise auf das Herz hörst, alle anderen aber nicht.

Es schmerzt zu hören, was du sagst."


100. (Prokopij:) "Mich schmerzt auch das, was Sie in Russland begonnen haben, dass alles gegen das Evangelium gerichtet ist."

101. "Inwiefern dagegen?", fragte der Lehrer.

102. (Prokopij:) "Zuerst einmal darin, dass Sie eine Sekte geschaffen haben."

103. (Vissarion:) "Was für eine Sekte?"

104. (Prokopij:) "Gerade auf dem Territorium von Russland, wo das Christentum tausend Jahre lang erhalten wurde."

105. (Vissarion:) "Wer hat es erhalten? Es gibt keinen Glauben!"

106. "Ich erhalte es!", sagte Prokopij.

107. (Vissarion:) "Du bist genau so ein ungläubiger Mensch wie alle, die um dich sind!"

108. (Prokopij:) "Ich bin so gläubig wie sonst keiner. Deshalb bin ich hierher gekommen!"

109. "Du hast viel Wissen im Kopf. Im Herzen aber leider noch sehr wenig", sagte Vissarion.

110. (Prokopij:) "Ich möchte mit dem Herzen jede Erscheinung fühlen."

111. "Warum musst du dann die anderen Menschen erniedrigen?", fragte der Lehrer.

112. (Prokopij:) "Es kränkt mich sehr, dass gerade in Russland diese unmittelbare Erscheinung auftritt.

113. Ich möchte irgendwie versuchen, mich dem entgegenzustellen, damit sie nicht vonstatten geht", sagte Prokopij.

114. Der Menschensohn erwiderte: "Zeige lieber einen würdigen Weg. Sich dem entgegenzustellen, was du nicht kennst - das ist ein großes Unglück."


115. (Prokopij:) "Vadim hat gesagt, dass ich kommen soll, um mit Ihnen zu sprechen und mir alles mit eigenen Augen ansehen soll.

116. Und ich habe hier all das gefunden, was ich mir vorgestellt habe", sagte Prokopij am Ende des Gesprächs.

117. (Vissarion:) "Du hast gefunden, was du gesucht hast.

118. Die Lüge kann man allem anmessen.

119. Nur die Wahrheit kann man nicht allem anpassen.

120. Die Lüge kann man an jeder Stelle finden, selbst dort, wo es nur Wahrheit gibt", erwiderte Christus.