Vadim 4

«

  Kapitel 46  

»

Begegnungen in der Zeit der Zeitlosigkeit

1. Ab 12. Dezember 1994 begannen die Zusammenkünfte mit dem Lehrer im neuen Tempelhaus in Malaja Minusa.

2. An den Wänden des großen Gästezimmers hingen die Bilder, die der Menschensohn gemalt hatte und an denen ein großes Interesse bestand.

3. Aus dem Gästezimmer ging eine Tür zu einem breiten Zimmer mit drei hellen Fenstern, das von Weihrauchgeruch durchtränkt war und an dessen innerer Wand die Bilder von Nikolai dem Wundertäter und der Mutter Maria angebracht waren. (Siehe die Gemälde Nikolai und Maria.) Hier traf sich der Lehrer mit jenen, die diese Treffen wünschten.

4. Und Krumen der Weisheit, die in vielen Treffen angehäuft worden waren, füllten die Wände dieses Hauses.


5. "Man kann die Handlungen des Lehrers nicht verstehen. Über das Große kann nur jemand urteilen, der noch Größeres besitzt.

6. Ich bin es, Der wählt, welche Lehre Ich wem gebe."


7. "Zu viele Hoffnungen setzt ihr gegenseitig auf euch.

8. Ihr müsst selbstständig werden und euch auf eure eigenen Kräfte stützen."


9. "Je mehr du an Schwierigkeiten denkst, umso weniger überwindest du sie."


10. "Den anderen kannst du nur dann verstehen, wenn du so wirst wie er. Doch kein Mensch kann eine Kopie des anderen sein.

11. Einen anderen zu verstehen - das bedeutet, ihn so zu nehmen, wie er ist."


12. "Für gute Unternehmungen - ist die Zeit immer recht."


13. "Deine Wünsche begründen sich immer durch deine Fehler."


14. "Euer Mund, das ist eine Schatulle, die man schließen und den Schlüssel verlieren muss."


15. An einem der Dezembertage kam Igor zum Lehrer. Er strebte danach, in Tscheremschánka eine Märchenakademie verschiedener Handwerke zu gründen.

16. Und Igor sagte, dass er den Lehrer selten sehe und selten mit Ihm spreche. "Erleide ich dadurch nicht einen Verlust, denn viele sehen Dich sehr oft und stellen ihre Fragen?", fragte Igor.

17. "Für dich nicht - Ich sehe dich, denn du bist zu sehen! Jene, die oft zu Mir kommen, sehe Ich nicht, denn sie befinden sich nicht bei Mir."


18. Und der Lehrer erzählte über das Sakrament der brennenden Kerze und antwortete damit auf die Frage: Soll man eine Kerze aufstellen, wenn man für den Nächsten betet?

19. "Wenn ihr in der Kirche eine Kerze zur Gesundheit eines Bruders aufstellt und ein Gebet für ihn sprecht, geht ein wichtiges Sakrament vonstatten:

20. Solange das Gebet an der brennenden Kerze gesprochen wird, ist der Segensstrom zu deinem Mitbruder gerichtet und wird ihm helfen.

21. Und wenn du die Kirche wieder verlässt und den Bedürftigen bereits vergisst, so wird der segensreiche Strom weiter zu jenem fließen, zu dessen Gesundheit die Kerze angezündet wurde, solange sie brennt."


22. Am 27. Dezember 1994 sprach der Lehrer Sein Wort vor dem Neujahrskonzert in Kurágino.

23. Und es wurde gesagt: "Wenn ihr euer Bestreben nicht verliert, werdet ihr immer dahin gelangen, wohin euch der Vater führen wird.

24. Euch erwartet immer das, was euch der Große, Liebende Vater bestimmt hat.

25. Seid nur fähig, dorthin zu gelangen und zu nehmen."


26. "Dieses neue Jahr wird euch neue Wahrheiten eröffnen, die ihr bereits berührt habt, denn einiges habe Ich euch schon mit dem Wort erzählt, das zu euren Ohren und Herzen erklang.

27. Doch das klingende Wort - ist ein begrenztes Sakrament, immer eingeschränkt und grob.

28. Irgendwann einmal muss dieses Sakrament sein Dasein beenden, und das schöpferische Wort muss zum Vorschein kommen.

29. Denn es gibt zwei großartige Sakramente: das nur erklingende und das unendlich erzeugende."


30. "Nur ein Zielstrebiger erreicht das Ziel.

31. Kommt nicht in den Zustand des Durcheinanders, lasst euch nicht von vielen Schwierigkeiten verwirren, denn das, was heute vielen nicht gelingt - das kommt hauptsächlich vom Durcheinander und vom Unglauben.

32. In der Geschäftigkeit vergisst der Mensch das Sakrament, das ihm der Vater zugeteilt hat: Wenn der Vater ihn aufmerksam ansieht und fragt: 'Warum bist du so verworren, Mein Kind, wo aus deinem Herzen ununterbrochen Gutes ausströmen soll?! Warum sind deine Schritte hastig?'

33. So seid denn würdig! Lauft nicht von einer Seite zur anderen. Lernt es, einfach, leicht und fest vorwärts zu gehen und mit Freude jeden neuen Schritt entgegenzunehmen, so wie er ist. Und darin besteht - ein großartiges Sakrament und Glück!"


34. "Erinnert euch an das einfache zauberhafte Sakrament, das euch hilft in Freuden auf dieser Erde zu leben, wenn ihr es lernt, immer unendlich an allem Schlechten, Lügenhaften, Unschönen zu zweifeln, selbst wenn es die Wahrheit ist, und unendlich an das Gute zu glauben, immer daran zu glauben, selbst wenn es nicht wahr ist."


35. In der Nacht des ersten Januar 1995 sagte der Lehrer an der Festtafel, im Kreise der großen Familie, die im Tempelhaus wohnte, dass jetzt die Feiertage begännen, die mit dem Begrüßen des neuen Jahres in der Nacht zum 14. Januar (nach dem Julianischen Kalender, der in der russischen Orthodoxie gilt - Anm. d. Übers.) beendet würden;

36. Und dass die Anhänger der Wahrheit in den bevorstehenden zwei Wochen lernen müssten, vieles zu verstehen, dass ihnen vieles bewusst werden müsse aus dem vergangenen Jahr, um erneuert und bestrebt zu sein, das Göttliche zu schaffen, wenn sie in das neue Jahr 1995 einträten, ein Jahr mit vielen Ereignissen.

37. Und es war eine feierliche Nacht, es wurden Reigen getanzt und ein buntes Feuerwerk erleuchtete die Nacht über dem Tempelhaus.


38. Es begann der Januar 1995. Die Treffen der sich Sehnenden mit der Wahrheit gingen weiter.

39. In den ersten Januartagen kam Sergej der Älteste zum Lehrer, er kam müde und in einem durch eigene und fremde Emotionen überlasteten Zustand.

40. "Was ist, Serschka, bist du müde?", der Lehrer betrachtete aufmerksam Sergej. "Du fühlst dich für vieles verantwortlich.

41. Jeder ist für seine Schritte selbst verantwortlich.

42. Diese Verantwortung ist nicht deine. Wenn du fühlst: ich muss es sagen - so sage es. Damit ist deine Verantwortung zu Ende. Es geht nicht, sich um alle Sorgen zu machen. Und das darf nicht sein.

43. Du sorgst dich oft, weil du die Ereignisse nicht in der rechten Weise aufnimmst.

44. Lerne es, die Ereignisse in der rechten Weise aufzunehmen. Die Zeit dafür ist gekommen. Jener, der das fast erreicht hat, ist immer freudig!

45. Spürt nach in euch: Warum seid ihr bisher nicht glücklich. Schließlich habt ihr alles dazu! Schließlich habt ihr die Möglichkeit, den Menschen Freude zu bringen und für sie zu beten."


46. Wladimir der Jakute erzählte dem Lehrer über die Entstehung neuer Rituale in Augenblicken feierlicher Kirchendienste und Liturgien, die in der Wohnstätte in der Jugendstraße abgehalten wurden, wo man neue Regeln aufstellen wollte.

47. Und Wladimir sprach von der Notwendigkeit, einige Begriffe zu definieren, zur Erschaffung eines Dienstes der Verherrlichung Gottes, einschließlich der Notwendigkeit, den Begriff "Ritual" zu definieren.

48. "Ritual - ist eine Reihe von bestimmten Regeln äußerer Handlungen der Gotteskinder, die berufen sind, viele Gleichgesinnte auf dem Weg zur Erreichung des Geistes in Momenten der Verherrlichung des Namens Gottes zu organisieren", sagte Vissarion.


49. Eine Frau sagte: "Wie schwer ist es in Moskau, dort lastet das Leben sehr schwer auf dem Menschen."

50. "Nicht das Leben lastet, es lastet der Tod. Moskau - das ist eine Stadt der Toten."


51. "Schwierigkeiten werdet ihr euch gegenseitig immer bereiten. Doch das ist gut so! Darin besteht euer Leben, darin ist die ständige Möglichkeit enthalten, füreinander zu leben", sagte der Lehrer einem Brautpaar.


52. "Dein Glück hängt von deinen Handlungen ab, nicht von den Handlungen deiner Nächsten.

53. Wenn also die Handlungen der Nächsten auf dein Glück Einfluss haben, so heißt das, dass du die Wahrheit Gottes noch nicht in der rechten Weise erfasst", sagte Vissarion zu Alexej aus Podsinska.


54. "Wenn du glücklich bist - sei dir gewiss - hilfst du der ganzen Menschheit", wurde für Tatjana aus Kiew gesagt.


55. Und der Menschensohn sagte an einem der Januartage: "Betrachtet zwei extreme Situationen: Man soll einerseits fähig sein, sein Letztes jenem zu schenken, der Not und Hunger erleidet. Andererseits soll man auch fähig sein, nicht zu viel aus dem Überfluss zu nehmen, denn sonst könntest du dich unmerklich in einen Menschen verwandeln, der immer nur nimmt, und dann wird der Schlaf deine Augen verdecken.

56. Fürchtet den Überfluss! Der Überfluss - das ist eine ernsthafte Prüfung, viel ernster als Entbehrung und Hunger.

57. Neben Mir wird es natürlich immer Überfluss geben.

58. Jene, die sich bei Mir befinden, in diesem Mohnfeld, versinken in einen Zustand des Schlafes.

59. Seid wachsam! Versteht es, in der rechten Weise zu nehmen. Nehmt nur das, was äußerst notwendig ist.

60. Werdet nicht zu Sklaven von dem, was zu euch kommt.

61. Messt euch mehr an dem Leben, das neben euch abläuft."


62. "Wenn Ich früher gesagt habe, dass die Türen eures Hauses für alle Wachenden geöffnet sein müssen,

63. So füge Ich heute hinzu: Wenn ihr in ein Haus tretet, seid einfühlsam gegenüber dieser Welt, in die ihr kommt."