Über moderne Kunst, Malerei und Esoterik
1. Minsk begrüßte den Lehrer mit Anhängern der Vollziehung, die sich aus ganz Weißrussland versammelt hatten.
2. Und unter ihnen waren auch jene, die den Lehrer vor fast vier Jahren in den wenigen Zusammenkünften in Minsk gesehen und gehört hatten.
3. Am 8. und 9. März 1996 gab es vier Treffen mit dem Lehrer im großen Raum eines Kindergartens.
4. Und es wurde gesagt: "Ein Kind verhält sich in der Regel deshalb anormal, um euch an der schwächsten Stelle zu treffen. In Bezug darauf ist es euer Lehrer.
5. Wenn ein Kind böswillig ist, wird es euch Geduld lehren; lernt ihr Geduld - verändert sich viel in ihm, seid ihr aber gereizt - verstärkt sich diese anormale Erscheinung noch.
6. Lernt, seine schwierigen Seiten mit Liebe aufzunehmen, damit in euch nie Gereiztheit ist oder es irgendwelche anderen unausgewogenen Handlungen gibt.
7. Lernt, diese Erscheinung mit Dankbarkeit hinzunehmen, versucht, dem Kind mit Liebe zu helfen, mit Gebet, geduldigen Hinweisen, und manchmal mit strengen Worten."
8. "Im Menschen gibt es nicht das Böse. Das Böse kann man definieren als ein Bestreben des Menschen, etwas Übles zu tun. So ein Bestreben zerstört ihn natürlich.
9. Doch wenn für dich in der Realität eine Situation mit irgendeiner schwarzen Schattierung aufgetreten ist - so ist das nicht das Böse, sondern es ist eine Stufe aufgetreten, die dir helfen wird, stärker und reiner zu werden, falls du sie überwindest. Und diese Stufe ist ausschließlich für dich gedacht und für niemand anderen.
10. Hier hat es keinen Sinn zu beachten, welche Farbe diese Stufe hat. Wenn sie hilft, zur Sonne aufzusteigen, betritt sie entschlossener, man muss sie nur mit Dankbarkeit entgegennehmen."
11. "Nehmt alle Schwierigkeiten mit Freude entgegen. Nehmt aber nicht die Quelle an, die zu diesen Schwierigkeiten hinstößt, das Böse darf man nicht annehmen. Doch die Situation selbst nehmt mit Freude entgegen, und schöpft Weisheit aus ihr."
12. "Erscheinungen, die mit Beschwörungen, mit irgendwelchen Zeichen geschaffen werden, beginnen zu existieren, ihre Form schwebt im Raum.
13. Wenn ihr über diese Handlung nachdenkt und zu fühlen beginnt, dass sie in euch eindringen kann - dann öffnet ihr selbst die Tür für sie, und sie beginnt, auf euch einzuwirken.
14. Und wenn diese Erscheinung in euch einzudringen beginnt, so fühlt ihr dieses Eindringen und öffnet euch ihr gegenüber noch mehr, und sie befällt euch.
15. Doch wenn ihr auf diese Phänomene, diese Symbole stoßt, ihnen zulächelt, sie mit dem Besen wegfegt und einfach weitergeht, so wird es wesentlich schwerer sein, euch zu schaden."
16. Ein junger Mann fragte: "Oft entsteht im Leben das Gefühl, dass etwas schon einmal passiert ist. Was ist das?"
17. "Oft seht ihr eure Zukunft in Träumen, doch beim Aufwachen müssen solche Momente blockiert werden, und zwar werden sie auf künstliche Weise blockiert.
18. Doch wenn ihr euch in der Realität diesem Moment eures Lebens nähert, so wird das Gefühl hervorgerufen, dass ihr das bereits gesehen habt.
19. Ihr habt es wirklich schon früher gesehen, doch es wurde euch nicht gegeben, dies im Gedächtnis zu behalten, da bei euch ansonsten eine unnötige Besorgtheit beginnen würde und alles noch wesentlich schlimmer wäre: Wenn ihr die Zukunft kennt, macht ihr in der Regel wesentlich schlechtere Schritte."
20. "Sie malen Bilder ... Wie ist Ihre Einstellung zum Abstraktionismus?", fragte eine Frau den Menschensohn.
21. "Dieses Problem ist mit demselben, für den Menschen charakteristischen psychologischen Phänomen verbunden: Der Mensch versucht auf komplizierte Weise, die Wahrheit zu suchen, sowohl im Leben, als auch auf verschiedenen Gebieten der Kunst und Wissenschaft.
22. Und wenn man von der Kunst als einem Bestreben, das Schöne zu schaffen, spricht, so kann man dazu eine sehr einfache Definition geben: Wenn ihr eine schöne Erscheinung seht, was hilft euch dann, die Schönheit dieser Erscheinung zu bestimmen - die durchgelesene Literatur über diese Erscheinung oder die Erscheinung selbst?
23. Schönheit erkennt man nicht mittels irgendwelcher Erklärungen und Beschreibungen von dem, was ihr angeblich nicht bemerkt und nicht fähig seid, in diesem Moment zu bemerken. Das ist ein falsches Verständnis von Schönheit.
24. Die Schönheit ist einfach, ihr seid in ihr geboren, ihr müsst lernen, sie einfach und intuitiv wahrzunehmen.
25. Das Schöne erzieht euch, organisiert euch, zwingt euch zu arbeiten, erweckt in euch die Begierde nach schöpferischer Tätigkeit, denn ihr seht, was die Hand des Menschen prägen und sagen kann.
26. Das wird später auch das Kriterium für den Wert eines Kunstwerks sein, denn der Künstler selbst kann ihn nur schwer beurteilen.
27. Der Künstler schafft ein Werk, indem er das Lied seines Herzens, seiner inneren Welt ausschüttet.
28. Und je reiner seine innere Welt ist, ein umso schöneres Lied singt er, umso mehr Bedürftige wird es für dieses Lied geben.
29. Er singt, und um sein Lied versammeln sich jene Zuhörer, die ihn bitten, noch mehr zu singen, denn sein Lied hat ihnen im Leben geholfen.
30. Und hier ist es unsinnig, zum Kunstforscher zu gehen und zu sagen, dass man die Menschen ein besseres Verständnis lehren solle, dieses Lied zu sehen, indem er ihnen die Besonderheiten erzählt, die er sieht, die die anderen aber nicht sehen.
31. Kunst darf keinen Vermittler haben, der die Kunst beschreibt oder über sie erzählt.
32. Wenn ein Werk schön ist, wirklich auf hohem Niveau, wenn es euch hilft zu leben, euch zum Leben anregt, so ist es ein Kunstwerk.
33. Die Zahl der Begierigen, die gerade dieses Werk sehen möchten, wird den Wert dieses Werkes bestimmen.
34. Die Schwierigkeit in eurem Leben in Bezug auf die Kunst besteht darin, dass ihr mit der Zeit eine falsche Bewertung beim Herangehen an die Kunst vorgenommen habt. Ihr habt beschlossen, dass, wenn man Malen lernt und sich dabei bemüht, man auch ein Künstler werden könne.
35. Jeder kann Malen lernen, und jeder wird Malen lernen. Das ist eine der wichtigen Besonderheiten der zukünftigen Zeit, denn eine Zeichnung ist die Grundlage der Schönheit des Schaffens bei jeglicher Art schöpferischer Tätigkeit, bei jedem Handwerk. Das sind die ersten Begriffe über die Linie, Form, Schönheit, über das Empfinden der Schönheit.
36. Doch dass jemand zu einem Kunstmaler wird - das ist eine Ausnahmeerscheinung. Man kann den Menschen nicht lehren ein Künstler zu sein, denn das ist ein besonderer Zustand der Gefühle eurer Welt, das ist ein besonderes Verhältnis zur Welt.
37. Und natürlich könnt ihr Farben in die Hand nehmen, und alles was ihr malt, wird am rechten Platz sein, ihr stellt das dar, was ihr seht, und so, wie ihr es könnt.
38. Der Maler drückt das aus, was er sieht, er drückt sein Verhältnis zur Welt aus, seine Sicht. Genauso habt auch ihr das Recht, eure Sicht auszudrücken, doch das bedeutet nicht, dass ihr eure Sicht auch darstellen sollt.
39. Um etwas darzustellen, muss man gegenüber sich selbst und seinen Wünschen besonders aufmerksam sein: Was möchtest du zeigen und lohnt es sich, dies darzustellen, benötigen das die Menschen wirklich?
40. Denn wenn es wirklich ein Kunstwerk ist, so könnt ihr es nicht verstecken, denn es werden sehr viele Begierige zu ihm kommen.
41. Wenn ein Baum gute Früchte gibt, so wird sich zu ihm immer ein Pfad bahnen, selbst wenn er im Walddickicht wächst, und der Baum braucht nicht zu rufen: 'Kommt zu mir, ich habe schmackhafte Früchte.'
42. Doch wenn ein Baum bittere Früchte trägt, braucht man ihn nicht an einem sichtbaren Ort aufzustellen, auf das Blumenbeet an der Hausfassade und eine Schild daran zu hängen, dass dies - ein Pfirsichbaum sei. Der Vorbeigehende wird probieren, und eine Grimasse der Bitterkeit wird sein Gesicht verzerren, und am Ende wird all das von Spinnweben überzogen sein.
43. Doch natürlich werden sich auch Anhänger dieses Baumes finden, denen diese Bitterkeit gefällt und andere werden sagen, dass die Früchte einen besonderen Geschmack hätten, und sie werden beschreiben, was sie selbst gefühlt haben und werden das Werk eifrig verteidigen.
44. Seid mutiger in euren eigenen Wahrnehmungen, denkt nicht, dass man Kunst durch irgendeinen Vermittler aufnehmen muss.
45. Sonst sagen viele: 'Ich verstehe hier nichts. Vielleicht ist es wirklich schön.' Ihr versteht alles, doch wenn ihr keine Schönheit seht, so sagt auch: 'Ich sehe nichts Schönes', und geht weiter.
46. Wenn ihr mit einem unverständlichen Werk in Berührung kommt, seht ihr oft in ihm etwas Besonderes, euch eigenes, was der Künstler ganz und gar nicht dort hineingelegt hat. Und ihr könnt ausrufen: 'Ja, das ist es!', und eure eigene Phantasie fügt jenes hinzu, was dort nicht ist.
47. Das Werk wird euch teuer, weil es eure eigenen Vorstellungen anregt, die ihr ihm dann hinzufügt.
48. Der Kunstmaler aber denkt, dass es so viele Menschen gibt, die sich über sein Werk freuen, und kann sich nicht vorstellen, dass seine innere Welt wesentlich ärmer ist, als die Welt jener, die sein Werk betrachten. Denn sie sehen etwas Unglaubliches in seinem Bild, was er in Wirklichkeit aber nicht in der Lage war, ins Bild hineinzulegen. Auf diese Weise versucht der Kunstmaler, sich selbst zu bestätigen.
49. Nur die Realität, die Natürlichkeit der Ereignisse, und nicht die künstliche Erhöhung dessen, was andere nicht sehen, kann alles an seinen Platz stellen.
50. Ein Kunstmaler zu sein, das kann man nicht lernen."
51. Am letzten Tag des Aufenthalts in Minsk gab es individuelle Treffen mit dem Lehrer in der Wohnung von Anna, die den Reisenden Unterkunft gewährt hatte.
52. Während der Treffen des langen Tages wurde den Fragenden gesagt: "Wenn man beginnt, den Wahrheiten zu entsprechen, dann fängt man auch an, sie zu verstehen. Das Verständnis der Wahrheiten - das ist, ihnen zu entsprechen."
53. "Das Korn wächst in Abhängigkeit vom Boden, in den es fällt. Wenn es im Überfluss Sonnenstrahlen empfängt, so lässt auch das Wachstum nicht darauf warten, in Erscheinung zu treten."
54. "Nur wenn sich der Mensch am Glauben festhält, nicht als Rezept für die Rettung seines Körpers, sondern als Gesetz seines Lebens, erst dann ist seine Rettung möglich."
55. "Jetzt wird viel darüber geredet, dass der Mensch beginnt, Geheimwissen, das gewaltige Wissen des Weltalls aus höheren Quellen zu erhalten.
56. Die außerirdische Welt ist vernünftig genug, um die Qualität der Informationen zu beurteilen, die den Dummen gegeben wird. Kann man denn jenen wahres Wissen geben, die sich weiterhin gegenseitig töten?!"
57. "Das Bestreben des Menschen, klug zu sein, macht ihn zum Dummen."
58. "Indem du jemanden in deiner Unbeherrschtheit schlägst, zerstörst du dich, und nicht jenen, den du geschlagen hast, denn für ihn ist dieser Schlag - eine Stufe des Wachstums."
59. "Kummer kommt bei euch deshalb auf, weil irgendeine Idee gestört wird, die sich ursprünglich in eurem Inneren durch irgendein Erziehungssystem entwickelt hatte."
60. "Ich bin zu euch mit einer Maske gekommen, die ihr selbst tragt.
61. Jetzt aber kehre Ich in Meine Welt zurück, räume alles Künstliche aus dem Weg, das Mich stört, und werde immer mehr Ich selbst.
62. Wenn ihr nicht hinter Mir zurückbleibt, so werdet ihr euch zusammen mit Meiner Veränderung verändern."
63. "Gedenke Meiner, wenn es schwer wird, rufe Mich an und sieh durch Mich auf das dich Umgebende."
64. Die Treffen endeten, die Sonne färbte den Tag orange. Hinter der Fensterscheibe erklang das vielstimmige Frühlingsgespräch der Spatzen.
65. Wladimir und Julia, die dem Lehrer heute zum ersten Mal begegnet waren und vom Zusammentreffen mit Ihm übervoll waren, boten an, auf der Flöte und dem Fortepiano zu spielen. Und es erklang ein jüdisches Lied, das den Herrn lobte, es erklang das israelische Land in einer einfachen, traurigen, schönen Melodie.
66. Die Melodie der Flöte und die Stimmen lösten sich im Herzen des Menschensohnes auf und schufen einen harmonischen Akkord mit Seinem alten Wesen ...
67. Und Vissarion verneigte sich tief vor Wladimir und Julia für die bebenden Augenblicke und sagte: "Mit dieser Melodie in Meinem Herzen werde Ich weiterziehen."
68. Am Ende des Tages traute der Lehrer vier Paare. Und die Augen der sich Vermählenden waren glücklich, dass das weihevolle Ritual von der Wahrheit vollzogen wurde. Und alle bei dem großartigen Zeremoniell Anwesenden waren in diesen Augenblicken glücklich.
69. Erneut erklang die Flöte von Wladimir in einer erstaunlichen Melodie von Tälern und Bergen des Landes Palästina. Die Melodie war dem Spieler während des Spiels zugeflogen.
70. "Was für ein ungewöhnlicher Tag ... Diese Melodie klingt oft in Meinem Herzen", sagte Vissarion zu Vadim.