Gespräch mit Orthodoxen über das Wesen der Kirche
1. In Moskau gab es in der Wohnung von Walentina an vier Tage sieben gemeinsame Zusammenkünfte des Menschensohnes mit Menschen, die Ihn zu sehen und zu hören wünschten. Bis zu den abendlichen allgemeinen Zusammenkünften gab es individuelle Treffen mit der Wahrheit.
2. Am 14. März 1996 kam Wladimir Kamushek mit seinen orthodoxen Bekannten, dem Absolventen des St. Tichonowskij Theologie-Instituts Wladislaw, und einer jungen Frau zu Vissarion.
3. Und Wladimir wünschte sehr, dass seine Genossen in ihren Herzen die Freude eines Treffens mit der Wahrheit empfänden, so wie er einst dieses Glück empfunden hatte.
4. Doch die Ankömmlinge waren mit den orthodoxen Traditionen angefüllt, was es ihnen erschwerte, das vom menschlichen Verständnis unberührte Licht der Wahrheit zu sehen.
5. "Die Kirche wurde von unserem Herrn Jesus Christus geschaffen, und die Mächte der Unterwelt werden sie nicht überwältigen. Wie steht es damit? Bitte, antworten Sie", fragte Wladislaw Vissarion.
6. "Nur jene, die das Wort Gottes erfüllen, können von den Mächten der Unterwelt nicht überwältigt werden, sie bilden die wahre Kirche", antwortete der Lehrer leise.
7. Wladislaw fragte: "Und jene Märtyrer, die mit ihrem Blut ihren wahren Glauben über zweitausend Jahre lang bewiesen haben, sind sie Christenkinder, sind sie die Kirche?"
8. "Sie sind Kinder Gottes. Dort wo sich zwei oder drei im Namen Gottes versammeln, dort entsteht eine Kirche.
9. Die Kirche - das ist nicht nur einfach das Aufstellen von irgendwelchen formalen Gesetzen, die mit irgendwelchen Lebensbedingungen verbunden sind. Die Kirche - das ist die Vereinigung von zu Gott Strebenden in der Erfassung Seines Willens, die durch ihre Handlungen Seinen Namen preisen.
10. Und nur jene, die das Wort Gottes erfüllen und Ihm all ihre Kräfte hingeben, bilden die wahre Kirche. Solche Menschen einer solchen Kirche können von den Mächten der Unterwelt nicht überwunden werden."
11. "Habe ich das richtig verstanden, dass die heutige Kirche, die durch ihre besten Mitglieder vertreten ist, die im Namen unseres Herrn, Jesus Christus, ihr Leben auf den Altar legen - lebt?"
12. "Unter jenen, die aufrichtig den Willen Gottes erfüllen - ist sie natürlich lebendig", antwortete Vissarion.
13. "Und solche Kinder einer solchen Kirche, so denke ich, gibt es doch jetzt unzählige und sicher nicht nur einzelne. Was denken Sie, sind von ihnen nur sehr wenige übrig geblieben?", Wladislaw sprach schnell und aufgeregt.
14. "Es gibt sie fast gar nicht", sagte der Lehrer lächelnd.
15. (Vissarion:) "Um zu erlernen, den Willen Gottes wahrhaftig zu erfüllen, muss man jetzt sehr viel in sich ändern, sehr viel."
16. (Wladislaw:) "Doch wenn es sie nicht gibt, so bedeutet das, dass es die Kirche nicht gibt?!"
17. (Vissarion:) "Ich sagte nicht: keine - Ich sagte, fast keine."
18. (Wladislaw:) "Also gibt es sie doch?! Ja? Sagen Sie, wenn es sie gibt, wenn sie doch in der Gesellschaft existiert, warum erkennt sie Sie dann nicht an?"
19. (Vissarion:) "Gerade jene, die den Willen Gottes erfüllen, erkennen Mich an", lächelte der Menschensohn.
20. (Wladislaw:) "Das ist - Ihre Antwort?"
21. (Vissarion:) "Man hat Mich gefragt, Ich habe nur geantwortet ..."
22. Es entstand eine Pause. "Ich habe einige Fragen in Bezug auf die Kirche", schaltete sich nach kurzer Stille die Frau entschlossen in das Gespräch ein. "Christus hat nicht nur die Kirche gegründet, er hat auch gesagt, was man in dieser Kirche tun soll, er hat gesagt, wie man in dieser Kirche leben soll.
23. Und jetzt, soweit ich verstanden habe, reden wir gerade von jenen Menschen, die in dieser Kirche gelebt haben und leben, und die das erfüllen, was ihnen Christus geboten hat. Und die, die das erfüllen, was ihnen Jesus Christus gesagt hat, bilden den Körper der christlichen Kirche, und gerade deshalb können sie Ihre Worte nicht annehmen.
24. Sie aber sagen, dass gerade jene, die richtig erfüllen, Sie annehmen. Hier gibt es für mich einen Widerspruch. Und wie lösen Sie ihn?"
25. "Dieser Widerspruch ist nur in eurem Kopf. In Wirklichkeit gibt es keinen Widerspruch.
26. Ich bin der Weg der selbstlosen Liebe.
27. Mich anzunehmen - das bedeutet, den Weg der selbstlosen Liebe zu Gott zu erfüllen, zu den Menschen", erwiderte der Lehrer leise und ruhig.
28. "Die Menschen in der Orthodoxie erfüllen das schließlich auch", sagte die Frau.
29. "Ich habe dort solche Leute nicht gesehen."
30. "Auch wenn Sie sie nicht gesehen haben, bedeutet das noch nicht, dass es sie dort nicht gibt!"
31. "Wenn man mit den Augen der Wahrheit blickt, so bedeutet es das! Eure Augen aber sind nicht die Augen der Wahrheit, deshalb vermutet ihr das", erwiderte der Menschensohn.
32. "Und Ihre Augen - das sind also die Augen der Wahrheit?", regte sich die Frau auf.
33. "Wenn ihr gekommen seid, um einfach die nächstbeste Meinung zu hören, vergeuden wir nur nutzlos die Zeit. Wenn ihr aber mit dem Ziel gekommen seid, das Vorgehende objektiv einzuschätzen und ihr zulasst, dass sich vor euch auch die Wahrheit befinden könnte, dann kann man das Gespräch weiterführen", sagte Vissarion.
34. "Jedenfalls folgen Ihnen so viele Leute, dass diese Frage nicht umsonst sein kann. Sie begeistern sie mit irgendetwas", wurde die Frau etwas milder.
35. "Ich helfe ihnen, die Gebote der Liebe zu erfüllen. Ich gebe ihnen Kraft, und sie schaffen es immer besser und besser."
36. "Sagen Sie bitte", wandte sich Wladislaw an Vissarion, "unter so einer Menge von Leuten, die in zwei christlichen Kirchen anwesend sind - der katholischen und der orthodoxen - wissen wahrscheinlich nicht alle, dass Sie existieren? Kann das sein?"
37. "Das kann sein. Doch sie werden es erfahren, sie werden es zu dem Zeitpunkt erfahren, wenn die Stunde gekommen ist, sich auf der Erde endgültig zu entscheiden, wenn man sich zeigen muss: Wer bist du, wurde dein Weg aufrichtig gewählt, inwieweit vertraust du Gott, inwieweit achtest du Seinen Willen, und wie verhältst du dich gegenüber deinen eigenen Wünschen.
38. Schließlich besteht die Verwirrung eines gläubigen Menschen in der heutigen Zeit darin, dass er seine Wünsche als Wünsche Gottes hinstellt.
39. Doch der Wille Gottes stimmt in der Regel nie mit den Wünschen der Menschen überein ..."
40. "Entschuldigen Sie, doch die Kirche existiert aufgrund jener Märtyrer, existiert durch eine sehr große Menschenmenge. Ist das so oder nicht?", führte Wladislaw seine Rede fort.
41. "Das ist - euer Wunsch, es so zu sehen. Jene, die aufrichtig ihr Leben im Namen Gottes hingegeben haben, die sind natürlich Kinder der Kirche. Jene, die von wahrhaftigen Schritten bestimmt werden, nicht von vergangenen, sind ihre Kinder.
42. Sie aber haben damals gelebt, und damals haben sie aufrichtig die Kirche geschaffen. Doch sie haben nicht das geschaffen, was heute existiert. Jetzt gibt es solche Leute fast gar nicht mehr.
43. Deshalb kann Ich bei der Einschätzung der heutigen Tatsachen sagen, dass es in Russland keine Kirche gibt. Es gibt eine Gruppe strebsamer, schöner Menschen, es gibt auch in der gegenwärtigen offiziellen Kirche verstreute Krumen, doch es sind nicht so viele."
44. Und der Lehrer fügte Seinen Worten hinzu, dass sich gerade unter jenen, die aufrichtig den Willen Gottes erfüllen, die Kirche bildet, und nicht unter denen, die sich nur so nennen.
45. "Sie erkennen sie also an?", fragte Wladislaw.
46. "Das bin ja Ich. Das ist - Mein Herz, unabhängig davon, wie man sie nennt", antwortete der Menschensohn.
47. Und der Lehrer erinnerte daran, dass es unmöglich sei, bei seinem Nächsten die Aufrichtigkeit bei der Erfüllung der Wahrheit richtig zu bewerten. Die Aufrichtigkeit bei der Erfüllung der Wahrheit könne man nur bei sich selbst richtig bewerten.
48. "Was prinzipiell Neues haben Sie gebracht?", fragte die Frau.
49. "Ich bin - der Weg der Liebe ... Ihr wart nicht fähig jenes Wunderbare zu tun, was ihr in diesen zweitausend Jahren hättet tun sollen. Welches Neue benötigt ihr noch?!
50. Ihr habt noch nicht gelernt, einander zu lieben. Ihr verurteilt einander viel zuviel, ihr messt einander einen Wert bei und ihr versucht, euch in verschiedene Schubladen einzusortieren.
51. Ihr habt mit euren Erörterungen über die Liebe und über Gott nur Uneinigkeit geschaffen.
52. Jedes eurer Worte über die Liebe hat die Liebe nur vergröbert. Jedes eurer Worte über Gott hat Ihn nur erniedrigt.
53. Ich bin gekommen, euch zu lehren, zu erfüllen!"
55. "Ich werde es euch zeigen. Denn alle Gebote - sind das Wesen Meines Lebens. Ich kann sie nicht verletzen, Ich bin dazu nicht in der Lage ... Ich lebe ihnen gemäß und ihr könnt genauso leben."
56. "Habe ich richtig verstanden, dass Sie behaupten, dass eine Zeit kommen wird, in der alle Menschen gläubig sein werden? Ist das so?", fragte Wladislaw.
57. "Mit Einem Glauben", sagte der Lehrer leise.
58. "Was für einem Glauben?", fragte Wladislaw.
59. "An Gott!", erwiderte der Menschensohn.