Vadim 15

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  Kapitel 1  

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Ihr alle seid Meine Schwierigkeiten ~ In dieser Zeit werden eure Ängste zum Vorschein kommen ~ Ihr müsst an euch selbst arbeiten ~ Aggression und Kränkung müssen verschwinden! ~ Beeilt euch nicht, einander zu tadeln.

1. Der Lehrer und zwei seiner Schüler sind am dreißigsten Januar mit den Motorschlitten aus der Wohnstätte der Morgendämmerung nach Petropawlowka gekommen.

2. Persönliche Treffen mit dem Lehrer gab es im Laufe von drei Tagen. Fünfundzwanzig Teilnehmer dieser Treffen wurden jeden Tag bestimmt.

3. Am dritten Februar fand die Verschmelzung mit dem Lehrer im Haus des Segens statt. Sie vollzog sich nach dem allgemeinen Treffen mit den Gläubigen, wo Vadim auf ihre Fragen geantwortet hatte.

4. Als die Verschmelzung zu Ende war, erlaubte der Lehrer, dass ein Gespräch mit den Gläubigen stattfand.

5. "Lehrer, Du siehst munter aus. Hast Du je Schwierigkeiten?" - fragte keck ein junger Mann.

6. "Gerade ihr alle seid die Schwierigkeiten", lächelte der Lehrer.

7. "Ich meine persönliche Angelegenheiten", erklärte der Fragende.

8. "Und gerade ihr seid persönliche Momente. Jede Berührung von Mir mit euch ist für Mich persönlich. Alles, was jedem von euch geschieht, ist eine persönliche Sache. Persönliche Gemütsbewegung, persönliche Empfindung.

9. Indem Ich euch das Sakrament der Verschmelzung eröffne, trage Ich eure Lasten. Je schwieriger es für euch ist, umso komplizierter wird es für Mich. Deshalb hängt es jetzt von euch ab, wie Ich im Weiteren aussehen werde", lächelte der Lehrer wieder.

10. Aber je müder man wird, umso angreifbarer wird man. Deswegen hängt alles nur von euch ab."

11."Du scheinst immer fröhlich, lebenslustig zu sein", setzte derselbe Mensch das Gespräch mit dem Lehrer fort.

12. "Nicht ständig... Es ist gut, dass ihr nicht ständig neben Mir geht.

13. Zählt alles zusammen, was ihr durchmacht - es ergibt das, was Ich durchmache.

14. Seht ihr Mich aber als ob Ich munter wäre, lächle, wo ist dann eure Munterkeit, euer Lächeln?

15. So muss man durch das Leben gehen - lächelnd, und sich anstrengen munterer zu sein.

16. Ihr seid doch gekommen, um euch selbst hinzugeben. Nicht dafür, um eure Dummheiten, eure Schwächen zu verkörpern, sondern das Positive, das Bemerkenswerte, das ihr habt, zu geben. Das zu tun sollt ihr euch bemühen.

17. Ich habe euch doch nicht deshalb gerufen, damit ihr das tut, was euch eigen ist. Ihr müsst lernen, hier das Richtige zu tun. Und Lernen heißt große Arbeit, das bedeutet unendliche Mühe, es möglichst besser zu machen.

18. Und eure Schwierigkeit, wie Ich schon mehrmals gesagt habe, besteht in einer psychologischen Neigung, alles sehr schnell zu erreichen. Und wenn sich der Prozess in die Länge zieht, wird es für euch uninteressant.

19. Das ist die Besonderheit der menschlichen Psyche. Ihr lebt in einer endlichen Welt, wo alles so schnell wechselt. Vorerst werdet ihr schnell alt, und die Zeit läuft für euch sehr schnell. Und diese kurzen Kategorien in der Wahrnehmung der Realität sind für euch charakteristisch: Man möchte alles schnell machen.

20. Aber das, was ihr jetzt habt, war auch vor zweitausend Jahren so. Nun stellt euch vor: Jahrhunderte sind vergangen, und ihr seid immer noch dieselben.

21. Deshalb, wenn ihr an die geistige Entwicklung herangeht, zählt nicht die Jahre. Hier zählen sie nichts. Hier wird in viel länger andauernden Maßstäben gemessen.

22. Ihr könnt merken, wie ihr äußerlich anders geworden seid, wie Kinder groß werden, Bäume wachsen, wie Tag und Nacht ablaufen... Wie sich aber die geistige Welt ändert, ist euch nicht möglich zu sehen.

23. Die Veränderung der geistigen Welt ist eine große, schwierige Arbeit. Deswegen wird derjenige gerettet, der alles bis zum Ende erduldet.

24. Wo das Ende ist, braucht ihr nicht zu wissen, um sich selber restlos dem Dienen zu widmen. Denn wenn ihr die Grenzen wissen werdet, werdet ihr anfangen zu denken, zu vergleichen... und werdet unbedingt verlieren.

25. Es wird für euch zulässig sein zu empfinden, zu überlegen, die Zukunft zu bedenken. Aber ihr müsst sie nicht kennen. Ihr müsst euch immer restlos dem Dienen hingeben. Und dann macht ihr das, was von euch verlangt wird.

26. Lernt Kräfte herzugeben, versucht dabei nicht darauf zu achten, was sich daraus ergeben hat, und was nicht gelungen ist. Strengt euch an.

27. Wenn ihr euch nur bemühen werdet, werdet ihr nie in Verzweiflung geraten.

28. Die Verzweiflung entsteht aus der Beurteilung, dass jetzt etwas nicht gelungen ist. Und wer hat gesagt, dass es jetzt gerade so gelingen muss, wie ihr das für richtig haltet? Das ist euer Fehler, aufgrund dessen ihr leicht in eine Sackgasse kommt. Und ihr beginnt in Verwirrung zu geraten."

29. "Und hast Du etwa Furcht, wenn wir kommen und unsere Dummheiten erzählen?" - fragte derselbe Gesprächspartner.

30. "Nein, ich habe keine Angst. Aber es ist traurig, einiges zu sehen, was bei euch schon längst hätte verschwinden müssen.

31. Die Arbeit vor euch ist groß. Man muss lernen sie zu erledigen. Die Orientierungspunkte kennt ihr, man muss sich bemühen, sich daran zu halten. Mühe geben, seine Kräfte maximal und völlig hinzugeben.

32. In dieser Zeit werden eure Ängste zum Vorschein kommen. Und je mehr ihr zu diesen Ängsten neigt, umso mehr werden sie euch mit der Zeit erreichen - immer mehr.

33. Und hier wird es wichtig sein, was ihr angepackt habt, wonach ihr strebt, welches Leuchtfeuerchen euch führt. Dadurch wird euer psychischer Zustand bestimmt.

34. Es muss gekonnt sein, die Hände richtig am Steuerrad des Schiffes zu halten, das ihr durch das stürmische Meer lotst. Man muss das Ziel richtig sehen. Das Ziel darf nicht durch eure Angst bestimmt werden.

35. Jedoch seid ihr bis jetzt diejenigen, die in phantastischen Märchen von einem der ewig Lebenden als Sterbliche bezeichnet werdet. Ihr denkt wirklich wie Sterbliche. Die Denkweisen sind sehr eng. Aber bis jetzt sind diese Beurteilungen (Ansichten) natürlich.

36. Und ihr müsst lernen anders zu denken - denken wie ewig Lebende. Das ist eine völlig andere Sicht auf eine Welt, wo eure Ängste nicht vorhanden sein werden (in einem bestimmten Maße sind Emotionen natürlich, aber Ängste sollen nicht sein).

37. Eure Aufgabe ist - maximal vollständig das zu tun, was von euch abhängt. Obwohl währenddessen wisst ihr nicht, was von euch abhängt. Und es ist gut, dass ihr das nicht wisst.

38. Nur wenn ihr glaubt, wenn ihr alle Kräfte hingebt, genau dann macht ihr alles, was von euch verlangt wird.

39. Aber wehe euch, wenn ihr versucht, das abzumessen, was ihr tut, wenn ihr versucht abzuwägen und zu beurteilen. Gerade hier wartet eine große Unannehmlichkeit auf euch. Das wird schon eine große Dummheit sein, aber keine Weisheit. Ihr werdet euch in die Enge treiben, dementsprechend schnell müde sein.

40. Und je größer die Müdigkeit ist, umso mehr Ängste gibt es und Zweifel, und die eigenen Würmer, die ihr selber kreieren werdet, werden an eurer inneren Welt fressen."

41. "Und hast Du vor überhaupt nichts Angst?"

42. "Vor was kann man denn Angst haben? Man kann nur davor Angst haben, dass ihr das nicht bis zum Ende erfüllt, was Ich euch gegeben habe. Das Einzige, was Ich befürchten kann: dass ihr das nicht tut.

43. Aber bis jetzt habe Ich diese Angst nicht. Es gibt nur diese Gemütsbewegung, wenn Ich sehe, dass ihr es nicht erfüllt.

44. Denn Ich weiß, dass es getan werden kann, aber ihr tut es nicht. Wenn ihr es nicht macht, bedeutet das, dass ihr eure Mühe nicht bis ans Ende richtig aufbietet, das bedeutet, euer Glaube ist schwach.

45. Je schwächer euer Glaube ist, umso weniger Möglichkeiten habe Ich, euch zu helfen. Es entsteht die Gemütsbewegung: Wie kann Ich euch denn helfen? Ich möchte euch doch helfen, und ihr erlaubt es nicht. Obwohl, ihr seid wegen Hilfe gekommen...

46. Lernt zu handeln. Seht objektiver darauf, was euch geschieht. Lernt, die richtigen Bemühungen aufzubringen.

47. Sorgt euch weniger darum, was bei euch im Inneren vorgeht und weswegen das geschieht. Alles, was sich bei euch im Inneren ereignet, veranlasst euch zuerst zu irgendwelchen Handlungen. Es veranlasst euch, entweder Worte zu sagen, oder mit Händen oder Füßen zu handeln. Eure innere Emotion stimmt (drängt) euch immer zu etwas Konkretem.

48. Und eben hier müsst ihr sehen: Ist es richtig für einen Gläubigen, sich so zu verhalten, oder muss man es anders machen? Gerade das ist sehr wichtig!

49. Und erzieht euren Glauben. Er ist bis jetzt sehr schwach. Man kann bis jetzt mit so einem Glauben noch wenig anfangen.

50. Alles, was ihr jetzt in euch habt, ist bei euch unvermeidlich. Es ist einfach gut, dass wir alle, einschließlich Mir, nicht gewusst haben, wie schwer das ist", lächelte der Lehrer (auch die Zuhörer lachten mit Ihm zusammen) und setzte fort: - "Darin liegt aber eine besondere Unvermeidlichkeit.

51. Ich wusste, dass es sehr schwierig sein wird. Aber man kann die Worte 'sehr schwierig' nicht fühlen. Man kann nur die Realität empfinden/spüren, die es gibt. Und in der Vorstellung spürt man eher das, worauf man sich selbst mehr eingestimmt hat.

52. Aber ich konnte nicht auf so etwas (schwierige innere Welt der Menschen) eingestimmt sein. Erst jetzt sehe ich: Ja... wir haben es angepackt..." - lächelte der Lehrer weiter.

53. "Deswegen, das, was wir tun müssen, kann einen im Prinzip zur Verzweiflung bringen. Die Aufgabe, die ihr zu lösen versucht, ist sehr schwierig.

54. Aber Ich sagte: Der Glaubende wird gewinnen, nicht der an etwas Theoretisches denkende Mensch.

55. Ihr wisst anscheinend, wie man richtig in der einen oder anderen Situation handeln muss, aber darum wissend, versucht ihr, das dementsprechend nicht zu tun.

56. Das heißt, in vielem überlegt ihr hauptsächlich richtig, wenn es euch gut geht. Aber ihr versucht nicht, dem Moment nachzufolgen, wenn euch etwas bei den Handlungen eurer Nächsten zu verletzen beginnt. Und eben da fangt ihr an, euren Emotionen zu erlauben, über euch zu herrschen.

57. Und wenn ihr in diesem Augenblick die Zügel solcher 'schwarzen Pferdchen' locker lasst, beginnen sie voranzutreiben und ihr beginnt schon in diese Richtung, wohin euch diese 'Pferdchen' treiben, zu denken, also ganz falsch zu denken.

58. Deshalb muss man dem Moment nachfolgen, an dem euch etwas aufzuregen anfängt. Beginnt in diesem Augenblick, euch zu bremsen, das Gleichgewicht mit Hilfe eures Glaubens zu schaffen, mit Hilfe des Gebetszustandes, mit Hilfe der Verschmelzung.

59. Man muss die Beruhigung finden, das Gleichgewicht im Innern muss unbedingt erzielt werden. Und dann fragt euch: Und was müsst ihr als liebender Mensch tun?

60. Gerade diese Arbeit wird außerordentlich geringfügig getan. Außerordentlich geringfügig! Deswegen verbrennt ihr euch wie früher, ihr erlaubt den Emotionen zu sein (zur Erscheinung zu kommen), was merkwürdig wäre, wenn man sie bei einem wirklich glaubenden Menschen sehen würde.

61. Diese praktische Arbeit muss gebührend von euch getan werden. Gebt euch Mühe. Das ist eine große Arbeit.

62. Ich wünsche euch Glück. Feilt an eurem Glauben. Dank ihm werdet ihr siegen. Eben dank des Glaubens."

63. Als das Gespräch zu Ende war, segnete der Lehrer die Brote, die der Priester Sergej in seinen Händen hielt.

64. Der Lehrer kehrte mit dem Motorschlitten am selben Tag nach Hause auf den Berg zurück.


65. Am siebenundzwanzigsten Februar nach der Sonntagsverschmelzung beantwortete der Lehrer Fragen im Farntal. Hier folgt ein Teil dieses Treffens.

66. "Lehrer, kann man eigene Schwächen verachten oder hassen? Könnte das die Aggression gegen sich selbst sein?"

67. "Man darf die Schwächen in sich nicht verachten. Das verstehst du richtig - das ist die Aggression, die auf keinen Fall erscheinen darf. Nicht gegen sich selbst, erst recht nicht gegen die anderen. Sie darf überhaupt nicht erscheinen.

68. Aggression ist das, was erniedrigt, was zum Ziel hat zu vernichten, zu zerstören. Deswegen, wenn du die Aggression gegen dich selbst richtest, zerstörst du dich, du vernichtest deine Gefühlswelt. Das bedeutet, du wirst letzten Endes vernichtet, aber durch deine eigenen Kräfte. Hier wird nicht einmal ein fremder Feind gebraucht. Du bist dir selber ein Feind.

69. Deswegen darf man eigene Schwächen nicht hassen. Man muss sie verstehen: Ja, das ist eine Schwäche, das ist etwas, wovon du weggehen können musst, was du überwinden und besiegen musst.

70. Aber der echte Sieger oder der echte Krieger (wenn man schon dieses Bild gebraucht) kann nur derjenige sein, der seinen Feind achtet. Nur ein solcher Mensch hat eine große Chance zu siegen.

71. Wenn ihr aber den Feind hasst, werdet ihr eher irgendeine überflüssige Bedeutsamkeit von euch zeigen, einen bestimmten Teil von Selbstsicherheit. Ihr werdet blind in eurem Hass werden, und es wird für euch schwierig sein zu siegen.

72. Man muss achten. Man muss verstehen. Man muss das, was geschieht, als das Gegebene annehmen, als das, womit man lernen muss zurechtzukommen. Nur wenn ihr auf diese Weise etwas Negatives annehmt, habt ihr die Möglichkeit, dieses Negative tiefer zu begreifen.

73. Wenn ihr es hasst, dann denkt ihr nicht darüber nach. Ihr brennt einfach vor Hass, ihr seid empört. Euer ganzes Wesen trennt das ab, was euch nicht gefällt, ihr stoßt euch davon ab, ihr rennt davor weg oder greift an und strebt danach zu zerstören, ohne euch über etwas klar zu werden. Ihr seid zum Fallen verurteilt, zum Verlust. Ihr werdet nicht siegen. Oder, wenn irgendwelche Siege errungen werden, werden es nur Siege von kurzer Dauer sein, und diese Siege werden von euch fälschlicherweise als Siege wahrgenommen.

74. Wenn ihr die Möglichkeit habt, etwas tiefer in die Umstände zu schauen, seht ihr, dass ihr eigentlich verliert. Ihr werdet jedes Mal schwächer. Ihr werdet immer mehr Sklaven der eigenen negativen Leidenschaften, die bei euch Hass, Bosheit und Aggression hervorrufen. Ihr als Gläubige sollt das unbedingt verstehen. Das zu verstehen ist in gewisser Weise eure Pflicht.

75. Die Welt wird jetzt in der Angst ersticken, die sie hervorbringt, und in dem Hass, der damit einhergeht. Sie wird ersticken an der Aggression, die sich unbedingt ringsherum sehr weit verbreiten wird.

76. Ich sagte euch darüber, dass die Atmosphäre um euch herum anders wird, dass sich ihre Merkmale verändern, und das kommt hauptsächlich von der Veränderung der Schwingung der Erde.

77. Und eure Psyche ist die Energie, die eigentlich in dieser mütterlichen Umwelt der Erde geboren wurde. Ihr seid mit ihr stark verbunden. Das heißt, dass während ihrer raschen Veränderung die kennzeichnenden Parameter der Erde die Parameter eurer Psyche rasch verändern werden. Und die Ängste werden bei allen Menschen auf der ganzen Erde aktiviert werden.

78. Ihr habt die Wahl getroffen. Diejenigen, die das Göttliche zurückgewiesen haben, werden sehr stark in ihre Ängste geraten. Für sie werden sie mehr und mehr materiell in Erscheinung treten. Ihr aber habt die Chance, in eurem Glauben diesen Hexennebel zu durchschreiten.

79. Doch glaubt ihr wirklich ? Haltet ihr euch fest an der Hand der Wahrheit? Vieles wird sich in diesem Sturm sofort klären. Wer sich an der Wahrheit festhält, der wird durchkommen. Alle übrigen werden im besten Falle, wenn sie sich auch festhalten, stark zerschlissen.

80. Seid jetzt also aufmerksam bezogen darauf, wie ihr das Göttliche begreift. Seid wachsam. Wenn wir über Liebe sprechen, über Geduld, so muss man dies auch begreifen, an jedem eurer Tage, bei jedem eurer Schritte.

81. Wenn ihr an irgendeiner Stelle eine Unaufmerksamkeit zulasst, wobei ihr eurer selbst sicher dahingehend seid, dass ihr genügend interessant und gut seid und nur an euer eigenes Positives denkt, und ihr seid nicht aufmerksam im Hinblick darauf, dass sich auch Negatives in euch auftun kann, dann wird es sich unbedingt zeigen.

82. Wenn ihr lange an dieser eurer Seite nicht arbeitet, so wird sie durchbrechen wie ein defekter Damm; und der stürmische Strom, der früher von diesem Damm gehalten zu werden schien, wird dann nicht mehr gehalten werden. Er kann mit großer Wut und Aggression nach außen hervorbrechen, was sich sofort in Form von starker Gekränktheit äußern wird. Und hier beginnt ihr euch wie kleine Kinder zu benehmen.

83. Das aber ist gefährlich für euch. Die Handlung, die ihr unter dem Einfluss dieser tobenden, sich ungestüm stürzenden Lawine eurer egoistischen Leidenschaften zu machen beginnt, wird eines Gläubigen unwürdig sein. Deshalb muss man sehr wachsam sein.

84. Ihr löst viele verschiedene Aufgaben, und noch ein wichtiger Aspekt kann hier eine Rolle spielen: Je näher ihr einander kennenlernt, je verwandter ihr durch euer Zusammenleben zu werden scheint, umso mehr wird sich bei euch die Neigung zeigen, aufeinander zu schimpfen - und dies immer kühner. Und eben dies wird sehr gefährlich sein.

85. Wenn ihr eures Erwachsenseins wegen schon irgendwie gelernt habt, euch mehr oder weniger zurückhaltend zu Äußerungen eines anderen Erwachsenen zu verhalten, der nicht mit euch zusammen unter einem Dach wohnt (das heißt, irgendwelche Normen des Anstandes beschränken euch in der Gesellschaft irgendwie, und die gelten als normale Erziehung), aber je näher ihr beieinander lebt, miteinander umgeht, umso mutiger werdet ihr darin, euch in euren Äußerungen gegenseitig zu öffnen. Und dann wird das, wozu ihr in eurem Wesen die Neigung habt, immer mutiger nach außen drängen.

86. Ebenso geschieht das in eurer Naturfamilie. Wenn Mann und Frau zueinander finden, einander lieben, lernen sie sich behutsam kennen, miteinander zu leben, und vieles halten sie in sich zurück aus Furcht, einander zu verschrecken.

87. Aber die Zeit vergeht, und wenn man das im Inneren nicht beseitigt, wird es sich immer mutiger äußern. Und dann verkehrt man schon wie Feinde in seinem Haus, und man sagt einander das, an das man früher gar nicht denken konnte zu sagen. Dieser psychologische Effekt tritt bei euch in Erscheinung.

88. Ihr lebt im selben Raum und versucht, dieselbe Arbeit zu erledigen. Und wenn ihr das Richtige nicht erledigen werdet, werdet ihr aufeinander sehr böse sein, unbemerkt, Schritt für Schritt. Und wenn ihr euch früher zurückgehalten habt, und Schmerz bringende Handlungen des Nächsten euch gegenüber akzeptiert habt, seid ihr mit der Zeit imstande, mit einem kräftigen Stoß zu antworten, ohne euch zurückzuhalten.

89. Vergesst nicht: Ihr befindet euch in diesem Gesetz, und ihr werdet unvermeidlich charakteristischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen werden, die damit verbunden sind. Und deshalb schon müsst ihr diese Gesetzmäßigkeiten beherrschen.

90. Ihr seid Gotteskinder, und das bedeutet, ihr seid durch das Erkennen der Gesetze verpflichtet, die Gesetze zu beherrschen. Wofür sonst werden sie euch eröffnet?

91. Kleine Kinder wissen wenig von der äußeren Welt, und deswegen wird ihnen diese Verantwortung nicht auferlegt. Und je nach Entwicklung ihres Verstandes und der Gefühlswelt, je nach Öffnung des Geistes, dringen sie immer mehr in die Gesetze der Materie ein, um sie beherrschen zu lernen. Und dann schon wird von ihnen mehr verlangt.

92. Ihr wurdet erwachsen... ihr seid gekommen, die Wahrheit zu erkennen und ihr habt die Gesetze vernommen. Ich eröffne sie euch. Und wozu? Damit ihr lernt, sie zu beherrschen. Wenn ihr das nicht tut, dann habt ihr starke Veränderungen in euch, weil ihr diese Verantwortung auf euch genommen habt.

93. Wenn ihr gekommen seid, um an euch zu arbeiten, dann vergesst nicht: Ihr habt jetzt viel zu arbeiten, um eure Arbeit im Außen zurückzugeben. Ihr versteht immer mehr, wie wichtig es ist zu arbeiten, wobei ihr vieles mit den Händen macht, euch schöpferisch äußert. Das ist natürlich sehr wichtig bei eurem gegenseitigen Verhältnis, eurer gegenseitigen Hilfe.

94. Aber am allerwichtigsten bleibt das, was ich euch zu Anfang sagte: Die Arbeit an euch selbst. Sie wird doch nicht aufgehoben durch Bedürfnisse bei der Entwicklung eures Schaffens in Kunst oder Handwerk.

95. Wie stark ihr auch belastet seid von dem Streben, euch materiell zu behaupten beim Aufbau einer neuen Gesellschaft auf der Erde - die Arbeit an euch selbst dürft ihr nicht vergessen. Das ist eure Hauptarbeit.

96. Wohin ihr auch geht - ob ihr ins Badehaus geht, ins Bett, ins Esszimmer oder sonst wohin - überall steht ihr unter dem Gesetz, das in eurem Inneren erscheint und an dem ihr arbeiten können müsst.

97. Wenn ihr aus der Werkstatt weggeht, wo sich euer Schaffen äußert, dann begleitet euch das Schaffen teilweise. Ihr werdet es schwer haben, euer Werkliches zu entwickeln, ohne etwas mit den Händen zu tun. Ihr werdet nur theoretisch irgendwelche etwaige Anstrengungen bedenken, die ihr einsetzen möchtet. Aber bis ihr sie einsetzt, wird es für euch schwer, sie auf dem theoretischen Niveau zu verstehen: Man braucht eine Werkstatt.

98. Und die Arbeit an euch selbst ist die Handlung, bei der ihr stets in der Werkstatt seid. Ihr habt alles, um zu arbeiten und euer wahres 'Ich' zu vervollkommnen. Wohin ihr auch gehen würdet, ihr seid immer in der Werkstatt. Und diese Werkstatt – ist ein Gotteshaus. Die ganze Erde – ist eine Kirche Gottes, und ihr lernt, die Kunst der Selbstbeherrschung daherinnen zu erkennen, ihr lernt, das Instrument zu beherrschen, mit dessen Hilfe ihr die ganze Welt um euch herum zu verändern berufen seid.

99. Man muss stets an sich selbst arbeiten. Vergesst das nicht. Seid aufmerksam mit jeder Kleinigkeit, um diese Kleinigkeit richtig zu machen. Jede Kleinigkeit spielt eine große Rolle.

100. Und was die Aggression betrifft, sie ist es, die bei euch überhaupt ausgeschlossen werden soll. Sie soll nicht sein. Ich sage nicht, dass damit alle Unzufriedenheit bezüglich irgendwelcher Umstände, Erscheinungen verschwinden muss. Doch, die Unzufriedenheiten werden bleiben.

101. Die Unzufriedenheit signalisiert, dass ihr etwas nicht akzeptiert, was um euch herum geschieht. Entweder, dass ein falsches Signal in eurem Inneren ist, das heißt der Egoismus reagiert auf etwas Richtiges (ihr habt diesen Hinweis schon gehört), oder ihr reagiert richtig auf etwas Unharmonisches. Das kann man als Unzufriedenheit bezeichnen.

102. Ihr seid unzufrieden, das heißt ihr erlebt keine Zufriedenheit über das, was neben euch geschieht, es berührt euch irgendwie. Dieses Signal ist zulässig. Das ist die Norm, die von der Natur eingelegt ist und die dazu aufgerufen ist, euch Mängel zu bezeichnen, damit ihr lernt, eure Eigenschaften oder sonst etwas zu vervollkommnen.

103. Falls aber diese Unzufriedenheit noch Aggression hervorruft, ist das schon eine gefährliche Überspitzung dessen, was von der Natur im Voraus in euch hineingelegt wurde. Das heißt, sie erscheint übermäßig in euch. Und ihr seid verpflichtet, dieses Übermaß abzuschneiden, aus eurer Gefühlswelt herauszuputzen. Dann wird sie gemäßigt. Aber jetzt muss man daran tüchtig arbeiten.

104. Also darf die Aggression oder Kränkung keinesfalls in euch sein. Stellt mehr Fragen, wenn ihr irgendeine Unzufriedenheit spürt. Falls bei euch Unzufriedenheit vorgekommen ist, ist hier ein einfacher Hinweis für euch: Ihr habt irgendeine Reaktion während der Unzufriedenheit. Diese Reaktion gibt euch Antrieb zu irgendwelchen Handlungen; und hier müsst ihr euch eine Frage stellen: Und wie muss ein Gläubiger handeln, ein Liebender, einer, der strebt, würdig zu sein, liebevoll zu sein, einer, der strebt, Freund für den Nächsten zu sein (eben Freund - wenn er dem anderen dient, aber der andere nicht ihm)?

105. Wenn ihr niemanden zu befragen habt, dann stellt die Frage an euch selbst und hört zu: In eurem Inneren könnt ihr viele richtige Nachklänge finden, ihr habt schon viele Eigenschaften, die eine richtige Antwort ermöglichen können.

106. Wenn ihr aber noch die Möglichkeit habt, dies bei jemand anderem zu erfragen, dann fragt mutiger: Und wie würde ein anderer Mensch an eurer Stelle reagieren? Sucht nach Weisheit und lernt, unter diesen Umständen eben da richtig zu handeln, wenn euch etwas bedrängt.

107. Falls ihr in diesem Moment nicht richtig darüber nachdenkt, was mit euch geschieht, dann werdet ihr nach den Gesetzen der Trägheit handeln, so, wie ihr geneigt seid zu handeln, kindlich, naiv, dumm, weit entfernt von Weisheit.

108. Diese Programme erscheinen leicht im Kindesalter. Ihr könnt euch an eure Kindheit erinnern, wie ihr euch benommen habt, oder wie sich die anderen im Kindergarten oder in der Kinderkrippe benahmen. Ihr könnt euch an verschiedene Nuancen erinnern, und seht: Ihr handelt doch heute ebenso wie in der Krippe. Wo bleibt denn euer Erwachsensein?

109. Hier muss man lernen zu denken und an sich selbst zu arbeiten. Das Gespräch mit euch muss bei dem anderen Behaglichkeit hervorrufen. Jetzt fragt euren Nächsten beim Gespräch, wie er sich fühlt...

110. Es ist freilich kein voller Hinweis. Denn eure Unterhaltung ist unterschiedlich und die anderen fühlen sich unterschiedlich. Ihr könnt dabei wohl Wahres sagen, ihr sagt es richtig, aber der andere wird besorgt sein, wenn er etwas unterstellt, was ihr nicht gemeint habt.

111. Doch bemüht euch trotzdem darum, was der andere fühlen könnte, seht genau auf ihn. Falls es ihm im Gespräch mit euch nicht leicht ist, unbehaglich ist, dann seid vorsichtig, könnt rechtzeitig aufhören, könnt nachfragen, womit ihr dem anderen Schwierigkeiten gemacht habt. Ihr macht wohl wirklich etwas falsch und übertreibt irgendwo; kümmert euch um den Zustand des Nächsten.

112. Wenn ihr euch umeinander kümmern werdet, dann werdet ihr nach dem Gespräch eine gute Befriedigung haben, sogar nach einem stürmischen Gespräch. Falls ihr euch aber nicht darum kümmert, werdet ihr einander derart quälen, dass der Mensch dabei nach Auswegen sucht, seine Last loszuwerden, etwas dagegen zu tun (zum Beispiel will er Alkohol trinken oder sonst irgendetwas). Er muss diese Belastung ebnen, sonst kann er wohl nicht einschlafen und wird extrem aufgeregt sein.

113. Das ist aber wirklich das Extrem; Ich wünsche euch, dass es dazu nicht kommen wird. Deswegen muss man lernen, richtig miteinander zu sprechen.

114. Beeilt euch nicht, einander zu tadeln. Lernt Worte zu unterscheiden, die man euch sagt: Hier ist ein Tadel, und dort ist gar keiner. Die Worte können unterschiedlich sein. Es ist eine Sache, wenn man sagt: "Du bist schlecht", und eine andere Sache, wenn man sagt: "Du handelst wie ein schlechter Mensch". Das sind verschiedene Äußerungen.

115. Wenn man sagt: "Du bist schlecht", so tadelt man. Wenn man sagt: "Du handelst wie ein schlechter Mensch", so heißt das überhaupt nicht, dass der Mensch als ein schlechter Mensch betrachtet wird; das entspricht dem Gesagten: "Du bist gut, aber in diesem Moment handelst du wie ein schlechter Mensch". So der einfache Hinweis für euch.

116. Deshalb, wenn jemand euch sagt: "Du handelst wie ein schlechter Mensch", dann hat er euch überhaupt nicht getadelt. Habt keine Angst.

117. Doch da ihr diese Aussage (möglicherweise) fürchtet, beginnt ihr euch zu schützen und fangt an, Dummheiten zu machen wie ein Kind, wie im Kindergarten. Ihr beginnt, die anderen eurer Verletzung unterzuordnen, eurer Angst, eurer Empörung... Und sie beteiligen sich sehr schnell daran, weil sie auch so in etwa einem ähnlichen Milieu sind, und sie haben Ähnliches. Doch das ist häufig eine falsche Anstrengung, die euch stört, sich richtig zu entwickeln.

118. Es ist also ein großes und ernstes Thema. Es ist erwünscht, dass ihr es nicht vergesst, über dieses Thema nachzudenken, einander zu befragen und an den Lehrer Fragen zu stellen, wenn diese Möglichkeit erscheint. Damit ihr euch rechtzeitig zurechtfinden könnt und würdige Anstrengungen einsetzt.

119. Aber man muss lernen. Vergesst nicht: Ihr seid in der Schule, immer noch in der Schule, und ihr werdet jetzt schon darin sein bis zum Ende eures Lebens. Egal wie lange ihr auch auf der Erde lebt, ihr seid immer in der Schule. So lasst uns diese Möglichkeit nutzen (soweit ihr diese Möglichkeit noch habt), euch mit dem Lehrer zu besprechen. Er ist nicht immer neben euch, wo er euch direkt einen Hinweis geben kann. Jetzt (aber) könnt ihr diese Zeit schon nutzen.