Vadim 15

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  Kapitel 12  

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Maxim von Kanal 7 des Krasnojarsker Fernsehens interviewt Vissarion ~ Moskau, Voronesch, Novorossijk, Gelendshik, Sofia ~ Treffen in St. Petersburg und Austausch mit Künstlern ~ Vissarion in Riga beim Zigeunerbaron ~ Der kranke Bruder des Zigeunerbarons ~ Vadim zu Gast im lettischen Radio ~ Die Kirche heute gründet auf dem Erwerb materieller Werte.

1.Früh am sechsten September war der Lehrer mit seinen Begleitern in Krasnojarsk, von wo aus eine lange Reise mit der Gemäldeausstellung nach Sofia, Petersburg und Riga bevorstand.

2. Die bevorstehende Ausstellung trug den Titel "Der geistige Weg und die Kunst", und bestand aus Werken von drei Malern, die in der Gemeinschaft leben: Vissarion, Nikolaj Onischenko und Igor Gontscharow. Etwas mehr als die Hälfte der auszustellenden Werke waren Gemälde des Malers Vissarion.

3. Nikolaj und Igor mit Frau Natalia fuhren in diesen Tagen mit den Gemälden im Zug "Moskau - Sofia" in die Hauptstadt Bulgariens, wo am neunten September in einer der zentralen Ausstellungshallen ("Sesoni") die Eröffnung der Ausstellung stattfinden sollte, mit Gemälden von Malern der geistigen Ökosiedlung.

4. Alle Teilnehmer der Künstler-Gruppe, außer Vissarion, haben die Visa nach Bulgarien bekommen. Und darum ist der Lehrer mit Vadim und Boris aus Krasnojarsk nach Moskau abgefahren, um die endgültige Antwort im bulgarischen Konsulat zu erhalten, ob für Ihn die Möglichkeit besteht, nach Bulgarien zur Eröffnung der Ausstellung (deren Teilnehmer er ist) zu fahren.

5. Diesmal war neben Boris und Vadim mit dem Lehrer die junge Frau namens Sofija auf Reisen. Sofija half schon zwei Jahre der Familie des Lehrers in der Himmlischen Wohnstätte, indem sie harmonisch in das Leben des Hauses eingetreten war. Und der Lehrer sah Sonjas Anwesenheit bei dieser Reise als notwendig an.

6. In Krasnojarsk hatten die Reisenden Aufenthalt bei ihren Freunden in der Familie von Nikolaj und Ludmila.

7. Am Abend gab der Lehrer ein Interview dem wohlwollend gesinnten Journalisten Maxim für den Kanal 7 des Krasnojarsker Fernsehens.

8. Das Interview dauerte etwa eine Stunde. Hier sind einige Ausschnitte...

9. „Es hat sich so entwickelt, dass das Verhalten der Massenmedien gegenüber der Gemeinschaft von Vissarion in der Regel negativ ist. Was meinen Sie – warum?“

10. „Die Menschen teilen sich in diejenigen, die an das Gute glauben, und in diejenigen, die vor all dem, was ringsherum geschieht, große Angst haben. Wenn der Mensch Angst hat, ist er geneigt, Gefahr zu suchen, sie aufzudecken, die anderen zu warnen. Aber der Mensch wird in diesem Fall vor allem von seiner tiefen innerlichen Angst geführt.

11. Deshalb, jedermann, der das Böse sucht, findet es, wo er auch sei, infolge der Eigenart seines Bewusstseins und der Psyche. Alles kommt darauf an, was der Mensch sucht.“

12. „In der modernen Welt ist es so: Haben wir Schnupfen, gehen wir zum Therapeuten; beginnt die Seele zu schmerzen, nutzen wir immer öfter die Hilfe der Psychologen. Vielleicht ist die Psychologie die Religion der Zukunft?“

13. „Psychologie ist ein Versuch, durch wissenschaftliche Methoden die Reaktionen, die sich in der Gefühlswelt des Menschen ereignen, zu verstehen. Es gibt in vielem interessante Entdeckungen, aber es gibt natürlich auch nicht wenig falsche Einschätzungen.

14. Das ist ein natürlicher Weg – wenn sich der Mensch von den geistigen Gesetzen entfernt, zu denen sich seine Vorfahren bekannt haben; wenn schon das neue Bewusstsein die alte Betrachtungsweise nicht akzeptiert, will aber irgendwie anders, tiefer und breiter/weiter das berühren, wovon die Alten gesprochen haben.

15. Das ist ein natürlicher Schritt des Menschen. Aber dies ist keine zukünftige Religion. Jetzt wird der Mensch einfach, indem er sich auf diese natürliche Weise entwickelt, besser heranreifen zum Wahrnehmen der Wahrheit, die auf der Erde schon erschienen ist und wird bei seiner Suche den Einklang mit der Wahrheit finden. Und das alles wird in Eines zusammengefügt werden.“

16. „Die Statistik zeigt, dass eben in Ihrem Gebiet die höchste Geburtenrate und die niedrigste Sterblichkeitsrate ist. Wie können Sie das erklären?“

17. „Das ist normal. Denn der Mensch, der die Wahrheit gefunden hat, hört auf, das Leben zu fürchten.

18. Und wenn er aufhört, das Leben zu fürchten, so ist er mutiger, Kinder zu bekommen. Er empfindet mehr Freude und Dankbarkeit gegenüber dem Leben, das heißt, seine Lebensfunktionen, die sein Geschlecht weiterführen sollen, entfalten sich normal. Das ist eine natürliche Erscheinung.“

19. „Sind Sie damit einverstanden, dass, wenn Sie in Ihrer Gemeinschaft aktiv Sport entwickeln werden, dies die Kreisverwaltung im Rahmen der Region fördern wird, was dazu beitragen wird, dass über Erfolge der Gemeinschaft lauter geredet wird.“

20. „Man kann natürlich nicht Sport in dem Sinne entwickeln, in welchem er in der Gesellschaft entwickelt wird. Denn dies zerstört die Psyche des Menschen. Das entwickelt gerade jene Eigenschaften, die aus eurem Inneren lieber ausgefegt werden sollten. Diese Eigenschaften sind mit dem Egoismus verbunden – der Wunsch, der Erste zu sein, stärker als der Andere zu sein. Hier muss man sehr vorsichtig sein.

21. Darum, wenn sich das Thema Sport in der Gemeinschaft in irgendeinem Maße entwickelt, so lernt man dort vor allem nicht, den Sieg über einen anderen zu erringen, sondern das zu verwenden, was dem Organismus des Menschen Nutzen bringen kann.

22. Aber Hauptsache, dass dies der Seele keinen Schaden bringt; damit er niemals imstande ist, gegenüber dem anderen wegen irgendeines Misserfolges gekränkt zu sein, wenn dieser Misserfolg angeblich mit falschen Handlungen des anderen verbunden ist; damit er sich nie über jemand unter denen erhebt, mit denen er gemeinsame sportliche Aktivitäten unternimmt.

23. Deshalb wird in der Gemeinschaft nie das Ziel verfolgt werden, Champions zu erzeugen (erziehen, gebären), die später die Ehre der Region verteidigen werden.“

24. „Man sagt in der Großstadt: Der Glaube ist das Los der Schwachen. Ist das wirklich so?“

25. „Wäre der Glaube das Los der Schwachen, könnte sich die Welt bis zu dieser Stunde erhalten?"", lächelte der Lehrer.

26. "Nein, freilich ist der Glaube das Los der Nicht-Schwachen. Der Glaube ist vor allem das Los derjenigen, die zu etwas herangereift sind, was größer ist als das, was um sie herum ist.

27. Zu sagen, der Glaube sei das Los der Schwachen, ist vor allem der Versuch, eigene Schwäche zu rechtfertigen. Denn der glaubende Mensch ist derjenige, der seine Krankheit erkannt hat und die Genesung wünscht. Und die Hauptschwäche ist da, wo der Mensch Angst hat, seine Krankheit zu erkennen. Er hat es dann sehr schwer mit der Heilung.

28. Die Heilung ist für ihn schwierig, solange er selbstsicher meint, alles sei bei ihm in Ordnung. Und dann ist eine Reihe von Umständen notwendig, wo er sehr schmerzhaft fällt und wonach er doch gesteht: 'Ja, ich bin doch schwach, helft mir.' Dann ist er reif zu hören und weiterzugehen.

29. Darum, wenn der Mensch zum Glauben gekommen ist, ist das kein Los der Schwäche.“

30. „In der Gemeinschaft versuchen die Leute, von den Früchten der eigenen Arbeit zu leben. In der Welt gibt es aus alten Zeiten den Begriff 'Geld'. Ist das Geld das Übel?“

31. „Das Geld selbst kann man nicht als Übel bezeichnen. Es ist dumm, irgendeinen Gegenstand übel zu nennen. Gegenstände können nicht böse sein. Alles kommt darauf an, wie sie benutzt werden.

32. Aber die Geldeinheit wurde dazu eingeführt, den Menschen zu vernichten.

33. Es wäre viel günstiger, wenn der Mensch die Früchte seiner Hände (sein Handwerkliches) gegen Früchte von Händen (das Handwerkliche) eines anderen Menschen tauschen könnte. Es wäre ein nützlicher Tausch: Dann würde der Mensch, der leben will, lernen, eben ein (Handwerks)Meister zu sein.

34. Die Geldeinheit kann leicht diese Frage nivellieren. Das heißt, der Mensch mag kein Meister sein und auch nicht danach streben, kann aber mit Geldmitteln angeblich wunderbar sein Leben organisieren. Obwohl er nichtsnützig in dieser Gesellschaft ist, und so, wie er ist, als Mensch, kann er für niemanden nützlich sein.

35. Deshalb, das Bilden dieses (Geld-)Systems hat viele Phänomene im Leben des Menschen stark ruiniert und wird jetzt eben endgültig seine negative Rolle spielen, wozu das Geldsystem ja auch einmal eingeführt wurde.“

36. „Wird Ihre Gemeinschaft die Möglichkeit geben, das ndere – das neue – Leben zu bauen?“

37. „Sie ist aufgerufen, die Formierung der neuen Gesellschaft praktisch in Angriff zu nehmen; diese Gesellschaft muss durch viele komplizierte Etappen im Leben schreiten/gehen, wo die Menschen eine ernste Abhärtung durchmachen müssen, riesige Arbeit an sich selbst durchführen müssen, um letztendlich jene Basis zu schaffen, die das weitere Werden des neuen Typus einer Menschheit ermöglichen wird.

38. Man darf nicht das Existierende vernichten. Das ist nicht richtig. Warten auf das Ende der Welt, nachdem die Gerechten ausgesondert werden – das ist eine dumme Sicht der Wahrheit.

39. Jedermann muss das schaffen, was zu tun er imstande ist. Wenn aber die Gefahr, die in der Bewegung der Gesellschaft gebildet wurde, schon zu sehen ist, muss man in einem bestimmten Moment parallel den Grundstein legen für ein Beispiel und schon das Neue aufbauen.

40. Wo jedermann, der damit in Berührung kommt, immer die Möglichkeit hat zu vergleichen und irgendeine Wahl für sich zu treffen.

41. Aber in erster Linie sollen hier diejenigen versammelt werden, die am reifsten dafür sind. Es kann nicht allen angeboten werden, aber es ist notwendig, die Reiferen zu wählen und auf sie diese riesige Aufgabe aufzuerlegen.“


42. Am Morgen des siebenten September flog der Lehrer zusammen mit Freunden nach Moskau, wo noch ein Versuch, das Visum nach Bulgarien zu bekommen, unternommen wurde.

43. Der Konsul breitete aber vor Verwunderung die Arme aus und erklärte, die Absage komme aus dem Ministerium für auswärtige Angelegenheiten von Bulgarien.

44. „Das heißt, es gibt die Möglichkeit, sich zu erholen“, lächelte der Lehrer und entschloss sich endgültig zur Fahrt an die Russlandküste des Schwarzen Meeres, nach Gelendshik.

45. In Moskau verbrachten die Reisenden einen Abend und eine Nacht bei ihren Freunden, bei der Familie von Sascha Komogozev, der mit der Erledigung der Formalitäten bzgl. Visa nach Bulgarien geholfen hat.

46. Am Morgen des nächsten Tages startete die Fahrt der Reisenden zum Schwarzen Meer mit dem Zug „Moskau – Novorossijsk“.

47. Auf der Station in Voronesch wurden die Reisenden von Freunden, Verwandten und Nachfolgern gegrüßt. Eine halbe Stunde voll von Gesprächen, Fotos zum Andenken, Verabschiedungen, bis zum Treffen...

48. Am Vormittag des neunten Septembers kam der Zug in Novorossijsk an. In einer Stunde waren die Reisenden in Gelendshik, im Haus von Jana und ihrer Mutter, die dem Lehrer und Seinen Begleitern Obdach für die Erholung mit Freuden zur Verfügung gestellt hatten. Der Duft des Meeres, der sich an diesem südlichen warmen Tage des Sommerendes verbreitete, führte den Lehrer schnell zur Küste...

49. Am gleichen Tag sollte in Sofia die Eröffnung der Ausstellung der Gemälde der sibirischen Maler in der Galerie „Sesoni“ stattfinden.

50. Aber einige Stunden vor der Eröffnung der Ausstellung bekamen Nikolaj und Igor, die mit Gemälden nach Sofia gekommen waren, und somit auch ihre bulgarischen Freunde, die Nachricht darüber, dass die Durchführung der Ausstellung in dieser Galerie annulliert wurde. Im Telefongespräch am Vorabend riet ein Vertreter der orthodoxen Kirche dem Direktor der Galerie davon ab, diese Ausstellung durchzuführen...

51. Aber die Ausstellung wurde doch am neunten September in Sofia eröffnet. Dies ereignete sich in der Halle der amerikanischen Universität, die auf dem Territorium des Studentenkomplexes vor kurzem gebaut worden war.

52. Die Ausstellung dauerte bis zum achtzehnten September. Viele Bulgaren, unter ihnen auch Maler, konnten das Schaffen von Vissarion und Seinen Schülern sehen und einschätzen, ihre Welt verspüren.

53. Dank der Absage des Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten von Bulgarien (bezüglich des Besuches des Landes) erfreute sich der Lehrer zu dieser Zeit an Sonne und Meer. Er badete viel, sonnte sich viel, fotografierte das Meer in verschiedenen Zuständen: bei Windstille und auch bei Sturm.

54. Mit dem alten Wagen „Shiguli“ von Nikolaj aus Gelendshik bereiste Er mit ihm, zusammen mit Freunden, malerische Stellen, die sich der Küstenlinie entlang unweit von Gelendshik ausbreiten (die blaue Bucht, das dünne Kap, Divnomorsk, Dshanhot, der Segelfels).

55. Dem Lehrer gefiel das Baden im Meer neben dem Pier des Pensionats „Rote Segel“, wo Er die letzten Erholungstage mit den Freunden verbrachte.


56. Am Morgen des zweiundzwanzigsten September, im Haus von Jana, traf sich der Lehrer mit den Nachfolgern, die in Gelendshik und Umgegend leben.

57. Bei diesem Treffen, das weniger als eine Stunde dauerte, war für die Anwesenden das Wichtigste, dem Lehrer nahe zu sein. Die Fragen, die in diesen Augenblicken gestellt wurden, erforderten keine langen, ausführlichen Antworten.

58. Nach dem Mittagessen nahmen die Reisenden Abschied von der gastfreundlichen Jana und ihrer Mutter, von Nikolaj und seinem „Shiguli“; die Reisenden fuhren nach Krasnodar.

59. Olga und ihre Freunde, die nach Gelendshik aus Krasnodar gekommen waren, um die Reisenden abzuholen, brachten sie in eineinhalb Stunden in die Heimat des Lehrers. In Krasnodar fuhr der Lehrer gleich zu seinem Vater...

60. Ganz früh am nächsten Tag fand in der Wohnung von Olga ein kurzes Treffen mit Nachfolgern statt. In einem kleinen, fast leeren Zimmer fanden mehr als fünfzig Menschen Platz, unter ihnen viele bekannte Gesichter.

61. Der Lehrer kam herein, begrüßte sie, warf ihnen einen langen Blick zu, wünschte ihnen Glück...


62. Am Mittag war Vissarion schon in Petersburg. Die Reisenden fanden Unterkunft bei Lidia.

63. Einen Tag zuvor waren aus Sofia Nikolaj und Igor gekommen. Sie stellten schon die Gemälde in der Langen Halle des Petersburger Hauses der Maler unter.

64. Am vierundzwanzigsten September wurde um fünfzehn Uhr die Ausstellung eröffnet. Der Leiter, Andrej Ljuminarskij der Dichter, ein Freund von Malern, las seine Gedichte vor. Ein Maler aus Petersburg, der an der Akademie unterrichtete, sagte gute Worte über die Qualität und die Stimmung der ausgestellten Gemälde. Der Freund aus Bulgarien, der Maler Mitko, trat mit warmen Worten auf. Unter den Teilnehmern der Ausstellung waren es Nikolaj, Igor und Vadim, die mit kleinen Grußreden auftraten...

65. Den Kopf etwas gesenkt, stand Vissarion in der Reihe der Maler, der Teilnehmer der Ausstellung. Er hielt viele Blumen in seinen Händen.

66. Eine große Zahl von Menschen aus verschiedenen Städten war bei der Eröffnung der Ausstellung anwesend, unter ihnen waren viele Nachfolger des Lehrers.

67. Der Lehrer war nicht lange bei der Eröffnung der Ausstellung. Zu große Aufmerksamkeit war nämlich auf Ihn gerichtet, was sowohl die Anwesenden als auch Vissarion störte, die Ausstellung zu besichtigen.

68. Die Ausstellung dauerte sieben Tage. Zusammen mit den Bulgaren, die gekommen waren, sich mit dem Lehrer zu treffen, besuchte der Lehrer in diesen Tagen die Eremitage, besichtigte Springbrunnen und Paläste des Peterhofes, antwortete auf die Fragen eines Religionswissenschaftlers in einer Life-Sendung der Radiostation „Die offene Stadt“


69. Am siebenundzwanzigsten September war Vissarion in Repino, einem Vorort von Petersburg, zu Gast bei Jurij Andrejev, dem bekannten Heilpraktiker und Wissenschaftler (er ist Autor von populären Büchern über gesunde Lebensweise und über Selbstvervollkommnung des Menschen).

70. Jurij erzählte den Gästen von seinem Leben, von Büchern, vom Bilden des Tempels der Gesundheit in seinem Haus und dessen Umkreis.

71. Der Lehrer antwortete auf Fragen von Jurij bezüglich dessen, was in Russland und in der Welt vor sich geht.

72. In einer der Antworten sprach der Lehrer von Sich und sagte: „Mein Energie- Informations-Wesen ist so, dass Ich, wie ein eigenartiges Gerät, das Geschehende verspüren und die Antworten auf beliebige Fragen über die Entwicklung des Menschen in verständliche Bilder umformen kann.“

73. Jurij erzählte über Methoden der Körpergesundung, die er im Tempel der Gesundheit anwendet, demonstrierte die Klangtherapie (er benutzt dafür Klangplatten, Metallplatten verschiedener Größe, die Laute unterschiedlicher Frequenz ausstrahlen, wenn man sie berührt), zeigte den Gästen sein Arbeitszimmer, das in seinen Proportionen und Formen die ägyptischen Pyramiden wiederholt, schlug ihnen vor, in den oberen Pyramidenteil, einen energetisch maximal aktiven Raum, hinaufzusteigen.

74. Und Lidia (die Gastgeberin, in deren Wohnung der Lehrer untergebracht war) ließ sich von Jurij für eine halbe Stunde unter das proportional vergrößerte Modell eines Schildkrötenpanzers legen, welches gemäß seinen Berechnungen das Leben verlängern und einige Alterungsprozesse des Organismus verlangsamen lassen würde...


75. Am Tag des dreißigsten September traf sich der Lehrer mit dem Maler und Bildhauer Viktor, dem Lehrer der Akademie der dekorativen angewandten Künste, der vor kurzem aus Dänemark zurückgekehrt war, wo er den ersten Preis im internationalen Wettbewerb-Festival der Bildhauer erhalten hatte.

76. Zuerst wurde von Kunst gesprochen. Viktor nannte die Gemälde von Vissarion die Entdeckung des zwanzigsten Jahrhunderts...

77. Danach ging das Gespräch in das Flussbett der geistigen Fragen über: über die Bestimmung des Menschen, über Vorgänge in der Gesellschaft...

78. Am Abend dieses Tages, in einer der Ausstellungshallen des Hauses der Maler, fand der Abschluss der Ausstellung der Maler der sibirischen Ökosiedlung statt.

79. Zum Abschluss wurden gute Worte über die Ausstellung seitens des Petersburger Malers, Professor Wladislav Pugin, dem Leiter des Lehrstuhls für Zeichnen an der Akademie der dekorativen angewandten Künste gesprochen. Er dankte den Künstlern dafür, dass sie die Möglichkeit aufgezeigt haben, nicht nur schöne Ideen in die Welt zu bringen, sondern auch Menschen zu erziehen, die diese Ideen realisieren können.

80. „Die Ausstellung hat gefallen wegen der Güte, wegen Aufrichtigkeit. Das ist das Wesentliche beim schöpferischen Schaffen. Es gibt keine Gleichgültigkeit in diesen Werken. Man kann sehen, dass die Autoren ihre Liebe zur Schönheit, Anmut, zur Harmonie der Natur und des Menschen in ihre Werke hineingelegt haben.

81. Die Erfülltheit der Ausstellung mit Güte wird ihre Verehrer unbedingt finden... Bei vielen Leuten wird diese Ausstellung einen tiefen Eindruck im Leben hinterlassen.

82. Dafür möchte ich den Teilnehmern und den Organisatoren der Ausstellung danken“, sagte Wladislav.

83. Einige Fragen seitens der Besucher, die zur Ausstellung kamen, waren an Vissarion gerichtet. „Wodurch ist der Übergang von Ölfarben zu Pastellfarben bedingt?“ war eine der Fragen.

84. Und Vissarion sagte, dass in der Pastellkreide etwas nicht völlig Entfaltetes, nicht völlig Ausgesprochenes beinhaltet ist, dass es in dieser Technik einen gewissen philosophischen Sinn gibt: „Ihr nehmt eine handvoll des trockenen Farbenstaubes und schafft aus diesem Staub das Leben... Ihr schafft Wasser, Stoff, ihr lasst dies atmen, den Tau ebenso glänzen, wie er unter der Sonne am frühen Morgen glänzt... Und dies alles ist mit Hilfe des trockenen Staubes, den ihr in eure Hände nehmt, möglich!

85. In meinem Leben war das ein auf seine Art gesetzmäßiger Schritt – als Ich das Bedürfnis sah, in diese Sphäre der Malerei einzugehen ... Bis jetzt kann Ich nicht genug genießen. Darin eingetaucht, bade Ich in dieser Welt ... Und werde noch mit all meinen Gefühlen baden.“

86. „'Der geistige Weg und die Kunst' ist der Titel der Ausstellung. Kann man sagen, dies sei die Richtung der Kunst?“

87. „Ihr wisst wohl, dass jeder Mensch auf seine Weise individuell die umgebende Realität wahrnimmt. Es gibt keine gleichen Menschen im Wahrnehmen dessen, was sie um sich herum sehen, was mit ihnen alltäglich geschieht.

88. Ebenso ist es mit jedem Maler – wie ihn diese oder jene Schule auch erziehen mag – wird er die Welt nicht so sehen, wie die anderen; er wird die Welt immer so sehen, wie seine natürliche, individuelle Gefühlseigenschaften der inneren Welt die umgebende Realität subjektiv auffassen können (brechen, wie Strahlen). Und diese Brechung ist nicht (einzeln) zu wiederholen.

89. Man kann nicht alle gleichermaßen durch Kunst befriedigen. Man kann nicht erreichen, dass jemand unter den Malern alle gleichermaßen befriedigt. Und die Kunst sollte auch nicht so ein Ziel verfolgen.

90. Aber wenn wir über individuelles Wahrnehmen der Realität des Malers sprechen, der nachher wünscht, dies einmal zu verewigen, so ist es natürlich sehr wichtig, dass die innere Welt des Malers unbedingt auf dem geistigen Werden gründet, dass der Maler (Künstler) den Gesetzen der Wahrheit, den göttlichen Gesetzen folgt.

91. Dann wird seine innere Welt harmonisch sein, sie wird nicht von irgendwelchen nichtigen Aufregungen überfüllt werden, die ihn zwingen, solche Sorgen zu haben, die man lieber nicht haben sollte, wenn man etwas Schönes schaffen will.

92. Denn je mehr sich der Mensch in der Hektik der Welt der materiellen Werte um diese Werte kümmert, umso schwieriger wird es für ihn sein, etwas Gutes zu schaffen.

93. In so einem Fall kommt beim Menschen seine Unruhe sehr stark zum Ausdruck, und wenn es ihm erlaubt wird, etwas Besonderes zu tun, wo er ruhig die Schöpfung angehen muss, so wird es für ihn zu einer großen Schwierigkeit werden: Er will dies sehr schnell tun, die Bewegungen werden hastig, ungeduldig... Aber so wird es äußerst schwierig sein, etwas Mildes, Weiches, Sanftes zu schaffen.

94. Ihr könnt dies auch hauptsächlich in der Kunst beobachten. Es ist zu sehen, dass viele Werke von einer großen Unausgeglichenheit überfüllt sind, das heißt, der Mensch ist sehr unruhig: Es drängt ihn, es sehr schnell zu machen, hektisch, hastig und das, was er versucht zu machen, macht er nicht vollkommen schön.

95. So kann man sogar sagen, der Maler ist verpflichtet, sich geistig zu formen. Denn im Versuch, etwas mit seinen Händen zu schaffen, legt er in das Werk unvermeidlich die Vibrationen seiner inneren Welt hinein, und dann wird es von ihm für alle anderen angeboten, dies zu erleben.

96. Und wenn der Maler selbst auch kein schlechter Meister zu sein scheint (er kann Linien, Farben schön darstellen), aber innerlich ist er aggressiv, durch irgendwelche nichtige Sorgen ist er beunruhigt, so wird er dies unvermeidlich in seine Werke einprägen, egal, ob er dies wünscht oder nicht.

97. Und dann könnt ihr bei der Besichtigung einer Ausstellung mit vielen solchen Werken eine riesige Müdigkeit, eine Schwere im Innern empfinden. Und dies ist die weitergegebene Energie des Meisters, der die eine oder die andere Gestalt auf seine Leinwand aufbringt...

98. Darum, wenn schon der Mensch ein Vertreter eines Teils der Gesellschaft ist, der nach dem Schaffen von etwas Schönem trachtet und dieses Schöne mit seinen Nächsten zu teilen trachtet, so ist es für ihn natürlich äußerst wichtig, sich sehr aufmerksam bezüglich seines geistigen Werdens zu verhalten.

99. Und entsprechend je reiner der Mensch im Inneren sein wird, umso eigenartiger wird er die umgebende Realität sehen.

100. Ihr könnt selbst bemerken: Entsprechend eurer Stimmung richtet ihr unterschiedlich eure Aufmerksamkeit auf die einen oder anderen Gegenstände, die euch umgeben, oder auf die Natur, die um euch herum ist.

101. In einem gewissen Moment könnt ihr sogar nichts bemerken, falls ihr in bestimmte schwere Sorgen eingetaucht seid. Wenn ihr aber im fröhlichen Zustand seid, könnt ihr solche einfachen Sachen bemerken: Irgendwo hat sich eine Libelle auf etwas gesetzt, ein Bienchen gesehen, das ihr vorher gar nicht bemerkt habt, was euch verwundert und sehr gefreut hat.

102. Das heißt, abhängig davon, in welcher Stimmung ihr seid, seht ihr dieselbe Realität, die euch alle anscheinend gleichermaßen umgibt, unterschiedlich.

103. Darum, freilich, wird der Maler dank seiner geistigen Entwicklung die umgebende Welt auf eine besondere Weise sehen. Gemäß der Entwicklung wird er jedes Mal diese Schönheit immer tiefer und breiter sehen. Und er wird mehr Möglichkeiten haben, sie irgendwie besonders zu prägen.

104. So muss die geistige Entwicklung ein untrennbarer Teil im Werden des Menschen sein. Und wenn wir sagen, die Gesellschaft solle sich unbedingt in schöpferischen Sphären und Künsten entwickeln, so ist es nötig, dass dies unbedingt verbunden mit der geistigen Entwicklung geschieht, man muss die geistige Grundlage unter das gesamte Schaffen legen.

105. Und die geistige Grundlage ist das, was den Menschen ändert. Und in seiner Veränderung wird der Mensch auf neue Weise harmonischer das Schöne schaffen...“

106. „Worin liegt der Unterschied zwischen der Fotografie und der Malerei?“, war die folgende Frage.

107. „Die Fotografie ist bloß die Fähigkeit des Meisters, das interessante Objekt zu finden und zu versuchen, es von einer interessanten Seite aus einzuprägen. Aber eingeprägt wird es schon nicht von ihm, sondern eine spezielle Ausrüstung bildet es ab.

108. Die Fotografie besteht nur zum Teil aus der Arbeit des Künstlers. In der Fotografie zeigt sich nur ein Teil von der Arbeit des Künstlers. Die Fähigkeit zu sehen wird seine Meisterschaft bestimmen. Und je besser das technische Mittel in seinen Händen ist, umso interessanter kann er etwas darstellen. Aber das ist kein Können seiner Hände.

109. Und für das Werk der bildenden Kunst sind eure Hände bedeutend. Das ist jenes Kostbarste, wodurch bei euch die Möglichkeit entsteht, eure Liebe weiterzugeben.

110. Das Foto wird eure Liebe nicht weitergeben, es wird nur die Liebe dessen weitergeben, den ihr darstellen könnt. Ihr seid wie ein Vermittler, der nur den Moment eingefangen hat, und das technische Mittel lässt es zu, ihn einzuprägen. Nicht mehr als dies.

111. Obwohl dies auch geschätzt werden kann, denn für viele ist es auch sehr wichtig, schöne Fotos zu sehen. Dies kann die Welt des Menschen, der ein interessantes Foto betrachtet, auch erfüllen.

112. Aber der Mensch lernt zu schaffen und lernt Schöpfer zu sein, wie es für ihn von Gott auch bestimmt ist – Ihm (Gott) ähnlich zu sein...

113. Und hier spielen eure Hände eine sehr große Rolle. Nehmt Pastellkreide – reibt mit euren Fingern den trockenen Staub ins Papier, und samt diesem Staub werden Teilchen eures Körpers eingerieben. Und wenn ihr dies mit Liebe tut, so wird das Werk sehr stark.

114. Wenn das Werk mit Liebe vollzogen wurde, kann es sehr starke Heilkraft haben...“

115. An diesem Abend sprach auch ein Wissenschaftler der Physik, ein Akademiker; er dankte den Malern für die Ausstellung, für die Empfindungen, die er erlebt hatte.

116. Eine Dichterin las ihren Vierzeiler vor: „Die Seele durch Form und durch Farbe, durch Linie, auch durch Biegung, aufzurichten und zu verschütten... Kann man mehr der Welt davon geben?!“

117. Die Maler Nikolaj Onischtschenko und Igor Gontscharov dankten den Zuschauern, den Organisatoren und nahmen Abschied bis hin zu neuen Treffen.

118. „Auch von Meiner Seite äußere Ich Dankbarkeit für eure warmen Worte. Gute Worte bewegen, immer noch mehr zu schaffen...

119. Anscheinend ist es gelungen, mit euch jene guten Gefühlsbewegungen zu teilen, die wir in dem einen oder anderen Moment erlebt haben und die uns bewegt haben, etwas Schönes zu schaffen.

120. Und wenn diese Ausstellung euch irgendeinen Nutzen gebracht hat und ihr durch die Berührung mit diesem Geschaffenen etwas reicher geworden seid, so ist es für den Maler natürlich die Hauptfreude, dass er nützlich sein konnte und dass bei jemandem Licht und Güte in der Seele angewachsen ist.

121. Danke für alles, was ihr uns zu verspüren hinterlassen habt, von dieser Ausstellung und von der Begegnung mit euch. Ich wünsche euch Glück. Bis zum nächsten Treffen,“ sagte der Lehrer zum Schluss.


122. Am ersten Oktober sind die Teilnehmer der Ausstellung mit ihren Gemälden mit dem Zug aus St. Petersburg nach Riga abgefahren, wo am dritten Oktober in der Galerie „Nellija“ die Eröffnung der Ausstellung beabsichtigt war.

123. Aber vor der Abfahrt kam aus Riga die Nachricht, dass die Ausstellung mit der Teilnahme von Vissarion in dieser Galerie nicht stattfinden werde...

124. Noch im Juli, als Vadim in Riga gewesen war, hatten sich er und sein lettischer Freund, ein Nachfolger von Vissarion, Vladimir Gromov, mit dem Direktor der Galerie „Nellija“ getroffen, Vladimir; Vadim zeigte ihm Reproduktionen der Bilder von Vissarion und sie vereinbarten einen konkreten Termin für die Ausstellung.

125. Diese Galerie gehört zum lettischen Kulturzentrum der Landsleute Russlands. Ihr Direktor hatte seine Wurzeln im Milieu der Altgläubigen. Der lettische orthodoxe Metropolit Alexander war sein Lehrer.

126. Vladimir hatte Information über die Persönlichkeit Vissarion, über die Gemeinschaft in Sibirien; ungeachtet des Unterschieds religiöser Ansichten zwischen ihm und den Malern der sibirischen geistigen Ökosiedlung willigte er ein, dass in seiner Galerie die Ausstellung, die ihn interessiert hatte, durchgeführt werden sollte; er hat mit Vadim im voraus besprochen, dass die Ausstellung vonseiten ihrer Teilnehmer nicht die ideologische, sondern die schöpferische Ausrichtung haben würde. Vladimir sagte auch, die Anwesenheit des russischen Botschafters in Lettland sei bei der Eröffnung dieser Ausstellung durchaus möglich...

127. Aber kurz vor dem geplanten Datum der Ausstellungs-Eröffnung hat Vladimir die vorgesehene Veranstaltung aufgehoben; Metropolit Alexander ratete dem Besitzer der Galerie ab, die Ausstellung unter Teilnahme von Vissarion durchzuführen.

128. Am zweiten Oktober kamen die Reisenden nach Riga. Sie fuhren mit ihren Gemälden gleich vom Bahnhof in den großen Kulturkomplex „Dom Moskwy“, dessen Leiter am Vorabend die Reproduktionen der Bilder gesehen und deren Qualität eingeschätzt hatten; die Durchführung der Ausstellung ab dem dritten Oktober wurde von den Leitern gleich gebilligt. In einem Witz erwähnten dabei die verantwortlichen Arbeiter dieses Komplexes die Unselbständigkeit und Verantwortungslosigkeit des Direktors der Galerie „Nellija“.

129. Vissarion wurde vom Zigeunerbaron Normund, dem Deputierten des Lettischen Parlaments der vorherigen Einberufung, eingeladen und fuhr nach dem Mittagessen zusammen mit den Begleitern in dessen Büro wegen des im voraus geplanten Treffens und Bekanntwerdens mit Vertretern der lettischen Zigeuner.

130. Normund und seine Familie warteten auf dieses Treffen, sie warteten auf den Lehrer. Man kann sagen, dass im Büro ein Familienmuseum mit Ausstellungen von Dokumenten, Fotos und Bildern war. Der Autor der Bilder, Karl Rudevitsch, Normunds Vater, der schon nicht mehr am leben war, wie die Zigeuner erzählten, war der einzige Maler unter ihnen gewesen, der angesehene und von vielen geachtete Zigeunerbaron.

131. Normund machte den Lehrer mit seiner Frau Lilija bekannt, mit Verwandten und nahen Leuten und führte Ihn mit Begleitern achtungsvoll an den Ausstellungsstücken des Zigeunermuseums entlang.

132. Danach begann das Gespräch. Normund bat den Lehrer, über die Lehre, über sich selbst zu erzählen.

133. „Wenn es zu einem Treffen kommt und das Treffen stattfindet, so kann man eindeutig verstehen – etwas wird für diejenigen, die dieses Treffen organisieren und daran teilnehmen, in der Zukunft bestimmt werden,“ sagte der Lehrer am Anfang des Gesprächs.

134. Und der Lehrer erzählte über das Wesen der gegenwärtigen Zeit, über die auf der sibirischen Erde entstehende neue Vereinigung der Menschen, über das Wesen der Entwicklung des Menschen.

135. Es gab viele Fragen an den Lehrer, verschiedene Themen wurden berührt. Es gab nicht wenige Fragen über Beziehungen zwischen Mann und Frau. Das Treffen dauerte mehr als vier Stunden.

136. „Woher haben Sie diese Kenntnisse? Wer sind Sie?", fragte einer der Teilnehmer des Treffens, "wir werden es so annehmen, wie Sie es sagen!“

137. Und gleich nachdem der Lehrer die Antwort über Sich, über Sein Wesen beendet hatte, wo Er sich nannte, ertönte von Normund der Ausruf: „Gott sei Dank (Ehre sei Gott!)!“

138. Nachher, zum Schluss des Treffens, wurde von Normunds Tochter Roxana, dem musikalischen Mädchen mit schöner Stimme, ein wohlklingendes Lied über Jesus Christus gesungen. Der Lehrer lächelte, Ihm gefiel Roxanas Stimme.

139. Die neuen Freunde beeilten sich nicht, vom Lehrer Abschied zu nehmen. Normund lud Ihn ein, am nächsten Tag zum Mittagessen in sein Familienhaus zu kommen.

140. Am Abend waren die Reisenden schon im Städtchen Salasgriva, wo sie bei Freunden bis zum nächsten Tag blieben, in der großen Familie von Vladimir Gromov.

141. Am neuen Tage, als der Lehrer im Familienhaus von Normund weilte, kam die Nachricht darüber an, dass die Leiter „Des Moskauer Hauses“ verweigern, die Ausstellung durchzuführen.

142. Der Anruf des Metropoliten Alexander führte die Leiter des Komplexes zu solch einer Entscheidung. Und so, einen Tag zuvor über die Unselbständigkeit und Verantwortungslosigkeit des Direktors der Gallerie „Nellija“ gescherzt, äußerten sie selbst dieselben Eigenschaften, als sie in eine ähnliche Situation gerieten...

143. Von den Malern zusammen mit dem Lehrer wurde eine schnelle Entscheidung getroffen – die Ausstellung wird durchgeführt im Gebäude der Akademie der Wissenschaften, dessen Direktor schon früher dazu eingewilligt hatte.

144. Die Maler brachten zusammen mit Freunden die Gemälde schnell auf den neuen Platz, fanden wiederum dank Freunden Ausstellungsflächen mit Beleuchtung, die den Raum in einen neuen hellen akkuraten Ausstellungsraum verwandelten, und begannen, die Gemälde auszustellen.

145. In dieser Zeit unterhielt sich der Lehrer mit Normund Rudevitsch, mit seiner großen Familie und mit seinen Freunden. Und wieder gab es viele Fragen. Und wieder gab es Lieder.

146. „Jetzt wird für euch Vadim singen“, sagte der Lehrer in der Pause zwischen den Fragen.

147. Vadim sang, und das kleine Konzert wurde durch das Auftreten von Roxana fortgesetzt, zusammen mit Sando, dem Bruder von Normund, Komponist und Sänger eines professionellen Zigeunerensembles.

148. Und wieder Fragen... Im vorherigen Gespräch hatte Normund dem Lehrer über die unerwartete Krankheit seines jüngeren Bruders Raimond berichtet: „Die Krankheit von nirgendwoher, die Psorasis... Die Mutter ist gestorben, und es fing an. Niemand kann helfen. Was kann man diesem jungen Mann raten?“

149. „Den Zustand ändern. Man muss sich mit Lebensfreude füllen, mit der Dankbarkeit dafür, was von Gott gegeben wird. Und nicht in Sorge sein, wenn man irgendeinen Verlust erleidet. Es geht nichts zufällig verloren, (Den Verlust erleidet man nicht zufällig,) zum Wohl für alle“, hatte der Lehrer damals gesagt.

150. Im heutigen Gespräch fuhr Normund mit dem Thema der Krankheit seines Bruders fort: „Wie kann man mit der Krankheit kämpfen? Ein normaler Mensch, ein normales Leben, nichts beunruhigt, aber diese Krankheit schleicht unbemerkt heran...“

151. „Etwas in der Wahrnehmung war falsch. Wenn in der Seele die Harmonie wäre, könnte so eine Krankheit nicht entstehen“, sagte der Lehrer.

152. „Nun, eine Kränkung war da...“, sagte Normund.

153. „Also... Eine Kränkung – das ist eine schreckliche Sache. Man darf keinesfalls jemandem etwas übelnehmen.

154. Man kann eine Bitterkeit wegen der Handlungen eines Menschen fühlen. Aber ihm das übelzunehmen, heißt, ihn zu verurteilen. Und verurteilen, ein aggressives Verhältnis ihm gegenüber äußern, ihn überfallen. Gekränkt sein – du überfällst ihn, du hast ihn mit deiner Kränkung geschlagen.

155. Wenn man die Kränkung in sich aufrecht erhält, ist das ein steter Angriff auf den Menschen, dem man etwas übelnimmt. Dies wird unbedingt einen Rückschlag hervorrufen. Wenn eine Kränkung im Inneren ist, seid ihr gewissermaßen dem Untergang geweiht – sie wird eure Gesundheit zerfressen.

156. Was auch von jemandem getan wurde, (dies) keinesfalls übelnehmen! Man muss es wie eine Gegebenheit annehmen. Und wenn es schon passiert ist, nehmt das, was geschehen ist, würdig an. Das könnt ihr schon nicht ändern.

157. Es ist sehr wichtig, sich richtig dazu zu verhalten. Ein richtiges Verhältnis dazu zu haben ist sehr wichtig. Und niemanden verurteilen! Niemand ist schuld daran. Keiner hat daran schuld.

158. Wenn jemand etwas bekommt – ist er selbst darauf zugegangen, niemand zog ihn in diese Situation, er fühlte es so und ging. Er traf die Wahl. Er selbst wählte das, was für ihn bitter wurde. Es war für ihn notwendig...

159. Und noch einmal... Man muss von einem einfachen Verständnis ausgehen – es gibt keinen Tod, er existiert nicht.

160. Das ist einfach ein bestimmtes Betrachten, wo der Mensch das Geschehende falsch versteht: Es scheint ihm, dass das Leben der Körper ist... Nein. Du ist ein bisschen gewesen (im Körper), bist weggegangen, wirst wiederkommen. Es gibt keinen Tod. Ihr verliert niemanden für immer...“

161. „Aber das Gehirn verliert doch“, sagte Normund.

162. „Die Gewohnheit... Das Gehirn verliert, weil es ungebildet ist. Noch kann es nicht anders sehen, es hat nicht gelernt. Aber wenn man ihm das beibringt (es belehrt), wird es anders wahrnehmen.“

163. Auch an diesem Tag dauerte das Gespräch einige Stunden. Normunds Frau Lilija und ihre Roma-Schwestern, die beim Gespräch dabei waren, sahen mit ihrer Gefühlswelt schnell in Vissarion den Lehrer. Die erhöhte Fähigkeit der Zigeunerinnen, die Menschen durch ihre innere Empfindung einzuschätzen, brachte sie zur Anerkennung des lebendigen Lehrers.

164. „Ich habe bei euch die Fähigkeit angetroffen, leicht und schnell das Neue wahrzunehmen", lächelte der Lehrer, "Zigeuner könnten zu großen Übermittlern der Wahrheit werden.“

165. „Das ist gerade die Aufgabe meines Volkes – das Neue in die Welt zu tragen,“ sagte Normund.

166. Am Abend veranstalten die Zigeuner für den Lehrer ein Konzert. Und Vissarion blieb bis zum nächsten Tag in diesem gastfreundlichen Haus.


167. Am selben Abend war Vadim, von Jurij Tichomirnov eingeladen, in der direkt übertragenen musikalischen Radiosendung des russischen Kanals des lettischen Rundfunks. Dies war schon der zweite Besuch Vadims in dieser einstündigen Sendung, so ging er diesmal schon zu Freunden.

168. Die Sendung wurde von Jurij und seiner Frau Tatjana geführt. Vadim erzählte etwas von sich, woher er stammt... Sang zusammen mit dem Gitaristen Peteris einige Lieder.

169. In den Pausen zwischen den Musiknummern stellte Juri mutige offene Fragen über das Werden der Gemeinschaft in Sibirien, über Lebensgrundsätze in der Gemeinschaft, über die Lehre, über die bevorstehende Gemäldeausstellung... Schließlich begannen sich die Pausen zwischen den Liedern in ein vollwertiges Gespräch zu verwandeln, und die Lieder ertönten seltener.

170. Während der direkten Übertragung eines Liedes wurde Jurij von dem Musikredakteur gewarnt, dass, falls er dieses Gespräch fortsetzen würde, könnte es zu Unannehmlichkeiten kommen und diese Sendung könne die letzte Sendung sein.

171. Aber Jurij hatte (irgendwie) keine Angst vor Unannehmlichkeiten und führte zuversichtlich seine mutigen Handlungen weiter fort.

172. Die nachfolgende Frage ließ Vadim Bericht erstatten über die Einmischung der religiösen Autoritätsperson, des Metropoliten Alexander, in das Schicksal der Ausstellung der Gemälde der sibirischen Maler, wo er im Geiste der mittelalterlichen Tradition die Durchführung der Ausstellung von Werken der Malerei verhindert und auf diese Weise versucht hatte, den Letten die Möglichkeit zu nehmen, das Schaffen der Maler kennenzulernen...

173. Am nächsten Tag erfolgte das Ereignis, das Jurij schon erwartet hatte – der Leiter des Radiokanals hatte diese Musiksendung aufgehoben. Aber in den Augen vieler Leute und in seinen eigenen Augen war er ein Mensch, der in dieser nicht einfachen Zeit zu einer Tat eines echten Mannes fähig war – er hatte keine Angst...

174. „Die Geschichte wird von mutigen Leuten geschaffen“, sagte der Lehrer über Jurij.


175. Am Nachmittag des vierten Oktobers fand im Gebäude der Akademie der Wissenschaften die Eröffnung der Ausstellung statt. Die Eröffnung wurde von der Direktorin des Kulturpalastes der Stadt Salasgriva, der schönen Lettin Parsla geführt. Gedichte wurden vorgelesen, Begrüßungsworte von allen Teilnehmern der Ausstellung vorgetragen, gute Wünsche von Freunden geäußert, die ersten Meinungen über das Geschehen, über dessen Reinheit...

176. Dank der Bemühungen des Metropoliten, die zu der Popularität der Ausstellung beigetragen hatten, war die Aufmerksamkeit der Massenmedien im Hinblick auf diese Veranstaltung groß. Der Lehrer willigte in einige Interviews mit den Journalisten der Telekanäle und Zeitungen ein.

177. „Hält die Kirche Sie für gefährlich?“, fragte eine Journalistin.

178. „Sie hat Angst... Denn wenn man Mir erlaubt, frei und in aller Breite das Wort vorzutragen, bleiben sie ohne Gemeindeangehörige. Ich könnte ihnen die Macht nehmen, und sie versuchen, diese Macht unter den Leuten aufzubauen, und Ich würde den Grund jener Werte, die sie sich, eher als den Heiligen Geist, zu erwerben bemühen, brechen. Und sie haben Angst davor.

179. Leider ist jetzt die Struktur der Kirche auf dem Erwerb der materiellen Werte gegründet. Das hat mit dem Geistigen nichts zu tun...“, sagte der Lehrer.

180. Am fünften Oktober war die große Halle des Gebäudes der Akademie der Wissenschaften voll. Leute aus Lettland, Litauen, Estland und Finnland hatten einander Information von dem geplanten Treffen weitergegeben und kamen zum Gespräch mit dem Lehrer.

181. Einige hundert Menschen aus verschiedenen Ländern sahen während eines Tages die Ausstellung von Gemälden der Maler des Gelobten Landes und durch das Gesehene erfüllt, traten sie in die Halle zum Treffen mit dem Lehrer. Die Antworten auf die Fragen dauerten mehr als zwei Stunden.

182. Nach dem Treffen fuhr der Lehrer zum Bahnhof, von wo aus Er nach St.Petersburg abfuhr. Aus St. Petersburg flog Er nach Krasnojarsk, von Krasnojarsk mit dem Auto nach Petropawlowka. Es war die Zeit, nach Hause zurückzukehren – so fühlte Er es in den letzten Tagen, die Reise wurde zu lang...

183. Und die Ausstellung der Gemälde von Vissarion, Nikolaj Onischtschenko und Igor Gontscharov dauerte in Riga zehn Tage...