Vadim 2

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  Kapitel 12  

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Besuch in der Eremitage ~ Mache dich unfähig, über jemanden schlecht zu denken

1. Am 13. Oktober 1992 fand in St. Petersburg ein Treffen zwischen Vissarion und einer Filmgruppe des Studios "Lenfilm" statt.

2. Der orthodox gläubige Mann, der das Interview mit dem Lehrer aufzeichnete, war ernsthaft bestürzt über die Antworten Vissarions.

3. Und als er hörte, dass Vissarion das Wort Gottes in Fleisch und Blut sei, war er verwirrt.

4. "Verstehen Sie die ganze Verantwortung des Gesagten?", fragte er und er selbst fügte hinzu: "Obwohl, wenn Sie so etwas sagen, dann bedeutet das, dass Sie die Verantwortung verstehen! Und das ist umso seltsamer! Ich muss das Gehörte erst verarbeiten. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Möge die Zeit es zeigen."

5. "Eine weise Entscheidung", sagte der Lehrer. "Doch denke daran: In der Welt klingt nun eine göttliche Musik; wer sie hört, der wird das Kristalltor sehen!"

6. Und an diesem Tag gab es eine große Zusammenkunft, warm wie in der Familie.


7. Am nächsten Tag begrüßte die Eremitage den Menschensohn mit Gemälden großer Meister.

8. Vissarion hielt sich bei den Bildern von Rubens, van Dyck und Tizian auf; schnell und ohne sich umzusehen, ging Er an den Bildern der Impressionisten vorbei und blieb lange im Saal von Rembrandt.

9. Der Lehrer sah sich aufmerksam die Bilder des großen Meisters an, Er erfreute sich aber nicht nur an seiner Meisterschaft, sondern drang in die Geheimnisse seiner Malerei ein.

10. Der nächste lange Aufenthalt war bei den Gemälden von Leonardo da Vinci, dessen Leben und Arbeit eine unauslöschliche Spur hinterlassen hatte, als der Menschensohn die Malerei erlernte.


11. Die abendliche Zusammenkunft fand in einem gefüllten Saal im Herzen von St. Petersburg statt.

12. Bis zur letzten, "großen" Revolution war dies eine katholische Kirche gewesen. Die Kirche im Gebäude des Kulturpalastes wiederzuerkennen, war praktisch unmöglich.

13. Die Wände und die Decke waren mit Szenen aus dem Leben des blutigen Führers der Oktoberrevolution bemalt, der den Glauben und die Träger des Geistes zerstört hatte.

14. Und nun erklang in der ehemaligen Kirche erneut der Geist des Vaters. Sein geliebter Sohn richtete sich mit Seinem Mund an Seine Kinder!

15. Das müde Antlitz des Antichristen aber beobachtete das Geschehen von der Decke der Kirche aus.


16. Nach der Verkündigung rief ein Mann aus den letzten Reihen laut und gereizt: "Vissarion! Du bist nicht der Sohn Gottes! Weil Du die regierende Partei-Oligarchie nicht bloßstellst, die Juden-Zionisten, die Russland gekreuzigt haben wie einst Christus! Das russische Volk braucht einen Führer, der einen gerechten Umsturz vollbringt."

17. Wie sehr doch die heutige Zeit an die weit zurückliegende Vergangenheit erinnert! Und der Rufende erinnerte sich nicht, dass auch vor zweitausend Jahren das israelische Volk den gerechten Führer erwartet hatte, der das Volk von der Fremdherrschaft befreien würde, den Menschensohn aber, den wahren Zaren, haben sie gekreuzigt.


18. Am Abfahrtstag aus St. Petersburg kam es noch zu einem Treffen mit einem amerikanischen Geschäftsmann. Und der Sohn Gottes erzählte ihm von dem schweren Schicksal, das Amerika erwarte.

19. Darüber, dass auf Erden viel Leid sein würde, wenn die Menschen die Nuklearvorräte nicht entfernten und vernichteten.

20. Und dass die Menschen, wenn sie sich zu der absterbenden Gesellschaft des Reiches der Macht hin bewegten und dabei die Umwelt unter sich begräben, sie auf der ganzen Erde zu einer unwahrscheinlichen Wildheit gelangen würden.

21. "Was raten Sie mir für mein Leben?", fragte der Amerikaner.

22. "Mache dich unfähig, jemanden etwas Schlechtes zuzufügen und über jemanden schlecht zu denken.

23. Werde zum Kind. Spiele nicht die dummen Spiele der Erwachsenen.

24. Gib dich den Menschen hin", antwortete Vissarion.


25. Die Übersetzerin gewann Interesse an dem Gespräch und stellte selbst eine Frage: "Sagen Sie, Vissarion, meine Mutter und ich leiden sehr unter bösen Nachbarn. Wie können wir aus diesem Teufelskreis ausbrechen?"

26. "Wenn man sie nicht liebt, werden sie noch unglücklicher. Man muss an das Gute in ihnen denken und ihnen Glück wünschen!

27. Man muss Hilfe leisten, selbst wenn man weiß, dass sie einem danach Schmerz zufügen werden.

28. Das Böse kann man nicht bestrafen. Tausende von Leuten versuchen das zu tun ... Und nun seht euch um ..."


29. An den Amerikaner gewandt, sagte Vissarion: "In Amerika gibt es viele religiöse Namen und Richtungen. Das ist ein großes Leid für die Welt.

30. Wie sie auch über Gott reden mögen, sie werden sich immer fremd bleiben und ungewollt denken sie, dass nur sie sich retten werden, und nicht jemand anderes!"

31. "Alle Religionen stehen sich doch nahe", sagte der Amerikaner.

32. "Von außen gesehen ist das so. Doch sie selbst fühlen eine Grenze zwischen sich.

33. Wenn die Menschen verschieden sind und in ihrem Herzen verschiedene Sprachen sprechen, werden sie zugrunde gehen.

34. Das Gesetz der Entwicklung der Seele ist für alle gleich.

35. Indem sie dieses eine Gesetz erkennen, die eine Wahrheit erkennen, werden sich die Menschen zu Einem Strom der Schöpfung vereinen.

36. Doch das wohlhabende Amerika lebt in einem festen, materiellen Rhythmus. Ihm bleibt keine Zeit an sich zu denken."

37. "Erlauben Sie, wenn ich darin nicht mit Ihnen übereinstimme, Vissarion. Amerika ist ein gläubiges Land, Russland nicht. Deshalb geht es Amerika gut. Russland aber leidet unter Unglauben und leidet deshalb auch materiell."

38. "Ein wahrer Gläubiger leidet jedoch unter seiner Unvollkommenheit. Amerika aber ist mit seinem Leben zufrieden und äußerlich wohlhabend.

39. Es gibt weder in Amerika, noch in Russland einen Glauben. Nirgends auf der Welt gibt es Glauben."


40. "Warum nennen dann heute viele Russland ein gotterwähltes Land?"

41. "Russland - das ist die Brandstätte des Glaubens.

42. Doch nach dem Brand ist der Boden am fruchtbarsten. Weshalb sich hierher die im Herzen verschiedensprachigen Missionare gestürzt haben. Und weshalb der Himmlische Vater den Samen der großartigen Vollziehung gerade in diese Erde eingepflanzt hat."


43. In das Gespräch schaltete sich ein russischer Geschäftsmann ein, der bisher Vissarion nur aufmerksam zugehört hatte: "Was soll man mit den philosophischen Gesetzen anfangen, die in der sozio-ökonomischen Struktur der Gesellschaft ihren Niederschlag gefunden haben? Es geht eine Harmonisierung dieser Gesetze vonstatten, sie entwickeln sich selbst bei uns. Können wir uns nicht auf diese Weise retten?"

44. "Unabhängig vom ökonomischen, politischen und technischen Fortschritt schüttet der Mensch Schmutz aus.

45. Die Erde aber analysiert nicht, ob das Gesetz in der sozialen Umgebung harmonisch ist oder nicht, sie kann nicht mehr atmen und wird sich also wehren.

46. Die Erfahrung, die die Menschheit bisher angehäuft hat, führt nicht in die Zukunft. Eine neue Erfahrung ist notwendig.

47. Gegenwärtig muss man sich auf eine neue Stufe erheben, auf die noch nie jemand gestiegen ist.

48. Und gegenwärtig darf man die Wahrheit, nach den Gewohnheiten der Vergangenheit, nicht selbst suchen. Sie ist schon gegeben worden. Jetzt muss man sie nehmen und würdig umsetzen."

49. Nach dem Gespräch blieben keine Gleichgültigen zurück. Der Amerikaner, der sich Peter nannte, bat den Lehrer um den Segen.