Die Ikone begrüßt Vissarion auf Zypern
1. Es nahte der Tag, der in der orthodoxen Welt als der Tag der Auferstehung Christi gefeiert wird. Die Reisenden hatten beabsichtigt an diesem Tag am Grab des Herrn in Jerusalem zu sein.
2. Doch der Menschensohn und Seine Begleiter hatten keine Dokumente zur Einreise nach Israel.
3. Die israelische Botschaft hatte den Reisenden die Visa verweigert und hatte die Absage mit der durch anwachsende bewaffnete Konflikte entstandenen Gefahr für Wallfahrer und Touristen im Land erklärt.
4. Zeit zum Nachdenken verblieb nicht. Und der Lehrer beschloss über Zypern nach Israel zu reisen, in der Absicht, mit dem Dampfer von der Insel nach Israel zu kommen. Der Weg nach Zypern aber führte durch Krasnodar.
5. Am 27. April 1994 flogen die Reisenden von Moskau ab. Auf dem Flughafen strebte während der Überprüfung der Flugscheine eine Zigeunerin zum Menschensohn. Sie fiel vor Ihm auf die Knie nieder, umarmte Seine Beine und rief: "Vergib mir meine Sünden, hilf mir!"
6. Und Vissarion legte die Hände auf ihren Kopf und sagte: "Sei gesegnet! Geh in Frieden!" So begann der Weg in das großartige Land.
7. In Krasnodar kam es zu einer warmen Begegnung mit Anhängern und Verwandten des Menschensohnes. Es gab eine Zusammenkunft, und es kamen jene, die sich nach einem Treffen mit Ihm sehnten.
8. Am Morgen des neuen Tages aber geleiteten die Kinder des heimatlichen Landes Vissarion und die Ihm Folgenden auf einen Weg, der mit unvorhersehbaren Ereignissen gefüllt sein sollte ...
9. Zypern schwamm unerwartet aus den Wolken dem sinkenden Flugzeug entgegen - eine wunderbare Insel, umspült vom Mittelmeer.
10. Vom Flughafen der Stadt Pafos fuhr ein gutmütiger Taxifahrer die Reisenden im eigenen Kleinbus auf den wundervollen Straßen entlang des blauen Meeres in die Hafenstadt Lemesos.
11. Über dem Kopf des Menschensohnes machten Armeeflieger mit ihren Metallvögeln ein farbenreiches Konzert, indem sie den Himmel mit wunderbaren verschiedenfarbigen Mustern verzierten.
12. Und auf dem hellblauen Himmel erschienen die großen Umrisse eines Herzens. "Danke für das gute Zeichen", sagte der Lehrer.
13. Und vor den Reisenden dehnte sich das Ursprungsland großer, alter Zivilisationen aus, die der heute existierenden Welt die Grundlage und den Geist gegeben hatten.
14. Man hielt an einer steinigen Uferwand an. Unten, im sanften Meer, eine große Felsinsel. Auf sie stieg nach der Legende vor Tausenden von Jahren aus den schäumenden Wellen Aphrodite in alles durchdringender Kraft der Liebe und Fruchtbarkeit und gebar mit Göttern anderer Elemente die zukünftige europäische Zivilisation. So wurde das alte Hellas geboren.
15. Und der Menschensohn stand an der Wiege der heutigen Welt, die an ihrer Zerstörung angekommen war. Hier stand der Sohn des Großen Vaters, Der heute den einzigen Weg zur Erschaffung von Gottes Reich auf Erden offenbarte ...
16. In den Tagen, die der Einreise von Vissarion auf Zypern folgten, vollzog sich im Kitier Kloster mit der Ikone der Gottesmutter, die vom Evangelisten Lukas geschaffen worden war, ein Wunder.
17. Die Ikone, die sich im Kloster befand, war seit vielen Jahren mit einem Samtvorhang verdeckt, dessen unteren Teil man einmal im Jahr zur Feier aufdeckte, wenn Pilger aus ganz Zypern in das Kloster strömten, das hoch oben in den Bergen liegt.
18. Es existiert die bebend geachtete Überlieferung, dass sich die ganze Ikone zur Zeit der Wiederkunft Christi aufdecken wird.
19. Und am Morgen einer dieser Tage sah der Küster, der die Kirche als Erster betreten hatte, dass der untere Teil der Ikone geöffnet war.
20. Aufgeregt und erstaunt (denn am Abend war er als Letzter aus der Kirche gegangen und hatte die zugedeckte Ikone ehrerbietig geküsst und nichts Ungewöhnliches an ihr bemerkt), rannte er zum Abt und erzählte ihm von dem Gesehenen.
21. Der Abt gab seinen Segen, die Ikone aufzudecken, und sagte, die Gottesmutter begrüße jemanden.
22. Oh herrliches Zypern, gefüllt mit Sonne und Sommer, welches du den Messias erwartest, könntest du mit den Augen deiner Kinder sehen, Wer heute deine Ufer betreten hat!
23. Am Donnerstag der Trauerwoche ging der Lehrer mit denen, die Ihn auf dieser Reise begleiteten, in die abendliche Stadt.
24. Sie hielten an einer orthodoxen Kirche. Die Kirche war überfüllt. Es fand der Trauergottesdienst statt im Gedenken an den traurigen Tag, der sich vor zweitausend Jahren ereignet hatte.
25. Der Lehrer stand am Eingang der Kirche, die mit Kerzenlicht, weißen Gewändern und dem feierlichen Gottesdienst zu Seinem Gedenken gefüllt war.
26. Die in die Kirche Eintretenden und jene, die keinen Platz mehr in ihr fanden, sahen mit Erstaunen auf den schönen Menschen im roten Gewand, Der mit gesenktem Haupt im Licht der Laternen am Kircheneingang stand.
27. Kleine Kinder nahmen einander bei der Hand und führten einen Reigen neben dem Lehrer auf.
28. Die Erwachsenen aber versuchten, durch die weit geöffneten Türen in die hell erleuchtete, überfüllte Kirche zu gelangen.
29. Am Abend des nächsten Tages bestiegen die Reisenden einen Dampfer, der von Lemesos nach Haifa fuhr.
30. Das israelische Zollamt, das sich auf dem Dampfer befand, fragte aufmerksam jeden der ungewöhnlichen Gruppe aus, und da sie in den Reisenden nichts Gefährliches und Falsches sahen, ließen sie sie auf den Dampfer, obwohl die Pilger keine Einreisevisa besaßen.
31. Der Menschensohn aber richtete während der Zollkontrolle ein Gebet an den Vater und verdeckte dabei Seine Augen mit den Händen. Und das Gebührende ging vonstatten ...
32. Der Dampfer holte die Taue ein und lief in die kühle Nacht aus, während Zypern mit leuchtenden nächtlichen Feuern zurückblieb.
33. Die Nacht auf dem oberen Deck war kühl und ungemütlich.