Um euch nicht mit Seiner Unendlichkeit Angst einzujagen, schickt der Vater Seinen Sohn zu euch
1. Am 16. April 1996 fuhren der Lehrer und Vadim nach Petropáwlowka, um mit letzten Strichen das kleine alte Haus für die Treffen mit dem Lehrer vorzubereiten, das von den Händen des Litauers Uldis, Sergej aus Ishewskoe und Wladimir aus Mosirsko sorgsam gesäubert und umgebaut worden war.
2. Am 23. April wurde über dem Häuschen der Zusammenkünfte mit den Schülern der Wahrheit das Symbol des Einheitlichen Glaubens angebracht, das von Sergej aus Twer geschaffen worden war.
3. In diesem Moment erschien zwischen den grauen Regenwolken des düsteren Tages eine blaue Lichtung, durch die die Sonne strahlte. Die Strahlen beleuchteten das Symbol und dann das ganze Dorf. Das Stück blauen Himmels verwandelte sich in eine Himmelswiese, und über dem Dorf erschien ein Kranichpaar.
4. Alle, die an diesem Tag halfen, das Haus, in dem die Familie des Lehrers leben sollte, mit der Renovierung zu beleben, nahmen sich an den Händen und priesen den Vater. Im Kreis jener, die den Einzigen Vater verherrlichten, unter Seinen Brüdern und Schwestern, war auch der Menschensohn ...
5. Und am Jahrestag der Salbung des Menschensohns (V4,15) begannen in Petropáwlowka die Treffen mit Ihm.
6. Der Leiter der Assoziation der Journalisten aus Estland "Interpress", Jurij Motschilin, hatte dem Lehrer einen Brief mit vielen Fragen geschickt mit dem Wunsch, sich ein korrektes Bild von der Vollziehung zu machen. Denn dieses Bild war von der Presse und in anderen Informationsmedien verworren und voreingenommen gezeichnet worden.
7. Der Lehrer bat Vadim, auf den Brief des Journalisten zu antworten.
8. Auf die Frage von Jurij aber über das Verhältnis von Vissarion zum orthodoxen Patriarchen Alexija II. und die Einschätzung dessen internationaler Tätigkeiten, antwortete der Lehrer so: "Wie kann der Vater die Handlungen Seiner kleinen, unvernünftigen Kinder einschätzen? Kann Er all ihren Unsinn ernst nehmen, selbst wenn bei ihren Ungezogenheiten große Namen auftauchen?
9. In dem Patriarchen sehe Ich den Politiker, nur den Politiker, mit allen Eigenschaften eines Politikers, und natürlich ist er sehr weit entfernt von einer geistlichen Tätigkeit."
10. An einem Aprilabend, als der Lehrer und der Schüler weiter das Haus für die beginnenden Treffen vorbereiteten, trat unerwartet Anna aus St. Petersburg ein. Sie war mit vielen Fragen gekommen.
11. "Geh, lerne vom Leben. Bei Mir kannst du vorerst nichts lernen", sagte Vissarion.
12. "Ich habe gebetet und bin hierher gefahren! Und Du vertreibst mich?!"
13. "Ich schicke dich zur Weisheit", erwiderte der Menschensohn.
14. Anfang Mai 1996 kam Anna, die Sängerin und Dirigentin des Kirchenchors, zum Lehrer zusammen mit ihrem Mann Rostisslaw, einem talentierten Holzschnitzer und Fassadengestalter von Häusern.
15. "Was soll ich tun, wenn ich meine Mutter mit meinen Handlungen reize?", fragte Anna mit Tränen in den Augen.
16. "Reizt du sie denn absichtlich?", fragte der Lehrer.
17. "Natürlich nicht", lächelte Anna durch die Tränen.
18. "Dann reize sie weiterhin", sagte Vissarion scherzend,
19. "Wenn du aufrichtig auf dem Weg des Glaubens gehst, machst du alles richtig."
20. "Mama sagt, dass ich kalt geworden bin, dass ich geistig verfalle und unverständliche Handlungen mache", fuhr Anna fort.
21. "Wer kalt und wer heiß ist - kann nur die Wahrheit bestimmen.
22. Wenn ein Mensch eine den anderen äußerlich unverständliche Handlung tut - bedeutet das nicht, dass er geistig verfällt.
23. Man kann nicht mit der Angst leben, zu kränken oder Schmerz zuzufügen.
24. Und wenn der Mensch außerhalb einen Schuldigen für seinen Zustand sucht, für seinen Schmerz - so ist das bereits ein Merkmal für einen ungläubigen Menschen", sagte der Menschensohn.
25. Am 3. Mai 1996, an einem Freitag, begannen die täglichen Treffen des Lehrers mit jenen, die die Stadt Jerusalem aufbauten.
26. Die Bauarbeiter der gebotenen Stadt, die von den Brüdern und Schwestern die "Bergbewohner" genannt wurden, kamen jeden Freitag in einer kleinen Gruppe zusammen mit Sergej dem Ältesten vom Trockenen Berg herunter und überbrachten dem Lehrer sowohl ihre Fragen als auch die Fragen ihrer Brüder, die auf dem Berg geblieben waren.
27. "Die physische Erschöpfung wird oft zur psychischen. Soll man die Müdigkeit überwinden und auf dem Berg bleiben oder den Berg verlassen, die Tätigkeit ändern oder den Grund für das Verlassen in häuslichen Arbeiten suchen?", war eine Frage an den Lehrer.
28. "Die physische Erschöpfung macht die Psyche wirklich verletzlicher, doch sie verletzt die Psyche nicht, sie macht sie nur geneigter für Gereiztheit.
29. Die Art der Müdigkeit hängt von der Qualität des Glaubens des Menschen ab, wobei die Qualität des Glaubens die Schattierung dieser Müdigkeit bestimmt. Denn bei dem einen - ist das der Wunsch sich zurückzuziehen, zu beten, allein mit der Natur zu schweigen; bei einem anderen ruft die psychische Erschöpfung Gedanken hervor, die zum Ziel haben, den Menschen von jenen Stufen wegzuführen, die der Reihe nach vor ihm erscheinen", sagte der Lehrer in Seiner Antwort.
30. "Soll man beim Bau den physisch Starken vorziehen, der arbeiten kann, oder den geistig Stärkeren, der sich um die gemeinsame Arbeit sorgt?"
31. "Das Heiligtum wird nicht von der Meisterschaft der Hände geschaffen, das Heiligtum wird vom Herzen geschaffen. Ihr baut ein Heiligtum!
32. Alles hängt vom Verhältnis des Menschen zur Erde ab, zu seinen Brüdern, zu dem, was er tut."
33. "Unzureichende Nahrung, Gemüse, Vitamine. Wie soll man sich dazu in rechter Weise verhalten?"
34. "Die Realität gibt euch immer das, was sein muss, ausreichend dafür, um euch im Geist zu stärken und aus euch einen Menschen zu machen.
35. Und wenn ihr von etwas nicht genügend habt, so bedeutet das, dass in diesem Moment eures Lebens zu eurem Wohl, zum Verständnis von irgendetwas sehr Wichtigem, gerade dies euch nicht ausreichen muss.
36. Doch so ein Mangel darf natürlich nicht mit bewussten Anstrengungen von menschlichen Händen geschaffen werden", antwortete Vissarion.
37. "Wie kann man in rechter Weise das Rationelle in der Ernährung, das Rationelle beim Bau, das Rationelle im Leben suchen?"
38. "Es gibt zwei Formen der Suche nach dem Rationellen: entweder darum zu bitten, das festgelegte Ganze zu beschneiden oder darum zu bitten, zu dem Geringen etwas hinzuzufügen, mit dem Wunsch das Notwendige zu finden.
39. Es ist besser etwas hinzuzufügen, wenn ihr dabei darauf achtet und davon ausgeht, was euch offensichtlich fehlt. Und beim Hinzufügen sollt ihr nach dem Rationellen suchen, indem ihr mit dem Geringsten und Bescheidensten beginnt.
40. Doch sucht nicht nach dem Rationellen, indem ihr das mit Vorrat festgelegte Ganze beschneidet." (Vissarion antwortet hier auf eine abstrakte Frage strikt mit einer abstrakten Antwort. Ohne konkrete Beispiele erschließt sich der Inhalt nur schwer. - Anm. d. Übers.)
41. Und vom Lehrer wurde bei diesen Treffen mit den "Bergbewohnern" ebenfalls gesagt: "Der Osten, der Hinduismus, hat zur Gleichgültigkeit geführt, indem die neutrale Wahrnehmung des Geschehens als das Gebührende angesehen wird.
42. Das Christentum führt zu einer äußerst sinnlichen Wahrnehmung, das Gebührende durch Leid zu erleben.
43. Sowohl im einen als auch im anderen Fall sind Extreme entstanden. Die Wahrheit befindet sich wie immer in der Mitte. Heutzutage ist es an der Zeit, zu einem richtigen Verständnis zu kommen."
44. "Ein schlechtes Ereignis, eine schlechte Handlung, Schlechtes - das ist eine Bewertung, eine Terminologie, die den Ausgangspunkt anzeigt, von dem ihr individuell versuchen sollt, euch zu ändern, oder eine Handlung dahingehend zu tun, wie ihr sie aufrichtig als gut versteht."
45. "Strenge - das ist Härte, doch kein Ausbruch von Empörung.
46. Strenge setzt naturgemäß eine kühle Schattierung voraus, welche kein negatives Wesen, keine Ungeduld in sich trägt, doch welche auch keine Zartheit in sich trägt."
47. "Nicht allein die gute Absicht bestimmt die Qualität des Menschen, sondern auch das Bestreben, diese Absicht umzusetzen."
48. Alexej der Musiker, der vor mehr als zwei Jahren in das Sakrament der Zwölf berufen worden war, erzählte dem Menschensohn über seinen unausgeglichenen Zustand, der ihn seiner Meinung nach störe, den Willen Gottes zu erfüllen.
49. "Er stört den Willen zu erfüllen, doch er führt zum Glauben", sagte der Lehrer.
50. "Es fällt mir schwer, ich habe mich verloren! Kann ich denn eine andere sein? Schließlich bin ich so wie ich bin! So hat mich Gott geschaffen", sagte erregt Tatjana die Sängerin, die einst mit ihren bloßen Händen die brennende Flamme zum feierlichen Lagerfeuer gebracht hatte. (V4,38,16)
51. "Gott hat dich nicht so geschaffen. Du hast dein heutiges Ich durch deine eigenen Schritte so geschaffen.
52. Gott gestattet dir immer dich selbst zu sehen und zu verstehen, was du in dir verändern musst.
53. In deinem Charakter liegt - das Große zu nehmen. Doch gerade das Große wird dir nicht gegeben werden. Das wird solange eine Versuchung für dich sein, bis du erkennst, woran es dir jetzt mangelt", sagte Vissarion.
54. "Lehrer! Ich bin zu Dir gekommen, damit Du mit mir schimpfst, mich an den Ohren ziehst. Schon zwei Jahre lang hat mir keiner mehr etwas Schlechtes gesagt", wandte sich eine Frau an Vissarion.
55. "Das ist eine nicht weniger schwierige Prüfung als jene, wenn man jeden Tag mit dir schimpft", erwiderte der Lehrer.
56. "Ich empfinde viel Freude und Glück durch das mich umgebende Leben. Doch ich kann den Gebetszustand nicht erreichen, das klappt bei mir nicht so wie bei vielen. Die Leute beten so innig, mit Gefühl, mit Begeisterung, mit bebendem Empfinden. Ich aber kenne diesen Zustand nicht", teilte Larissa aus Lipezk dem Lehrer mit.
57. "In der Kirche tun es die Menschen auch so, wenn sie sich aber zu Mir wenden, so erkennen sie Mich nicht", sagte der Menschensohn.
58. "Wir reden oft und bewerten in unseren Gesprächen den Nächsten. Was ist der Unterschied zwischen einer Einschätzung und einer Verurteilung?", fragte Galina aus Woronesh. Sie hatte dem Menschensohn lange Zeit im Haus der Zusammenkünfte an der Schulstraße in Kurágino schmackhaftes Mittagessen zubereitet, bevor sie nun ihr Dasein in das Dorf Guljáewka verlegt hatte.
59. "Die positive Seite der Bewertung ist das Festhalten von Vorzügen oder Mängeln eines Nächsten, die durch eine bestimmte positive Sorge um den Bewerteten gefärbt ist.
60. Die negative Seite der Verurteilung, die oft vom Menschen in Bezug auf seine Nächsten benutzt wird, ist der Versuch, die inneren Eigenschaften des Nächsten negativ einzuschätzen und dabei ungehaltene Empörung und Unzufriedenheit auszudrücken.
61. Im Leben der Gläubigen ist es zulässig, die Handlungen des Nächsten zu verurteilen,
62. Was aber nur nach einer gründlichen Überprüfung jener Handlungen möglich ist, die Unzufriedenheit hervorgerufen haben.
63. Das darf sich jedoch nicht auf die schöpferische Suche des Menschen in seinem künstlerischen Schaffen beziehen, sondern nur Handlungen betreffen, in denen die Verletzung von Geboten und göttlichen Gesetzen festzustellen ist.
64. Für Handlungen, die offenkundig jene Gesetze verletzen, welche richtige Handlungen der Gläubigen konkret definieren, gibt es keine Rechtfertigungen.
65. Und wie euch die alte Schrift lehrt: Wenn du sündige Handlungen deiner Nächsten siehst, so gehe und decke sie auf, denn wenn du dich nicht daran hältst, legt sich eine Sünde auf dein Haupt."
66. Unter dem Gesagten im Monat Mai war auch dies: "Der Glaube fragt nicht nach den Wünschen des Menschen, er lehrt, bestrebt zu sein."
67. "Wenn du einem Menschen helfen möchtest, so verkaufe ihm nicht deine gute Handlung für seine entgegenkommende positive Reaktion."
68. "Zu träumen - das bedeutet nicht zu fordern!"
69. "In der Seele entsteht Verwirrung nicht deshalb, weil irgendwo irgendetwas nicht richtig gemacht wurde. In der Seele herrscht deshalb Verwirrung, weil etwas im Inneren nicht stimmt."
70. "Der Mensch schätzt seine eigene Bewertung. Die Leute irren deshalb herum, weil sie gemäß ihrer eigenen Einschätzung suchen."
71. "Eine Frau kann einen Mann nicht zum Mann machen. Der Mann wird zum Manne nur durch die Erkenntnis Gottes, nur durch den Geist."
72. "Um einen notwendigen Gegenstand von einer Hand in die Hand desjenigen zu geben, der diesen Gegenstand benötigt, muss man bisweilen das Schicksal von Millionen Menschen berücksichtigen.
73. Und das ist nur in einem Fall zu verwirklichen, nämlich wenn der Bedürftige standhaft auf dem erwählten Weg geht. Und dann ist es in seiner standhaften, absehbaren Bewegung einfacher, ihm das Benötigte im gegebenen Moment zu geben.
74. Doch wenn ein Mensch nicht weiß, was er will, wenn er ständig die Richtung seiner Bewegungen ändert, wie soll man dann jenen Moment voraussehen, in dem man ihm das Benötigte geben muss? Dann stellt sich die Möglichkeit, ihm die notwendige Stütze zu geben, als eine große Schwierigkeit heraus.
75. Denn wenn ihr nicht standhaft seid und euch häufig euren Schwächen hingebt, werdet ihr oft vom Weg abkommen trotz der in unmittelbarer Nähe von euch vorbereiteten Hilfe."
76. "Eine größere Gerechtigkeit zu finden als die Realität, ist unmöglich."
77. "Um euch nicht mit Seiner Unendlichkeit Angst einzujagen, schickt der Vater Seinen Sohn zu euch, Der bestimmte begrenzte Eigenschaften hat."
78. Am Freitagabend des 24. Mai 1996 wurde beim Treffen mit den "Bergbewohnern" vom Menschensohn u.a. gesagt:
79. "Für den Bau der kleinen Kapelle in Guljáewka waren viel Zeit und riesige Anstrengungen nötig.
80. Anhand dieses Beispiels kann man folgende Wahrheit formulieren: Unter natürlichen Bedingungen lässt jede neue Anlage nur jene an sich heran, die dieser Anlage entsprechen. Und je kostbarer die Anlage ist, desto mehr Reinheit wird für ihren Bau gefordert.
81. Doch so eine Forderung besteht nur dann, wenn die Erbauung eines heiligen Werkes ansteht, ob es nun ein architektonisches Bauwerk oder etwas anderes ist, das dem Willen Gottes entspricht und das später berufen ist, eine entscheidende Rolle zu spielen.
82. Ihr nähert euch immer mehr der Errichtung von Tempeln (Kirchen - Anm. d. Übers.), deren Wert unermesslich ist.
83. Zum Bau von Tempeln darf man niemanden zulassen, dessen Antlitz beschmutzt ist oder der schmutzige Hände hat.
84. Im Prozess der Hinbewegung auf den Bau müsst ihr eine Art Duschräume, also eine Reinigung durchlaufen.
85. Jemand könnte die Reinigung umgehen, da er vor dem Schmerz der Reinigung zurückschreckt, ein anderer aber, der sich säubert, schreitet auf das Wichtigste im Leben zu.
86. Je näher diese Zeit kommt, umso mehr muss man euch in Bezug auf euren Glauben prüfen. Jene Ereignisse, die viele von euch überkommen - das sind entscheidende Ereignisse in eurem Leben.
87. Und die Ereignisse dieses Jahres im Vorfeld des mächtigen Baus auf dem Gipfel des Berges, sowie die Annahme der Taufe helfen euch, klar das Sakrament zu erkennen, das dem Menschengeschlecht vom Großen Gott bestimmt wurde.
88. Je größer das Werk ist, zu dem man euch führt, desto größere Herzensreinheit wird von euch verlangt.
89. Misserfolge sind in diesem Fall jene Stufen, die euch reiner machen und helfen, saubere Steine in das Fundament des großen Werkes zu legen.
90. Euer Erfolg beim Bau des Großen hängt ganz von eurem inneren Zustand ab."