Man muss lernen, die Realität würdig anzunehmen. Sie ist ein Großes Gesetz, das euch zur Vollkommenheit führt
1. Am frühen Morgen des 6. Juni 1996 begann die Reise des Menschensohnes durch Rumänien nach Bulgarien. Und auf dieser Reise begleiteten den Lehrer Vadim und Wladimir aus Kischinjow. Hinter dem Steuer des weißen Kleinbusses mit dem schönen Frauennamen "Mercedes" aber saß der gutmütige Kischinjower Anatolij, der auf der Reise einen zweiten Namen bekam - Tschereschka, weil er die Kirschen (auf Bulgarisch - Tschereschka) nicht weniger liebte, als der Menschensohn.
2. Am Abend desselben Tages passierten sie den letzten Grenzkontrollpunkt und überquerten die Donau, deren Wasser schon lange nicht mehr von blauer Farbe war. Die Reisenden trafen in der bulgarischen Stadt Russe ein, wo man am neuen Tag das Erklingen des wahren Wortes erwartete.
3. Beim Hineinfahren in die Stadt erwartete Dian den Lehrer. Bei der vorhergehenden Reise von Vissarion nach Bulgarien war er noch ein Anhänger von Waklusch gewesen, einem im Land bekannten geistigen Lehrer. Jetzt war Dian ein Schüler des Einzigen Lehrers geworden, und von dem Moment des Eintreffens von Vissarion in Russe - auch ein Begleiter des Menschensohnes auf der Reise durch Bulgarien.
4. Sie verbrachten eine Nacht in der schwülen Stadt, die in ihren Mauern begierig die Hitze des Sommertages festhielt.
5. Am Morgen schlug Dian vor, Basarbowo in der Umgebung von Russe zu besuchen, wo bereits seit sieben Jahrhunderten ein Felsenkloster der Bogomilen existierte. Und Vissarion schritt zu den alten Mauern.
6. Heutzutage war das Kloster im Fels ein Orthodoxes Kloster, wo der Mönch Illarion lebte. Er war auch der Klostervorsteher.
7. Einst, im frühen Mittelalter, war innerhalb des Christentums die Bogomilen-Bewegung entstanden. Diese Abspaltung löste sich von den orthodoxen Dogmen in Bezug auf die Ansicht über die Wahrheit der Liebe, sie sah das Lebendige sowohl in der Natur als auch im Weltall, weshalb man sie zu einer ketzerischen Lehre erklärte. Und die Exkommunizierten waren in die Verbannung gegangen, und Felsen waren zu ihrem Zuhause geworden.
8. Heute nun trat der Menschensohn unter jenes Gewölbe, das geduldig und behutsam von den von der offiziellen Kirche Verbannten in die alten Felsen geschlagen worden war, und Er segnete die weißwandige Kirche.
9. Der Vorsteher Illarion begrüßte die Reisenden herzlich und war offensichtlich an den ungewöhnlichen Gästen interessiert.
10. Die Reisenden überbrachten seinen Ohren aber nicht die Frohe Botschaft über die Vollziehung in Russland. Für einen Menschen, der sein Leben dem Erkennen der einst gebildeten Auffassung über die Wahrheit gewidmet hat, ist es nicht einfach, Jenen zu erkennen, Der erneut die Wahrheit bringt.
11. Und so wurde dem Bewusstsein des Geistlichen keine Versuchung bereitet. Illarion selbst blieb lange bei den Gästen und erzählte ihnen immer mehr von der Geschichte des Klosters und der Orthodoxie in Bulgarien.
12. Ohne Eile begleitete Illarion Vissarion mit den Schülern zum Auto, drückte ihnen fest die Hand und trennte sich mit einer herzlichen Trauer. Mit seiner Hand winkte er Jenem hinterher, Den er erwartet und Dem er sein ganzes Leben gedient hatte.
13. Am Abend dieses Tages erwarteten in Russe, im Saal der Stadtbibliothek, Wünschende ein Treffen mit dem Lehrer. Und ihnen wurden die Ursachen ihres Schmerzes und der menschlichen Leiden erläutert und das richtige Verhältnis zu dem, was vor sich ging.
14. Das Treffen mit dem Lehrer endete mit einer Prüfung für Anatolij Tschereschka, der zum ersten Mal in seinem Leben mit dem wahren Wort in Berührung gekommen war und Ihm aufmerksam zugehört hatte.
15. Jene, die diese Prüfung zu Anatolij brachten, hatten die Scheibe seines weißen Kleinbusses zerschlagen, die Tür grob aufgebrochen und seine persönlichen Sachen gestohlen. Die Sachen des Lehrers und der Schüler aber waren unberührt geblieben. Damit gaben jene Anatolij den Anstoß, nicht mehr dem Wort von Vissarion zuzuhören, sondern während der folgenden Treffen im Auto sitzen zu bleiben und es zu bewachen.
16. Und Anatolij versuchte, auf dieses Ereignis in Einstimmung mit dem an diesem Tag Gehörten zu reagieren, also den Diebstahl als Stufe für sich anzunehmen beim Überwinden seiner Anhänglichkeit an materielle Gegenstände.
17. Ein neuer Tag. Das Schwarze Meer nicht weit von Varna wusch die Wanderer nach langen Wegen wieder sauber.
18. Die Nacht erreichte sie in Schumen, im Haus von Radmila, der Schwester Dians, und ihrer gutmütig lächelnden Großmutter, die von ihren Enkeln Mütterchen genannt wurde.
19. Am 9. Juni 1996 wurde im Saal des Stadtmuseums von Schumen vom Lehrer gesagt: "Ich bin nicht in eure Stadt, in euer Land gekommen, um über das Große zu reden. Obwohl Ich antworten werde, wenn ihr fragt. Über das Große zu reden ist einfach, weil das Große das Kleine nicht verändert.
20. Indem du aber das Kleine nicht beachtest, wirst du das Große nie schaffen, du kannst dann über das Große nur reden.
21. Deshalb muss man, um sich jetzt in vielem zurechtzufinden, jene Besonderheiten berühren, von denen die Standhaftigkeit eures Schrittes abhängt.
22. Und dann, indem man dieses Kleine begreift, wird das Große erreicht. Doch alles zu seiner Zeit."
23. "Jede eurer Begegnungen miteinander sind eine Art Versuchung füreinander. Denn jeder von euch nimmt den Nächsten nicht so auf wie er ist, sondern stellt die Forderung, dass er so sei, wie ihr ihn gerne hättet. Doch das wird nie geschehen.
24. Solch eine Forderung führt zu Ermüdung, zu ständiger Gereiztheit, weil alles nicht so vonstatten geht, wie ihr es gerne hättet. Auf dieser Grundlage kommt es unbedingt zum Fall.
25. Man muss lernen, die Realität würdig anzunehmen. Sie ist ein Großes Gesetz, das euch zur Vollkommenheit führt.
26. Wenn ihr euch aneinander stoßt, helft ihr euch immer gegenseitig, die eigene Schwäche zu sehen."
27. Nach einem kurzen, inhaltsreichen Wort des Lehrers ergingen Fragen an Ihn. Ein Orthodoxer Geistlicher stellte durch den Mund eines jungen Mannes, der mit ihm gekommen war, die Fragen eines Pharisäers. Er war nur bestrebt, die Wahrheit mit seinen dogmatischen Auffassungen zu vergleichen und bewusst die Wahrheit an sein altes Kleid anzupassen, ohne die Möglichkeit zuzulassen, auch eine umgekehrte Anprobe zu machen.
28. "Warum haben Sie nichts über die Dreieinigkeit und über den Heiligen Geist gesagt? Halten Sie Ihr Büchlein für eine Eingebung Gottes?", fragten sie den Menschensohn.
29. "Ich bin kein Pastor und Ich bin kein Kirchendiener. Jetzt ist jeder beliebige Pastor auf der Erde derjenige, der lehrt, über die Wahrheit zu reden. Ich aber bin der Lehrer des Lebens, Ich bin bereit, euch beizubringen, zu leben und diese Wahrheiten zu erfüllen.
30. Ich bin das Gesetz auf dieser Erde", sagte der Lehrer in Seiner Antwort.
31. "Aus Ihrem Buch folgt, dass der Mensch nicht nur einmal auf die Erde zurückkehrt. Das aber steht im Widerspruch zur Bibel", fuhr der Jüngling hartnäckig fort, der in seinen Händen "Das Wort von Vissarion" hielt. Der Orthodoxe Geistliche saß mit gesenktem Kopf daneben und lächelte zurückhaltend.
32. "Das Gespräch wird jetzt nicht konstruktiv geführt, weil die gestellten Fragen nicht das Bestreben beinhalten, die Antwort verstehen zu wollen. Es ist nur ein Versuch, das von Mir Gesagte mit dem, was sich in eurem Kopf befindet, zu vergleichen.
33. Im vorliegenden Fall ist das, was ihr besitzt, für euch teuer. Und darum ist es sinnlos Fragen zu stellen, da ihr sowieso an eurer Meinung festhaltet.
34. Ich aber versuche jenen zu helfen, die verstehen wollen. Und Ich bin bereit, ihnen lange - lange etwas zu erzählen", lächelte der Lehrer sanft.
35. "Ist Ihre Lehre ein ethisches System oder ein religiöses?", fragte eine Frau.
36. "Indem ihr viele Namen vergebt, begrenzt ihr die Erscheinung durch eure Begriffe, denn jedes Wort hat nur eine begrenzte Bedeutung. Doch das Unendliche kann man nicht benennen.
37. Ich aber spreche vom Ewigen. Kann man dem denn irgendeinen Namen geben?", antwortete der Sohn Gottes.