Vadim 6

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  Kapitel 33  

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In Tscheremschánka wird die Schule der Gemeinschaft eröffnet

1. Vor fünf Jahren, im August 1991, war der Menschensohn zum ersten Mal in Tscheremschánka gewesen. Im dortigen Dorfkulturhaus war die erste Ansprache von Christus im gebotenen Land erklungen. An jenem Tag waren die örtlichen Einwohner dem Lehrer mit Aufmerksamkeit und Interesse begegnet und hatten Seine Worte über die Erschaffung eines Heiligtums in der Taiga unterstützt.

2. Die Reisenden hatten damals in Petropáwlowka übernachtet. Am letzten Augusttag traf sich Vissarion nun in Petropáwlowka mit jenen, die ein Gespräch mit Ihm wünschten, in dem Haus, wo eine freundliche Familie von Schullehrern wohnte.

3. Früher war dieses Gebäude ein Haus gewesen, wo kleine Kinder geboren wurden, die in der Epoche der Vollziehung auf die Welt kamen.

4. Heute, fünf Jahre nach dem ersten Erscheinen der Wahrheit in Petropáwlowka, lebte der Lehrer mit Seiner Familie in diesem Haus.


5. Die ehemalige Hausherrin namens Anna erzählte den Schülern der Wahrheit davon, wie sich einst (vielleicht in Wirklichkeit, vielleicht in einer Vision) inmitten der Dunkelheit, die ihr Haus umgeben hatte, eine Taube von strahlendem Weiß auf dem Haus niedergelassen hatte. Und anstelle von Petropáwlowka hatte sie eine Stadt in feierlichen Lichtern gesehen.

6. Heute finden dort, wo sich die Taube niedergelassen hatte - Treffen mit der Wahrheit statt, Treffen mit dem Träger des Heiligen Geistes.

7. Die Glocke Blagowest (Frohe Botschaft - Anm. d. Übers.) füllte in den vorfeiertäglichen Augusttagen die Umgebung mit zärtlichen Klängen. Uldis, der Wächter des Hauses der Zusammenkünfte, ein Bauarbeiter, Gärtner und Glöckner, verkündete jeden Tag, dass die Frohe Botschaft auf der Erde sei, indem er die Glocke berührte und die Zeit abmaß.


8. Am 27. August 1996 aber wurde in der Familie von Vissarion und Ljuba, in demselben Haus, in einer Sternennacht erleuchtet vom Mond, zum Morgen hin der Sohn Elisej geboren.


9. Ebenfalls in diesen Tagen erschien vor dem Antlitz des Lehrers ein kleines Buch "Die Zahl des Tieres", das von dem Klosterbruder Anatolij Berestow geschrieben und mit dem Segen des Patriarchen von Moskau und ganz Russland, Alexija II., herausgegeben worden war.

10. Vadim las dem Lehrer einige Zeilen aus dem Buch vor. Und in diesem Buch waren die Worte von Maria zitiert, die Christus mit einer Lüge auf den Lippen verlassen hatte, und die Anstrengungen unternommen hatte, damit diese Lüge in die Massenmedien gerät; und es gab ein falsches Zeugnis vom Klosterbruder Anatolij, das auch durch die Wiederholung der fremden Lüge nicht zur Wahrheit wurde.

11. Von den Seiten des Buches erklang, dass in "Sekten", wie auch in der "Sekte des falschen Christus" Vissarion und anderen, das Kontrollieren des Bewusstseins, "die Unterdrückung des Willens, manchmal Initiation gegen den Willen, d.h. die Widmung der Seelen den Dämonen - eine gewöhnliche Erscheinung sei; und das würde mit okkulten Methoden erreicht - mit Vorprogrammieren, Hypnose, Suggestion vor dem Hintergrund des veränderten Bewusstseins, das entweder durch eine spezielle Diät oder Musik, oder durch das Einnehmen von speziellen psychotropen Mitteln, genauer gesagt Rauschgiften, hervorgerufen werde."

12. "Man nimmt an", stand in dem Buch, "dass die Mitglieder der 'Sekte' von Vissarion so programmiert sind, dass sie nach einem bestimmten Zeichen oder Schlüssel, welches ein beliebiges Wort oder ein Begriff sein kann, der über Radio oder Fernsehen übertragen wird, unverzüglich in die Stadt Minusinsk oder an einen anderen Ort stürzen werden zur Verteidigung ihres Gebieters."

13. Das Antlitz des Lehrers war traurig, als Er diese Worte hörte. "Wenn man immer nur den Ankläger anhören würde, wäre die Welt schon lange in Blut versunken", sagte Er ...


14. Der Sommer ging zu Ende und der Herbst begann mit einer Reihe von Treffen mit dem Lehrer, die in Petropáwlowka und Kurágino durchgeführt wurden.

15. "Lehrer! Warum ist der Teufel - jene Kraft, die im Endeffekt Gutes bringt? Was für eine Verbindung hat er zum Vater? Regiert der Vater durch den Teufel?", fragte eine Frau.

16. "Die Finsternis handelt nach einem einfachen Gesetz. Solange der Mensch schwache Seiten hat, wird die Finsternis durch sie eindringen und auf das zweite 'Ich' des Menschen einwirken - auf das 'Ich' seiner Laster und Schwächen.

17. Durch diese Schwächen wirkt die Finsternis, durch die psychischen Möglichkeiten des Menschen verstärkt, auf die Welt ein - auf genauso schwache Seiten der Nächsten, die ihrerseits ebenfalls die Finsternis stärken.

18. Doch indem die Finsternis die Schwächen des Menschen angreift, zeigt sie ihm gleichzeitig seine schwachen Seiten. Und dem Menschen, der sich erkannt hat, verbleibt es, aufrichtige Anstrengungen zu unternehmen, um diese Schwächen auszumerzen."


19. "Warum gibt es die unerwiderte Liebe?", fragte eine Frau aus Tscheboksar.

20. "Um zu lernen, richtig zu lieben. Denn der Mensch liebt und verlangt gleichzeitig etwas für sich.

21. Man muss lernen, dem Geliebten Gutes zu wünschen, ohne etwas für sich zu verlangen, im Wissen, dass alles, was es in deinem Leben geben soll, unweigerlich zum gegebenen Zeitpunkt erscheinen wird", antwortete der Lehrer.

22. "Alles hängt davon ab, wie der Mensch werden möchte. Wenn er rein und rechtschaffen sein möchte, so macht ihn das aufrichtige Bestreben, dem auserwählten Bild zu entsprechen, allmählich zu so einem Menschen."


23. "Die Wahrheit – das ist eine Einschränkung. Hast du denn nicht bemerkt, dass ein Gebot - eine Einschränkung bestimmter Handlungen ist?

24. Und wenn der Mensch in seiner heutigen Erscheinung völlig frei wäre, so würde etwas Ähnliches wie der Bau des Turms von Babylon entstehen. Jeder Mensch möchte das tun, was er für richtig hält, doch so werden die Menschen nichts erbauen.

25. Wenn die Menschen jetzt beginnen, so zu leben, wie sie es für notwendig halten, entsteht ein riesiges Durcheinander.

26. Wenn das Leben selbst beginnt, offenbart sich, was keiner vorhersehen konnte. Eine Einmischung und eine gewisse Organisationstätigkeit ist erforderlich, sonst beginnt ein Chaos.

27. Jeder sieht nur sein Problem, es fällt ihm schwer, das Allgemeine zu sehen. Also benötigt man eine bestimmte Regel, die alle vor dem Gesetz gleichstellt."


28. "Wenn in euch Liebe oder ein anderes gutes, reines Gefühl entsteht, das auf jemanden gerichtet ist, so habt ihr unabhängig von der sich um euch abspielenden Realität nicht das Recht, auf irgendeine Weise das in euch entstehende Gefühl der Liebe zu unterdrücken.

29. Doch seine Gefühle offen jenem zu zeigen, auf den sie gerichtet sind, oder sie offen für die Mitmenschen zu zeigen, ist nur dann möglich, wenn sowohl jener, der dieses Gefühl der Liebe empfindet, als auch jener, auf den es gerichtet ist, nicht in einem Eheverhältnis gebunden ist.

30. Dabei solltet ihr feinfühlig sein, damit ihr eure Gefühle nicht aufdringlich offenbart, und ihr sollt nicht die wunderbaren Wahrheiten der Bescheidenheit und Demut vergessen. Wobei das Maß dessen nur durch die persönlichen Fähigkeiten des gläubigen Menschen bestimmt werden kann.

31. Und erneut erinnere Ich daran: Entgegenkommende Schritte, die mehr sind als zu einem Bruder oder einer Schwester, sind nur dann möglich, wenn die völlige Überzeugung besteht, dass ihr beide bestrebt seid, eine einige Familie zu schaffen, dass ihr ausreichend ernsthaft die Verantwortung des gewählten Schrittes versteht, und diesen Schritt macht, bis euch die Wahrheit scheidet."


32. "Man kann alles spielen, hier habt ihr Freiheit, deshalb werden die einen Mörder, die anderen Schöpfer.


33. Je mehr sich der Mensch mit etwas vergnügt, desto mehr ähnelt er dem, womit er sich vergnügt."


34. "Ein gläubiger Mensch, das ist ein Gefäß, aus dem ständig heißes Wasser fließt, und wie viel von seiner Wärme er der Umwelt auch abgibt, er kühlt nicht ab."


35. "Ich bin ein Richter und habe das Recht zu richten. Also kann Meine Reaktion auf viele eurer Erscheinungen nicht mit den Reaktionen unter euch verglichen werden.

36. Ich bin eine Forderung an euch - ihr aber habt nicht das Recht, voneinander zu fordern."


37. "Die Menschen kämpfen seit Tausenden von Jahren miteinander, doch es sind wenige, die noch mit sich selbst kämpfen."


38. "Das Altern ist nur eine Veränderung der Art der Prüfung. Im Alter wird nicht verlangt, was in der Jugend getan werden muss."


39. "Für Mich sind jene wertvoll, die von Mir nehmen, und nicht jene, die Mir geben."


40. "Man darf einem Kind nicht die Möglichkeit geben, in die Welt der Gewalt und der Laster einzutauchen, und dabei hoffen, dass das Kind durch die gesammelte Erfahrung dennoch zur Wahrheit finden möge.

41. Man muss dem Kind die Möglichkeit geben, die Welt der wunderbaren schöpferischen Arbeit kennen zu lernen, damit es in dieser Welt die Wahrheit erkennen kann.

42. Es soll das Kind erst dann auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sein guter Geist gestärkt ist."


43. Am 30. August trafen sich im Raum des Dorfklubs in Guljáewka die Kinder Gottes untereinander, die seit langem und seit kurzem in den Taigadörfern der Gemeinschaft lebten, und danach strebten, Gläubige zu sein.

44. Und das Ziel dieser Zusammenkunft war die Auflösung eines gewissen Unverständnisses untereinander, das bei jenen nach der Wahrheit Strebenden entstanden war, die manchmal die Notwendigkeit vergaßen, offen zueinander zu sein.

45. Denn, indem sie in sich Schattenseiten gelassen hatten und sich fürchteten, sich gegenseitig die Motive ihrer Handlungen zu erklären, hatten sie einen fruchtbaren Boden für Misstrauen, Verdächtigungen und Zweifel geschaffen.

46. Im Vorhof des Treffens gab der Lehrer dem Schüler (Vadim - Anm. d. Übers.) einweisende Worte: "Wenn zwischen euch Unverständnis, Unzufriedenheit und Verdacht existieren, so hat weder die eine noch die andere Seite Recht: die eine nicht - weil sie die Motive der Taten des Nächsten nicht in Erfahrung zu bringen vermochte, die andere nicht - weil sie ihre Motive nicht zu erklären vermochte.

47. Die Stufe, die vor so langer Zeit erklungen ist, ist nicht erklommen (V5,11). Doch wie soll man über Neues reden und es verstehen, wenn das Alte noch nicht erkannt worden ist?!

48. Für einen Gläubigen ist es nicht zulässig, eine unbestimmte Erklärung abzugeben, die das aufgetretene Missverständnis nicht vernünftig klärt.

49. Unzufriedenheit entsteht in diesem Fall entweder, wenn man keine Erklärungen hören möchte, oder wenn die Erklärungen nicht ausreichend verständlich sind, doch dann muss man das Gespräch so lange führen, bis klare, gründliche Antworten gegeben werden.

50. Und deshalb, wenn das ganze Treffen ursprünglich von klaren, gründlichen Antworten begleitet war, kann innere Unzufriedenheit nur einen eigenen Mangel dessen ausdrücken, der diese Unzufriedenheit empfindet."


51. Und es achteten die zum Treffen Versammelten auf die Worte des Lehrers. Sie öffneten sich füreinander und nahmen mit Geduld und Demut diese Offenheit an. Nach einem Gewitterregen verkündete ein zweifacher Regenbogen den würdigen Abschluss des Treffens ...


52. Am 15. September 1996 kam es zu einem bedeutenden Ereignis im Leben der Gemeinschaft - die Eröffnung der Gemeinschaftsschule in Tscheremschánka.

53. Diesmal war der Lehrer nicht als Redner im Saal, sondern als Zuhörer. Ringsum waren viele Kinder. Die Kinder eröffneten den Feiertag mit einem Konzert. Die Bühne war nicht nur mit Freude gefüllt, sondern auch mit Aufregung vor dem Lehrer und mit dem Lächeln jener, die beobachteten, was auf der Bühne vor sich ging.

54. Nach dem Konzert überreichte man Vissarion Brot, den Schlüssel der Schule und eine Glocke.

55. Der Lehrer trat zum Schulgebäude, entknotete zusammen mit den kleinsten Schülern das Band und öffnete so den Eingang zur Schule. Und die Glocke erklang in Seiner Hand.

56. Vissarion ging durch die Klassenzimmer der lange erwarteten Schule, dann aber erschien Er wieder im Kulturhaus, wo Ihn die kleinen Schüler an der Festtafel erwarteten.

57. Und es sagte der Lehrer den zukünftigen Schülern der Wahrheit: "Jetzt segnen wir die Nahrung, damit ihr nach dem Essen dieser Gaben das Wissen, das man euch in der Schule geben wird, mit dem gleichen Appetit benutzt, und es genauso gut in euch verdaut wird, damit ihr später durch eure Hände viele wunderbare Werke an eure Nächsten geben könnt.

58. Jetzt aber leise ... Ich segne ... Guten Appetit!"

59. Und die Kinder hatten einen "guten Appetit", der durch den Kirchenchor unterstützt wurde, der mit seinem Gesang ein angenehmes Essen wünschte ...


60. "Ihr seid mit dem Glauben einverstanden, solange euer ureigenes Interesse nicht berührt wird. Der Glaube aber ist berufen, dieses Interesse zu zerbrechen.

61. Ein ungläubiger Mensch zerbricht sehr schnell am eigenen Interesse, wenn er sich selbst beweist, dass vor ihm nicht die Wahrheit ist, sondern dass sein eigenes Interesse wahrhaftig ist.

62. Die Menschen haben einst zu glauben begonnen, weil der Glaube den menschlichen Wünschen entsprach. Der Mensch hat sich den Glauben immer zurechtgeschnitten. Er blieb der frühere und änderte sich selbst weder in der Umgebung von Gläubigen, noch von Ungläubigen.

63. Der Glaube wird immer zuerst mit dem Verstand erfasst. In der vernünftigen Erfahrung stützt sich der Mensch aber immer auf die Errungenschaften der Nächsten, die nicht die Wahrheit erfüllt haben, sondern ihre Vorstellung vom Glauben", sagte der Lehrer in einem Treffen mit den Lehrern der Schule am Vorabend der Abreise nach Moskau.


64. Zum Lehrer kam ein Wanderer. Dieser Mann machte eine Pilgerreise zu den Orten, die er für heilig hielt, und wollte ein Buch über seine Reise schreiben.

65. In dem langen Gespräch wurde der Menschensohn gefragt: "Kann man sich durch die Kirche retten, oder nur durch Ihre Gemeinschaft?"

66. "Man muss den Begriff 'Kirche' genauer definieren", sagte Vissarion.

67. "Ich meine die orthodoxe Gemeinde, die orthodoxe Kirche."

68. "Wenn es in der Kirche einen reinen Geist gibt, so wird ihn jeder Eintretende spüren.

69. Die Kirche als Gebäude ist noch keine Garantie für einen reinen Geist. Alles wird von den in dieser Kirche Wirkenden bestimmt. Die Hauptsache ist - dass die Kirche einen würdigen Vorsteher hat, der aufrichtig das von Gott Gegebene erreicht.

70. Eine Kirche mit einem reinen Geist stärkt den Menschen bei der Fortbewegung auf dem göttlichen Weg.

71. Retten kann sich der Mensch aber nur, wenn er das Göttliche erfüllt", erwiderte Vissarion.


72. "Sie sehen den ganzen Weg des Menschen?", fragte der Pilger.

73. "Ich würde das fürchten: im Voraus die Fehler zu sehen, die der Mensch machen wird. Der Vater bewahrt Mich vor diesem Sakrament.

74. Ich glaube, dass der Mensch keine groben Fehler zulassen wird, und das hilft Mir, das Geschehen zu ertragen", sagte der Lehrer.