Vadim 6

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  Kapitel 34  

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Ich zerstöre eure Wünsche und gebe das, was ihr benötigt, und nicht das, was ihr möchtet

1. Moskau, schwerfällig und traurig. Während der sechs Aufenthaltstage des Lehrers in der russischen Hauptstadt gab es Treffen mit verschiedenen Leuten in der Wohnung von Walentina.

2. In diesen Tagen sagte Vissarion über das Leben in Moskau: "Es wächst immer mehr das Empfinden, als würdet ihr in einem großen Restaurant leben und um jeden Stuhl darin kämpfen ...

3. Wenn die Menschen jetzt nicht zur Besinnung kommen, sich nicht ihren Händen zuwenden, keine Meister ihrer Hände werden, so werden sie in den Handelsständen mit ihren Spielscheinen auf der Stirn verfaulen."


4. Am 6. Oktober 1996 kam zum Lehrer Anatolij Iwanowitsch, der Organisator des "Kongresses der geistigen Vereinigung der slawischen Völker" (so hieß der Kongress, der in diesen Tagen in Moskau abgehalten wurde).

5. Anatolij lud Vissarion ein, zum Kongress zu kommen und dort aufzutreten, wenn der Lehrer den Wunsch dazu habe.

6. In dem Gespräch sagte Anatolij, dass heutzutage viele esoterische Gruppen eine Vereinigung suchten, dass die Botschaften, die von auserwählten Menschen empfangen würden, ebenfalls von der Notwendigkeit der Vereinigung sprächen und dass jetzt viel Geheimwissen übermittelt würde (durch Astinus sei angeblich das Wissen über die Atlanter übermittelt worden, welches seit Jahrtausenden bewahrt wurde).

7. In Seiner Antwort erwiderte der Lehrer sanft: "Die Wahrheit macht alle zu Auserwählten.

8. Wenn ein Wunder dabei auftritt, so macht es eine Gruppe von Leuten zu Auserwählten, die sich dann von den anderen abheben, indem sie ihren eigenen Empfindungen verfallen, was bereits zu einer Teilung führt.

9. Der Mensch fürchtet sich, sein inneres Wesen zu ändern. Es fällt ihm schwer, sich von seinen Schwächen zu trennen.

10. Die primitive, oberflächliche Ansicht vom Glauben ist eine bestimmte Unausbleiblichkeit. Der Mensch fürchtet, einen aufrichtigen, eigenständigen Schritt zu tun. Doch der Glaube verlangt diesen Schritt - eine wahre Umwandlung seiner selbst.

11. Die Zeit zeigt, wie teuer euch eure Schwächen sind. Solange ihr die Wahrheit versteht, vertraut ihr Ihr. Wenn ihr Sie nicht mehr versteht, d.h. wenn euer ureigenes Interesse den Forderungen der Wahrheit nicht mehr entspricht, beginnt ihr an der Wahrheit zu zweifeln, anstatt mit eurem ureigensten Interesse zu brechen.

12. Die Leute sind es gewöhnt, sich aus der Wahrheit ein für sie bequemes Kleid zuzuschneiden, und sie sind nicht daran gewöhnt, selbst danach zu streben, der Wahrheit zu entsprechen.

13. Die Zeit der Wunder - das ist eine Zeit der Unbeständigkeit. Das Gewöhnliche aber - ist das Beständige. Versucht, gerade im Gewöhnlichen die Wahrheit zu sehen."


14. Wladimir Kamushek erschien beim Lehrer mit einer großen Dissertation über das Wesen der Teilung des Christentums. Diese war für die Moskauer Patriarchie und den Patriarchen Alexija bestimmt.

15. In seiner Arbeit zeigte Wladimir mit einfachen, logischen Beispielen die Absurdität der Teilung. Sie beruhe auf Dogmen, die dadurch entstanden seien, dass die Altväter verschiedener Kirchen die eine Schrift unterschiedlich ausgelegt hätten.

16. Und es fragte Wladimir Kamushek den Lehrer über seine Ähnlichkeit mit Petrus - dem Fels (der Name Petrus kommt vom griechischen Begriff Fels, Stein - Anm. d. Übers.).

17. "Petrus - ist ein Stein anderer Art. Du bist zwar nur ein kleines Steinchen (russ.: Kamushek - Steinchen - Anm. d. Übers.), doch du bist in der Hand von David, der die Philister besiegte", sagte Vissarion. (V7,22,14)


18. Am Morgen war der Lehrer auf dem Kongress der geistigen Vereinigung im Kino "Orion".

19. Viele bekannte Gesichter, die in den letzten Jahren von Kongress zu Kongress gefahren waren, waren zu sehen; und erneut wurden Botschaften des Weltalls vorgelesen, sowie Botschaften des "Himmlischen Vaters", die schöne Aufrufe zur Einheit und Liebe enthielten.

20. "Diese Aufrufe sind hier nicht notwendig. Die hier Sitzenden kennen das schon lange sehr gut. Doch alles bleibt beim Alten", sagte der Lehrer zu Vadim.

21. "Wirst Du auftreten?", fragte Vadim.

22. "Ihre Zeit ist vorüber. Jetzt existiert der Wille nicht", sagte Vissarion und schüttelte den Kopf.

23. Unten, im Foyer des Kinos, traten junge Leute zu Vissarion, in Dem sie Jenen erkannten, über Den jetzt viele redeten und stritten.

24. "Sagen Sie, gibt es eine Hierarchie des Lichts?", fragte ein junger Mann nach eigenen kurzen Überlegungen über die Wahrheit.

25. "Das ist eine Schwäche der menschlichen Gedankengänge - eines über das andere zu stellen und dabei sich selbst höher als die anderen zu sehen", antwortete Vissarion.

26. "Folglich gibt es keine Hierarchie?", fragte der Mann zurück.

27. "Nein", antwortete der Lehrer.

28. Der junge Mann fuhr mit seinen Überlegungen fort: "Ich - bin in Ihnen, Sie sind - in mir. Ich lasse das ganze Weltall durch mich dringen, ich lasse Sie durch mich dringen."

29. "Auch ein Sieb lässt das Wasser durch sich dringen, doch in ihm bleibt nichts zurück", sagte der Lehrer ...


30. Mittagessen in der Küche von Walentina, wo dieses Sakrament immer vor sich ging, wenn der Menschensohn in Moskau verweilte.

31. "Deine Küche ist sauber, hier würden die Küchenschaben nichts finden", wandte sich Vadim an Walentina in einem belanglosen Gespräch, in den Minuten einer Pause zwischen den Treffen des Lehrers mit den zu Ihm Kommenden.

32. "Einmal ist eine angelaufen gekommen, doch Wika war so erschrocken, hat den Latschen genommen und mich in ihrer Angst gerufen - da ist sie schnell wieder verschwunden", sagte Walentina.

33. "Nun ja ... Sie konnte nicht zum Einsiedler werden", sagte Vissarion mit einem verträumten Lächeln. "Sie wollte sich aus der geschäftigen Welt ihrer Mitbrüder zurückziehen, die Ewigkeit berühren, aber beinahe hätte man sie mit dem Latschen erschlagen."


34. Und erneut gab es Treffen. "Vissarion, was war zuerst da: das Absolute (andere Bezeichnung für den Alleinigen - Anm. d. Übers.) oder der Himmlische Vater?", stellte eine Frau die sie beunruhigende Frage.

35. "Primär ist der Schöpfer des Seins", sagte der Lehrer.

36. "Und warum weiß der außerirdische Verstand nichts von der Existenz des Vaters? Weiß denn der Schöpfer des Seins vom Himmlischen Vater?", fragte die Frau.

37. "Ob Er weiß? Es ist schwer, ja fast unmöglich, für das jetzige menschliche Verständnis, das der modernen Welt entspricht, die Ewigkeit zu erklären.

38. Höre so eine Erklärung ... Der außerirdische Verstand, der bewegliche Verstand des Weltalls, ist nicht das Absolute, ist nicht der Schöpfer des Seins. Der bewegliche Verstand des Weltalls - das ist Entwicklung, Evolution, die im Sein vor sich geht.

39. Natürlich weiß das Sein von der Existenz des Vaters. Doch das Gesetz der Harmonie verkündet sich nicht selbst, es existiert einfach.

40. Das Existierende aber wird durch den sich entwickelnden beweglichen Verstand des Alls erfasst.

41. Der bewegliche Verstand seinerseits erfasst das Sein mit seinen Möglichkeiten, die jedoch begrenzt sind. Die Begrenztheit verändert sich in der Bewegung, in der Entwicklung.

42. Der bewegliche Verstand des Weltalls hat jetzt nicht die Fähigkeit, vom Vater zu wissen, weil er in sich kein ähnliches Gesetz besitzt. Er kann nur aus dem Leben des Menschen Information erhalten über die Existenz eines unbekannten Prinzips."


43. "Sie haben ein weltliches Leben gehabt?", fragte Galina Vissarion, sie war eine Folk- und Jazzsängerin, die den Lehrer zum ersten Mal sah.

44. "Ich habe Mich mit ihm bekannt gemacht, um euch die Wahrheit zugänglicher darlegen zu können", antwortete der Menschensohn.


45. "Und gibt es sündlose Menschen auf der Erde?", fragte Galina.

46. "Wenn eine Seele zum ersten Mal in einem Kind geboren wurde, so kann man es als sündlos bezeichnen.

47. Wenn die geborene Seele jedoch bereits Erfahrungen besitzt, so gibt es folglich bereits bewusste Fehler.

48. Doch eines Tages werdet ihr sündlos, wenn ihr keine bewussten Fehler mehr macht", antwortete die Wahrheit.


49. Als Antwort auf die Frage über das Wesen der menschlichen Namen sagte Vissarion zu Galina: "Ich brauche keinerlei Namen - weder Jesus noch Vissarion. Ich überbringe das Wort Meines Vaters. Für diese Tätigkeit benötigt man keinen Namen."


50. "Wie der Blitz bis zum Westen hin leuchtet, wenn er im Osten aufflammt, so wird es bei der Ankunft des Menschensohnes sein ... Was sagst Du dazu?", fragte ein zweifelnder Mann.

51. "Kann man denn, wenn man sich hier befindet, einen Blitz sehen, der in Hongkong aufflammt? Ein Blitz ist von weitem sichtbar, doch diesen Blitz kann man nicht auf der ganzen Erde sehen.

52. Das ist - ein bildlicher Ausdruck, der davon spricht, dass alle Mich sehen und hören werden", sagte der Lehrer.


53. "Und sie werden auch die Auserwählten verführen ... Was meinst Du dazu?", fuhr der Mann fort. (Math. 24.24 - Anm. d. Übers.)

54. "Verführung - das ist die Erfüllung der Wünsche des Menschen.

55. Ich bin nicht gekommen, um eure Wünsche zu erfüllen. Ich zerstöre eure Wünsche und gebe das, was ihr benötigt, und nicht das, was ihr möchtet."


56. "Ich lasse jene nicht ohne Hilfe, die es nach Meinem Herzen dürstet. Wenn ein Mensch wirklich den Wunsch hat, Meine Kraft aufzunehmen, so kann er Sie unbegrenzt nehmen."


57. "Man vereint sich mit dem Herzen des Lehrers nicht deshalb, um nicht zu fallen, sondern um zu überwinden.

58. Das bedeutet nicht, dass, wenn ihr euch mit Mir vereint, die Hindernisse unsichtbar werden. Doch wenn ihr euch mit Mir vereint, werden die Hindernisse überwindbar."


59. "Jeder bekommt immer so eine Hilfe, die er bekommen muss, die restliche Hilfe muss er sich selbst geben."


60. "Wie muss man die Finger richtig halten beim Kreuzschlagen zur Erlösung?", fragte eine Frau.

61. "Wenn der Mensch keine Hände hat, bekommt er dann etwa keine Erlösung, weil er nicht die Möglichkeit hat, die Finger richtig zum Kreuzschlagen zu halten? Der Mensch muss vom Herzen handeln und den Umgebenden Wohl wünschen."


62. "Worin besteht das Geheimnis des Tungusker Meteoriten?", fragte eine Frau.

63. "Mit diesem Ereignis habe Ich nichts zu tun", antwortete Vissarion.

64. "Vielleicht ist das eine 'Fliegende Untertasse'?", fragte die Frau zurück.

65. "Vielleicht", zog der Lehrer die Schultern hoch. "Doch wenn du meinst, das wäre eine gigantische Möhre, ist das auch nicht schlecht. Also, das wird eine gigantische Möhre gewesen sein ..."


66. "Wie schön, dass Gott - auf die Erde, durch Seinen Sohn gekommen ist!", sagte eine Frau.

67. "Und ihr - seid Seine Kinder. Er befindet sich auch in euch auf der Erde.

68. Ich aber - bin Sein Sohn, Der gekommen ist, um zu zeigen, was für Söhne ihr werden müsst", erwiderte der Menschensohn.