Versteht es, das menschliche Antlitz zu bewahren, verkauft euch nicht!
1. Am elften Tag des Oktobers 1996 begrüßte Riga Vissarion. Der Bahnsteig füllte sich mit Lächeln und Herbstblumen um den Waggon des Moskauer Zuges, der den Menschensohn in die Hauptstadt von Litauen gebracht hatte.
2. Ein Kiefernwald nicht weit von Riga löste die Konzentration der Moskauer Treffen und die Schwere der riesigen, erschöpften Stadt auf.
3. Der Lehrer und die Schüler waren in der Wohnung von Armand und seiner Schwester Daiga untergebracht. Dort gab es an drei aufeinander folgenden Tagen individuelle Treffen des Lehrers mit jenen, die Ihm ihre Fragen nicht auf allgemeinen Treffen stellen konnten.
4. Am Abend des 12. und 13. Oktobers erklang das Wort der Wahrheit in dem mit Menschen gefüllten Saal des Kulturpalastes des Werkes "VEF":
5. "Der Glaube verlangt, eure innere Welt zu verändern, die Grundlage, die innerlich existiert, das Herzstück des Menschen zu verändern.
6. Wenn das ureigenste Interesse nicht angegriffen wird, glauben die Menschen in der Regel. Doch sobald der Mensch mit seinem ureigensten Interesse in Konflikt kommt und der Glaube beginnt, von ihm zu verlangen, Anstrengungen zu unternehmen zur Änderung dieses ureigensten Interesses - hier kommen beim Menschen gleich Zweifel auf: Hat er wohl den richtigen Weg gewählt? Irgendetwas scheint nicht richtig zu sein ... So beginnt ein Durcheinander, in dem der Mensch leicht zugrunde geht.
7. Eine größere Möglichkeit, die Wahrheit zu finden, hat jener, der bereit ist, sich zu ändern, alles, was er in sich hat, zu verändern, bei dem Gefühl, dass er die Wahrheit gefunden hat, dass sich vor ihm etwas Größeres befindet als das, was er besitzt. Und dann erscheint in ihm die Bereitschaft, entschlossen voranzustreben, indem er das Gefundene erfasst ...
8. Der Mensch verlangt schon Jahrtausende lang von irgendjemandem irgendetwas für sich. Dabei bekommt er nichts, denn er möchte das, was man ihm auf keinen Fall geben darf.
9. Selbst wenn er Wärme verlangt, darf man ihm diese Wärme nicht geben, weil sie ihn töten würde, denn er hat nicht begriffen, dass Wärme nur dann kommt, wenn er vor allem lernt, von sich zu geben. Und nur dann wird das zu ihm Kommende nicht gefährlich für ihn sein."
10. "Man kann dem Nächsten nur in einem Fall richtig Wohl wünschen: Wenn euer Herz mit diesem Wohl gefüllt ist. Sonst ist das ein leerer Wunsch.
11. Man muss sich selbst mit diesem Wohl erfüllen, man muss die Lebensfreude spüren und lernen glücklich über das zu sein, was von Gott gegeben wird. Und dann, wenn ihr ganz mit Lebenskraft in eurem Herzen angefüllt seid - genügt es, dass ihr jemandem Wohl wünscht, und sogleich richtet sich dieser Strom auf jenen, dem ihr Wohl wünscht, und füllt ihn an.
12. Wenn ihr an den Nächsten mit Kummer denkt, euch um ihn Sorgen macht, so geht in diesem Moment eine umgekehrte Handlung vonstatten: Wenn ihr an euren Nächsten denkt, beginnt ihr sofort, Energie aus ihm zu ziehen, sie wird für die Wiederherstellung eures Zustands gebraucht, dafür, dass ihr euch nicht grämt und weint.
13. Was ist das aber für eine Hilfe, wenn ihr euch um den Nächsten Sorgen macht, um ihn weint, ihm Gutes wünschen möchtet, doch ihm selbst ein Bein stellt!
14. Gutes wünscht man, wenn man sich in einem würdigen, lebensfrohen Zustand befindet. Dann kommt dieser Überfluss zu dem Menschen, und er fühlt einen Kraftzustrom, es kommt Hoffnung bei ihm auf, keinen falschen Schritt zu tun."
15. "Niemals darf man eine Handlung beginnen, die ihr nicht in der Lage seid, selbstständig auszuführen.
16. Wenn ihr eine Tätigkeit aufnehmt, die mit jemandem rechnet, und ihm versprecht, dass ihr das später ausgleicht - das ist ein falscher Entschluss. Das werdet ihr nicht können.
17. Ihr tretet dann in eine Kette unendlicher Übertretungen, ihr seid ständig in Schuld, ständig in Abhängigkeit, und werdet dadurch dieses Leben verlieren, besonders jetzt, wo die Welt verwildert und viele begierig sind, ihren Teil zu fordern, den man ihnen aus irgendeinem Grund nicht zurückgibt. Betretet niemals diese Sphäre.
18. Macht das, was ihr fähig seid selbstständig zu tun. Wenn man euch hilft - macht mehr, wenn man euch nicht hilft - nun was soll's, ihr habt auf diese Hilfe nicht gehofft, macht beruhigt das, was ihr in der Lage seid, selbst zu tun. Dann wählt ihr die richtige Handlung.
19. Wenn aber jemand zu euch sagt: 'Gib mir das jetzt, und ich gebe es dir später zurück' - so ist das eine absurde Handlung. Wie kann man denn etwas versprechen, wovon man nicht weiß, ob es einem morgen möglich sein wird?
20. Und jener Mensch, der in der Hoffnung gibt, es wieder zu bekommen, begibt sich ebenfalls in diese absurde Verbindung. Und bei euch kommt in der Regel nichts zustande.
21. Man darf sich nicht so mit seinen Abhängigkeiten in die Zukunft einmischen. Es entstehen Umstände, die alle eure Pläne zerstören. Schafft nicht solche Schwierigkeiten und Dummheiten.
22. Deshalb, wenn ihr jemandem etwas geben möchtet, gebt es einfach so.
23. Wenn ihr erkennt, dass ihr nicht geben könnt - darf man nichts ausleihen, sagt: Ich kann heute nichts geben, ich habe keine Möglichkeit.
24. Doch wenn ihr gegeben habt, so vergesst, dass ihr gegeben habt, verlangt nie, dass man es euch zurückgibt. Hilfe gibt man nicht als Pfand. Hilfe gibt man von reinem Herzen. Und dann werden sich eure gegenseitigen Beziehungen normalisieren.
25. Und natürlich ist es für einen gläubigen Menschen sehr wichtig, nicht nur die Wahrheit über die Fähigkeit des Gebens zu verstehen, sondern auch eine andere Wahrheit – nämlich fähig zu sein, nicht damit zu rechnen, dass die Nächsten verpflichtet seien, dir zu helfen; also fähig zu sein, diese Hilfe nicht von ihnen zu fordern.
26. Helfen sie nicht - sehr gut! Warum sollten sie auch helfen? Und musste man denn helfen? Du musst das tun, was du heute in der Lage bist selbst zu schaffen. Man muss seine ganzen Kräfte dafür aufwenden - dann kommt es zur Entwicklung.
27. Denn wenn man euch in diesem Fall hilft, so werdet ihr in der Regel nicht alle Anstrengungen zur Erreichung des Ziels unternehmen. Und wenn das so ist, so werdet ihr jedes Mal noch mehr Hilfe verlangen und im Endeffekt könnt ihr nicht einen Schritt mehr tun, bis man euch nicht auf Händen trägt.
28. Hilfe zu leisten - das ist eine sehr gefährliche und große Kunst, und man muss sie sehr vorsichtig ausführen.
29. Das Wichtigste ist - dass der Mensch alle Anstrengungen unternimmt. Und dann, wenn ihm etwas nicht ausreicht, könnt ihr vorsichtig etwas hinzufügen (und heimlich über jemanden ein 'Geschenk vom Osterhasen' überreichen). Dann wird das eine Hilfe sein.
30. Wenn ihr seht oder fühlt, dass dieser Mensch etwas benötigt - muss man ihm geben, einfach geben, wenn ihr das für ihn Notwendige besitzt.
31. Wenn ihr seht, dass ihr nicht geben könnt - z.B. euer Geld als Hilfe für den Nächsten - so seid überzeugt, dass er dieses Geld nicht benötigt, obwohl er anderer Meinung ist.
32. Bringt den Menschen nicht in eine schwierige Situation, indem ihr ihm von euch Geld leiht und er es dann nicht zurückgeben kann; umso mehr, wenn er sich damit etwas kauft, was dann eine fatale Rolle in seinem Leben spielt.
33. Dieses Geld wird ihm deshalb nicht gegeben, damit in seinem Leben kein Unglück geschieht.
34. Ihr aber leiht ihm etwas, weil ihr Geld besitzt, und ihr hofft darauf, dass er es euch morgen wiedergibt, heute aber kann er das kaufen, was er möchte.
35. Er kauft es, und dann stirbt er dank dieses Kaufs. Ihm wurde diese Sache nicht gegeben, ihr aber habt geholfen.
36. Ihr kennt viele Erscheinungen nicht. Und je richtiger ihr euch verhaltet, umso weniger Unannehmlichkeiten werden in eurem Leben und im Leben eurer Mitbrüder entstehen.
37. Solche elementaren Besonderheiten müssen ebenfalls seitens der Wahrheit betrachtet werden, um euch von unnötigen Verwirrungen und Handlungen wegzuführen."
38. "Wenn man verschiedene Situationen, verschiedene Erscheinungen im Leben betrachtet, kann man sehr viele verschiedene Anzeichen finden, die, wie es scheint, manche eurer Handlungen und Entscheidungen bestätigen.
39. Doch alles hängt davon ab, was der Mensch in diesen Zeichen sucht. Denn für ein und dasselbe Zeichen kann man sehr viele verschiedene Erklärungen finden, die sich auch gegenseitig widersprechen.
40. Deshalb wird der Lebensweg nicht durch Zeichen bestimmt. Ihr müsst vorwärts gehen können, indem ihr auf eure innere Stimme hört, auf euer Herz.
41. Ein Zeichen ist auf die Fixierung durch den Kopf ausgerichtet, der Kopf aber zieht die entsprechende Schlussfolgerung.
42. Doch der Lebensweg wird nicht durch den Kopf bestimmt. Der Kopf ist berufen, die beste Entscheidung bei dem zu treffen, was das Herz gewählt hat.
43. Eure Schritte werden vom Herzen bestimmt, und auf keinen Fall durch logische Gedankengänge."
44. "Warum strebt der Mensch so sehr nach Bedeutsamkeit?", fragte man den Lehrer.
45. "Weil er noch nie gläubig war. Deshalb möchte er sehr gern bemerkenswert sein, sehr hoch stehen und große, bedeutende Werke vollbringen. Und das geschieht bis jetzt.
46. Das ist ein Naturinstinkt. Ihr seht ja: Wenn der Frühling beginnt, beginnen die Hirsche zu kämpfen, sich mit den Hörnern zu stoßen, Auerhähne krähen ... Sie alle möchten in den Augen ihrer Herzdame irgendwie ihren Wert erhöhen.
47. Beim Mann ist der Wunsch besonders entwickelt, sehr hochgestellt zu sein, groß, mit riesigen Orden an der Brust, mit übermäßig breiten Schulterklappen.
48. Nun, was soll's, wenn die Kinder vorerst noch so spielen, wenn sie noch nicht verstanden haben, was der Mensch ist, was das große Wesen des Mannes ist, der von Gott für eine besondere Mission geschaffen wurde. Da dies vorerst noch nicht verstanden wurde, amüsieren diese Spielzeuge eben bis heute noch sehr viele.
49. Diese Schwäche existiert, weil der Glaube fehlt. Glaube lehrt vor allem Demut und Bescheidenheit - die Fähigkeit, unbemerkt zu bleiben.
50. Jenen aber, der ständig vor den Augen herumschwirrt, sieht man in der Regel mit den Augen der Wahrheit sehr schlecht.
51. Wenn der Mensch irgendwo unbemerkt arbeitet und dabei all seine Kräfte zum Wohl des Werkes hingibt, ist er in jeder Ecke des Weltalls gut zu sehen."
52. "Was soll man bei einer nicht erwiderten Liebe machen? Kann man sich denn das ganze Leben lang mit einem vergeblichen Schmerz abquälen?"
53. "Man kann sich quälen. Die Hauptsache ist aber - nie die Liebe abzutöten.
54. Wenn ihr einseitig liebt, dürft ihr dieses Gefühl in euch nicht verdrängen! Sonst werdet ihr in Zukunft große Unannehmlichkeiten antreffen, und das wird von euch in großen Tränen ausgeschüttet werden.
55. Die Liebe darf man nicht töten. Auch wenn ihr einseitig liebt - liebt. Qual entsteht in diesem Fall nur deshalb, weil ihr für euch liebt, ihr möchtet sehr die Erfüllung eurer Liebe, und diese Erfüllung gibt es nicht.
56. Wenn ihr wegen des Menschen liebt, für sein Wohl, so muss eure Liebe zu einer edleren Qualität anwachsen: Wenn ihr liebt, ihm Wohl wünscht, und euch darüber freut, dass er mit jemand anderem glücklich ist, dass ihm jemand ein Lächeln schenkt, dass er Kinder und Freude im Leben hat, dann wird eure Liebe die richtigen Züge annehmen.
57. Und natürlich, wenn ihr die eine oder andere Stufe meistert, die euch gegeben wird, dann werdet ihr auf jeden Fall irgendwann bei einem Zustand des Glücklichseins anlangen.
58. Überwindet würdig das, was euch gegeben wird, versucht nicht, einer Hürde zu entgehen oder ihr auszuweichen. Ihr findet sonst nur noch größere Hürden.
59. Wenn ihr demütig und würdig jene Situationen überwindet, in die ihr täglich kommt, so werdet ihr unbedingt an jene Stelle kommen, wo euch das für euch Vorbestimmte erwartet, was unbedingt in euer Leben Glück bringt, was gerade für euch wie ein besonderes Geschenk vorbereitet wurde."
60. "Sind Nationen eine Zufälligkeit oder der Wille Gottes? Ist das jüdische Volk ein auserwähltes Volk?"
61. "Der Begriff der Nation ist unausbleiblich mit der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft entstanden. Mit dem Willen Gottes aber hat das nichts zu tun. Das ist bei einer solchen Entwicklung des Menschen unausbleiblich.
62. Ob das jüdische Volk auserwählt ist? Diesen Begriff kann man nur für einen bestimmten Zeitabschnitt betrachten, als einst, in jenem Zeitabschnitt, das jüdische Volk auserwählt wurde, um die Grundlage zu legen und dann diese Grundlage den umgebenden Mitbrüdern zu geben, allen Nationen auf der Erde.
63. Doch auserwählt ist das ganze Volk der Erde, denn ihr seid alle gleich - Kinder Eines Vaters.
64. Bei einem allesliebenden Vater aber kann es das nicht geben, dass Er die einen Kinder mehr liebt, die anderen weniger. So eine Vorstellung ist zu unvernünftig und verringert die Herrlichkeit des Großen Gottes. Er liebt euch alle gleich.
65. Doch in der einen oder anderen Zeitperiode ist die eine oder andere Gruppe von Leuten fähig, bestimmte Handlungen auszuführen, die in diesem Moment kein anderes Volk ausführen kann. Und dann erfüllt dieses Volk eine vorbestimmte Tätigkeit.
66. Doch wie wird es sich weiter aufführen? Es kann mit seinen zukünftigen Schritten seine wundervolle Vergangenheit ganz und gar auslöschen.
67. Schließlich wird bei euch alles von den Schritten bestimmt, die ihr heute macht und morgen machen werdet. Denn heute entscheidet ihr die Zukunft, unabhängig davon, was in der Vergangenheit war!"
68. "Wie soll man mit der Müdigkeit zurechtkommen, wenn man nach einer schweren physischen Arbeit nicht Wärme nach Hause bringt, sondern Gereiztheit?"
69. "Das ist mit der geistigen Schwäche verbunden, mit einem falschen Verhältnis zur Erschöpfung, zur Arbeit, mit einer falsch gewählten Arbeit.
70. Wenn die Arbeit richtig gewählt wurde und ihr ein richtiges Verhältnis zu ihr habt, so ruft die Müdigkeit keine Gereiztheit hervor, sie ruft eine angenehme Mattigkeit von der erledigten Arbeit hervor, euch ist es angenehm, dass ihr euch bis zum Schluss verausgabt habt.
71. Und wenn ihr ein anderes Mal diese Müdigkeit nicht mehr empfindet, kann bei euch eine große Unzufriedenheit entstehen, denn ihr fühlt, dass ihr nicht alle eure Kräfte hergegeben habt. Das ist das Merkmal für die richtige Wahl des Lebensrhythmus."
72. "Sagen Sie bitte, ist es wahr, dass eine zweite Hälfte existiert? Wie kann man erfahren, ob es sich gerade um jenen Menschen handelt?"
73. "So eine strenge Bestimmung gibt es nicht. Man darf sich nicht von diesem Begriff abhängig machen. Überhaupt, eure günstigste Hälfte ist die, mit der man entschlossen bis zum Ende der Welt gehen kann - ihr könnt sie in jeder Stadt finden, an jedem Ort.
74. Eine Familie gründen - das bedeutet, in eine unendliche Forderung zueinander zu treten.
75. Schließlich seid ihr alle verschieden, folglich, wenn ihr euch trefft und wünscht, euch gegenseitig zu helfen, beginnt ihr voneinander zu verlangen, dass der Mensch so sei, wie ihr ihn sehen möchtet.
76. Das gemeinsame Leben - das ist kein zeitweiliges Zusammentreffen, wo ihr an den Nächsten keine Anforderungen stellt, sondern ihr glaubt aufrichtig, dass ihr euch doch noch gefunden habt. Ein gemeinsames Leben - das sind gegenseitige Ansprüche, der Wunsch zu helfen, sich gegenseitig besser zu machen.
77. Zum Paar wird man nicht in dem Bestreben, sich zu befriedigen, zum Paar wird man aus dem Wunsch, dem Nächsten seine Liebe zu schenken, Freude, seine Arbeit, seine Fürsorglichkeit.
78. Wenn es dieses gegenseitige Bestreben gibt, so kann man sagen, dass ihr unbedingt das Glück finden werdet.
79. Wenn dieser Wunsch aber einseitig ist, so werdet ihr mal glücklich sein, mal nicht.
80. Wenn weder die eine noch die andere Seite dieses Bestreben hat, so zerfällt die Familie.
81. Der Hauptwunsch eines Menschen, der sein Glück sucht, ist, das Glück für seinen Nächsten zu suchen, bestrebt zu sein, seinem Nächsten Glück zu bringen und ihm zu helfen, dieses Glück zu empfinden.
82. Dann werdet ihr bei jedem eurer gegenseitigen Auffindungen - ob ihr den günstigeren Partner für euch oder den weniger günstigeren gefunden habt - keine Probleme miteinander haben, eure Familie wird nie deshalb zerfallen.
83. Das heißt, es muss nicht unbedingt ein Gesetz existieren, dass die eine oder andere Person an einem bestimmten Ort unbedingt eine Familie mit einer anderen bestimmten Person gründen muss. So ein Gesetz existiert nicht.
84. Natürlich gibt es so etwas wie 'die günstigsten Umstände' für euer Treffen und die Erschaffung einer Familie. Doch das bedeutet nicht, dass es gerade so sein muss.
85. Selbst wenn ihr nicht genau nach diesen Umständen ein Paar bildet, so existiert für einen gläubigen Menschen in dieser Beziehung kein Problem. Ein Gläubiger macht nämlich nie den ersten Schritt zur Auflösung der Familie.
86. Für einen Gläubigen gibt es keine unüberwindbaren Hindernisse. Wenn der Mensch über ein unüberwindbares Hindernis zetert, redet er folglich von sich und folglich will er etwas für sich, aber man gibt es ihm hartnäckig nicht, und er ermüdet von seinen Forderungen. Doch das ist - das Leben eines ungläubigen Menschen.
87. Ein Gläubiger verlangt vom Nächsten nichts Übermäßiges. Er kann dem Nächsten den Anstoß zum Erschaffen geben, doch wenn er dessen Kraftlosigkeit sieht, verlangt er nichts und übt keinen Druck aus, sondern er kommt ihm entgegen.
88. Deshalb, selbst wenn ihr in der Liebe einen Fehler gemacht habt, und ihr habt, ohne die Liebe zu kennen, euch dem ersten guten, reinen Empfinden hingegeben, und euch schien, dass ihr liebt, und ihr habt zueinander den Schritt getan und eine Familie gegründet - für einen Gläubigen ist das kein Fehler.
89. Selbst wenn er in der Liebe einen Fehler gemacht hat, in der Familie wird es kein Problem geben. Gläubige unternehmen alle Anstrengungen, um für sich gegenseitig eine günstige Atmosphäre zu schaffen und die Kinder würdig zu erziehen.
90. Doch wenn die Menschen ungläubig sind, zerbrechen sie in der Regel in ihren Beziehungen, selbst wenn sie den richtigen Partner gefunden haben, weil ihre Forderungen aneinander zusammenstoßen.
91. Und solange die geistige Grundlage innen schwach ist - oft aber gibt es sie fast gar nicht - entsteht in einer bestimmten Lebensetappe die Enttäuschung aufgrund der Müdigkeit, eine Trübung des Verstandes, und ihnen scheint, dass aus ihnen nichts wird, und dass sie unbedingt ihre Familie auflösen müssten.
92. Natürlich hängt das Wohl der Familie vom beiderseitigen Bestreben ab. Denn wenn der eine Mensch aufrichtig dem anderen Wohl wünscht, der andere aber wünscht das nicht und sucht das Wohl irgendwo außerhalb, dann ist es nicht einfach, die Familie aufrechtzuerhalten.
93. Ein ungläubiger Mensch unternimmt in diesem Fall natürlich Anstrengungen, um die Familie zu seinem Wohl zu zerstören. Und dann kann man die Familie nicht mit Gewalt aufrechterhalten.
94. Denn wenn man einen Gläubigen verwirft, kann er sich nicht aufdrängen; wenn man ihn verlässt, kann er dem Gehenden nur Gutes wünschen.
95. Die Hauptsache ist - alle Anstrengungen zu unternehmen, zu denen ihr für das Wohl der Familie fähig seid.
96. Wenn ihr euch in Liebe getroffen und offenbart habt, eilt nicht gleich, eine Familie zu gründen. Lernt euch gegenseitig besser kennen, habt mehr Umgang, verlangt gegenseitig mehr von euch - und dann prüft ihr euch gut gegenseitig und erkennt, ob ihr wirklich zusammen sein sollt.
97. Denn vor allem müsst ihr auch Freunde sein. Ein Freund aber - das ist jener, der bestrebt ist, für das Wohl seines Nächsten zu leben, nicht für sein eigenes."
98. "Muss man ein Kind bestrafen, wenn es launisch ist und nicht hören will? Wie soll man das richtig tun? Kann man mit dem Riemen bestrafen?"
99. "Im allgemeinen - ist der Riemen eine zulässige Maßnahme, hier gibt es nichts Wildes. Wildes kann nur in der Absicht des erwachsenen Menschen auftreten, wenn er gereizt einen Gegenstand nehmen kann und mit ihm das kleine Kind berührt.
100. Wenn ihr euer Kind liebt und Strenge zeigt, so darf das natürlich nicht in einem Anflug von Gereiztheit und Zorn sein. Das muss aus eurer Liebe kommen.
101. Die Fähigkeit aber, sowohl streng als auch liebend zu sein - das ist auch eine Art Kunst.
102. Denn wenn ein Reizfaktor entsteht, verfallt ihr sehr schnell in Gereiztheit, und dann fällt es euch in der Regel schwer, den Zorn zurückzuhalten.
103. Wenn ihr aber in euch die Liebe aufrechterhaltet und bei euch keine Gereiztheit oder Wut entsteht, und wenn ihr streng reden könnt und selbst den Riemen anwendet, so bekommt das Kind davon kein psychisches Trauma. Nachdem ihr eure Strenge gezeigt habt, wird es sich sogleich an euch schmiegen. Es versteht alles wunderbar. Das ist eine normale Erscheinung.
104. Dadurch, dass ihr das Kind an der 'unteren' Stelle schmerzliche Empfindungen verspüren lasst, bewahrt ihr es oftmals davor, einen noch schlimmeren Schlag zu erleiden, welchen die Natur selbst für das Kind vorbereitet hat.
105. Weiter muss man dem Kind helfen zu verstehen, dass alle seine Übertretungen und negativen Handlungen unverzüglich eine Gegenreaktion der Natur auslösen, die die Begriffe Mitgefühl oder Mitleid nicht kennt. Das ist ein sehr hartes, doch wunderbares Gesetz, das recht grob bestraft und dem Menschen manchmal sogar das Leben nimmt. Strenge ist also immer am Platz. Das ist auch eine Lektion für euch."
106. "Muss ein Kind so handeln, wie es Mutter oder Vater verlangen, oder kann es nach eigenem Ermessen handeln?"
107. "Wenn der Mensch das Alter für eigenständige Handlungen erreicht hat, so muss er natürlich die Schritte so tun, wie er es für nötig hält.
108. Die Eltern können das Schicksal ihrer Kinder nicht kennen. Sie können zwar ihre Wünsche äußern, aufgrund der Erfahrung, die sie gesammelt haben, doch sie können nicht das Schicksal des Kindes kennen.
109. Deshalb muss das Kind, wenn es eigene Möglichkeiten erwirbt, das tun, was es für richtig hält, indem es sich die Ratschläge anhört, die von den Eltern kommen können, und sie abwägt. Nur in diesem Fall macht es einen richtigen Schritt.
110. Oftmals fordern die Eltern von ihren Kindern, wenn sie von ihrem Wohl sprechen, dass die Kinder so handeln, wie es für die Eltern am besten wäre. Und hier tritt eine zu gefährliche Liebe zu den Kindern in Erscheinung.
111. Die Eltern sollen zwar ihre Fürsorge für die Kinder ausdrücken. Jedoch sollen sie ihnen nicht die Möglichkeit zur Entwicklung nehmen, indem die Eltern den Kindern ihr eigenes Verständnis vom Leben, ihre Sichtweise der Situationen aufzwingen und von den Kindern dann verlangen, so zu handeln, wie die Eltern es für richtig halten. In diesem Fall entstehen in der Familie Komplikationen, sowohl beim Kind als auch bei den Eltern.
112. Die Eltern bekommen ihr Kind nicht für sich, sondern für die Welt, damit die Welt durch diese Geburt bereichert wird, und nicht deshalb, damit ein Wesen geboren wird, das berufen ist, die Bedürfnisse der Eltern zu befriedigen. Nein, so primitiv darf man sich zu dieser Erscheinung nicht verhalten.
113. Euer Wille ist - das Kind in Liebe zu erziehen, ihm die Möglichkeit zu geben zu lernen, Gutes und Böses voneinander zu unterscheiden, soweit es dazu in der Lage ist; es die Liebe zu lehren, die es erfüllen kann, die Gerechtigkeit, die es verstehen kann.
114. Weiter betritt es den Weg selbstständigen Auftretens. Gebt ihm die Möglichkeit so zu handeln, wie das Kind es für richtig hält, unabhängig davon, inwieweit das mit euren eigenen Plänen zusammenfällt. Nur dann wird bei ihm alles normal sein.
115. Es muss das erfahren, was ihm fehlt, das, was ihr ihm nicht geben konntet. Denn schliesslich ist eure Sicht auf ihre Weise begrenzt, wie groß eure Erfahrung auch sein mag.
116. Das Kind muss seinen eigenen Weg haben, und es muss ihn mit eigenen Schritten gehen. Wenn es in diesem Moment eurer Meinung nach einen Fehler macht, wird es ihn sehr bald verstehen, weil man ihm helfen wird, ihn zu verstehen; dann aber, wenn es den Fehler versteht, berichtigt es ihn. Und alles kommt an seinen Platz.
117. Wenn ihr eine Möglichkeit seht, dem Kind zu helfen, so helft. Helft auf jenem Niveau, auf dem ihr euch befindet, und mit jenen Mitteln, die euch zur Verfügung stehen.
118. Wenn das Kind aber vorerst noch von euch abhängig ist, könnt ihr von ihm etwas verlangen.
119. Wenn es aber selbstständig wird, habt ihr kein Recht mehr, etwas zu verlangen. Ihr könnt ihm Vorschläge machen, und das Kind wird selbst wählen."
120. "Wenn gesagt wird, dass alle Ereignisse in der euch umgebenden Realität Manifestationen des Willen Gottes sind - so wird das Verhältnis zu der vor sich gehenden Realität in sehr vereinfachter Weise beschrieben.
121. Natürlich kann man auftretende Ereignisse, die die Gebote Gottes verletzen, nicht als Willen Gottes betrachten. Alles, was den Willen Gottes verletzt, kann nicht Sein Wille sein. Nehmt diese Erscheinungen dennoch als gebührende hin.
122. Wie diese Realität auch sein mag, wenn sie dennoch geschehen ist, unabhängig von euren Wünschen und Anstrengungen, so müsst ihr sie mit Dankbarkeit annehmen, als eine Situation dank derer bei euch die Möglichkeit entsteht, weiser und stärker zu werden, weil ihr dadurch das versteht, was ihr bisher nicht wusstet."
123. "Da die neue Zeit noch nicht angebrochen ist und die alte noch nicht vergangen ist, entsteht eine natürliche revolutionäre Stimmung: Ihr möchtet den neuen Schritt machen, doch ihr trefft sogleich auf Begrenzungen, die von den Gesetzen des Staates der aussterbenden Gesellschaft fest aufgestellt worden sind.
124. Und natürlich, diese Zusammenstöße sind schwierig und ungewöhnlich in eurem Leben, wo ihr vor allem lernen müsst, rechtschaffene Schritte zu tun, was für Gesetze euch auch einschränken.
125. Ihr dürft euer menschliches Antlitz nicht verlieren. Ihr müsst würdig in dieser Welt bestehen und dabei das menschliche Antlitz bewahren, ihr dürft euch nicht verkaufen!
126. Die Menschen sind zu anfällig in Bezug auf Geld. Und alles, was damit verbunden ist, ruft bei ihnen eine äußerst absurde Vorstellung hervor, die bis zu wilden, unmöglichen Erscheinungen führen kann.
127. Der Mensch - ist vorerst ein Sklave dieser Werte. Doch ihr habt die Möglichkeit, aus dieser Abhängigkeit herauszukommen.
128. Jetzt, in dieser Zeitperiode, wo ihr lernen müsst, euch aus dieser Abhängigkeit zu lösen, werden für euch künstlich Umstände geschaffen, durch die ihr entweder endgültig zu Sklaven dieser Werte werdet und umkommt, oder ihr euch doch mit ungeheuerlichen Anstrengungen aus dieser Abhängigkeit befreien könnt.
129. Versteht es, das menschliche Antlitz zu bewahren, verkauft euch nicht!"