Zu Mir zu kommen ist einfach, Mir zu folgen ist schwer
1. Das neue Jahr öffnete seine Türen zu vielen Ereignissen und Zusammentreffen.
2. Der Januarfrost hielt nicht lange an, der weiche Winter kam schnell mit Schneefällen wieder.
3. Die Glocke Blagowest (Frohe Botschaft - Anm. d. Übers.) antwortete auf die Berührung von Uldis und zeigte über Petropáwlowka die vierzehnte Stunde jedes Tages an, und von diesem Augenblick an begannen die Treffen mit dem Lehrer in dem kleinen, alten Haus.
4. Im Kamin flüsterten sich Holzscheite Geschichten zu. Neben dem Lehrer, links von Ihm, brannten Kerzen, die die Wände mit schwankenden Schatten bemalten. Das Wachs floss in bunten, seltsamen Formen von dem hohen Kerzenständer herunter.
5. Ein weinroter, langer Umhang umhüllte die Schultern von Vissarion über dem weißen Hemd mit dem großen Spitzenkragen, weiten Ärmeln und breiten Manschetten. Der Lehrer sprach leise.
6. Danila aus Minusinsk fragte im Gespräch mit dem Lehrer, ob man Geld erarbeiten dürfe und wo die Grenze der Richtigkeit dieser Handlung sei, wenn die Familie und die Kinder materielle Hilfe benötigten.
7. "Vorerst ist das unvermeidlich, eine gewisse Beziehung zum Geld wird weiterhin existieren. Doch solange es Geld gibt, werdet ihr den Aufflug nicht im vollen Maße kennen lernen.
8. Geld kann man im Falle äußerster Notwendigkeit benutzen, sonst bindet man sich an sehr harte Gesetze.
9. Dem Menschen wird in zwei Fällen etwas nach seiner Meinung Notwendiges nicht gegeben: Entweder benötigt er das im jetzigen Moment nicht, oder er macht etwas falsch bzw. verlässt unerwartet den erwählten Weg. In allen anderen Fällen erscheint unbedingt alles dem Menschen wirklich Notwendige ...
10. Und nun bist du in eine Situation gekommen, die verlangt: du musst etwas erarbeiten. Doch wie soll man das erreichen?
11. Aus Kleinigkeiten baut sich vieles auf. Natürlich, der Erwerb kommt von den Tätigkeiten eurer Hände. Mir fällt es nicht leicht, euch zu raten, wie ihr aus der Geldabhängigkeit herauskommen sollt. Bewahrt in euch das Bestreben, ein gläubiger Mensch zu sein. Vergesst nie, dass jeder Tag eine Prüfung für euch ist.
12. In dieser Übergangsperiode möchte Ich euch aus der Abhängigkeit dieser Welt herausreißen. Wenn es Geld gibt, betrachtet ihr es und betrachtet es sehr lange. Obwohl die Anwesenheit von Geld in dieser Periode nur eine kurzzeitige Hilfe ist, damit ihr leben könnt, um es dann wieder zu vergessen.
13. Die Fähigkeit, das ganze Leben lang bebend zu sein - ist eine großartige Kunst. Man benötigt einen ständigen Drang, ein Bestreben, jeden Augenblick vor dem Antlitz des Vaters würdig zu sein.
14. Die Kinder - sind das Wichtigste. Natürlich muss man sie ernähren, sie versorgen. Doch wichtig ist auch, dass lebendige Eltern die Kinder weiterführen", sagte der Lehrer im Gespräch mit Danila.
15. Alexander aus Riga bat den Lehrer, ihm zu helfen, das Wesen der Visionen von Heiligen zu verstehen, die manchmal vor den Augen jener erscheinen, die die Wahrheit erfassen. Schließlich wurde in den Büchern über das Leben der Ältesten gesagt: Fürchtet Gestalten, Visionen, denn eine teuflische Kraft kann in der Gestalt des Erlösers auftreten, wie auch in der Gestalt der Mutter Maria.
16. "Der Teufel kann keine heiligen Gestalten schaffen. Die Welt des Weltalls aber kann es.
17. Die Erfahrung der Ältesten gründet auf der Angst. Doch über die einen Ältesten sagt man, dass zu ihnen Heilige kämen, Boten der Himmelsarmee, von anderen aber - dass man sie verführe.
18. Teufel können keine solchen Gestalten annehmen. Die Welt des Alls aber kann solche Gestalten entweder zur Hilfe des Menschen oder zu seinem Schaden schaffen.
19. Das Kreuzzeichen aber ist ein Symbol des Alls. Und natürlich wird dieses Symbol die Gestalten nicht zerstören, die von der sich harmonisch entwickelnden Welt des Universums geschaffen werden.
20. Man muss diese Gestalten und Botschaften wie eine weitere Meinung oder einen Hinweis beachten. Ein Hinweis aber ist nicht die Wahrheit, es ist lediglich eine Überlegung zu Ihr, die auch zu einer der Wahrheit gegenüberliegenden Seite führen kann.
21. Zur Wahrheit aber kann allein der Lehrer führen", sagte Vissarion.
22. "Lehrer, wenn ich mir ein Bild von Dir mache, höre ich in mir die Antwort auf meine Frage an Dich", sagte ein Jüngling.
23. "Das sind nicht Meine Antworten. Meine Antworten kann man nur von Mir hören.
24. Sogar schon wenn ihr von Mir scheidet, erschafft ihr aus Meinen Worten eure eigenen Antworten. Um so mehr, wenn ihr Fragen an Mein Bild stellt - dann hört ihr nur eure eigenen Antworten."
25. "Lehrer, habe ich irgendwelche ernsthaften Fehler?" fragte Andrej aus Tjuchtjata.
26. "Bemühst du dich?" fragte Vissarion.
28. "Dann gibt es keine", sagte der Lehrer.
29. "Lehrer, finde ich bald ein Geschenk unter dem Tannenbaum?" fragte Tamara aus Kurágino.
30. "Wenn du nicht vom erwählten Weg abweichst, so findest du es unbedingt. Doch du weichst oft zur Seite ab, und deshalb ist unbekannt, unter welchen Tannenbaum man dein Geschenk legen soll."
31. "Ich kann mich nicht an Ihre Worte erinnern, sie verschwinden irgendwo in meinem Kopf."
32. "Du schätzt Meine Worte nicht, und deshalb stiehlt man sie dir."
33. "Lehrer, wie kann man mit dem Vater sprechen?" fragte ein junger Mann.
34. "Gar nicht. Ein Gespräch setzt die Antwort dessen voraus, mit dem du sprichst. Der Vater aber antwortet nur durch eine einzige Quelle, damit keine Unterschiede im Verständnis entstehen.
35. Du aber kannst dich ausdrücken. Doch das benötigst du vor allem für dich, denn der Vater weiß, was du brauchst."
36. Unter dem vom Lehrer in den Wintertagen des beginnenden Jahres Gesagten war:
37. "Ihr seid die Farben, mit denen Ich versuche, ein Bild zu malen, doch ihr seid Farben, die sich von allein bewegen.
38. Es ist nicht einfach, ein Bild zu malen, wenn sich die Idee unerwartet verändert von den sich verschiebenden Farben. Also muss Ich euch die Idee viele Male von verschiedenen Seiten erklären, damit eure Verschiebungen dem großartigen Gemälde entsprechen."
39. "Die Einheit, das ist jener nicht von Hand geschaffene Tempel, den Ich versuche, zusammen mit euch zu erbauen, und der unbedingt erbaut werden muss."
40. "Wenn der Mensch träumt, stellt ihn das vor keine Wahl. Nur eine reale Situation verlangt eine Wahl.
41. Wenn in der Phantasie, in den Träumen aber keine Wahl geschaffen wird, so gibt es auch nicht den Moment der Entwicklung der geistigen Welt.
42. Die Phantasie bereichert, verschönert. Das reale Leben ist die Grundlage der Entwicklung des Menschen, denn mit seiner Wahl und mit seinen Handlungen bestimmt der Mensch seine Entwicklung."
43. "Jeder erntet, was er gesät hat, jene Früchte, die er gepflanzt hat. Jetzt muss man sie verspeisen.
44. Diese Früchte gibt euch die Natur gerecht zurück. Und man kann den Menschen nicht davor bewahren, er muss in sich das Zurückgegebene verdauen, um dann jenes zu pflanzen, was eine wunderbare Ernte bringt."
45. "Der Mensch benötigt nicht nur die Wahrheit in ihrer reinen Form, sondern eine Wahrheit, die seiner Wahrnehmung der Welt angepasst ist, seiner inneren Welt. Deshalb betrachte Ich die Welt mit den Augen des Menschensohnes, um diese Begriffe dem Menschen zu geben."
46. "Die Menschen sind wunderbare Früchte des Vaters, doch sie sind vorerst noch nicht reif.
47. Die Früchte darf man nicht nach dem befruchteten Blütenstand beurteilen. Man muss den Früchten Zeit zur Reife geben."
48. "Das von dir hergestellte Produkt setzt nicht voraus, dass jener, für den es bestimmt war, dir unbedingt etwas dafür geben muss.
49. Wer dieses Produkt benötigt, kann dir mit jenem helfen, was du brauchst, wenn er diese Notwendigkeit sieht."
50. "In den Geboten wurde gesagt: Wenn man von dir nimmt - gib es her; doch es wurde nicht gesagt: wenn man dich bittet - gib es.
51. Sei wachsam, damit deine Handlungen aufgrund einer Bitte dem Nächsten keine Versuchungen bringen.
52. Wenn er es wegnimmt - gib es her. Auf die Bitte eines Menschen darf man nur dann geben, wenn man sieht, dass er dies benötigt.
53. Die richtige Handlung in diesem Fall ist nicht, dem Bittenden zu geben, sondern dem Bedürftigen."
54. "Nur wenn die Fülle des Glaubens erreicht wird, kommt es zum Aufstieg. In allen anderen Fällen geht ein Abstieg vonstatten, mehr oder weniger langsam. Das Gesetz des Glaubens soll mit jedem eurer Schritte erfasst werden.
55. Wenn der gläubige Mensch nicht alle Kräfte zur Erfassung der Wahrheit hingibt, so wird das Fallen weitergehen, nur langsamer."
56. "Es ist gefährlich, streng zu sein, wenn du nicht liebst."
57. "Zu Mir zu kommen ist einfach, Mir zu folgen ist schwer."
58. Am Freitag, dem 24. Januar 1997, kamen drei Männer spät abends, fast schon in der Nacht, zu Vadim und baten dringend um ein Treffen mit dem Lehrer.
59. Vadim schlug den späten Gästen vor, ihren Wunsch am neuen Tag zu verwirklichen, zusammen mit allen, die ein Treffen mit dem Lehrer wünschten.
60. Die Ankömmlinge antworteten, dass sie ungewöhnliche Gäste seien und es gut wäre, wenn das Treffen gerade jetzt stattfände.
61. "Sind wir etwa nicht alle untereinander gleich, sind denn nicht alle Leute ungewöhnlich?" fragte Vadim.
62. "Vor Gott sind alle gleich, untereinander nicht", sagte Alexander, der Älteste unter den Ankömmlingen, sowohl nach dem Alter als auch nach der ihm auferlegten Mission. "Vadim, wir möchten, dass du dem Lehrer von unserer Ankunft berichtest."
63. "Wenn ihr eine Frage habt, die sofort gelöst werden muss, nennt sie", schlug Vadim vor.
64. "Es gibt eine Frage, doch ich möchte sie nur dem Lehrer stellen", antwortete Alexander.
65. "Diese Frage kann man auf einen Zettel schreiben. Ich überreiche das Geschriebene Vissarion, und Er entscheidet, ob ein dringendes Treffen notwendig ist", sagte Vadim.
66. "Gut", erklärte sich Alexander nach einer kurzen Pause einverstanden, schrieb die Frage auf und faltete den Papierzettel.
67. Als Vadim zum Lehrer kam, schliefen die Kinder schon. Vissarion schürte das Feuer im Ofen. Der Schüler übergab den Zettel und beschrieb kurz die Situation, die sich ergeben hatte.
68. Der Lehrer faltete das Blatt auseinander und las das Geschriebene. Daraufhin sagte Er: "Antworte ihm, dass diese Frage keine dringliche Entscheidung benötigt."
69. Vissarions Antwort war für Alexander unerwartet. "Übermittle Ihm, dass ich der Erste und der Letzte bin", sagte Alexander erregt, drehte sich schnell um und verschwand in der Finsternis ...
70. Nach vier Tagen erschien einer von Alexanders Begleitern wieder abends bei Vadim. "Ach ..., die nächtlichen Gäste", lächelte Vadim. "Am Tag könnt ihr wohl nicht kommen?"
71. "Ich überbringe eine Botschaft des Magisters. Diese Botschaft muss sogleich übergeben werden. Wir haben sie heute aus St. Petersburg bekommen und sind sofort hierher geeilt", sagte Gennadij, so nannte sich der junge Mann, der die Botschaft überbrachte.
72. "Kann man denn die Botschaft nicht morgen überbringen?" fragte Vadim.
73. "Es ist sehr wichtig, es gerade jetzt zu tun. Vissarion wird sich heute mit uns treffen, denn diese Botschaft ist sehr wichtig für Ihn", sagte Gennadij.
74. "Nun gut", Vadim zuckte mit den Schultern, "ich überbringe die Botschaft jetzt. Doch ich denke, dass das Treffen morgen sein wird, wie für alle, die zum Lehrer kommen, falls ihr natürlich nicht wieder heute davonfahrt."
75. "Überreiche du die Botschaft, alles andere werden wir sehen", sagte Gennadij.
76. Als Vadim zum Haus des Lehrers ging, traf er Alexander, der auf ihn gewartet hatte. Alexander bestätigte die Wichtigkeit der Botschaft des Magisters, und in einem höflichen, taktischen Gespräch mit Vadim erwähnte er, dass er eine Organisation vertrete, die die Welt durchdringe und der Welt helfe zu leben. Diese Organisation nehme das Weltgeschehen in sich auf und bereite die Wege der Fortentwicklung der menschlichen Gesellschaft vor, indem sie das Volk von chaotischen Handlungen zurückhalte und Bedingungen für Jenen schaffe, Der diese Welt aus dem Sumpf ziehen werde.
77. "Die Organisation beherrscht viele Schlüsselprobleme, sie erwartet Jenen, Der kommen und die Organisation benutzen soll. Ohne diese Verbindung ist eine weitere Fortentwicklung unmöglich", sagte Alexander.
78. Die Botschaft, die vor den Augen des Lehrers erschien, begann mit einer Begrüßung an Ihn, wo der trauernde Geist von Jakob Mol erwähnt wurde, einem Rosenkreuzer, der gewaltige Schildträger ...
79. Und es wurde gesagt, dass das Gerücht über die Lichtträchtigkeit von Vissarion zu den großen Palästen gedrungen sei, und dass die Zeit gekommen wäre für die Feinde des Lichts, zertreten zu werden, die Finsternis zu entwurzeln ... Die Botschaft endete mit den Worten: "Der Wächter des Siegels der Zeit."
80. "Sage den Gekommenen, dass Ich für die warmen Worte danke, doch jetzt muss Ich Wichtigeres schaffen", sagte der Lehrer zu Vadim, lächelte sanft und ging in den schneebedeckten Hof, um den Kindern ein Schneehaus zu bauen ...