Inhalt: Was ist Meditation? ~ Die Seele wird nur durch den Körper geformt ~ Das Leiden umgehen ~ Mitleid und Hilfe für den Nächsten in Not ~ Die Seele öffnen und Schmerz empfinden ~ Der Begriff des "Gläubigen" ~ Den Unannehmlichkeiten nicht aus dem Weg gehen ~ Beim Tragen der Last das rechte Maß finden
1. Meditation... Die Grundlage aller östlichen Wege der geistigen Entwicklung ist die Meditation. Was aber ist Meditation?
2. Wahrlich, Ich sage euch: Meditation ist die Kunst, sich außerhalb der Gesellschaft zu stellen und gleichzeitig in ihr zu sein.
3. Die Fähigkeit, sich in der Natur des Lebensgeistes aufzulösen und angeblich eine wahre Möglichkeit, den Kontakt mit dem Allmächtigen zu erlangen.
4. Doch entwickelt sich dabei das Geistige Gewebe?
Die Seele wird nur durch den Körper geformt
5. Die menschliche Seele wird nur durch die Tätigkeit des Körpers geformt.
6. Wann erlangt der Mensch eine größere Kraft, wenn er das Hindernis bezwingt oder wenn er es umgeht?
7. Wahrlich, Ich sage euch: Nur in der unmittelbaren Überwindung jeder Versuchung wird die Seele gereinigt und die geistige Kraft gestärkt.
8. Im Zustand der Meditation wird die materielle Energie ausgeglichen, deren Ströme durch verschiedene Kanäle des menschlichen Körpers fließen, was die psychische Energie entsprechend ins Gleichgewicht bringt.
9. Das erlaubt es dem Menschen, in einem neutralen Zustand zu verbleiben und keine schädlichen Einwirkungen aufzunehmen.
10. Doch wisset: Gleichzeitig strahlt der Mensch keine Wärme aus.
11. Meint ihr wirklich, dass euch euer Vater das Leben im Körper gegeben hat, damit ihr die ganze Zeit über danach trachtet, euch von den gegenseitigen Verbindungen mit den Werten des Lebens im Körper und der Umwelt zu isolieren?
12. Der Körper wurde euch gegeben, damit ihr die Seele entwickelt,
13. Denn nach dem Verlassen des Körpers unterbricht die Seele ihre Entwicklung, obwohl sie die Eigenschaft zu fühlen beibehält und die Fähigkeit, neues Wissen aufzunehmen.
14. Der meditative Zustand, den der Mensch anfangs versucht, von Zeit zu Zeit zu erreichen, verwandelt sich allmählich in ein permanentes Verbleiben.
15. Dieser Mensch wird immer ausgeglichen sein, denn die Zirkulation des Lebensgeistes in seinem Körper verläuft ohne Abweichungen.
16. So ein Mensch wird immer mehr vom Gefühl des Leidens abkommen, was scheinbar eine wichtige Entwicklungsgrundlage ist. Doch welcher Entwicklung?
17. Leiden sind von zweierlei Art: Mitleid mit sich selbst und Mitleid mit den Menschen.
18. Die eine Art führt entsprechend zum Fall, die andere - zum Aufstieg.
19. Von diesen Leiden kann sich der Mensch befreien entweder durch den Zustand tiefer Gleichgültigkeit, oder indem er zielgerichtet jede innere Verbindung sowohl zu den umgebenden Menschen verliert, als auch zu seinem Körper und seinen Werten, wobei die Meditation sehr hilfreich ist.
20. Dieses ermöglicht es, sich zwischen Leuten zu befinden und gleichzeitig abwesend zu sein.
Mitleid und Hilfe für den Nächsten in Not
21. Wie aber kann man dann seinem Nächsten helfen? Und ist dies möglich, wenn das Gefühl des Mitleids fehlt?
22. Wenn ein euch Nahestehender, der unter dem Druck einer, seine Kräfte übersteigenden Unannehmlichkeit steht, Unterstützung sucht, indem er seine Seele vor euch öffnet, so, wahrlich, Ich sage euch: Hilfe kann nur der leisten, der einen Teil der Unannehmlichkeiten auf sich nimmt.
23. Diese Verunreinigung aber muss man mit segensreichem Lebenswasser säubern, damit sie nicht nur eurer Seele keinen Schaden zufügt, sondern auch die Umgebung nicht verschmutzt.
24. Dieses kann nur jener, der eine ausreichende Verbindung zum Himmlischen Vater erreicht hat.
25. Hat man diese nicht, ist der Mensch vor den Mächten der Finsternis schwach, und es fällt ihm äußerst schwer, fremde Leiden in sich aufzunehmen,
26. Denn die in seiner Seele angehäuften Wunden führen zur Erkrankung des Körpers, und durch sie zwingt die Finsternis den Menschen, jegliches gute Werk zu unterbrechen.
Die Seele öffnen und Schmerz empfinden
27. Um die Seele zu reinigen und sie zu entwickeln, muss man sie zuerst öffnen.
28. Doch je weiter du die Seele öffnest, desto stärker empfindest du Schmerz für die dich umgebenden Menschen.
29. Am Anfang - nur für die Näherstehenden, dann - für die weniger Nahestehenden, und später - für die noch Fremderen, und dann wirst du den Schmerz für den abgebrochenen Zweig und den sinnlos zerschlagenen Stein empfinden.
30. Von diesen Leiden kann sich ein auf dem Weg zum geistigen Emporschreiten Gehender nicht befreien, doch sie überwinden kann nur ein gläubiger Mensch.
31. Heute ist sich der Mensch bei weitem nicht bewusst, was man unter einem "Gläubigen" wirklich versteht.
32. In der Gesellschaft hat man sogar eine Einteilung in "Gläubige" und "wahrhaft Gläubige" gemacht, was nicht richtig ist.
33. Wahrlich, Ich sage euch: Ein Gläubiger ist jener, der bei seinen Handlungen nicht einen Schritt von seinem Glauben abweicht.
34. Jene "Gläubigen", die noch in der Lage sind, etwas Unwürdiges zu tun, sind Heuchler und die größten Träger des Bösen, denn sie stärken den Unglauben.
Den Unannehmlichkeiten nicht aus dem Weg gehen
35. Der Segen, der vom Himmlischen Vater kommt, neutralisiert die vom Gläubigen aufgenommene Unannehmlichkeit und befähigt ihn, die Versuchung zu überwinden, indem er geistige Kraft anhäuft.
36. Dem Schlag auszuweichen - das bedeutet nicht, ihn zu überwinden.
37. Wer den Versuchungen aus dem Weg geht, wird keine größere geistige Kraft erlangen.
38. Während der Mensch sich im Meditationszustand im psychischen Gleichgewicht befindet, hält er die Schwäche seiner Seele aufrecht und ihre leichte Verwundbarkeit durch die Steine der Finsternis.
39. Selbst wenn der Mensch eine einwandfreie Zirkulation der materiellen Energie in seinem Körper erreichte und aufrechterhielte, und dank dessen zusätzliche Möglichkeiten erlangte, wird die schwache Seele immer eine schwache kühle Welle aussenden.
40. Wenn man bedenkt, dass beim Menschen die Seele immer den Verstand beherrscht, so bedeutet dies, dass der Verstand einer schwachen kühlen Seele untertan ist.
Beim Tragen der Last das rechte Maß finden
41. Der Pfad des geistigen Emporsteigens ist vor dem Antlitz des Daseins noch unberührt.
42. Lasten von verschiedener Schwere erwarten den Wanderer zu Beginn dieses Weges.
43. Diese Lasten sind noch niemals getragen worden und warten demütig auf ihre Träger.
44. Die Ungeschultheit bei der Selbsteinschätzung jedoch spornt die Erleuchteten dazu an, eine größere Last auf sich zu nehmen.
45. Die Kräfte aber entsprechen bei weitem nicht immer dem ausgewählten Gewicht.
46. Der Unglückliche weiß nicht, dass der Herr nicht auf die Breite der Möglichkeiten sieht, sondern auf den Eifer beim Tragen der vorgesehenen Last.
47. Denn was hat es für einen Sinn, vieles in Angriff zu nehmen, doch dieses unwürdig zu tun?!
48. Dieser Träger wird den Mächten der Finsternis vermehrt untertan sein, und wehe ihm, wenn er das rechte Maß nicht findet!
Amen.