Vadim 2

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  Kapitel 5  

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Ein wütender Mann attackiert Vissarion ~ Ein Mann hält sich für Christus und ist verärgert, dass auch Vissarion das für sich beansprucht ~ Jemand verlangt Beweise ~ Die Zahl 666

1. Bei der Zusammenkunft in Brest am 8. und 9. August 1992 waren Gläubige verschiedener christlicher Konfessionen anwesend. Sie stellten viele Fragen, hauptsächlich kampflustige.

2. Liebe war keine zu spüren, obwohl alle von ihr redeten.

3. Und doch, was für ein Wunder! Einige Evangelische erkannten Vissarion als den Lehrer an und nahmen die Erfüllung an.

4. Dieser ernste Entschluss von dogmatisch Gläubigen brachte dem Lehrer viel Freude.


5. Das schöne, alte Lviv (Lemberg) begrüßte die Reisenden mit sengender Hitze.

6. Vor der Zusammenkunft gab es seltene Stunden der Erholung. Der Lehrer und die Schüler gingen durch die alte Stadt spazieren, die angefüllt ist mit Architektur verschiedener Epochen und Stile.

7. Doch über der Stadt, den schönen Gebäuden und den Menschen lag Trauer und Anspannung.

8. Der Lehrer ging langsam durch einen Park, die Schüler etwas hinter Ihm.

9. Plötzlich warf sich von irgendwoher seitlich ein wütender Mann auf Vissarion. Er erreichte Ihn einen Augenblick früher als einer der Schüler und sagte böse und scharf: "Was gehst du so rum wie Jesus?" Und herausfordernd fügte er hinzu und deutete dabei auf Seinen Rosenkranz: "Und, hast du viele gebetet?"

10. Der Lehrer antwortete ruhig, sah aber den Gesprächspartner dabei nicht an und ging langsam weiter: "Nun, Ich gehe in dieser traurigen Stadt spazieren."

11. "Und was hast du davon?"

12. "Trauer und Finsternis haben sich in eurer Stadt niedergelassen!"

13. "Was geht das denn dich an?"

14. "Ich bin gekommen, um euch zu helfen. Allen, die müde geworden sind, so zu leben. Jenen, die ihr Herz dem Hilfe Bringenden öffnen möchten."

15. Der Mann lachte nervös: "Ein zweckloses Unterfangen. Lass das lieber! Von euch gibt es doch schon so viele! Wie viele Priester gibt es denn bloß?! Und was nützt es schon? Ich bin im Krieg in Afghanistan gewesen, habe diese Fanatiker gesehen, die schrieen: "Es gibt keinen Gott außer Allah!" und habe versucht den Verstandlosen zu erklären, dass es nur Einen Gott gibt und dass deshalb auch die Menschen gleich seien. Doch ringsum ist nur Hass und Krieg. Hier wie dort. Was, zum Teufel, ist das denn für eine Einheit!"

16. "Nun, was soll es! Du hast es versucht, nun erlaube es Mir. Jemand muss ja das einmal Gesagte erfüllen", sagte Vissarion sanft, hielt an und blickte in die Augen des Mannes.

17. "Jemand muss es tun", antwortete der Mann bereits ruhiger. "Doch dieser Jemand kann nur Gottes Sohn sein!"

18. Der Lehrer nickte mit dem Kopf: "Richtig. Und Ich versuche es! Die Zeit aber ist ein guter Richter, sie stellt alles an seinen Platz!"

19. Vissarion lächelte und entfernte sich auf der Allee.

20. Der Mann aber blieb in Nachdenken versunken allein auf dem Weg stehen ...


21. Die Zusammenkunft fand im Saal des Polytechnikums statt.

22. Vor dem Gebäude des Technikums trafen die Reisenden auf einen erregten jungen Menschen mit einem Öllämpchen vor einem Heiligenbild auf der Brust.

23. Er küsste alle der Reihe nach und sagte, er wäre froh über die Ankunft Vissarions in Lviv.

24. "Die Kirche will mich nicht haben", fügte er hinzu. "Sie erkennt nicht an, dass in mir der Heilige Geist ist, dass in mir der Geist von Jesus Christus ist. Ich hoffe, Ihre Zustimmung zu bekommen."

25. Die Schüler sahen sich an. Der Abend versprach, schwer zu werden.

26. Es waren nicht viele Menschen gekommen. Die aber hörten dem Wort aufmerksam zu.

27. Als der Lehrer sagte, dass Er das Wort Gottes sei, das erneut auf die Erde gekommen sei in Fleisch und Blut, ähnlich dem menschlichen, begann das Traurigste: Das wahre Gesicht jedes Zuhörers zeigte sich.

28. "Und was stellt sich heraus? Sie sind Christus, nicht wahr?" begriff der Mann mit der Öllampe schnell. "Wer aber bin dann ich? Schließlich ist doch in mir der Geist von Jesus Christus! Und Sie? Sie sind ein Selbsternannter! Nein, seht nur, er - Christus!? Sie sind ein Pseudo-Christus! Das sind Sie!"

29. Der junge Mann war nicht zu beruhigen. Die Zuhörer versuchten, ihn aus dem Saal zu führen.

30. Der Lehrer hielt sie aber auf und lächelte dem schreienden jungen Mann zu: "Er soll zuhören."

31. "Ich will nicht zuhören. Ich habe alles verstanden. Ich werde alle Anschlagzettel in der Stadt zerreißen. Und rührt mich nicht an", schrie der Jüngling, rannte aus dem Saal und schlug die Tür hinter sich zu.

32. Nach kurzer Zeit kam er mit einem abgerissenen Plakat zurück, das sich vor kurzem noch am Gebäude des Technikums befunden hatte, und warf es dem Lehrer vor die Füße.

33. "Das ist für Sie!", rief er aus und rannte wieder aus dem Saal. An diesem Abend erschien er nicht wieder.

34. Der Lehrer hob das zerknüllte Plakat auf, glättete es vorsichtig und übergab es Wladimir.

35. Die Zuhörer atmeten erleichtert auf. Es wurden weitere Fragen gestellt.


36. Ein junger Mann, ein Künstler, wie sich später herausstellte, wandte sich an Vissarion: "Ich bin sehr aufgeregt. In mir geht etwas vor sich ... Entschuldigen Sie die verwirrte Rede. Aber das ist ein sehr wichtiger Moment für mich. Versteht mich, alles was hier vor sich geht, ist sehr ernst. Wenn das wahr ist ... Wenn Sie Jener sind, auf den wir gewartet haben, so ... Es wäre schön Beweise zu hören, wenigsten kleine Beweise."

37. "Die Wahrheit beweist sich nicht. Die Wahrheit wird mit dem Herzen aufgenommen.

38. Man darf euch nicht die Freie Wahl nehmen.

39. Wenn man die Erfüllung beweist, so werden alle mit den Worten "Herr! Wir glauben! Wir haben Dich erwartet!" auf die Knie fallen.

40. Doch sind eure Herzen bereit, eine Kostbarkeit, wie es die Wahrheit ist, zu besitzen?!

41. Erinnert euch an die Schrift: " ... es wird mancher falsche Messias und mancher falsche Prophet auftreten, und sie werden große Zeichen und Wunder tun ...", sagte Vissarion.

42. "Und trotzdem. Wenigstens ein kleines Geheimnis ... Decken Sie das Geheimnis der Zahl des Tieres 666 auf, und ich werde Ihnen glauben", konnte sich der aufgeregte Maler nicht beruhigen.

43. "Öffnet die Bibel. Als man in einem Jahr Salomon den Schatz brachte, so rechnete man den Wert des ganzen Goldes auf 666 Talente aus.

44. Das sind die materiellen Güter, das materielle Tier, das jetzt die Welt regiert.

45. Doch Geheimnisse werden nicht deshalb gegeben, um einmal zu fragen und alles zu erfahren. Geheimnisse werden gegeben, um sie zu erreichen, damit ihr die Großartigkeit der Herrlichkeit Gottes erkennt."

46. "Nein, das ist eine Antwort für alle. Eröffnen Sie mir das Geheimnis der Zahl 666."

47. "Ich habe es gesagt."

48. "Eröffnen Sie das Geheimnis. Ich will die Antwort hören. Ich habe dieses Rätsel gelöst und möchte, dass Sie mir antworten", die Rede des Malers wurde immer gereizter und schärfer.

49. "Siehst du? Du möchtest eine Antwort hören, die deinem Verständnis entspricht.

50. Der Mensch muss lernen, sich mit der Wahrheit zu messen, und nicht, die Wahrheit an sich zu messen.

51. Wenn Ich nicht so antworte, wie du es hören möchtest, bedeutet das dann, dass Ich nicht Jener bin?

52. Jeder will Christus so sehen und hören, wie Er in seiner Vorstellung existiert.

53. Doch es gibt Milliarden Menschen, die Erfüllung aber ist nur Eine - so, wie Sie sein soll!"

54. "Sie antworten nicht auf meine Frage. Sie machen sich über mich lustig! Ich kann Ihnen nicht glauben! Eine Antwort auf meine Frage kann mir selbst ein Kind geben, wenn es gut nachdenkt!" Der Maler sprach nicht mehr, er schrie schon.

55. "Dann frage ein Kind, soll es nachdenken", antwortete leise, aber streng der Lehrer.

56. Die Leute baten den jungen Mann, sich zu beruhigen.

57. Aber er kam noch mehr in Rage: "Schafsherde!" warf er böse zur Seite der Zuhörer und verließ den Saal.

58. Die Spannung ließ sofort nach.

59. Die Finsternis suchte ein neues Opfer. Doch im Saal waren nur jene verblieben, die danach trachteten, das Gehörte zu verstehen.


60. Der zweite Abend in Lviv fand im selben Saal statt. Doch diesmal gab es mehr Zuhörer.

61. Der junge Mann mit der Öllampe, der sich für Jesus hielt, kam wieder zur Ansprache.

62. Er hörte aufmerksam zu, doch als die Fragen begannen, verhielt er sich unbeherrscht. Aus seinem Mund brachen nervöse Entgegnungen.

63. Zum Ende der Zusammenkunft, als das Gebet verteilt wurde, versuchte er, die Zettel zu zerreißen, doch Vissarion ließ das nicht zu.


64. Mit großem Interesse achteten die Leute auf die Worte Vissarions, ohne Zeit für Streitereien zu verlieren.

65. Ein Mann stand auf und sprach absichtlich Ukrainisch. Er bat Vissarion auf seine Fragen in ukrainischer Sprache zu antworten und auf diese Weise seine Achtung den Zuhörern darzubringen und dem ukrainischen Volk, das nicht nur in der Kultur, sondern auch in der Religion vom russischen Einfluss unterdrückt worden war.

66. Doch die Zuhörer baten ihn, nicht mit leeren Reden die Zeit zu verschwenden.

67. Zum Ende des Treffens kam ein erstaunliches Gewitter über der kaum atmenden Stadt auf mit mächtigem Donnern und hellem Aufblitzen des Feuers am abendlichen Himmel.

68. Erschöpft von der Wärme, wusch sich die erhitzte Stadt mit einem starken Regenguss und atmete tief ein, die Menschen zum Wirken einladend ...


69. Am Morgen hängten Wladimir, Vadim und Tatjana Ankündigungszettel im Zentrum der Stadt Iwano-Frankowska auf.

70. Als eine ältere Frau sah, wie die Schüler Zettel mit russischem Text unter den nationalistischen Aufrufen einer westukrainischen Zeitung anklebten, sagte sie laut und mit Boshaftigkeit und Feindschaft: "Schert euch zusammen mit eurem Gott nach Russland. Habt ihr nicht schon genug böses Blut geschaffen? Jetzt bringt ihr auch noch euren Gott hierher. Wir brauchen keinen russischen Gott, wir wollen mit unserem ukrainischen leben ... Habt ihr irgendetwas nicht verstanden? Macht, dass ihr wegkommt, solange euch noch nichts passiert ist!"

71. Eine Menschenmenge sammelte sich an. Das Plakat wurde von einigen Händen zerrissen, mit Vergnügen und spöttischem Lächeln.

72. Eine improvisierte Versammlung zur Verteidigung des ukrainischen Volkes fand statt.

73. Die Schüler wurden von gereizten Leuten umdrängt.

74. Doch auch solche waren in der Nähe, die mit schweigendem Gram die verzerrten Gesichter der Auftretenden betrachteten.

75. Jemand setzte sich für die Reisenden ein und erklärte, dass auch die Russen während des existierenden Systems gelitten hätten.

76. Es begann ein Ausströmen von Kälte und Gemeinheiten. Für eine gewisse Zeit vergaß man selbst die Ankleber der Anschlagzettel.

77. Und ein junger Mann führte die Schüler aus dem entbrennenden Streit.


78. Der Mann, der den Reisenden seine Hand gereicht hatte, kam aus der Gemeinschaft der Evangelischen. Und er sagte lächelnd: "Ihr habt euren Lehrer gefunden, wir warten noch auf Ihn. Einer von uns muss schließlich Recht haben? Die Zeit wird es zeigen.

79. Ihr habt Recht, Er kommt gar nicht so, wie Ihn viele erwarten - auf sichtbaren Wolken und mit Donnergrollen.

80. Kann man denn die Herrlichkeit Gottes mit den Augen schauen?!

81. Mit den Augen wird man niemals sehen können, was auf den Wolken geschieht.

82. Selbst wenn wirklich jemand auf ihnen stehen würde, so würde man doch nur den unteren Teil der Wolkendecke sehen können, so hoch man den Kopf auch heben mag!"


83. Und das Wort erklang im Haus des Kindes. Der Lehrer war beherrscht und konzentriert.

84. Gläubige, die gekommen waren, um "mit der Wahrheit zu kämpfen", wurden von den strengen, genauen Antworten entwaffnet.

85. Am nächsten Tag waren diejenigen, die hören und sehen wollten, wesentlich mehr als am Vortag.

86. Das Wort erklang in einer göttlichen Melodie bis in die Nacht. Erst um Mitternacht verließ man das Haus des Kindes.

87. Und eine weitere Stunde auf der Straße, beim Hotel, ließ man den Lehrer nicht gehen. Es war ein froher Abend und eine frohe Nacht.

88. Die leisen Worte eines bescheidenen Mannes mit ausdrucksvollen Augen, an den Lehrer gewandt, blieben in Erinnerung: "Wenn Sie wüssten, wie lange ich auf Sie gewartet habe!"

89. Und Tränen rannen über seine Wangen.


90. Am anderen Morgen begann ein warmer Sonnentag des Ukrainer Sommers.

91. Die Reisenden gedachten im engen Hotelzimmer der gestrigen Zusammenkunft, die vielen die Freude des Verstehens und die Annahme des Wortes gebracht hatte.

92. Man wartete auf den Journalisten der örtlichen Zeitung, einen jungen Mann, der das Wort entdeckt hatte und einen Artikel schreiben wollte über das große Ereignis, das leise und unbemerkt in seiner Vaterstadt vonstatten ging.

93. Jemand klopfte, und mit den Worten "Christus sei mit euch!" erschien an der Schwelle eine aufgeregte junge Frau.

94. Sie wandte sich zum Lehrer, fiel vor Ihm auf die Knie und küsste Seine Füße. Er nahm ihre Hand.

95. Sie hob die Augen voll Tränen zu Ihm und sagte weinend: "Herr! Du bist gekommen! Ich sehe Dich! Ich habe Dich erwartet! Keiner wollte mir glauben, dass Du bald kommen wirst!

96. Mein Mann ließ mich nicht übernachten, meine Tochter warf die Tür vor mir zu. Sie glaubten mir nicht, dass ich Dein Wort bis in die Nacht hinein gehört habe.

97. Oh, Gott! Hilf allen Menschen, hilf allen Unglücklichen, hilf meinem Mann und meinen Kindern!

98. Herr! Was soll ich tun? Für Dich bin ich zu allem bereit! Nimm alles was ich habe! Gib den Menschen Leben! Rette sie, erwecke sie!"

99. Und Vissarion sagte: "Ich bin gekommen, als Bezeugung für die Ungläubigen, denn jetzt soll man nicht rätseln über die Wahrscheinlichkeit der Erfüllung in jenen lang vergangenen Zeiten, sondern von der großen Herrlichkeit der Erfüllung auf der Erde wissen, und zur Belehrung der Gläubigen, denn wie weit haben sie sich heute von dem entfernt, wofür Blut geflossen ist.

100. Vor dir ist ein langer Weg!

101. Überbringe die Botschaft über die Erfüllung in deiner Stadt.

102. Wärme deinen Mann und deine Kinder. Wärme alle Kinder Gottes, die dich umgeben, unabhängig von allen Schwierigkeiten und Hindernissen, die du auf deinem Weg antriffst.

103. Das Gebet wird dir die Kraft geben und Ich werde bei dir sein!"

104. Dann segnete Vissarion sie mit den Worten: "Friede sei mit dir, und Glück! Dein Glaube wird dich erlösen und du wirst vieles verwirklichen!"

105. Es wurde sehr still. Die Schüler konnten die Tränen nicht zurückhalten.

106. Obwohl sie dem Lehrer schon lange folgten, hatten sie sehr selten einen solchen Glauben angetroffen, der keine Wunder forderte, keine Beweise, kein einziges anderes Unterpfand ...


107. Nach dem guten Treffen mit dem Journalisten ging der Weg nach Tschernowitz .

108. Jaroslaw, ein ehemaliger Militärpilot, der in Afghanistan gekämpft hatte, führte die Reisenden in diese Stadt.

109. Und Jaroslaws Herz bebte, er hatte mit Freude die Wahrheit angenommen und war glücklich an diesem Tag, denn er fuhr den Menschensohn mit seinem Auto in die Stadt, die die vorbestimmte Stunde der jetzigen Erfüllung erwartete.

110. Während seiner Kampfflüge in Afghanistan hatte Jaroslaw geglaubt, dass er seine Pflicht dem Vaterland gegenüber erfülle. Jetzt lag die Vergangenheit wie eine schwere Last auf seiner Seele.

111. "Kann ich mit Beichte und Buße die Sünden der Vergangenheit tilgen?" fragte er Vissarion.

112. "Durch eine echte Reue allein vor Gott, indem du deine Seele vor Ihm öffnest, wirst du den Schmerz empfinden, den du mit deinen sündigen Taten geschaffen hast, wonach sich deine Kräfte stärken werden durch die mächtige Kraft, die vom Vater kommt.

113. Doch nur durch wohlbringende Taten in der Gegenwart, indem du dich ganz den Menschen verschreibst, kannst du die Sünden der Vergangenheit läutern.

114. Was wäre denn der Wert einer Prüfung, wenn ihr Ausgang von Worten bestimmt würde?!"


115. In Tschernowitz nahm das Wohnheim des Polytechnikums den Menschensohn auf.

116. Die Zusammenkunft war am anderen Ende der Stadt, in einem Saal, wo evangelische Christen ihre Versammlungen abhielten.

117. Der Abend war schwierig. Zur Ansprache waren Gläubige verschiedener christlicher Konfessionen erschienen. Und selbstverständlich hielten sich alle für die einzigen Träger der Wahrheit.

118. Die Dauer der Veranstaltung war durch die Evangelischen begrenzt, die nach dem Wort ihre eigentliche Versammlung durchführten.

119. An diesem Abend war die Finsternis besonders hartnäckig und die Menschen stellten zwar Fragen, hörten aber nur auf sich selbst.

120. Sie fuchtelten mit der Bibel herum, als wäre sie eine todbringende Waffe, die jeden Moment eingesetzt werden könnte.

121. Sie stritten nervös untereinander und fielen über Vissarion her.

122. Und zum Schluss der Ansprache, durch ihre eigenen Reden ereifert, sprach eine Gruppe Jugendlicher das Anathema (Kirchenbann, Verfluchung, Anm. d. Übers.) über den Lehrer und Seine Begleiter aus. Wie blind, taub und schwach kann der Mensch sein!


123. Ein Mädchen erhob sich und wandte sich an Vissarion: "Halte durch, Junge! Das Werk Gottes kann man nicht einfach so erfüllen. Christus wurde auch gejagt und erschlagen. Du musst auch ausharren!"

124. Und im Saal waren noch weitere Leute, die schweigend mit der Wahrheit Mitgefühl hatten.

125. Der Pfarrer der evangelischen Freikirche, der erst zum Schluss der Rede den Saal betreten hatte, schlug dem Menschensohn vor, zusammen mit ihm ein gemeinsames Gebet an Christus zu richten und den Erlöser mit Liedern zu preisen.

126. Vissarion lächelte traurig und schüttelte verneinend den Kopf ...


127. Kein Tag ähnelt dem anderen. Am nächsten Tag lehnten es die evangelischen Prediger ab, den Saal wie versprochen zur Verfügung zu stellen. Es war aber bereits angekündigt worden, dass die Zusammenkunft in diesem Saal stattfinden würde.

128. Und die Schüler durchquerten die Stadt, um den neuen Ort der Veranstaltung zu verkünden, denn die gastfreundlichen Wirte hatten erlaubt, die Zusammenkunft im Foyer des Wohnheimes durchzuführen, das ihnen Unterkunft gewährte.

129. Abends kehrten die Schüler zurück und brachten die Menschen mit, die sich an dem früher angekündigten Ort versammelt hatten.

130. Es waren um die 100 Menschen.

131. Das Wort floss wie ein mächtiger Strom, der die Herzen der Aufmerksamen füllte.

132. Als der Lehrer Seine Wesenheit verkündete, entstand eine lange, bebende Stille.

133. Die Münder derer, die dem Gehörten gelauscht hatten, hatten es nicht eilig, die großartigen Minuten zu unterbrechen.

134. Und leise sagte eine ältere Frau mit dem Namen Maria: "Ich habe doch meinem verstorbenen Mann gesagt, dass Christus bald selbst kommen und die Wahrheit über sich erzählen wird!"