Vadim 3

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  Kapitel 7  

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Der Baum verteilt seine Früchte nicht, man muss zu ihnen hingehen

1. Der Morgen kam und zusammen mit dem Morgen kam der Weg nach Uljanowsk, wo der Lehrer zwei Tage verbringen wollte.

2. Am zweiten Tag, nach einer morgendlichen Zusammenkunft in Uljanowsk, betrat der Menschensohn die Wolgadörfer Ischeewka und Undori.

3. Und auch in diesen Dörfern fanden Zusammenkünfte statt. In Undori erklang das Wort für viele Kinder Gottes, die sich aus ganz Russland hier versammelt hatten, um ihre Körper in der Natur des Wolgagebietes von verschiedenen Krankheiten zu heilen.

4. Und die Versammelten erhielten immense Kraft und erfuhren das Geheimnis ihrer Heilung, deren Wesen im Glauben und der Erfüllung der göttlichen Gebote besteht. Mögen die glauben, die den Glauben erfahren haben, und sich durch die Erfüllung des Großen Willens heilen!

5. Dach und Nahrung gaben dem Menschensohn und Seinen Begleitern eine freundliche Familie, die im Herzen berufen war und in Undori lebte. Die Eltern hießen Walerij und Valentina, ihre Kinder Walerij und Ludmila.

6. Und bald nach der Abfahrt des Lehrers machte sich der siebzehnjährige Sohn der gastfreundlichen Familie auf nach Sibirien, zum Gelobten Land, um unter den Pionieren des Neuen zu sein und seinen Nächsten den Weg zu bereiten ...


7. Kujbischew begrüßte die Wahrheit im großen, kalten Gebäude des Leninmuseums, das von der Stimmung und seinem Wesen an das Mausoleum auf dem Roten Platz erinnerte, welches in seinen Eingeweiden den Körper des blutigen und ungläubigen Führers aufbewahrte.

8. Die Zusammenkunft fand im Konferenzsaal des Museums statt. Hinter dem Rücken des Lehrers war das riesige, Ihn überragende Mosaikbild des Antichristen, angefüllt mit dem Gedenken an die Taten der Finsternis.

9. Während der Veranstaltung lenkte die Finsternis die Münder vieler und sie offenbarten unvernünftige und ungehaltene Reden.

10. Zur Ansprache waren auch wandernde Monarchen der Kiewer "Weißen Bruderschaft" gekommen, und Anhänger des "Zentrums der Gottesmutter", und über die Wahrheit urteilende evangelische Christen, und Theosophen, und Esoteriker, und Anhänger der kommunistischen Ordnung.

11. Und im Lichte der Wahrheit zeigten viele ihr wahres Gesicht, doch beim Ausschütten ihrer Unzufriedenheit verloren die Beschimpfenden in ihrer Unmäßigkeit das Ziel, und es begann ein nervöser Streit zwischen ihnen. Jene aber, die gekommen waren, um die Wahrheit zu hören, bekamen die erstaunliche Möglichkeit, das Wesen von jedem zu erkennen.


12. Und der Lehrer sagte in Seinem Wort: "Die Finsternis kommt zum Licht, damit es in Dunkelheit versinke.

13. Das Licht aber begegnet der Finsternis, um sie zu beleuchten."


14. Am Ende der Veranstaltung traten Monarchen der Kiewer "Weißen Bruderschaft" auf die Bühne, die mit ihren Reden und Verwünschungen schon die ganze Reise von Vissarion durch die Wolgastädte begleitet hatten. Und während sie herumschrieen und zur Verneigung vor ihrem Götzenbild aufriefen, bemerkten sie nicht, dass das Abbild der "Jungfrau Maria", das sie in ihren Händen hielten, auf dem Kopf stand.

15. Doch die Menschen im Saal, die das Interesse an dem Skandal verloren hatten und zum Schluss des Treffens davon müde waren, hörten nicht auf sie, sondern es gab Rückfragen auf die Ansage des Schülers über den Ort und die Zeit der morgigen Zusammenkunft und die Angaben wurden präzisiert.


16. Am nächsten Tag füllte sich der Saal des "Klubs der Revolution von 1905". Und alle Streitigkeiten des vorhergehenden Tages wurden beendet. Heute lauschte der Saal bebend dem Wort und verknüpfte die Herzen der Annehmenden zu einem gemeinsamen Zweig.


17. Neue Tage - die neue Wolgastadt Saratow öffnete ihr Herz dem Menschensohn. Berufene Kinder, die in dieser Stadt wohnten, hatten schon lange ein Treffen mit dem Lehrer erwartet.

18. Denn noch im Herbst des vorigen Jahres war Sergej in Moskau in einem gemeinsamen Kreis mit Brüdern und Schwestern versammelt gewesen, die die Wahrheit angenommen hatte, und hatte dann in Saratow die Herzen, die auf das lebensspendende Nass warteten, in einen Kreis gesammelt ähnlich dem in Moskau.

19. Die zwei Tage mit Zusammenkünften waren gefüllt mit freudigen Augen.

20. In der Familie von Julia, die den Reisenden Quartier bot, fanden viele Zusammenkünfte mit sich nach der Wahrheit Verzehrenden statt.


21. Und es erklangen die Worte des göttlichen Sohnes über die Wahrheit, den Glauben und die Liebe. Und der Menschensohn streute Krumen der wahren Weisheit vor den Aufmerksamen aus, wo unter anderem gesagt wurde:

22. "Wenn du die Wahrheit hörst, bedeutet das, dass die Zeit zu ihrer Erfüllung gekommen ist.

23. Die Saat wächst und muss Ertrag ergeben, sonst zerreißt sie euch."


24. "Die Wahrheit verteilt man nicht, zu ihr muss man kommen, nur so wird sie würdig erkannt werden."


25. "Der Baum verteilt seine Früchte nicht, man muss zu ihnen hingehen."


26. "Wahrheit ist nur jene Wahrheit, die für alle annehmbar ist."


27. "Wunder werden nur vom Verstand fixiert, denn sie sind eine äußere Erscheinung."


28. "Das Wesen der geistigen Wahrheit ist nicht materiell und man kann sie nur mit dem Herzen sehen."


29. "Der Teufel wirkt nur auf den Verstand ein, auf das Herz hat er keinen Einfluss. Und deshalb soll man dem Herzen vertrauen."


30. "Ein Heuchler im Glauben fällt schneller als ein Ungläubiger."


31. "Der Versuch, den Verlauf der notwendigen Ereignisse zu verändern, zeugt von eurem Unglauben."


32. "Kann ein Sünder die Heiligkeit eines anderen Sünders bestimmen?"


33. "Selbst an einem gesegneten Ort unter einem reinen Goldregen kann man sich schmutzig machen."


34. "Wenn es Zweifel gibt, werden keine Flügel wachsen."


35. "Nur Kälte wird von Kälte angezogen. Zur Wärme strebt alles: sowohl Leid als auch Freude."


36. "Seid vorsichtig, löscht mit dem neuen Tag nicht eure wunderbare Vergangenheit aus."


37. "Gutes erscheint, führt und schenkt Freude. Woher aber das Gute kommt - ist das etwa wichtig?"


38. Und der Lehrer wurde gefragt: "Jesus hat Blinde geheilt und körperliche Krüppel. Doch Er hat sich auf diese Weise in das Karmagesetz des Alls eingemischt, das unabänderlich und ewig ist. Wie ist das möglich?"

39. "Bei weitem nicht alle in dieser lange zurückliegenden Zeit sind geheilt worden.

40. Der Blinde aber war blind nicht wegen einer Sünde, sondern damit sich durch seine Heilung die Herrlichkeit Gottes offenbare."


41. "Vissarion! Wir hängen am Leben mit unserem Verständnis, unseren Gewohnheiten. Doch das, was Sie sagen, ist weit von unserem alltäglichen Leben entfernt. Und wenn das die Wahrheit ist, so ist sie ganz und gar nicht so, wie wir es gewöhnt sind. Und wir sind unentschlossen. Wie soll man also leben, wie soll man weitergehen?"

42. "Der angebundene Ochse geht den ganzen Tag im Kreis und wenn man ihn losbindet, so bleibt er an genau dieser Stelle stehen und ist unfähig, weiterzugehen.

43. Der Mensch hängt oft an seinen Begriffen und bewegt sich in ein und demselben Kreis.

44. Wenn man ihn von seinen früheren Begriffen löst, so bleibt er unentschlossen stehen.

45. Nur wenn der Mensch würdig die Wahrheit erreicht und alle seine Kräfte dafür hergibt, wird er fähig, vorwärts zu schreiten, ohne an der Leine seiner falschen Begriffe zu hängen", sagte Vissarion.


46. Am 10. Juni 1993 betrat der Menschensohn Wolgograd.

47. In allen Wolgastädten gaben gastfreundliche Familien Vissarion und Seinen Begleitern Quartier und Nahrung.

48. Und unter ihnen waren sowohl Gläubige als auch Ungläubige, sowohl die Wahrheit Annehmende als auch zu ihr nur Hinspähende. Doch alle vereinte ein gutes Herz und der Wunsch, dem Nächsten Freude und Hilfe zu geben. Wie gastfreundlich ist doch das russische Land!

49. Das Wolgograder Fernsehen nahm auf Grund der Anstrengungen junger Leute der Jugendredaktion, die sich mit Musikübertragungen beschäftigten, eine Sendung über die Vollziehung auf, die außer einem Interview mit dem Lehrer auch Antworten von Vadim und Wladimir dem Jakuten enthielt, die über ihr Leben in der Musik und ihre Musikarbeit sprachen.

50. Und Wladimir und Vadim erzählten über die schöpferische Arbeit, über die Verantwortung des Schöpfers vor dem Zuhörer, über die Veränderung in ihrem eigenen Leben nach der Begegnung mit der Wahrheit. Und diese Erzählung diente jungen Gotteskindern als Hilfe.


51. Der junge Mann und die junge Frau, die diese Übertragung aufnahmen, stellten die sie interessierenden Fragen, um sich mit dem Lehrer besser bekannt zu machen. Und sie fragten: "Warum ist Ihr Wort nicht in der traditionellen, modernen Sprache geschrieben, sondern mit der Benutzung altrussischer Redewendungen? Wäre es nicht verständlicher gewesen, wenn das Buch in der gewöhnlichen Sprache geschrieben wäre?"

52. "Die moderne Sprache ist wie das Geräusch beim Drehen einer Schraubenmutter oder Holzschraube, und nicht wie das Rauschen des Windes", antwortete Vissarion.


53. "Was ist Ihr Verhältnis zur Philosophie?"

54. "Philosophie ist die Weisheit dessen, der sich irren kann."


55. "Danke! Eine unerwartete Antwort", sagte der junge Mann. "Sagen Sie bitte, kann man sich Schwächen bei der Erfüllung der Gebote leisten? Schließlich fällt es der Jugend sehr schwer, sie zu erfüllen."

56. "Der Verfall fängt beim Kleinen an.

57. Zuerst fallen vom Berg kleine Steinchen, dann beginnt der große Steinschlag", antwortete der Lehrer.


58. "Wie verhalten Sie sich zum Alter?", fragte man Ihn.

59. "Das Altern eures Körpers - das ist nur eine Veränderung der Art der Prüfung in der Zeit.

60. Die Seele aber hat kein Alter."


61. "Vissarion, es gibt die Liebe zu den Mitmenschen und es gibt die Liebe zu Gott; in welchem Verhältnis stehen diese Begriffe zueinander?"

62. "Der Große Vater offenbart sich in allem.

63. Weshalb die Liebe zur Umwelt die Liebe zum Vater ist!"


64. "Vissarion, wo ist die Grenze zwischen Fanatismus und aufrichtigem Glauben? Schließlich redet die 'Weiße Bruderschaft' von der Wahrhaftigkeit ihres Glaubens, und sie sagen es aufrichtig. Doch ihre Auftritte - das ist religiöser Fanatismus", fuhr der junge Mann mit seinen Fragen fort.

65. "Fanatismus - das ist die ungehemmte, blinde Verneinung von allem anderen, wenn im Namen des Glaubens die Gebote des Glaubens selbst übertreten werden", sagte der Menschensohn.


66. "Viele Religionen reden von der Verschmelzung mit Gott, von der Rückkehr zu Dem, Der alles geschaffen hat. Und das wird als die höchste Errungenschaft der geistigen Entwicklung, als der wahre Weg dargestellt ..."

67. "Der Weg des Lichtes - das ist nicht das Bestreben, zum Vater zurückzukehren, sondern das Bestreben, mit Ihm zusammen in die Ewigkeit zu schreiten", erwiderte der Lehrer.


68. Und zum Schluss des Gespräches sagte der Menschensohn: "Wie viele Bäume haben heute ihre Äste mit steinigen Früchten über die menschlichen Köpfe ausgestreckt.

69. Selig ist heute jener, der mit seinem Herzen sieht."


70. Und dann kam die letzte Wolgastadt auf dieser Reise. Die Stadt Astrachan liegt an der Mündung des Flusses.

71. Es gab viele Zuhörer, viele Augen, die mit rettendem Feuer leuchteten. Mögen sie Erhörende sein!