Vadim 3

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  Kapitel 16  

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Lernt, jenes Göttliche, das jedem von euch gegeben wurde, zu achten!

1. Im späten Herbst 1993, an einem Samstag, begannen die wöchentlichen Zusammenkünfte des Lehrers in Minusinsk.

2. Die Treffen währten den ganzen Winter, nur einmal unterbrochen durch die Abreise von Vissarion nach dem Willen des Großen Vaters in Städte, die auf ein Treffen mit Ihm warteten.

3. Und an den Samstagen lauschten die Kinder Gottes, die eine immer größer und größer werdende Gemeinschaft bildeten, Seinem Wort.


4. Und es sprach der Lehrer in diesen Tagen: "Euer Glaube tritt dann in Erscheinung, wenn ihr in Schwierigkeiten seid.

5. Seid dann fähig zu wiederholen, wie ihr euch gegenseitig liebt - doch nicht in Worten, die aus euren Mündern nur wie leere Laute klingen können, sondern mit den Worten eures Herzens.

6. Doch in schwierigen Momenten, zum großen Leidwesen, zum großen Unglück, zum großen Kummer, fällt es den Menschen schwer, sich gegenseitig etwas Gutes zu sagen.

7. Alle verschließen sich schnell, alle reden über ihr Wohl, davon, dass ihnen irgendetwas nicht reicht, dass man sie betrügt, dass man ihnen keine Aufmerksamkeit schenkt, sie übergeht. Oh, wie viel Empörung untereinander, wie leicht glaubt man an das Schlechte im anderen!

8. Kann man denn so leben, kann man denn in diesem Fall überhaupt vom Glauben an den Großen Vater sprechen?!

9. Lernt, an das Gute zu glauben, lernt, an das gegenseitige Wohlwollen zu glauben, doch zweifelt am Schlechten!"


10. "Eilt nicht, euch mit jenen Eindrücken voneinander zu begegnen, mit denen ihr eure vorhergehende Begegnung beendet habt.

11. Lernt euch ständig gegenseitig neu kennen, denn ihr seid jeden Tag - ein anderer, ihr seid nicht mehr jener, der ihr früher einmal wart.

12. Die Wahrheit aber besteht darin, dass es unwichtig ist, wer der Mensch früher gewesen ist, wichtig ist - wer er jetzt ist, und noch wichtiger - wer er sein wird!

13. Lernt, euch miteinander bekannt zu machen!

14. Lernt, das Großartige in euch gegenseitig zu achten!

15. Lernt, jenes Göttliche, das jedem von euch gegeben wurde, zu achten!"


16. "Nur die vom Geist erfüllten Füße können den erstaunlichen, einzigen Weg betreten.

17. Nur dann, wenn der großartige Geist eure Seele erfüllt hat, könnt ihr jene Brücke betreten, und sie wird sich nicht unter euren Füßen durchbiegen.

18. Doch wenn ihr von der gewaltigen materiellen Geschäftigkeit belastet seid, werden die Beine schwer sein, in benagelten Stiefeln, und sie werden die vor euch liegende Stufe nicht überwinden. Sie brechen ein, unten aber wartet der düstere Abgrund ...

19. So lernt denn, das kleine Beet eurer Seele mit der Hacke der Demut zu bearbeiten und die Auswüchse des Eigendünkels, die Auswüchse der gewaltigen Eigenmeinung auszureißen.

20. Lernt, Kinder zu sein!

21. Lernt, euch gegenseitig zu achten, die Umwelt zu achten, die mit dem Geist des wunderbaren Vaters angefüllt ist, des Großen Schöpfers! Gepriesen sei Seine Herrlichkeit!"


22. "Glaube - das ist auch die tiefe Erkenntnis, die es euch erlaubt, sicherer den gewählten Weg zu beschreiten.

23. Denn ihr seid nicht nur die Seele, ihr besitzt einen Verstand, der ungewollt vieles vergleichen wird, und er wird natürlich seine Rolle spielen.

24. Schließlich ist für ihn bestimmtes Wissen Nahrung, das noch mehr euren Glauben stärken wird."

25. "Möge eure Botschaft von der Vollziehung sich auf euer Lächeln beschränken, wenn ihr lächeln und eurem Nächsten verkünden könnt durch die Freude, die euer Herz empfand, die ihr erwartet und schließlich empfangen habt.

26. Danach sollen euch eure Füße weitertragen. Wenn der Mensch wirklich bereit ist zu hören, wird sein Herz erbeben.

27. Denn wenn ihr eure Freude verkündet, wird ein unbeschreiblicher Segen das Herz jenes Menschen berühren und er wird das Großartige selbst in eurem Lächeln spüren.

28. Eilt nicht zu beweisen, eilt nicht, unbedingt alle Seiten des Wissens, das euch heute offenbart wird, zu zeigen. Es zu kennen - bedeutet noch nicht, sich zu retten!

29. Alles hängt davon ab, wie dieser Mensch zu gehen versteht, wie er es versteht, auf die Erde zu treten, wie er es versteht, über das ihn Umgebende zu denken. Und ob er wirklich fähig sein wird, zu arbeiten und das Brot jenem zu geben, der ihm Schmerz und Kummer bereitet ... Darin besteht seine Erlösung!"


30. "Wenn ihr euch entwickelt, indem ihr den Willen Gottes erfüllt, so wird dieser Wille immer zur höchsten Hingezogenheit werden, die bei euch während des Lebens im Körper auftritt.

31. Und, wenn ihr diesen Ruf des Geistes fühlt, geht ihr dorthin, wohin der Vater ruft, so sehr euch die eine oder andere Trennung auch Schmerzen bereiten möge."


32. "Wahre Hilfe ist das Vermögen, seinem Nächsten die Möglichkeit zu geben, sein Herz den Umgebenden zu schenken."


33. "Man wird euch dann glauben, wenn man eure Werke sieht, wenn man die Früchte eurer Handlungen sieht", antwortete Vissarion auf die Frage, wie man Leuten, die bei uns leben, helfen kann, die Wahrheit zu sehen.


34. "Der Mensch setzt sich eine farbige Brille auf, sucht aber weißes Licht. Kann man es jedoch so finden?

35. Um das Licht zu sehen, muss man die Brille abnehmen, denn die farbige Brille ist unsere eigene Deutung der Welt!"


36. "Solange es jemanden gibt, dem man etwas geben kann, wird ein Mensch, der die Wahrheit erreicht hat, glücklich sein!"


37. "In dem altertümlichen Sakrament der Vermehrung des Brotes war folgende Weisheit enthalten: Gebt das wenige, das ihr besitzt, hin - wendet euch um und erhaltet Größeres, gebt dieses Größere - und erhaltet noch Größeres."


38. "Das Vergangene ist vorbei. Die Zukunft ist noch nicht da. Doch von der Zukunft hängt die Ewigkeit ab! Deshalb soll jeder neue Schritt würdig sein!"


39. "Sich ein Ziel setzen - das ist ein begrenztes Bestreben, das ist ein Bestreben des Verstandes, der Grenzen besitzt."


40. "Bei jeder Berührung mit dem Gegenstand eures Wirkens, müsst ihr das Unwiederholbare schaffen können.

41. Und die Menschen sollen die wunderbaren Werke ihrer Hände benutzen, und sie nicht im Museum betrachten. Und jedes neue Werk wird besser als das vorhergehende sein."


42. "Einem Weisen, der in einer Höhle verweilt und die Geheimnisse des Daseins erkennt, würde Ich raten, nie aus ihr herauszukommen, denn das, was er erkannt hat, wird von niemandem benötigt. Darum soll dieses Wissen bei ihm selbst bleiben.

43. Doch die Fähigkeit, ein Kind zu sein, die Fähigkeit, durch die Felder zu rennen, mit den Blumen zu sprechen, zu springen, sich an den Sonnenstrahlen zu erfreuen, jenes Geschenk zu suchen, das am Ende des Regenbogens liegt - diese Fähigkeit, diese Naivität macht euch unendlich großartig, wunderbar und unüberwindbar.

44. Und wenn man dazu noch den Glauben an den Vater erreicht, so werdet ihr mächtige, großartige, wundervolle Schöpfer sein, ähnlich eurem Vater."


45. "Die Naturliebe kann man nicht mit Gewalt erfüllen.

46. Wenn ihr das Natürliche nicht zum Ausdruck bringen könnt, so wird euch die Wahrheit nicht dazu zwingen, diese Erscheinung weiter zu verfolgen.

47. Ihr müsst das Geistige offenbaren, denn neben euch gibt es genau so einen Bruder, der eure Wärme benötigt, menschliche Wärme.

48. Doch wenn der Bruder mehr fordert, als ihr ihm zu geben vermögt - was soll's, erfüllt den Willen des Vaters und bewegt euch dorthin, wohin euch euer Herz ruft.

49. Doch bedenkt, dass vor euch in erster Linie nicht der Ehemann steht, sondern jener Bruder, der eure Hilfe benötigt. Wenn ihr ihn verlasst, könnt ihr ihn ins Verderben führen.

50. In diesem Fall ist die Wahrheit, klar bestimmte Erscheinungen aufzeichnend, kalt, denn nicht alle sind bereit, Sie zu erfüllen, und nicht alle sind fähig, Sie sofort zu erkennen.

51. Deshalb hört auf euer Herz und denkt daran, dass ihr nicht in eurem Namen lebt, sondern im Namen der Nächsten."


52. Jeden Tag, bis zur Abreise in die wartenden Städte, traf sich der Lehrer mit Anhängern.

53. Und in den vielen Begegnungen wurde gesagt: "Es gibt das Leben und es gibt Lebenserscheinungen. Doch was haben die Erscheinungen für einen Wert, wenn man das Leben verliert?"


54. "Wenn ihr nur nach hinten seht und dabei eure Fehler sucht, wird es unmöglich sein, vorwärts zu gehen."


55. "Die Wahrheit kommt nicht um zu herrschen, sondern um zu dienen."


56. "Demut - das ist die Fähigkeit, überall zu sein und gleichzeitig so, dass dich niemand bemerkt."


57. "Für sich Aufmerksamkeit und Liebe verlangen - ist das nicht das Zufriedenstellen des eigenen Egos?"


58. "Jeder erkennt dann, wenn er in der Lage ist zu erkennen.

59. Fordert von eurem Bruder nicht mehr als das, was er tun kann."


60. "Um mehr zu schaffen, muss man Kraft bekommen.

61. Kraft aber bekommt man bei der Erschaffung des Kleineren."


62. "Finde das Gute in dem Menschen, der dir Schmerz zugefügt hat, und freue dich über dieses Gute."


63. "Der Musiker berührt nicht nur mit den Fingern die Tasten, sondern auch mit seinem Geist, mit seiner Welt berührt er die Umgebung."


64. "Dein Leben wird wertvoll sein, wenn du es hingibst."


65. "Nur die Aufrichtigkeit bestimmt die Richtigkeit eurer Handlungen."


66. "Wenn sich eine Schnecke langsam bewegt, wer sagt dann, dass sie wie ein Mustang springen soll?! Schließlich ist sie eine Schnecke."


67. Und eine Frau, die aus Moskau gekommen war, fragte den Lehrer: "Was soll ich machen, wenn man mir in meinem Haus helfen möchte, mir aber die Qualität der Hilfe nicht gefällt?"

68. "Der den Tempel Betretende muss Demut besitzen, nicht der Tempelvorsteher", antwortete Vissarion.