Vadim 7

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  Kapitel 7  

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Das Wort Gottes kannst du nur von Meinen Lippen vernehmen

1. Ein warmer, sonniger Frühling im Gelobten Land. Erneut, nach drei Jahren verhältnismäßiger Ruhe, in denen die Gemeinschaft der Welt ihre Überlebensfähigkeit bewiesen hatte, setzte sich ein großer Menschenstrom in Bewegung, um in den gebotenen Ländereien zu leben.

2. Große und kleine Städte des bis vor kurzem einheitlichen Staates schoben hartnäckig jene, die die Wahrheit gefunden hatten, in das Gelobte Land ab. Das neue Territorium übernahm alle Bestrebten, es nahm die Ankömmlinge unbemerkt in sich auf.

3. Der strahlende Frühling brachte viele Zusammenkünfte mit der Wahrheit und viele Wahrheiten, die auf diesen Treffen offenbart wurden.


4. "Von Stufe zu Stufe kann nur der lebendige Lehrer führen, und nicht jene Lehre, die Er hinterlässt."


5. "Man kann sich einsam fühlen, wenn man entweder allen vorangeht oder allen hinterherhinkt."


6. "Wenn sich der Mensch auf die niedrigste Stufe stellt, so können ihn keine Umstände mehr erniedrigen.

7. Wenn es niemanden gibt, der sich erhöht, so gibt es auch keinen zum Erniedrigen."


8. "Wenn man einen Mann verjagt, so kann er davon nur besser werden."


9. "Ein gläubiger Mensch, der sich zu Besuch befindet, kann von der Sorge müde werden: Ob er mit seinem Aufenthalt den Gastgebern nicht Unruhe und Unbequemlichkeit bringt.

10. Ein Gläubiger strebt danach, das Dach, das ihn aufgenommen hat, zu verlassen, und nur die hartnäckige Bitte des Gastgebers kann ihn im Haus zurückhalten."


11. "Man darf das Geistige nicht beim Nächsten suchen. Man muss die Wahrheit selbstständig nehmen, sich bemühen, sie zu verstehen und sich auf das eigene Verständnis stützen;

12. Sonst zieht ein Mensch, der bei seiner Suche und in seiner Vorstellungskraft stärker ist, leicht den gehenden Menschen mit sich. Das aber ist eine sehr gefährliche Situation, denn in diesem Fall kann das Wesen, das den Menschen vernichten möchte, durch wenige Leute Millionen andere dirigieren."


13. Ein junger Mann fragte den Lehrer, ob es zulässig sei, den Bereich der intimen Beziehung mit der Ehefrau kreativ zu erkunden.

14. "Die Hauptsache ist - das reine Herz. Und eine kreative Erkundung im Bereich der intimen Beziehung - ist eine schöpferische Handlung. So könnt ihr zu etwas Neuem kommen, zu etwas, was es in den alten Traktaten noch nicht gegeben hat", antwortete Vissarion.


15. "Wie soll man den dichten Nebel vertreiben, der im Kopf erscheint?" fragte eine Frau.

16. "Man muss ihn nicht zerstreuen, man darf ihn (dem ihr oft große Aufmerksamkeit widmet) nur nicht beachten."


17. "Viele von euch, die vorher an nichts geglaubt haben, sind zum Glauben gekommen. Und erst jetzt trefft ihr auf Schwierigkeiten, die euch lehren, den enormen Wert des Glaubens zu verstehen."


18. "Der Mensch stellt in seiner Unvernunft Bedingungen an das Leben. Das Leben aber zerstört diese Bedingungen und die Unvernunft des Menschen."


19. "Anstrengungen in äußeren Handlungen sind gut. Doch die Arbeit - das ist nicht nur der Hammerschlag auf den Nagel, die Arbeit vom Morgengrauen bis zum Abend, das ist auch der Kontakt mit den Nächsten."


20. "Jede neue Situation verlangt Einschätzungen und Entschlüsse in jenem Moment, in dem sie auftritt."


21. "Der Grad der Verschmelzung - das ist Vertrauen. Je größer das Vertrauen, umso stärker ist auch die Verschmelzung."


22. "Wenn es einen Orientierungspunkt gibt, so kann man sich nicht verirren. Nur jene irren umher, die den Orientierungspunkt nicht sehen.

23. Im wahrsten Sinne des Wortes fallen nur jene hin, die es nicht wünschen, diesen Weg zu gehen. Jener, der es wünscht, diesen Weg zu gehen, fällt auch nicht hin."


24. "So zu handeln, wie es durch Meine Lippen gesagt wurde - das bedeutet, sein Schicksal zu verändern. Doch ihr habt zu Meinen Worten nicht das richtige Verhältnis: nämlich wie zum Wort Gottes.

25. Meine Worte schaffen eine gefährliche Situation: Ich drücke offen den Willen aus. Wenn aber der Wille offen ausgedrückt wurde, so muss man diesem sein Leben hingeben.

26. Doch es tritt eine Faulheit der Seele auf, eine Faulheit bei der Suche, es gibt nicht den Eifer im Glauben, viele zögern hinaus. Aber sie haben offen den Willen des Vaters vernommen, und indem sie zögern, missachten sie offen Seinen Willen."


27. "Wenn ihr die Möglichkeit irgendeiner Hilfestellung betrachten wollt, an etwas teilhaben möchtet, so seid vorsichtig: seid bestrebt, diese Möglichkeit im Bestreben zu überdenken, zu helfen, und nicht im Bestreben, seine Überflüssigkeit bei dieser Hilfe zu erkennen."


28. "Vergesst nicht einen wichtigen Moment: Alles, was euch Angst einjagt, alles, was sich in eure Gedanken drängt, in euer Bewusstsein, in eure Träume, all dieses Kläffen, Schreien - all diese Illusion kann euch nichts anhaben.

29. All diese Teufelei, über die viel geredet wird - das ist jenes, was euch nicht schaden kann. Doch sie rechnet damit, dass ihr euch selbst verletzt; sie befindet sich bei euch, damit ihr ihr Aufmerksamkeit widmet und euch etwas antut.

30. Wenn ihr nicht darauf achtet, wenn ihr all dieses Gebell vergesst, dann können sie euch nicht vom Weg abbringen. Weicht nicht zurück vor dem Gebell, fürchtet es nicht, geht standhaft vorwärts - und dann bringt euch nichts vom Weg ab."


31. "Von Mir kann man nur jene wegführen, die noch nicht mit Mir waren."


32. "Wenn ein Edelstein in den Mist fällt, so hört der Mist deshalb nicht auf zu stinken. Und der Stein selbst verwandelt sich nicht in Mist, sondern bleibt wertvoll.

33. Wenn die Wahrheit in die Welt kommt, so bedeutet das nicht, dass die Welt schön duftend wird. Die Welt muss im Namen dieses Duftes an sich arbeiten."


34. "Alles Sichtbare ist fraglich, aber über das Unsichtbare zu streiten, ist das Los der Dummheit."


35. "Die Hauptsache ist die Reinheit der inneren Entscheidung. Ein Gläubiger muss immer vorsichtig sein, so geringfügig und unbedeutend diese Entscheidung auch zu sein scheint.

36. Eine falsche Entscheidung in etwas scheinbar Unbedeutendem - das ist das Hinzufügen einer jener Lasten, die später dabei stören, im notwendigen Moment aufzufliegen."


37. Ein junger Mann aus Nikolajew, der beim Ministerium für Innere Angelegenheiten arbeitete und verstand, dass die Arbeit bei der Polizei nicht die beste Arbeit für ihn ist, fragte den Lehrer über seinen nächsten Schritt: Soll er diesen Dienst weiter ausführen?

38. "Die Polizei wird vorerst existieren. Doch dort sollen jene sein und arbeiten, für die diese Arbeit die höchste Realisierung im Leben ist.

39. Für jenen, der zum Verständnis eines Größeren kommt, bedeutet dort zu verbleiben, sich an etwas Vergehendes zu binden.

40. Wenn du dich aber an etwas Vergehendes bindest, vergehst du selbst."


41. "Es ist schwer für mich", sagte ein Mensch aus dem Altai.

42. "Wenn es schwer ist, wirst du folglich nicht einschlafen", antwortete der Lehrer.

43. "Keine Zeit zum Schlafen", antwortete der Mann.

44. "Das aber, weil es schwer ist", lächelte leicht der Lehrer.


45. "Ich habe vieles hinter mir: die Bibel, Tibet, Magie und bin zu mir selbst gekommen. Alles ist Geschäftigkeit", sagte traurig ein Mann.

46. "Du hast jenes gefunden, wo nichts dabei herauskommt."

47. "Was soll ich mir ausdenken? Ich weiß es nicht ...", antwortete der Mann.

48. "Alles Gute, was dir in den Kopf kommt", sagte der Lehrer.

49. "Wo aber ist das Gute, wo das Böse?"

50. "Dein aufrichtiger Schritt zum Wohl lehrt dich das wirklich Gute."


51. "Lehrer, sag, wo ist es wichtiger zu beten: auf dem Gipfel des heiligen Berges oder irgendwo bei den Birken im entstehenden Jerusalem?" fragte Wladimir aus Tscheljabinsk.

52. "Wichtiger ist - vom Herzen", erwiderte Vissarion.


53. Valentina, ein Kirchenmitglied der lutherischen Kirche in Abakan, die mit dem Letzten Testament in Berührung gekommen war, kam zu Vissarion gefahren um Ihn zu sehen und Ihm nicht wenige ihrer Fragen zu stellen.

54. Und es sagte Valentina in dem langen Gespräch mit Vissarion, dass sich viele ihrer Bitten, die sie im Gebet an Gott gerichtet habe, erfüllt hätten.

55. "Die Welt, die dich umgibt, sieht gut die Gedankenformen deiner Bitten. Dieser Welt fällt es leicht, deine Bitte zu erfüllen, da sie ihr eigenes Ziel verfolgt. Doch diese Erfüllung hat nichts mit dem Willen des Vaters zu tun ...

56. Bei einem falschen Verstehen kann man leicht durch das Bewusstsein in das Geistige Gewebe eindringen und es mit einer schmutzigen Klammer zusammenziehen", sagte Vissarion.


57. "Wenn jemand sich irrt, wenn die Pastoren der Kirche sich irren - warum führt sie Gott nicht zur Wahrheit?" war das Wesen einer der Fragen von Valentina.

58. "Jene zur Wahrheit zu führen, die unfähig sind Sie anzunehmen, umso mehr, Sie zu tragen - ist falsch", antwortete Vissarion.


59. Und es sagte Valentina, dass sie ihre Kirche und ihren Glauben mit dem Herzen ausgewählt habe, das Herz aber mache keine Fehler.

60. "Das Herz macht keine Fehler, doch es wählt das in deinen Kräften Stehende, deinen nächsten richtigen Schritt. Das Herz führt dich zur Weisheit", antwortete der Lehrer.


61. "Nimm dein Kreuz und folge mir. Was bedeuten diese Worte?" fragte Valentina.

62. "Nimm dein Schicksal mit Dankbarkeit und folge der Wahrheit", sagte Vissarion.


63. In einer kurzen Pause während der vielen Treffen eines Apriltages erzählte der Lehrer Vadim einen Traum, den Er in der letzten Nacht gehabt hatte.

64. In dem unruhigen Traum griff ein schwarzes, starkes Pferd Vissarion an.

65. Als Er mit Seinen Anstrengungen dem wilden Ansturm des schwarzen Pferdes Einhalt gebot, sah der Menschensohn neben sich ein schneeweißes Pferd mit zerschlagenen Hinterbeinen. Das weiße Pferd hielt sich mit letzter Kraft auf den Vorderbeinen und sein Körper zitterte vor Anstrengung.

66. Und plötzlich wendete das schwarze Pferd, um das weiße anzugreifen, das unfähig war, sich zu verteidigen.

67. Vissarion schritt dem Angreifer entgegen und verteidigte das verletzte Pferd. Und als Er dies erreicht hatte, weinte Er bitterlich beim Anblick des Zustands, in dem sich das weiße Pferd befand ...


68. Als es bereits Abend wurde, der von der Frühjahrssonne erwärmt wurde, trat an diesem Apriltag voller Treffen mit der Wahrheit als Letzter ein aufgeregter Mann namens Wladimir zum Lehrer ein.

69. Die Blicke vom Lehrer und Wladimir begegneten sich. Wladimir erbebte kurz und fiel dem Menschensohn zu Füßen. "Oh, Lehrer", drang einige Male aus seinem Mund.

70. Wladimir lag zu Füßen des Lehrers und umklammerte Seine Beine. Vissarion legte die Hand auf den Kopf des weinenden Mannes.

71. Der Mann seufzte einige Mal tief auf, und während er sich nicht von den Füßen des Lehrers losriss und weiter bei Seinen Beinen lag, sagte er: "Lehrer, verzeih mir! Vater, verzeih mir!" Diese Worte wiederholte er einige Male, und mit einem tiefen Seufzer beruhigte er sich für einige Minuten.

72. Dann wurde er nervös, erbebte, klammerte sich fester an die Beine des Lehrers und rief laut: "Vater! Vater! Ich höre Dich nicht! Sprich zu mir! Verlass mich nicht." Seine Stimme war angsterfüllt, er versuchte immer mehr, sich mit dem Lehrer zu vereinen, indem er Ihn fest umarmte.

73. Und es rief der Lehrer klar und streng Wladimir zum standhaften Schreiten auf dem Weg des Glaubens auf, zum vollen Vertrauen zur Wahrheit, zum Bestreben, jedes Ihrer Worte zu erfüllen.

74. "Vater! Ich danke Dir! Ich habe Dich gehört!" sagte Wladimir laut.

75. Der Lehrer streichelte dem zu Ihm Gekommenen zärtlich über den Kopf. "Steh auf, Wladimir, geh in Frieden die Wahrheit erfüllen und überbringe die Botschaft über Sie. Und es sollen deine Schritte nicht von unrechten Handlungen verdüstert werden."

76. "Lehrer! Ich wollte mich vom Felsen werfen, um allen meinen Glauben an den Vater und an Dich zu zeigen, damit alle wissen, wie teuer Du mir bist. Wer hat mich versucht? Das warst nicht Du! Schließlich lehrst Du zu leben. Dieser Gedanke rettete mich. 'Ich werde leben', sagte ich mir, und die Versuchung zog sich zurück. Der Satan hat mich verführt ...

77. Doch dann, Lehrer, dachte ich daran, Dich zu töten. Dieser Gedanke erschien aufdringlich in mir. Vergib mir! Ich wollte das tun. Dein Blick hat mich aufgehalten. Oh, Lehrer, rette mich!"

78. Der Lehrer lächelte traurig. "Geh, Wolodja! Und denke daran: Nur der Glaube rettet dich, nur das vollkommene Vertrauen."

79. Wladimir umarmte den Lehrer fest, stand einen Moment mit gesenktem Kopf und trat, während er sich verabschiedete, hinaus.

80. Als der Lehrer und Vadim sich anschickten, das Häuschen der Treffen zu verlassen, öffnete Wladimir erneut die Tür und trat entschlossen zu Vissarion. Der Blick Wladimirs war unruhig, die Stimme einschmeichelnd und dünn.

81. Vadim trat schnell zum Lehrer und wandte sich mit dem Gesicht zu Wladimir im Abstand einer ausgestreckten Hand, ein reißender Schmerz erdrückte die Brust des Schülers.

82. "Wo ist der Vater? Warum hast Du mich betrogen?", fragte Wladimir den Menschensohn mit zusammengekniffenen Augen. Einen Augenblick lang stand vor Vissarion ein Feind, der zum Sprung bereit war.

83. Der Lehrer sah mit einem langen, nicht ablassenden Blick in die Augen Wladimirs. Die Zeit der direkten Blicke war vorbei, als Wladimir die Augen senkte.

84. "Verzeih mir, Lehrer. Gib mir Kraft" sagte er leise, leise.

85. Und es rief der Sohn Gottes Wladimir auf, das in seinem Kopf Erklingende als Illusion wahrzunehmen, als fremde Illusion, die nicht beachtenswert sei, denn das Wort des Vaters sei die Realität, die jetzt vor ihm stehe.

86. "Ich bin - real. Und das Wort Gottes kannst du nur von Meinen Lippen vernehmen", sagte Christus.

87. Wladimir nahm Vissarion bei der Hand: "Gib mir Kraft, gib mir Kraft! Ich möchte genauso stark sein wie Du!"

88. "Eines Tages wirst du es, wenn du dich selbst besiegst", sagte der Menschensohn.

89. "Ja! Sich selbst zu besiegen ist das Wichtigste, das Wichtigste. Verzeihe mir", Wladimir drückte fest die Hand des Lehrers und des Schülers und ging hinaus.

90. "Eine traurige Geschichte: sein Bewusstsein ist fast aufgelöst, seine Handlungen sind unkontrollierbar geworden. Die Finsternis versucht, durch die Hände eines schwachen Menschen einen Schlag zu versetzen. Solche Menschen aber wird es immer mehr geben", sagte der Lehrer zu Vadim.