Vadim 7

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  Kapitel 14  

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Besuch bei den Amish und im Swedenborg-Zentrum

1. Der 4. Juli, der Tag der Unabhängigkeit Amerikas, war ein großer Feiertag im ganzen Land, der Lieblingsfeiertag der Amerikaner. An diesem Tag stand dem Lehrer eine Reise nach Pennsylvania bevor, in eine Gemeinde der Amish, und nach Philadelphia, der größten Stadt des Staates.

2. Am Morgen kam William zum Lehrer und zu Seinen Begleitern. Er war Amerikaner und hatte vom Lehrer noch vor Dessen Ankunft in Amerika durch Julia aus St. Petersburg erfahren. Er hatte den Wunsch, Vissarion durch das Fernsehen und die Presse den Amerikanern vorzustellen.

3. Vadim und Olga boten William die ganzen Informationen über die Vollziehung an, die sie bei sich trugen: "Die kleine Krume aus dem Wort von Vissarion" in englischer Sprache, Fotos vom Lehrer, einen Videofilm über das Leben der Gemeinschaft, einen Bericht in Englisch über die Grundlagen der Lehre und die ökologische Siedlung in Sibirien und das Buch "Das Letzte Testament".

4. William sah sich alles aufmerksam an und nahm dann das Buch in die Hand. "Ein schönes Buch", sagte er. "Doch nur einzelne Amerikaner werden es lesen können. Es ist zu dick für sie, zuviel Text und keine Bilder. Das ist nichts für die amerikanische Mentalität.

5. Wenn man Comic-strips über Vissarion machen würde - bunte Bilder mit minimalem Text - würde man sie im Auto durchsehen, zu Hause oder auf der Arbeit. Die Amerikaner würden in Bildern sehen, wie Vissarion mit ihnen durch ihr geliebtes Amerika fährt und Wahrheiten über die Liebe erzählt."

6. Vadim trat zum Lehrer, der sich auf die Fahrt vorbereitete, und brachte Ihn mit Williams Vorschlag über die Comics in Erstaunen.

7. Nach einer kurzen Pause hob Vissarion die Schultern und sagte lächelnd: "Nun, wenn es anders nicht möglich ist, soll man es versuchen."


8. Der Tag, der sich schon der Mittagszeit näherte, erinnerte an die Reise. Erneut verabschiedete sich der Lehrer für einige Tage von New York und von Larissa, die die Reisenden mit heimatlicher Behaglichkeit umgeben hatte.

9. Als William den Lehrer sah, begrüßte er Ihn leise und begleitete den Menschensohn bis zum Auto. Zum Abschied winkte er mit der Hand, drückte sie verwirrt an seine Brust und verneigte sich.

10. Die Fahrt zu der landwirtschaftlichen Gemeinde führte durch das schöne Pennsylvania, das von kleinen Wäldern und bestellten Feldern bedeckt war.

11. Der Lehrer wollte mit eigenen Augen das Leben der Amish sehen - so nannten sich die Einwohner der Gemeinden, die eifrig die Traditionen ihrer gläubigen Vorväter aufrechterhielten, die im 18. Jahrhundert aus Europa übergesiedelt waren. (Die Amish sind eine Wiedertäufersekte, die um 1700 von der etablierten Kirche vertrieben wurden und ihre Heimat in der Schweiz, dem Elsass und Südwestdeutschland verließen. Sie siedelten in Pennsylvania und später in Ohio. Sie leben weitgehend autark auf ihren Höfen, lehnen technische Neuerungen ab und machen fast alles von Hand. - Anm. d. Übers.)

12. Die Amish sprachen einen Dialekt der deutschen Sprache, trugen die Kleidung jener lange zurückliegenden Zeit, benutzten keinen Strom, versorgten sich durch eigene Arbeit auf dem Land und hielten Pferde und Maulesel. Sie hatten keinen oder nur geringen Kontakt zu ihrer Umwelt, oft nur, um ihre Produkte zu verkaufen; Ehen wurden innerhalb der Gemeinde geschlossen.


13. Einer der Männer der Gemeinde hatte den Lehrer zusammen mit Seinen Begleitern in sein Haus eingeladen. Jewgenij aus Philadelphia, der Vissarion auch zu den Amish fuhr, hatte sich mit diesem Mann zuvor über den Besuch verständigt.

14. Doch der Hausherr war nicht anwesend. Auf einem Notizzettel wurden die Gäste freundlich eingeladen, sich im Haus niederzulassen und auf die Hausbewohner zu warten, die unerwartet zum Begräbnis eines Verwandten gefahren waren.

15. Das Haus war offen, die Reisenden sahen keine Schlösser. Sie hielten sich aber nicht lange auf, denn der Lehrer beschloss, nicht auf die Hausbewohner zu warten.

16. In Seinem Blickfeld tat sich das gesamte Anwesen auf: ein schöner Hof mit Blumen und grünem, gemähten Rasen, ein großer Pferdestall, das Feld, der Getreidespeicher, ein Traktor und Motoren, die bei der Arbeit benutzt wurden.

17. Als die Reisenden aufbrachen, trafen sie eine Amish-Familie, die vom Feiertag in ihrem gewohnten Transportmittel zurückkehrten - einem akkuraten, oben verschlossenen Planwagen, vor den ein Rassepferd gespannt war. Hinten im Wagen gab es ein Fenster.

18. Die ganze Familie war in diesem schönen Reisewagen: die Frau mit zwei kleinen Mädchen in langen Kleidern und Hauben, der Mann mit einem Hut, dessen Schnitt nicht dem heutigen Jahrhundert angehörte.

19. Es kam zu einem schnellen Gespräch. Der Mann war leicht betrunken. "Warum lebt ihr, ohne Strom zu benutzen?", fragten die Reisenden.

20. "So ist die Tradition, so haben schon unsere Vorväter gelebt", antwortete der Mann, die Frau lächelte zurückhaltend.

21. "Ihr benutzt keinen Strom, aber ihr benutzt Maschinen."

22. "So lebten unsere Väter und Urväter", war die Antwort.

23. "Aber es gab damals, als es keinen Strom gab, auch keine Traktoren", sagten die Mitglieder der Gemeinschaft aus Sibirien.

24. "Tradition", der Mann hob die Schultern, lächelte und schob seinen Hut im Nacken hoch, der leicht zur Nase fiel.


25. Philadelphia, die erste Hauptstadt Amerikas, begrüßte den Lehrer mit einem Feiertagssalut.

26. Elena Tschernishewa, eine in Amerika und der Welt bekannte Meisterin des russischen Balletts, nahm den Lehrer bebend unter dem Dach ihrer Wohnung auf.


27. Am 5. Juli 1997 fand in der kleinen Wohnung von Jewgenij ein Treffen mit der Wahrheit statt. Diejenigen, die wünschten, den Lehrer zu sehen und zu hören, saßen eng und ganz dicht bei Ihm. Der kleine Raum füllte sich mit Frieden, Ruhe und Vertrauen. Keiner war gekommen, um zu streiten. Segen überkam diejenigen, die zur Wahrheit strebten, und gab ihnen die Möglichkeit, sich wie eine Familie zu fühlen.

28. An diesem Tag wurde gesagt: "Während Ich durch dieses Land gefahren bin, habe Ich versucht, Mir ein Bild von dem Menschen zu machen, der in Amerika lebt. Das ist das Bild eines sehr naiven Kindes, das sich in einer sehr gefährlichen Situation befindet, wo es sehr schwierig ist, ihm vieles zu erklären, weil er Eltern hat, die zu Gott keine Beziehung haben. Und er vertraut mehr den Eltern als den Onkeln, die vorbeigehen.

29. Dieses System, das hier entstanden ist - das sind die Eltern, denen diese Kinder sehr vertrauen. Alles andere fällt ihnen schwer anzunehmen. Doch gerade die Rettung kann in diesem System nicht sein. Und es fällt ihnen sehr schwer, zuzuhören. Mit ihnen zu spielen aber ist leicht, und man spielt mit ihnen.

30. Wenn heute viele falsche Lehren entstehen, so wird es zu einer Massenvernichtung gerade hier kommen. Umso mehr, als man jetzt Anstrengungen unternimmt, jene Grundlage zu untergraben, auf die alle wie auf eine makellose Hoffnung gesetzt haben. Das führt zu einem massenhaften Stress, zur Veränderung der Psyche, zum Wahnsinn ... Das ist eine sehr finstere Perspektive.

31. Nirgends aber können sie in sich die geistige Kraft wiederherstellen. Sie sind gewohnt, dass jemand Zerstreuung und Vergnügen bringt, auf die man umschalten kann, sich entspannen kann. Doch ihre Kraft selbst wiederherstellen können sie nicht.

32. Deshalb, wenn ein Riss entsteht, wird es ihnen schwer fallen, sich auf die Wahrheit zu stützen, denn sie wussten weder etwas von Ihr, noch haben sie von Ihr gehört, und sie waren unfähig, Ihr Aufmerksamkeit zu widmen.

33. Sie stützen sich auf das, was ihnen unter die Hände kommt, das aber ist wie ein Strohhalm, der zerbricht und zerfällt. So eine ernste Tragödie kann entstehen, und sie entsteht bereits, der Mechanismus ist eingeschaltet, und dann kann man ihn nicht mehr abstellen.

34. Das wird das Schicksal des Menschen entscheiden, wo die Wahrheit gegeben wird, und parallel dazu etwas, das die Grundlagen untergräbt, auf die sich der Mensch immer gestützt hat.

35. Und wenn er sich von dieser Situation losreißt - geht er nach oben; wenn nicht - geht er nach unten - und sein Dasein wird beendet. Danach aber kehrt er auf die Erde zurück, doch in eine neue Gesellschaft, die sich jetzt im russischen Land formiert.

36. Das ist jene neue Zivilisation, die viele vorhergesagt haben, die viele ahnen und von der viele wissen, dass sie irgendwo in Sibirien sein wird.

37. Diese Welt aber ist bereits entstanden und beginnt sich aufzubauen. Vorerst bemerkt man das nicht sehr, doch diese Botschaft wird sich schnell verbreiten, und bald werden alle davon reden, herumraten und streiten ..."

38. Das Wort klang aus. Ein Mittagessen am großen Tisch, das vom Lehrer angeführt wurde, mit Brot, von Ihm gebrochen, und der Freude der Herzen, die sich zur Wahrheit wandten.


39. Die Schloss-Kirche der Anhänger von Swedenborg, die im 20. Jahrhundert nicht weit von Philadelphia entfernt erbaut worden war, erstaunte den Lehrer durch den Geschmack und die Fähigkeiten ihrer Erbauer.

40. Die Zeitgenossen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten ein Gebäudeensemble überwiegend im gotischen Stil geschaffen, in einer schönen Gegend mit Wäldern und Wiesen.

41. Das Schloss kannte in seiner Ausstattung keine Wiederholung: schlanke Bleifenster, die in ihren Bildern Ansichten der göttlichen Geschichte enthielten und verschiedene Sujets zeigten; breite, geschmiedete, doppelseitige Tore, mit Bronzeguss verziert, die noch nicht einmal zwei gleiche Türklinken hatten, jede von ihnen war ein eigenes Kunstwerk; die Umzäunung des Schlosses trug bei jeder Biegung neue Linien.


42. An diesem Tag aber war das Schloss für Besucher geschlossen. Sein Wächter, ein junger Amerikaner namens Jeffry, interessierte sich für die lächelnden Leute mit dem ungewöhnlichen Aussehen und berührte im Gespräch mit ihnen hingerissen die Lehre von Swedenborg, das, was für ihn die Wahrheit war.

43. Jeffry sagte, dass die Wahrheit sich durch ihre Auserwählten verkünde - so einer sei Swedenborg gewesen, der die Lehre der neuen Zeit gegeben habe - und dass sich Christus unsichtbar unter uns befinde, und wenn Er etwas sagen müsse, spreche Er durch auserwählte Münder.

44. "Doch in der Schrift wurde gesagt, dass Er unter einem neuen Namen wiederkommt", sagten die Reisenden.

45. "Ihr denkt, dass, wenn Er heute im Fleisch erschiene, wir dann mehr an Ihn glauben würden als wir jetzt glauben?" antwortete Jeffry.

46. Jeffry konnte sich der Ausstrahlung der Leute, die ihn angesprochen hatten, nicht entziehen und öffnete das Tor des Tempelschlosses, womit er eine Ausnahme von den Regeln machte.

47. Vissarion trat unter das Gewölbe der untraditionellen Kirche, wo in einem Bleifenster-Mosaik Sein Leben berührt war.

48. Jeffry erzählte weiter hingerissen über das Mosaik, über den Altar und über die neue, einheitliche Tradition.

49. Der Lehrer machte den Eindruck, als sei Er von der Erzählung mitgerissen und Er betrachtete die strenge Einrichtung im inneren Teile der Kirche.


50. Als die Reisenden aus der Kirche traten und der Lehrer eine grüne Allee entlangging, traten Vadim und Olga aus Lipezk zu Jeffry und sagten ihm kurz: "Du hast uns viel Interessantes erzählt, hast auch von Dem geredet, Den alle erwarten. Für dich existiert Er vielleicht in einem unsichtbaren Körper. Für uns aber ist Er bereits lebendig gekommen in Fleisch und Blut, und wir haben Ihn erkannt. Doch du hast jetzt so viel geredet, während du neben Ihm gestanden bist und hast kostbare Augenblicke verloren."

51. Jeffry schwieg, rückte die Brille zurecht, blickte nachdenklich zum Himmel, die einfachen Worte hinterließen eine unerwartete Wirkung. "Kann man Ihn noch sehen, ich möchte Ihn sehr gerne etwas fragen ...", sagte Jeffry und wurde wieder nachdenklich.

52. Drei Menschen eilten dem Lehrer hinterher. Sie holten Ihn ein, als Er in einen schönen Hof eines der Gebäude der gotischen Architekturgruppe trat.

53. Inmitten von Säulen plätscherte ein Springbrunnen. Die untergehende Sonne blickte als rot-orangene Scheibe in das große, gewölbte Fenster.

54. Und es gab ein festes Händedrücken. "Man hat mir gesagt, dass Sie - die Wahrheit sind", sagte Jeffry und drückte dem Lehrer die Hand.

55. "Wer Augen hat - sieht", lächelte Vissarion.

56. "Und wie erfahre ich, ob ich richtig sehe?" fragte Jeffry.

57. "Die heutige Zeit stellt alles an seinen Platz. Zur gegebenen Zeit werden alle verstehen, was heute vor sich geht. Doch die einen sehen früher und können viel erreichen."


58. "Ist das die Zeit der Veränderungen?"

59. "Es ist die Zeit, das Schicksal der Menschheit zu entscheiden. Von einer Epoche in die andere zu überführen, sind die Buchstaben der Schrift nicht in der Lage.

60. Das lebendige Wort Gottes aber kann nicht durch Propheten übermittelt werden. Es kommt selbst, indem Es Sich in menschliches Fleisch und Blut kleidet, und gibt jedem die volle Freiheit der Wahl."


61. "Was kann ich tun?" fragte Jeffry.

62. "Lernen zu lieben, sein Herz den Umgebenden hinzugeben, ohne etwas dafür zu verlangen."


63. Jeffry hörte aufmerksam und nachdenklich jedem Wort des Lehrers zu und stellte die Fragen ohne Eile.

64. "Wenn Sie 'die Schrift' sagen, was meinen Sie dann damit?"

65. "Das über die Wahrheit Aufgezeichnete", antwortete Vissarion.


66. "Wie kann ich die Wahrheit kennen lernen?"

67. "Du wirst sie ewig erfassen. Heute aber musst du das wählen, was in deinen Kräften steht. Und im Weiteren baust du dein Schicksal nach deiner Wahl auf."


68. "Was geschieht mit dem Körper nach dem Tod?"

69. "Er löst sich in der Materie in Form von Energie auf."


70. "Gibt es Engel?"

71. "Ja, natürlich. Der Vater hat sie aus Sich geschaffen wie den Menschen. Doch sie sind passive Ausführer Seines Willens."


72. "Wie können wir den Teufel besiegen?"

73. "Lasst nie negative Emotionen aus euch strömen wie Wut, Empörung, Kränkung oder Entrüstung."


74. "Wie lange werden Sie auf der Erde verweilen?"

75. "Bis Ich das beendet haben werde, was Ich vor zweitausend Jahren begonnen habe. Das wird ein langer Weg sein."


76. "Haben Sie von Kindheit an gewusst, dass Sie - der Herr sind?"

77. "Der Vater hat es so eingerichtet, dass Ich Mich an Meine Wahrheit nicht erinnert habe, damit Mich das nicht stört, bis zu einem bestimmten Alter durchs Leben zu gehen und den Menschen zu studieren."


78. "Als Sie wiedergekommen sind, war die Mutter unbefleckt?"

79. "Ja. Doch diese Wahrheit wurde vom Menschen nicht richtig verstanden. Das Laster ist im Herzen des Menschen eingeschlossen und nicht in jenem Gesetz, das Gott bestimmt hat."


80. "Wie wird das von Ihnen Gesagte unter den Leuten aufbewahrt?"

81. "Was gesagt wurde, ist aufgezeichnet. Was gesagt wird - wird aufgezeichnet", erwiderte der Lehrer.


82. "Was ist Ihr Eindruck von Amerika?"

83. "Die meisten Leute haben nicht die Möglichkeit, in die Zukunft zu gehen. Die Denkweise ist sehr begrenzt. Das sind Kinder, die sich von dem Spiel der verirrten Eltern hinreißen lassen.

84. Aber Ich hoffe, dass die zukünftigen schweren Ereignisse ihre Denkweise verändern können. Doch vorerst sind viele von ihnen überzeugt, dass sie errettet sind, ohne zu fragen: Was meint die Wahrheit dazu?"


85. "Was können Sie über Swedenborg sagen, schließlich konnte auch durch ihn die Wahrheit gegeben werden?"

86. "Alles, was Ich offenbaren muss, all diese Wahrheiten, außer einiger allgemeiner Züge und Begriffe, die in verschiedenen Glaubenslehren festgehalten sind - wusste noch keiner.

87. Nur das Wort Gottes kann persönlich den Willen Seines Vaters festhalten.

88. Alles, was Swedenborg offenbart hat, hat mit Mir nichts zu tun. Das von ihm Offenbarte - ist die wohlwollende Absicht des Weltalls. Doch das hat nichts mit der Wahrheit zu tun, das Weltall kennt Gott nicht.

89. Und wenn diese Lehre, diese Kirche, den Menschen geholfen hat, von Lastern loszukommen, dann freue Ich Mich."

90. Das Gespräch ging zuende. Jeffry dankte dem Lehrer und erfuhr von den Reisenden, in welchem Teil von Sibirien die Rettungsarche gebaut wird. Er ging in tiefer Nachdenklichkeit.

91. Der Lehrer wurde von der orangefarbigen Sonne beleuchtet und setzte sich in einen großen Steinsessel, der in ein gewölbtes Fenster überging, in dem in diesem Augenblick die abendliche Lichtquelle lebte, und lächelte dem Abend zu.


92. Der Morgen des 6. Juli bot dem Lehrer eine Fahrt zum Kunstmuseum von Philadelphia an.

93. Vissarion betrachtete aufmerksam die Rittersäle des Museums: Rüstungen mit einer filigranen künstlerischen Schmiedearbeit, Waffen, die jetzt zu Kunstwerken geworden waren. Wie viel Geschicklichkeit und Phantasie haben die Meister in das gelegt, was dann die Köpfe der Nächsten abschlug!

94. In der Bildergalerie hielt sich der Lehrer bei den Gemälden der holländischen Maler auf, die sie zu Beginn der Epoche der Renaissance gemalt hatten.


95. Am späten Abend war man wieder zu Hause bei Elena Tschernishewa. Sie hatte unter ihren Freunden nicht wenige Amerikaner mit künstlerischen Berufen, die ihrer inneren Welt nahe standen. Auch Patrick war gekommen, der für die Durchführung der Feierlichkeiten in Philadelphia verantwortlich war, die dem Tag der Unabhängigkeit Amerikas gewidmet waren. Patrick war gekommen, um den Lehrer zu sehen.

96. "Rede heute du mit ihm, morgen aber sehen wir uns", sagte Vissarion zu Vadim.

97. "So also ist der Wille der Ereignisse, der Wille Gottes", sagte Patrick verstehend zu Vadim.

98. Vor Vadim war ein Gesprächspartner, der die Bewegung der vorgehenden Ereignisse feinfühlig spürte. Patrick nahm freudig vom halben Wort die Wahrheiten auf, die vom Menschensohn überbracht worden waren.

99. "In Amerika gibt es keinen Glauben, weder unter den Pastoren, noch unter jenen, die sich für gläubig halten. Ein junges Land, ohne Kulturtraditionen, das eine Lebensweise ohne Zukunft erdacht hat", sagte Patrick ...

100. Das Gespräch ging erst in der Mitte der Nacht zuende. Die Gesprächspartner umarmten sich. "Wenn ich kann, komme ich morgen, um den Lehrer zu verabschieden", sagte Patrick.

101. Am Morgen gab es ein Frühstück vor dem Weg nach Boston. Patrick saß am Tisch neben dem Lehrer. Elena, die von ganzem Herzen auf das Wort Gottes ansprach, freute sich für ihren Freund.

102. Zum Abschied sagte sie: "In Amerika gibt es Leute, die dieses Buch sehr benötigen. Wir versuchen, mit Patrick eine Möglichkeit zu finden, um es zu übersetzen und herauszugeben."


103. Der Weg aus Philadelphia nach Boston war weit. Erneut begleitete Jewgenij den Lehrer mit seinem Auto. Die wenigen Tage zusammen mit dem Lehrer und die Gespräche während der Fahrt mit Ihm festigten Jewgenij und durchtränkten ihn mit dem Notwendigen.


104. Am 8. Juli 1997 fand in dem großen, zweistöckigen Haus von Tatjana, das den Reisenden in einem Vorort von Boston Quartier gab, ein Treffen von Vissarion mit jenen Kindern Gottes statt, die Ihn kannten und mit jenen, die von Ihm nur gehört hatten.

105. Der Saal des Hauses war mit Menschen gefüllt. Das Treffen wurde emotional. Die Anhänger freuten sich zurückhaltend über die Antworten des Lehrers, die wenigen Opponenten aber wurden während der Zeit des Treffens unruhiger und härter.

106. "Ich denke, dass sich die Wahrheit in der Heiligen Schrift befindet und dass Sie sich irren. Sie reden gegen die Schrift", sagte überzeugt und laut ein starker, schwarzbärtiger Mann, der in seinem Aussehen an einen Juden erinnerte, der seinen Glauben verteidigte.

107. "Die Wahrheit befindet sich in der Heiligen Schrift", sagte der Lehrer. "Und nichtsdestoweniger hat man Sie einst ans Kreuz geschlagen und sich dabei auf die Heilige Schrift gestützt."