Vissarion bei einer Kunstausstellung in Kiew ~ Interview mit Vissarion über Kunst ~ Über die Rolle der Wissenschaft ~ Es ist allen gegeben das Schöne zu schaffen. ~ Über das Recht der Scheidung ~ Treffen mit dem Bruder des urkainischen Präsidenten ~ Das Abendmahl – das ist die Fähigkeit, das Wort Gottes in sich aufzunehmen. ~ Treffen mit Vertretern der Kosaken ~ Der größte Teil der Menschheit ist in Wirklichkeit verloren. ~ Ist die Vogelgrippe eine Verteidigung der Erde? ~ Kann man ohne Religionszugehörigkeit in Gottes Welt eintreten? ~ Glaube und Wissen: Zwei Sakramente ~ Man muss versuchen aufs Land zurückzukehren. ~ Weder Geld- noch Tauschhandel - der Mensch wird die Bedürfnisse der Nächsten spüren. ~ Treffen mit einem Kirchenvorsteher ~ Treffen mit dem ehemaligen ukrainischen Präsidenten ~ Man muss die Menschen zurück zur Erde führen. ~ Was geschieht in der Ukraine?
1. Am 1. April kam der Lehrer mit seinen Schülern nach Tscheremschanka, wo sie, wie es bei den früheren Reisen des Lehrers oft üblich war, bei Gelja, der Mutter von Vadim, zu Mittag aßen.
2. Der Lehrer übernachtete in Petropawlowka im Haus des Segens. Morgens früh fuhren die Reisenden zum Flughafen von Abakan, von wo aus sie nach Moskau flogen.
3. Sein Mittagessen bekam der Lehrer schon in Podolsk, in der Wohnung von Igor und Irina. Am Tisch ergab sich ein Gespräch mit einem Mann, der nach seiner Entlassung aus dem Freiheitsentzug den weiteren Lauf seines Lebens zu ändern beabsichtigte.
4. Er hatte schon Weisheit durch eigene Schritte erlangt und wünschte ein Gespräch mit dem Lehrer, dabei verstand er, dass seine Wahl nach dem Gespräch enger sein würde und es ihm bevorstand, schnell sein Schicksal zu entscheiden. Aber er bat selbst um dieses Gespräch...
5. Und schon am Abend nach diesem langen Tag war der Lehrer in Kiew, wo Ihn warme freudige Zusammenkünfte am Flughafen, als auch zu Hause bei Wasilij erwarteten.
6. Während des warmherzigen Treffens gab es ein prächtiges Abendessen, geschmückt mit frischem Grün, das Gala, die Frau von Wasilij, zubereitet hatte. Hier gab der Lehrer einem der ukrainischen TV-Sender das erste Interview.
7. Am Morgen des dritten April fuhr der Lehrer zusammen mit den Malern in den Palast des Kunstschaffens – das Ukrainische Haus, in dessen Ausstellungshallen an diesem Tag um fünfzehn Uhr die Eröffnung der Ausstellung "Der geistige Weg und die Kunst" stattfinden sollte.
8. Vissarion besichtigte die Halle und hängte die Bilder zusammen mit einem anderen Teilnehmer der Ausstellung, Nikolai Onischtschenko, an den weißen Wänden auf.
9. Nach dem Mittagessen kehrte der Lehrer zur Eröffnung der Ausstellung in das Haus des Kunstschaffens zurück. Auf den Stufen des Ukrainischen Hauses hatte sich ein lebendiger Korridor aus vielen Menschen, welche den Lehrer treffen wollten, gebildet, die an diesem Tag aus etlichen Städten der Ukraine, Russlands und sogar Bulgariens und Lettlands zusammengekommen waren. Da gab es Blumen, Lächeln, Wünsche, den Lehrer zu berühren...
10. Die Ausstellungshalle war mit Menschen überfüllt. Wasilij begann die Eröffnung mit einer Begrüßungsrede... Aber die Direktorin des Palastes des Kunstschaffens, Natalja Philippowna, entschuldigte sich, bat darum, die Eröffnung doch im großen Foyer durchzuführen, weil alle Wünschenden nicht in die Ausstellungshalle passten und die Lüftung der Halle auf solch eine Menge von Menschen nicht ausgerichtet war.
11. Hunderte von Menschen gingen zusammen mit dem Lehrer in das Foyer hinüber. Während Mikrophonanlagen vorbereitet wurden, gab Er der Zeitung "Sewodnja" und dem ukrainischen Fernsehen kurze Interviews.
12. Die Eröffnung ging weiter. Wasilij stellte die Maler vor, von welchen jeder (Igor Gontscharow, Nikolai Onischtschenko, Vissarion) einige Begrüßungsworte sprach.
13. Vissarion sprach in seiner kurzen Rede darüber, dass das künstlerische Schaffen - die Früchte der Hände eines Menschen bedeute, der nicht auf wortreiche Ausführungen erpicht ist, darüber, dass das Kunstwerk einfach sein sollte.
14. „Ihr seht eine einfache Schönheit ringsumher; und um sich über diese Schönheit freuen zu können, braucht keiner - irgend jemand anderer - euch viel zu erklären, was hinter all dem steht, keiner braucht euch zu sagen, wie schön die Sonne ist, oder wie schön die Bäume, die Welt ringsherum sind. Ihr habt eure Augen, ihr habt euer Herz und ihr alle seid imstande, so vollends zu empfangen, so weit, wie jetzt eure natürlichen Möglichkeiten reichen...
15. Wenn das, was ihr auf der Ausstellung sehen werdet, eure Freude vermehrt, die Wärme in eurem Herzen vermehrt, so werden wir dadurch glücklich sein. Ich bitte euch, das zu erleben...“, beendete der Lehrer lächelnd seine Begrüßung.
16. Danach sprach der Professor des Instituts für Philosophie der ukrainischen Akademie für Wissenschaften, Anatolij Kolodnyi, einige Worte darüber, dass Religionen durch ihre Äußerungen erkannt werden, dass Gott den Menschen nach Seinem Ebenbild und Seiner Ähnlichkeit erschaffen habe, und sich folglich das Leben des Menschen nicht in Bitten an Gott verwandeln sollte, sondern in den schöpferischen Gebrauch der Hände...
17. Der Begrüßungsteil der Eröffnung der Ausstellung wurde vom Hauptmann der ukrainischen Kasaken, Anatolij Popowitsch, beendet. In seiner leidenschaftlichen Rede sagte er, dass Vissarion durch sein Leben, dadurch, was Er in Sibirien gemacht habe, zeige, dass die Menschen auf der ganzen Erde nach Gottesgesetzen leben können, ohne innere Teilung, ohne soziale Trennung, ohne Trennung von Gott.
18. „Ich danke Ihm und Seinen Mitmenschen für alles, was sie getan haben“, endete der Hauptmann.
19. Die Eröffnung der Ausstellung verlief unter einem riesigen, runden Zifferblatt mit stehengebliebener Zeitangabe...
20. Nach der Eröffnung gab Vissarion den Fernsehteams des "Fünften Kanals" und des Kanals "Kultur" Interviews. Hier einige Fragmente aus diesen Interviews.
21. „Inwieweit ist das Kommunizieren mittels Malerei, Bildern, mittels Kunst, wichtig?“, fragte die Journalistin vom "Fünften Kanal".
22. „Das ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Entwicklung des Menschen. Die Menschen müssen das Schöne kreieren können, sie müssen das Schöne besingen können. Der Wunsch des Menschen, etwas Schönes zu schaffen, ist einer der Hauptzüge des Wesens des Menschen, seines Daseins.
23. Wenn die Menschen das Schöne nicht schaffen können und dies nicht lernen, dann kann man nicht von einer normalen Entwicklung der Gesellschaft sprechen. Das ist eine bittere Gegebenheit, und sie ist schon viele Jahrhunderte lang bitter.
24. Die Menschen müssen ihre Ansicht auf diesem Gebiet neu bewerten und die Entwicklung des Schöpferischen direkt mit dem geistigen Werden verbinden. Das darf man keinesfalls voneinander trennen.
25. Darum muss gerade Ich, der Ich vor allem das geistige Werden gründe, auch die Entwicklung der schöpferischen Seite sehr viel berühren.“
26. „Wie wählen Sie, wen und was Sie malen werden?“
27. „Das geht auf der Gefühlsebene vor sich, wenn man in irgendeinem Moment fühlt, dass man dies zum Beispiel machen möchte. Und dann packt man es einfach an und macht, während man es bewundert.
28. Also jede Schöpfung ist ein eigenartiges Bewundern ohne irgendwelche komplizierte Ideen...“
29. In der Antwort auf eine der Fragen des Journalisten vom Sender "Kultur" sagte der Lehrer: „Die Errungenschaften der Wissenschaften, des Verstandes des Menschen, müssen vor allem auf die Hilfe für das geistige Werden des Menschen ausgerichtet werden.
30. Das heißt, der Mensch hat das Recht, in technischer Richtung das, was ihm bei seiner richtigen Tätigkeit auf der Erde wirklich helfen wird, zu finden, zu erschaffen und zu entwickeln.
31. Und die richtige, die wahrhaftige Tätigkeit des Menschen auf der Erde ist das Vermögen, das Schöne zu besingen. Die Fähigkeiten der Psyche des Menschen sind so gestaltet, dass der Mensch das Informationsmilieu des materiellen Daseins ändert, indem er das Schöne besingt.
32. Die Fähigkeit, das Schöne zu kreieren, ist für den Menschen lebenswichtig. Es ist notwendig, dass alle Menschen malen lernen, das Schöne fühlen lernen, damit sie den Glauben an ihre Kräfte verspüren, daran, dass ihre Hände das Schöne erschaffen können.
33. Dies muss man entwickeln. Sonst bleibt der Mensch ebenso wild, auf die Krone der Natur Anspruch erhebend, wobei er aber in Wirklichkeit unglaubliche Dummheiten vollbringt, die zur Selbstvernichtung führen.“
34. Am Ende dieses ereignisreichen Tages war der Lehrer in der Sauna, wohin Ihn Wasil und seine Freunde eingeladen hatten. Es ergab sich eine interessante Gesellschaft zusammen mit dem Lehrer: Wladimir - der Stellvertreter des Chefarztes des Krankenhauses für die Regierung, der Geistliche Juri - der ein Vorsteher der autokefalen orthodoxen Kirche und zugleich ein Volksdeputierter der ukrainischen Rada ist, Michailo - ein Oberst aus dem Ministerium für Katastropheneinsätze, Wasil - ein Ex-Deputierter des Obersten Rates der Ukraine.
35. In den Pausen zwischen der Schwitzerei ergab sich ein spannendes Gespräch, bei dem alle Beteiligten dieses Abends den größten Teil der Zeit dem Lehrer aufmerksam zuhörten.
36. „... Es ist allen gegeben, das Schöne zu schaffen. Im Weiteren aber zeigt sich die Erfahrung. Bei jemandem entsteht etwas Wunderbares ab der Kindheit, weil er eine sehr reiche Erfahrung hat. Ein anderer hat nicht solch eine Erfahrung.
37. Und wenn es keine Erfahrung des Erschaffens gibt, überwiegt die Erfahrung des Instinkts. Der Instinkt - ist das, was einem zeigt, was für ihn günstig ist. Und dann wählt solch ein Mensch immer den Bereich, wo für ihn etwas vorteilhaft ist, er zieht das an sich; er kann nicht erschaffen, er kennt diese Werte nicht.
38. Vieles wird ihm natürlich nicht gelingen. Aber man muss lernen. Man muss einfach verstehen, dass man keine Zeit verlieren darf, dass man lernen muss.
39. Jeder Mensch muss es fertig bringen, das Schöne zu schaffen, in einem beliebigen Bereich Meister zu sein, in dem Bereich, der zum Wohle der menschlichen Gesellschaft ist...“, sagte der Lehrer in der Antwort auf Fragen von Wladimir, wobei er Nüsse mit den Fingern knackte.
40. Die Sprechenden berührten das Thema der Inquisition im Christentum. „In der Frage der Beziehung zwischen Mann und Frau waren in jenen Zeiten im Christentum kolossale Abweichungen in eine nicht normale Richtung geschaffen und eingelegt worden; daraus resultierte, dass die Wahrnehmung von Beziehung in der Psyche der Frauen mit der Zeit schon verletzt wurde“, sagte der Lehrer. „Und natürlich, indem die Frau sich entwickelt, will sie sich aus all dem, was ihr aufgebürdet ist, herausreißen. Und natürlich unternimmt sie bei diesem Versuch andere Übertreibungen. Und sie macht sie...
41. Das Thema der Beziehung zwischen Mann und Frau muss jetzt von der Position der Wahrheit aus breit betrachtet werden: Was ist die Wahrheit des Kreierens bei der Frau und beim Mann? Was tragen sie in ihrer Vorbestimmung? Was sind die richtigen Gesetze beim Bilden einer Familie? In welchem Fall dürfen sich Mann und Frau scheiden lassen, in welchem Fall dürfen sie es nicht?...
42. Es ist falsch zu glauben, dass, wenn ein Mann und eine Frau getraut wurden, sie somit kein Recht haben, sich scheiden zu lassen. Ich musste in der Realität die Situation erleben, wo die Frau eines Priesters schon bis hin zu Störungen in ihrer Psyche ihren Mann hasst, Widerwillen gegenüber intimer Nähe hat, die ihr dieser Mensch aufzwingt. Aber sie hat Angst, ihn zu verlassen, denn sie hat Angst vor der Strafe Gottes... Aber was kann denn noch schlimmer sein: Neben einem Menschen weiterhin zu leben und ihn weiterhin wild zu hassen?!
43. Man muss jetzt viele solche Nuancen anders anschauen.“
44. „So ein Leben an sich - ist Sünde“, sagte Wladimir.
45. „Natürlich“, nickte der Lehrer.
46. „Es gibt bei uns Priester, die ihre Ehefrauen zwingen, unmittelbar bei ihnen zu beichten", sagte der Priester Juri. "Leider kommt das vor.“
47. Juri, der Vorsteher der Kirche des Heiligen Boris und des Heiligen Gleb ist auch Maler, ein Ikonen-Maler. Als Juri vor der Eröffnung der Ausstellung der sibirischen Maler sprach, sagte er, dass er dort nicht wenige bekannte orthodoxe Priester des ukrainischen Patriarchats in weltlicher Kleidung gesehen hatte, die gekommen waren, das Ereignis mit eigenen Augen zu betrachten.
48. Die Teilnehmer des Saunaabends verabschiedeten sich als gute Freunde. Juri lud den Lehrer und die Schüler in die Kirche ein, deren Vorsteher er auch war und dessen Bau vor kurzem beendet wurde, und schlug vor, die Gestaltung der Kirche, den Altarplatz, alte und neue Ikonen, welche erst für das Aufhängen an den Wänden vorbereitet wurden, anzusehen.
49. Am vierten April fand im Arbeitszimmer des Direktors des Palastes des Kunstschaffens das Treffen des Lehrers mit Pjotr Juschtschenko, dem Deputierten der ukrainischen Rada, dem älteren Bruder und Berater des Präsidenten der Ukraine, Viktor Juschtschenko, statt.
50. Pjotr kam zusammen mit einem angesehenen ukrainischen Maler zur Ausstellung der Maler der sibirischen Gemeinschaft, um nicht nur selber die Fähigkeit der Maler zu beurteilen, sondern um auch die Meinung eines Profi, der der Volksmaler Anatolij Gaidamaka ja auch war, anzuhören.
51. Und natürlich kam Pjotr deshalb, um Vissarion kennenzulernen und mit ihm zu sprechen, denn vor relativ kurzer Zeit hatte sein Bruder, der Präsident der Ukraine, einen Brief vom Lehrer erhalten, in welchem vorgeschlagen wurde, die geistigen Grundlagen der Existenz der Gemeinschaft im Süden des Krasnojarsk-Gebietes nicht durch Hörensagen, sondern im lebhaften Gespräch kennenzulernen.
52. Der Brief, den Viktor Juschtschenko ein paar Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten der Ukraine erhalten hatte, enthielt solche Zeilen:
53. „... Durchaus nicht leicht war der Weg zum ersehnten Amt, das man allem Anschein nach ganz und gar als etwas Bedeutsames wahrnehmen kann, denn der weitere Weg wird kaum leichter sein.
54. Ich meine in diesem Zusammenhang, dass es nicht zeitgemäß ist, schablonenhaft über Sieg zu sprechen; denn es siegt nicht derjenige, der das Steuer des Schiffes fest greifen kann, sondern derjenige, der dieses Schiff glücklich durch den Sturm zu ersehnten Ufern bringen kann.
55. Die Zeit aber zeigt, dass der Sturm, der im öffentlichen Leben aller Menschen auf der Erde herrscht, jetzt nicht nur ein gefährliches Maß erreicht hat, sondern auch eine unerbittliche Tendenz zeigt hin zu weitaus tragischerer Verstärkung.
56. Solch eine kritische Situation in globalem Maßstab ist lebensnotwendig in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft, denn es handelt sich um so einen Umstand, der, indem er die Psyche des Menschen auf eine bestimmte Weise aktiviert, günstige Bedingungen herstellt für das Finden einer besonders wichtigen, in der Regel unkonventionellen Lösung der entstandenen Aufgabe.
57. Eben mit solch einem unkonventionellen Vorschlag zur Lösung des Hauptproblems, das muss zugestanden werden, jeder bedingt 'zivilisierten' Gesellschaft, wende Ich mich an Sie...
58. Es ist lebenswichtig, die entsprechenden Verhältnisse zu schaffen, wenn die ganze Gesellschaft beginnt, das Thema des Geistigen wahrzunehmen und als etwas bei weitem Wichtigeres zu besprechen als Fragen, die die Politik und die Wirtschaft angehen.
59. Aber solch ein hohes Bedeutungsniveau kann wegen naturgegebener objektiver Gründe von keiner Leitfigur traditioneller Konfessionen, dies muss betont werden, dem Thema des Geistigen verliehen werden. Ungeachtet dessen, dass man die Tätigkeit dieser geistigen Bewegung in eigenartig hohem Maße erleben kann.
60. Es gibt nur ausschließlich einen Weg zur günstigen Lösung dieser Aufgabe...“
61. Ein derartiger Brief (mit Kürzungen) ging dem Gespräch des Bruders des Präsidenten der Ukraine mit Vissarion voraus.
62. „Haben die Werke Gefallen gefunden?“, fragte der Lehrer zu Beginn des Gespräches, während sie grünen Tee tranken.
63. „Ergreifend!“, sagte der Volksmaler aus der Ukraine, der zusammen mit Pjotr Juschtschenko gekommen war, um Gemälde Vissarions zu sehen.
64. „Und meine nicht sachkundige Meinung ist ebenso“, sagte Pjotr.
65. „Ich als Fachmann kann es mir nur schwer vorstellen, dass man so etwas mit Pastellkreide machen kann“, fügte der Maler hinzu.
66. Nicht sehr lange ging es im Gespräch um das Thema Gestaltung und besonders der Pastellmalerei; daraufhin führte Pjotr Juschtschenko das Gespräch in die angestrebte Bahn, als er sagte: „So träume ich immer noch, Ihre Gemeinschaft zu besuchen.“
67. Auf diese Aussage hin wurde Pjotr zum Fest am 18. August in die Gemeinschaft eingeladen.
68. „Und welches Fest wird im Christentum am 18. August begangen? Am 19. August feiern wir die Verklärung, und am 18. August – das weiß ich nicht“, sagte Pjotr.
69. „Sie können mit uns zusammen die Verklärung feiern“, schlug Vadim vor.
70. „Aber Verklärung ist doch am 19. August“, fuhr Pjotr fort.
71. „Nun, wir feiern drei Tage lang das Erscheinen des Wortes“, sagte Vadim, begleitet vom Lächeln der anderen Teilnehmer des Treffens.
72. „Ab dem vierzehnten bis zum achtundzwanzigsten haben wir eine strenge Fastenzeit, das Uspenskifasten. Folgt die Gemeinschaft dieser Regel?“, fragte Pjotr.
73. „Dort fasten die Menschen immerzu“, antwortete Wassil.
74. „Und wie steht es mit Wein beim Fest?...“, fragte Pjotr.
75. „Der Genuss von Alkohol ist nicht propagiert“, sagte der Lehrer.
76. „Und wie steht es dann mit Wein beim Abendmahl?“, präzisierte Pjotr.
77. „So etwas gibt es dort nicht“, sagte der Lehrer.
78. „Gibt es das Sakrament des Abendmahls nicht?“, fragte Pjotr Juschtschenko.
79. „Das Abendmahl – das ist die Fähigkeit, das Wort Gottes in sich aufzunehmen. Es ist doch in Fleisch und Blut gekommen, so muss man das Wort Gottes zu sich nehmen, nicht aber den Ersatz für das Wesentliche durch Wein und Brot suchen.
80. Das ist wie ein Ersatz. Man hat Wein und Brot zu sich genommen – und man hat anscheinend das Wort eingenommen... Und man geht weiter, um Dummheiten zu machen“, sagte der Lehrer.
81. „Und Christus trank doch Wein im galiläischen Kanaa...“, erwiderte Pjotr.
82. „Damals konnte man es nicht anders. Die Menschen konnten Traubensaft nicht lange aufbewahren. Der angesammelte Saft gärte immer, wandelte sich in Wein um“, sagte der Lehrer.
83. „Und wie feiern Sie Ostern?“, fragte Pjotr und fügte noch einen Satz hinzu: „Ich prüfe Sie nicht. Ich interessiere mich für das ideell-geistige Dasein der Gemeinschaft.
84. Ein bestimmter Erfolg der Existenz Ihrer Gemeinschaft ist augenscheinlich. Auf den Fotos, die ich früher gesehen habe, kann man erkennen, dass die Menschen dort glücklich sind, dass es untereinander keinen Dissens gibt.
85. Ich sehe das, was uns eint, nicht aber das, was uns trennt. Und wenn ich selber sehe, dass ihr Gesetze veröffentlicht, die Harmonie erzeugen, dann werde ich ausschließlich glücklich sein. In unserer weltlichen Gesellschaft gibt es leider keine Harmonie.“
86. „Es ist nicht völlig richtig, das, was dort in Sibirien vor sich geht, als etwas dem Christentum Ähnliches zu bezeichnen. Solch eine Ähnlichkeit kann man nicht verzeichnen. Die Christen warten auf den Lehrer, und diejenigen, die dort sind, haben Ihn schon erhalten.
87. Darum ist es nicht richtig, die gleichen Feste wie im Christentum in der Gemeinschaft zu feiern. In dem einen Fall erinnern sich die Menschen an das Leiden, als der Lehrer der Liebe nicht mehr bei ihnen war. In dem anderen Fall ergibt es keinen Sinn, sich Seinetwegen in Trauer zu befinden, da Er lebendig und mit ihnen zusammen ist.“
88. „Und wie steht es dann mit der Erlösung, wenn es kein Leiden gibt? Ich meine die Auferstehung, das heißt, die zukünftige Erlösung, denn das Leiden Christi am Freitag stand diesem bevor...“
89. „Dabei handelt es sich um ein Bild. Wie man sein Leben dem Ruhme Gottes widmet und das, was von Ihm gegeben wird, dankbar annehmen kann, indem man den Schmerz überwindet, der nicht selten durch Unzufriedenheit entsteht - darin besteht jenes Leiden, das man durchschreiten muss.
90. Wenn der Mensch das Rechte anstreben wird, so wie es ihm eigen ist, dann nützt ihm all sein Leiden nichts. Dieses Leiden hat mit Gott nichts zu tun...“
91. Danach berührte der Lehrer kurz verschiedene Themen: über die Teilung im Christentum bezüglich dessen, was sich die Menschen selbst darüber ausgedacht haben; über Rituale und ihren Wert; über die Liturgie als einen schöpferischen Versuch, Gott zu rühmen; über die Taufe mittels Wasser und dem Heiligen Geist; über die genaue schrittweise Klärung des Begriffes "Nächstenliebe"; über den lebendigen Lehrer, auf den Christen und Moslems warten und nur dank dem, dass sie Ihn annehmen, können sie sich vereinigen; über den Sinn der Entstehung des Menschen; über das Wesen des Wortes Gottes...
92. „Wir werden unsere Fahrt zu Ihnen für den Sommer planen“, sagte Pjotr Juschtschenko am Ende des Treffens. Und dann fragte er plötzlich Vadim: „Und woher stammen Sie?“
93. „Aus Woronesch“, war die Antwort.
94. „Da haben wir's, ein echter Ukrainer“, kommentierte Pjotr, was bei den sibirischen Malern ein Lächeln hervorrief.
95. Dann folgte ein ausführlicher geschichtlicher Exkurs seitens Pjotr, der darin resultierte, dass ganz Russland – die Ukraine sei; dass die schwarzerdenen Gebiete den Kessel der gesamten Zivilisation bildeten, aus der heraus die europäische Zivilisation samt Kelten und Galliern hervorgegangen sei; dass es im Sanskrit ukrainische Wörter gebe...
96. Der Maler Anatolij Gaidamaka sagte zum Lehrer beim Abschied: „Ihre Pastellwerke zeigen ein übermenschliches virtuoses Können!“
97. „Der Mensch ist nach Gottes Ebenbild erschaffen. Folglich ist das Programm, ein Schöpfer zu sein, in ihm. Wenn der Vater ein Schöpfer ist, so müssen die Menschen unbedingt Schöpfer sein.
98. Und die Pastellkreide ist wie die trockene Erde, wie farbiger Staub. So nehmen wir die trockene Erde und erschaffen Leben...“, lächelte der Lehrer.
99. Am nächsten Tag traf sich der Lehrer aufgrund einer Einladung eines Hetmans (Hauptmann des ukrainischen Kosakenheeres, Anm.d.Übers.) der ukrainischen Kosaken mit Vertretern der Kosaken in deren Residenz.
100. Auf dem Treffen befanden sich auch jene Vertreter der Führung des Kosakentums, die, wie sich der Hetman Anatolij Popowitsch ausdrückte, ein erhöhtes Bedürfnis im geistigen Leben hätten. Zum Treffen mit dem Lehrer kam auch der ehrwürdige Hauptmann, der Stammvater des ukrainischen Kosakentums, der siebzigjährige Wladimir Sawwowitsch Muljawa.
101. Für diese Besprechung wurden eineinhalb Stunden anberaumt, weil der Lehrer noch ein weiteres Treffen vorgesehen hatte. Nachdem Anatolij erfahren hatte, dass das Gespräch zeitlich begrenzt sein würde, lächelte er: „In den eineinhalb Stunden schaffen wir es ja nicht, irgendetwas zu trinken.“
102. Man fing an, Fragen zu stellen. Hier einige Fragmente dieses Treffens.
103. „Wenn sich der Verstand im Rahmen von Einschränkungen befindet, wie können die Menschen dann die Wahrheit erkennen?“, fragte Anatolij.
104. „Es ist sehr bedauerlich, so etwas zu sagen, aber der größte Teil der Menschheit ist in Wirklichkeit verloren. Das sind gerade Menschen mit so einem Verstand. Sie sollen und können nicht weiterleben, in die neue Epoche hinübergehen.
105. Und da die Seele nicht stirbt, kehrt sie wieder auf die Erde zurück, und sie wird schon in der Gesellschaft verkörpert, die jetzt unbedingt herangebildet werden muss. Und wenn die Seele in solch ein Milieu zurückkehren wird, werden dort Verstand und Bewusstsein ein anderes Niveau haben.
106. Jetzt besteht nicht die Aufgabe, die Köpfe der Menschen umzugestalten, wenn sie das nicht selber wünschen. Man kann niemanden auf keine Weise durch Zwang retten. Den Menschen soll die Möglichkeit gegeben werden, das zu tun, was sie auf ihre Weise aufrichtig geneigt sind zu tun.
107. Aber jetzt muss man so, wie es den Jüngern im Altertum gesagt wurde, aus diesem ganzen trüben Strom den günstigen, passenden Fisch herausangeln, der imstande sein kann, in sich etwas Wertvolles zu tragen. Jeder Einzelne spielt eine Rolle.
108. Und ihnen die Aufgabe auferlegen und in einem gesamten System vereinigen. Und indem sie sich selbst geistig verändern, werden sie unvermeidlich ihr Bewusstsein verändern. Um es sogar noch genauer zu sagen, ihr Bewusstsein wird selbst umgestaltet werden im Zusammenhang mit der Veränderung des Informationsfeldes ihres biologischen Organismus.
109. Das Bewusstsein ist eine bestimmte Art von Vibrationen. Und je feiner das Feld des Menschen wird, um auf so feinere Art und Weise wird sein Bewusstsein umgestaltet.
110. Und folglich, wenn es feiner wird, so dringt es bei weitem tiefer in die Gesetze der Materie ein, aus welchem das gesamte Weltall besteht. Je tiefer das Bewusstsein des Menschen in diese Gesetze eindringt, umso stärker kann er auf die Gesetze der Materie einwirken.
111. Und folglich muss er natürlich reine Gedanken haben. Sonst, je tiefer er eindringt, dabei aber Fehler macht, umso stärker wird der Rückschlag sein, der denjenigen vernichtet, der grob und falsch in diese Gesetze eindringt ...
112. Auf die Weise wird das Bewusstsein des Menschen einen Wandel erfahren. Es wird sich selbst erweitern, der Mensch wird verspüren, dass er mehr fühlt, mehr sieht; irgendwelche interessante Gedanken werden bei ihm entstehen. Das heißt, das Bewusstsein wird anfangen, schnell auf eine andere Ebene des Bewusstseinsfeldes der Erde, des Weltalls hinüberzuwechseln.
113. Aber die Hauptsache – ist der geistige Sieg. Das findet statt, wenn es nötig ist, in sich die Bereitschaft, den Wunsch auszurotten, jemandem Schmerz durch verschiedene Äußerungen zuzufügen...“
114. „In der Welt ist die Vogelgrippe ausgebrochen. Es scheint, dass die Erde selbst anfängt, sich zu verteidigen ...“, sagte der Getman.
115. „Man kann das als solch eine Bedingtheit auslegen, dass die Erde anfängt, sich selbst zu verteidigen.
116. Viele Krankheiten, Viren existieren natürlich in der Natur und kommen ab und zu zutage. Irgendwelche Art Krankheit existiert und existierte auf der Erde von alters her.
117. In dem einen oder anderen Moment werden auf der Erde Vibrationsbedingungen geschaffen, bei denen die Tätigkeit verschiedener Mikroorganismen beginnt, in Kraft zu treten; und diese Mikroorganismen fangen an, auf das umgebende Milieu einzuwirken, indem sie sich verändern. Das ist eine natürliche Erscheinung der Erde. Dies ist ihre Antwort darauf, wie der Mensch lebt.“
118. „Ist es möglich, dass ein Mensch, der in seinen Handlungen rechtschaffen war, aber keiner religiösen Lehre angehörte, gerettet wird, in die Welt Gottes eingehen wird?“, fragte Muljawa, der ehrwürdige Getman.
119. „Der geistige Weg muss vor allem von der Gefühlswelt des Menschen bestimmt werden. Glaube – ist eine Gefühlsäußerung des Menschen, ist keine bewusste Äußerung des Menschen.
120. Wenn wir von einem rechtschaffenen Menschen sprechen, so verstehen wir darunter, dass der Mensch gefühlsmäßig Gottes Gesetze erfüllt. Er vertraut ihnen intuitiv. Somit ist er auch ein Gläubiger, er glaubt seinen Gefühlen, die ihn hinweisen, wie er einen Schritt machen muss. Und er macht einen rechten Schritt, indem er diesen Gefühlen vertraut.
121. Ein rechter Schritt ist ein kundiger, richtiger Schritt. Der rechte Schritt kann auch den Begriff der Aufrichtigkeit beinhalten. Das heißt, der Mensch meint aufrichtig, dass dieser Schritt von ihm zum Wohl gereiche. Selbst wenn er in diesem Fall Fehler macht, handelt er richtig. Und seine Gefühlswelt wird sich entwickeln, wird nicht untergehen in diesem Fall...
122. Aber wenn wir davon sprechen, was weiterhin sein soll, so müssen wir darunter einen ein wenig anderen Aspekt der Entwicklung der menschlichen Zivilisation meinen.
123. Man muss die Bedingungen schaffen, wo die Menschen Gottes Gesetze auf die gleiche Weise verstehen werden. Sonst werden sie dazu neigen, in ihren Reden über das, was Gott angeht, sich voneinander zu trennen, wenn sie sich das ausdenken, was sie nicht wissen, denn sie werden unbedingt diskutieren.
124. Man muss jene Gesetze geben, zu denen sie reif geworden sind, die sie schon selbst beginnen zu bedenken, wenn sie nach einer Antwort suchen.
125. Diese Gesetze auf die Weise geben, sodass die Möglichkeit einer Trennung der Menschen untereinander ausgeschlossen ist. Damit bei ihnen nichts davon bleibt, was sie selbst ausdenken könnten und sich deshalb trennen könnten. Solch eine Wahrscheinlichkeit muss man da ausschließen. Sonst ist es sinnlos, über das Wohlergehen der Entwicklung der Gesellschaft zu sprechen, die im geistigen Sinne in sich selbst geteilt ist.“
126. „Nach vorchristlichen Kenntnissen gab es die Auffassung 'Glaube – Wissen'. Inwiefern ist so eine Verbindung gerechtfertigt, denn nämlich bei dem, was Sie sagen, gibt es den Aspekt der Gegenüberstellung von Glauben und Wissen?“, fragte Muljawa.
127. „Ich spreche darüber nicht wie von einer Gegenüberstellung, sondern wie über zwei sich parallel im Menschen bewegende Sakramente, die man verbinden können muss.
128. Und natürlich, wenn der Mensch glaubt und sein Glaube bei ihm mit seiner Gefühlswelt verbunden sein wird, so soll bei ihm auch das Gefühl auf so eine Weise entwickelt sein, wenn er eben auf der Gefühlsebene ziemlich genau bestimmen wird, wie es richtig ist. Man kann eine gewisse Parallele ziehen: Angeblich weiß er, wie es richtig ist, obwohl ihm niemand Information gegeben hat. Er wird fühlen, wie es richtig ist.
129. Dazu muss man jetzt die innere Welt des Menschen heranziehen, denn es ist eine sinnlose Situation, wenn das Wort Gottes immer erscheinen soll, um stets zu sagen, was man weiter tun soll. Das soll so nicht sein. Der Mensch muss lernen, richtig zu fühlen, die Richtung seiner Bemühungen fehlerlos zu bestimmen.
130. Indem sich der Mensch geistig entwickelt, wird er fühlen, wie es richtig ist. Und im Nachhinein, nachdem er einen Schritt vollzogen hat, wird er irgendeine Tatsache als Information fixieren und wird sehen, dass er dies richtig gefühlt hat. Aber die Richtigkeit dessen, was er gefühlt hat, kann er informationsgemäß erst später bestätigen.“
131. „Die Dörfer in der Ukraine sterben aus, die Menschen ziehen in die Städte ...“
132. „Die selbe Situation gibt es in Sibirien. Alles geht so vor sich, dass es nachteilig wird, auf dem Lande zu leben. Und da der Mensch immer noch den Vorteil anstrebt, geht er in die Stadt.
133. Aber die Menschen werden in dem Informationsfeld, das sich in den Städten zu bilden beginnt, ersticken. Sie werden mit der schnellen Veränderung der Qualität der Information nicht mithalten können, gegen solch einen Strom wird es ihr Bewusstsein nicht aushalten.
134. Und es ergibt sich Folgendes: Um in der Stadt zu leben, muss man stets lernen und dem Informationsstrom entsprechen, denn die Kenntnisse werden schnell überholt und ebenso schnell entstehen neue Kenntnisse. Es wird zu einem psychologischen Kollaps kommen. Dies wird eine große Katastrophe sein.
135. Daher muss man unbedingt versuchen, zur Erde (auf´s Land, Anm.d.Übers.) zurückzukehren. Man muss sich selbst aufmerksam zuhören. Verpasst die Periode nicht, wo der kritische Punkt einsetzt und wann dringend ein Schritt gemacht werden muss.
136. Es ist nicht ausgeschlossen, dass man heute eventuell etwas in der Stadt tun muss. Versucht, Gleichgesinnte zu finden, um etwas zusammen zu machen, vorzubereiten.
137. Aber da kann so eine Grenze sein, wo man fühlen kann: Es ist an der Zeit, schnellstens aufs Land zu fahren. Dann muss man aufstehen und fahren. Zum Wohle der Menschheit. Denn es wird nicht gelingen, die anderen zu retten.“
138. „Wenn alle danach streben, in schmaler Ausrichtung (Werk-)Meister zu sein, so werden sie in Umstände geraten, wo der Tausch untereinander nötig wird. Und so ergibt sich die Notwendigkeit, das zu erlangen, was den Vorgang des Tauschens erleichtert, also das Geld“, sagte der Vater des Kosakentums, Wladimir Sawwowitsch Muljawa.
139. „Der Meister wird seine Werkstücke nicht nur dann abgeben, tauschen müssen, wenn bei ihm irgendein Bedürfnis entsteht. Er wird nicht einen ganzen Speicher, angenommen, mit Äxten anfüllen. Er wird es in Ruhe machen, während er das entsprechende Bedürfnis der ihn umgebenden Menschen verspürt.
140. Und wenn er sieht, spürt, dass irgendwo eine Not besteht, so denkt er nicht daran, was er selbst braucht; er weiß, was der andere braucht, er geht hin und legt es leise dort ab. Damit sich dieser Mensch freut, Gott rühmt, da er unerwartet dann eine Axt findet, nachdem mit seiner alten Axt vorher etwas passiert war.
141. Und derjenige, der die Axt hergegeben hat, wird nicht denken: 'Wann bringt mir denn stattdessen der Nachbar die Butter, die er regelmäßig herstellt?' Denn der Nachbar wird natürlich Butter bringen, sobald er spürt, dass der Schmied keine Butter mehr hat. Denn er hat diese Butter und stellt sie für Menschen her...
142. So etwas müssen wir auch aufbauen. Und das, was war, das war halt schon. Es führte zu dem, was jetzt ist. Und nun wissen wir, was wir brauchen, damit es anders wird.“
143. Dieses Treffen endete mit dem lautstarken, einträchtigen Begrüßungs-Toast der Kosaken: “Auf unsere Gäste. Budmo gei! Ehre der Ukraine! Ehre den Helden!“
144. Am Tag des sechsten April besuchten der Lehrer und Seine Schüler aufgrund einer Einladung des Kirchenvorstehers die orthodox-autokephale Kirche des Hl. Boris und Glem.
145. Jurij, der Geistliche, führte die Gäste in alle Räume der ansprechenden Kirche und erläuterte die Bestimmung eines jeden Raumes. Er zeigte die Halle für Gesang und Konzerte. Die Kirche war neu, und man stattete sie im Vollendungsstadium noch mit sakralen Attributen aus.
146. Jurij zeigte dem Lehrer und Seinen Gefährten Ikonen aus verschiedenen Zeiten, einige davon hingen schon in der Kirche, die anderen erwarteten ihren Platz im Bereich des Altars. Unter diesen Werken befanden sich auch Ikonen, die von Jurijs Hand gemalt waren.
147. Als der Geistliche von denen, die ihm schon zu Freunden geworden waren, Abschied nahm, sagte er: „Ich werde mich immer auf neue Treffen freuen.“
148. Am Nachmittag wurde die Ausstellung der sibirischen Maler besucht vom ehemaligen Präsidenten der Ukraine, Leonid Danilowitsch Kutschma und dem russischen Botschafter in der Ukraine, Viktor Stepanowitsch Tschernomyrdin, die miteinander schon lange befreundet waren.
149. Kutschma und Tschernomyrdin lernten den Lehrer und die Maler (die mit Ihm ausstellenden anderen sibirischen Maler, Anmerk.d.Übers.) kennen und besichtigten aufmerksam die Ausstellung, wobei sie bei einigen Gemälden Vissarions stehenblieben.
150. Nach der Besichtigung der Ausstellung fand ein langes Gespräch im Arbeitszimmer des Direktors bei Tee statt. Leonid Danilowitsch, sein Helfer Sergeij Anatoljewitsch und Viktor Stepanowitsch erwiesen sich als aufmerksame Zuhörer gegenüber dem, was der Lehrer während des Teetrinkens bei diesem Treffen sagte.
151. Bei der Thematisierung des kritischen Zustandes der gegenwärtigen Gesellschaft sagte der Lehrer: „Was ist er – der Mensch? Wofür ist er erschaffen worden? Und wie ist das Gesetz, eben das Gesetz der Entwicklung der Seele des Menschen? Dieses Thema wurde nie berührt. Alles wurde etwas verallgemeinert: Liebet einander ... Und wie kann man das in der einen oder anderen realen Situation verwirklichen – dies wurde nie erklärt.
152. Und dieses Hauptgesetz – wofür immerhin der Mensch erschaffen wurde – dieses Gesetz zu berühren, ist schlichtweg notwendig. Ohne diese Ausrichtung, ohne dieses Verständnis wird es nicht gelingen, eine Gesellschaft aufzubauen, wenn der Mensch nicht weiß, wofür er erschaffen wurde und sich auf seine sehr eigenartigen mittelalterlichen Vermutungen stützt.
153. Nur wenn man das Gesetz der Entwicklung der Seele des Menschen kennt, kann man davon sprechen, was eine Gesellschaft benötigt, damit sie sich richtig entwickelt.
154. Wenn man das Gesetz der Entwicklung der Seele nicht kennt, dann kann man nicht ernsthaft davon sprechen, wohin man eine Gesellschaft ausrichten soll. Sie stößt chaotisch in verschiedene Richtungen vor, aber es gibt keine normale Bewegung. Und die Krise beginnt nun, sich sehr ernst zu manifestieren.
155. Daher ist es in dieser Zeitperiode auch notwendig, jene Menschen zu sammeln, die in gewissem Maße dafür reif geworden sind, was jetzt gegeben ist...“
156. Hier noch einige Fragmente der Aussagen des Lehrers bei diesem Gespräch:
157. „Solange sich die Menschen ringsum um ein Wohlergehen in einem anderen Sinne kümmern, soll eben in Sibirien die Gemeinschaft, das Leben auf dem Lande, aufgebaut werden. Das ist jener Platz auf der Erde, der in Zukunft die geringsten Landschaftsveränderungen erfahren wird. Gerade daher muss man dort mit dieser neuen Zivilisation beginnen und sie heranbilden...
158. Man muss die Menschen zurück zur Erde führen. Überall. Ob hier in der Ukraine, wo viele Dörfer aussterben, oder dort in Sibirien, wo Dörfer leer sind. Möglichst mehr Menschen muss man dringend aufs Land zurückbringen, sonst werden sie keine gesunden Kinder bekommen.
159. Aber dafür braucht man eine Ideologie. Eine mächtige, markante, neue Ideologie! Keine alte! Mit einer alten Ideologie kann man die Menschen nicht mehr zurück aufs Land bringen...“
160. Als Kutschma von der unruhigen Situation in der Ukraine sprach, sagte er mit einem traurigen Lächeln, dass nun auch an die Spitze Kiews ein Mensch komme, der Mitglied der neuen religiösen Organisation "Posolstwo Boshje" (Botschaft Gottes) sei.
161. „Es wäre wichtig, die Menschen einzubeziehen in das Erfassen der geistigen Idee. Wenn verschiedene Leitfiguren auf dieselben sehr wichtigen brennenden Fragen des Menschen Antworten geben würden. Und durch ihre eindeutigen Antworten auf diese wichtigen Fragen das untergraben, was sich in religiös-geistigen Erscheinungen krankhaft darstellt...“, schlug der Lehrer vor.
162. In der weiteren Unterhaltung berührte der Lehrer die Themen der Existenzgrundlagen der sibirischen Gemeinschaft, das Gesetz der Existenz der Seele, Besonderheiten der Gefühlswelt des Menschen, die Abhängigkeit des Denkens vom Zustand der Gefühlswelt, Besonderheiten der Entwicklung der anderen Welten des Weltalls, das Gesetz des Glaubens...
163. „Können Sie von der geistigen Seite aus das erklären, was bei uns gegenwärtig in der Ukraine geschieht?“, fragte Sergej Anatoljewitsch.
164. „Es geht in Wirklichkeit das vor sich, was überall vor sich geht. Die Grenze ist dort, wo man sich auf einen anderen Weg besinnen muss. Man kann sich schon nicht mehr weiter in die Richtung bewegen, in die sich alles weiterbewegt. Und es soll sich die ganze Unannehmlichkeit, die damit verbunden ist, sehr turbulent äußern. Und man wird sie nicht mit gewohnten Verhaltensweisen lösen können.
165. Darum erinnere ich nochmals daran, dass es sehr wichtig ist, die Frage des Geistigen in ihrem Wert, ihrem Sinn höher als alles Übrige zu stellen. Damit sich die Menschen selbst die Ideologie auswählen, so, wie sie einen Präsidenten wählen. Somit könnten sie Fragen stellen. Und somit könnten in Gesprächsrunden maßgebende Menschen verschiedener Konfessionen, philosophischer Auffassungen, Vertreter großer religiöser Strukturen auf die selben Fragen ihre verschiedenen Antworten geben...
166. Suchende Menschen muss man aussondern und ihnen ermöglichen, sich zu vereinigen.“
167. „Wenn man hundert Prediger in Ihre Siedlung schickt, um die Lehre, die Sie als Lehrer predigen, zu dementieren, was dann, Lehrer? ... Etwa so eine Situation haben wir momentan in der Ukraine, wenn man diejenigen hierher schickt, die Unterschiedliches dazu sagen, wie man sich verhalten soll...“, sagte Leonid Kutschma.
168. „Je mehr Möglichkeiten ihr anbietet, damit man versucht, Mich in Anwesenheit von Menschen, eben in Anwesenheit von Menschen, zu widerlegen, umso schneller verschwinden diese Menschen. Mögen sie versuchen, sich offen dagegenzustellen, mögen sie versuchen, etwas anderes vorzuschlagen...
169. In Wirklichkeit ist das, was jetzt in der Gesellschaft vor sich geht, eine normale Situation, in der die Wahrheit triumphieren soll...“
170. „Viele meinen jetzt, dass es die Wahrheit nur im Weißen Haus in Washington gebe, und dass keine andere Wahrheit existiere“, sagte Kutschma.
171. „Dieses Verständnis kann man gut berichtigen, aber nötig sind offene, richtig gestellte Fragen zum geistigen Thema“, lächelte der Lehrer.
172. Als sich die Gesprächspartner verabschiedeten, besprachen sie untereinander, wie man zur sibirischen Gemeinschaft gelangen könne.
173. Am nächsten Tag waren der Lehrer und Seine Schüler Gäste in der Kiewer Arbeitsresidenz Kutschmas. Die Gäste wurden von Sergej Anatoljewitsch, dem Helfer von Leonid Danilowitsch, empfangen.
174. Beim Mittagessen entwickelte sich ein zweistündiges Gespräch über die bestehende Gesellschaft, über das Bilden einer neuen Gesellschaft, über Gesetze der Existenz und der Entwicklung der Seele, über das Reinkarnieren derselben, über Einmischung der anderen Welten in das Bewusstsein des Menschen, über Prophezeiungen und Gottes Stimme... wobei Sergej Anatoljewitsch den größten Teil der Fragen stellte.
175. Am Abend dieses Tages fuhr der Lehrer mit dem Zug ab nach Moskau. Am neunten April war Er schon zu Hause auf dem Berg.
176. Die Fest-Liturgie am vierzehnten April fand ohne das Wort des Lehrers im Farntal statt.