Vadim 16

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  Kapitel 5  

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Zurückhaltung aus Angst oder Bescheidenheit sind zwei verschiedene Phänomene. ~ Schaut nicht darauf, wie andere handeln, sondern darauf, wie ihr auf diese Handlungen reagiert! ~ Mutig eine Familie gründen? ~ Ihr müsst fühlen können, dass ihr eben diesen Menschen an eurer Seite haben wollt. ~ Die Einladung einer verheirateten Frau annehmen? ~ Geistig schaffen - und woran denkt ihr jeden Tag?


1. Hier Auszüge der Treffen mit dem Lehrer nach der Verschmelzung mit Ihm am siebten Mai und vierten Juni.

2. „Lehrer, kann ich meine Freunde ohne Einladung besuchen: an Geburtstagen, zum Einzug? Oder muss man unbedingt auf eine Einladung warten?“

3. „Man kann vorbeischauen, um zu gratulieren. Und so – die Tür öffnen und sofort zum Tisch gehen – so nicht.“

4. „Wenn ich vorbeischaue, gratuliere... und was dann weiter?“

5. „Das ist alles. Dann weggehen.“

6. „Und wenn man mich schon einlädt, so soll ich nicht verzichten?“

7. „Natürlich, natürlich. Aber vorbeischauen, um von Herzen zu gratulieren... Und dabei muss man sogar noch lernen, auch mittels der Gefühle keinen Wunsch zu zeigen, mit am Tisch zu sitzen. Man muss lernen, das nicht zu zeigen. Das soll euch nicht interessieren, das kann euch überhaupt nicht interessieren. Ihr kommt und beglückwünscht – das allein ist die Hauptsache.“

8. „Und der Wunsch, in Gesellschaft zu sein, Spiele zu spielen?“

9. „Das ist schon etwas ganz anderes. Du möchtest einfach mal in Gesellschaft sein. Aber es wäre nicht wünschenswert, sich aufzudrängen. Wenn es keinen Grund gibt zu kommen und zu gratulieren, so soll man nicht auf andere Weise kommen, auf der Stelle treten im Hinblick darauf, eingeladen zu werden. Dann wäre es besser, nicht zu kommen. Tu deine Arbeit.

10. Wenn du mal zufällig vorbeikommst, wegen irgendwelcher anderer Angelegenheiten, so ist das eine andere Sache. Man wird dich bemerken, natürlich... Du wirst schlicht von fern mal grüßen. Und sie entscheiden schon selbst, ob sie dich einladen oder nicht.

11. Hier muss man lernen, die Grenze zu spüren. Denn es mangelt an Selbstbewusstsein. Viele von euch leiden unter so einem Mangel, und es kommt euch immer so vor, als ob euch niemand irgendwohin einladen würde (obwohl ihr sehr danach verlangt, eingeladen zu werden).

12. Und so, in der Angst verharrend, dass man euch nicht einlädt, unternehmt ihr Handlungen, die eigentlich mit Bescheidenheit nichts zu tun haben, sie ordnen sich eher der Angst unter. Und für euch ist es natürlich nicht so einfach, diese Grenze spüren zu lernen. Aber allmählich werdet ihr es lernen.

13. Bescheidenheit und Angst sind unterschiedliche Phänomene. Bescheidenheit, die euch zwingt, zurückhaltend zu sein; Angst, die euch ebenfalls zwingt zurückhaltend zu sein - das sind zwei verschiedene Phänomene (wrtl. Sakramente, Anm. d. Übers.). Eines davon ist in Ordnung, das andere nicht.

14. Aber diese Angst ist nicht direkt zu behandeln. Es gibt eine Menge anderer unterschiedlicher Umstände, wo ihr auch diesen Teil in eurem Innern durch irgendwelche konkreten Äußerungen, von denen wir sprechen, kuriert.

15. Aber so direkt zu erklären, wo sich bei euch Angst, wo nicht Angst manifestiert, wird nicht sehr einfach sein. Für euch wird es schwierig sein, solche Gespräche zu führen.“

16. „Und ein weiterer Aspekt... Es gibt näherstehende Freunde, mit denen man gemeinsame Interessen hat, und es gibt weiter entfernte. Und den Menschen zu gratulieren, die einem nicht so nahe sind, ist das auch normal, ja?“

17. „Das ist in Ordnung. Wenn du siehst, dass es jemanden gibt, den du beglückwünschen kannst, dass du deine Gratulation äußern kannst - bitte. Wer dieser Mensch auch sei, äußere deine Glückwünsche, indem du vorbeischaust.

18. Du siehst ihn vielleicht überhaupt zum ersten Mal, aber du weißt, dass er Geburtstag hat, und du kommst bei ihm vorbei – nun, du gratulierst ihm zum Geburtstag, wünschst alles Gute, bitte. Und gehst weiter.“

19. „Lehrer, verstehe ich es richtig, dass, um meine Reaktion als richtig zu bestimmen, ich bei Dir nicht nachfragen soll, ob sie richtig ist, sondern ich müsste vielmehr fragen, ob hier eine Handlung überhaupt richtig ist?“

20. „Nun, natürlich, natürlich. Du unternimmst ja irgendeine Bemühung, die von bestimmten Reaktionen verursacht wurde. Sogar, wenn du entscheidest zu schweigen, so entscheidest du damit sowieso, irgendeine Bemühung zu vollziehen – die Bemühung, mal zu schweigen. Das ist keine schlichte Untätigkeit. Du hast entschieden, nichts zu antworten.

21. Das heißt, es handelt sich sowieso um eine Handlung. Aber sie ging von irgendetwas aus, diese Handlung, von irgend so einer deiner inneren Reaktionen, die zu einer Entscheidung angespornt hat, und du entscheidest: in diesem Fall muss man schweigen.

22. Und daraufhin, wenn du etwas präzisieren willst, fragst du nach: 'War es richtig, im Fall soundso zu schweigen?' Und du suchst die Bestätigung. Ich sage: 'Ja, in diesem Fall konnte man schweigen.' Oder Ich sage: 'Nein, eben da durfte man nicht schweigen.' Oder: 'Man hätte dies oder jenes tun sollen' – wir können schon das Gespräch fortsetzen. Es ist besser, über Handlungen nachzufragen, nicht aber einfach über eine Reaktion.

23. Angenommen, die Handlung eines anderen ist mit einer Übertretung des Gesetzes verbunden. 'Ist es richtig', wirst du fragen, 'dass ich damit unzufrieden bin, was er getan hat?' Ja, richtig, na und? Nun, du reagierst damit, dass du unzufrieden bist. Du hast eine richtige Reaktion. Und was weiter? Und mit welcher Bemühung hast du dich weiterhin verhalten, um entweder die Situation auszugleichen, oder an dir selbst etwas zu unternehmen?

24. Zum Beispiel hast du mit Unzufriedenheit reagiert, aber im Weiteren hast du dich entschieden, zu schimpfen und hast es gemacht – das ist schon keine richtige Handlung mehr! Obwohl die Reaktion richtig war, als du ursprünglich unzufrieden warst. Aber die darauffolgende Handlung war schon nicht mehr richtig: Du hast geschimpft.

25. Daher ist es wichtig, die Handlung zu berichtigen. Bezüglich Handlungen stoppt euch selbst, kontrolliert, verändert euch. Eben durch Handlungen.

26. Die Reaktion selbst werdet ihr auf keine Weise ändern. Es handelt sich dabei wie um eine Gegebenheit, die euch eigen ist. Ihr reagiert irgendwie auf die eine oder andere sich ereignende Erscheinung, und man wird nicht anders reagieren. Entsprechend dem, was ihr in dem momentanen Augenblick seid, auf solche Weise werdet ihr auf die euch umgebende Realität auch reagieren. Und wie ihr reagiert, darf man nicht sofort beeinflussen.

27. Und mit den Handlungen, die im Nachhinein vor sich gehen, nach eurer ersten Reaktion, dort kann man schon euer Wesen ändern. Und indem ihr euch schon ändert, werdet ihr mit der Zeit beginnen, anders zu reagieren, das heißt, die ersten Reaktionen werden bei euch anfangen, schon anders zu werden.

28. Und daher müssen wir nun vor allem eben von euren Handlungen sprechen, wobei ihr öfter nachfragt, ob ihr richtig gehandelt habt, als ihr es so oder so gemacht habt.

29. Oder die anderen weisen euch beharrlich darauf hin, dass ihr etwas falsch gemacht habt – ihr müsst darüber schon sofort unruhig werden und versuchen, über dieses Thema nachzudenken. Oder ihr werdet selber bezüglich eigener Handlungen unsicher – bezieht dann ebenfalls wiederum den Nächsten mit ein, dass er über dieses Thema nachdenken, irgendwelche Gedanken seinerseits äußern kann. Oder, wenn es die Möglichkeit erlaubt, könnt ihr hier Fragen stellen. Aber das ist schon ein Gespräch eben über eure Handlungen.“

30. „Habe ich es richtig verstanden, dass es falsch wäre, einfach über die Zulässigkeit der Handlungen eines anderen Menschen nachzufragen, um die eigene Reaktion als richtig einzuordnen, sondern man soll fragen, wie man in der einen oder anderen Situation hätte handeln müssen?“

31. „Ja, natürlich, natürlich. Denn Ich kann euch nicht einen ausreichenden Umfang irgendwelcher präziser Hinweise geben, an denen ihr sofort das Richtige der Handlungen der anderen erfassen könnt. Es ist kompliziert, euch dies sofort innerhalb eines Zeitabschnittes zu geben. Vielleicht braucht man überhaupt viele Jahrzehnte dafür, um eine riesige Menge verschiedenster Hinweise für die Feinheit der Nuancen, die sich im Leben eines Menschen zeigen, zu äußern.

32. Aber so etwas zu nutzen ist auch schwierig, denn jedes Mal verläuft irgendeine Handlung mit irgendeiner besonderen subjektiven Auffassung, wo es schwer ist, sie im Vorhinein zu besprechen. Denn jeder von euch verleiht irgendeiner Handlung irgendeine besondere Empfindung, eine besondere Gemütsbewegung, die kein anderer ihr verleihen könnte.

33. Das heißt, es gibt immer eine Menge solcher Nuancen, wo es schwierig ist, sie sofort im Voraus zu besprechen. Und damit kann man schon Fehler machen, wenn man irgendeine Information zum gegebenen Thema auf schematische (wrtl.trockene, Anm. d. Übers.) Weise nutzt.

34. Und darum ist es nicht wichtig, wie der andere gehandelt hat. Und ihr sollt vor allen Dingen darauf schauen, wie ihr auf das, was er gemacht hat, reagiert. Wenn Ich von 'reagieren' spreche, so meine Ich nicht nur die ersten Empfindungen – wie ihr sie wahrnehmt; sondern auch, wie ihr im Weiteren anfangt zu handeln. Denn das ist auch eine Reaktion auf die Handlungen eines anderen.

35. Darum, wenn Ich sage 'wie ihr reagiert', erinnert euch vor allem an Folgendes: Ich verstehe darunter, wie ihr handelt als Antwort, nicht aber, was ihr bei diesem Thema empfindet. Denn Mich interessieren eure Handlungen. Und gerade bei den Handlungen, da entsteht in der Regel der große Fehler.

36. Deshalb nörgelt nicht sonderlich darüber, wie eure Nächsten handeln. Sie handeln so, wie sie können, und deshalb sind sie Prachtkerle, weil sie es so machen. Nicht ihr sollt bemüht sein, sie zu berichtigen.

37. Aber wachsam, aufmerksam sein ist natürlich wichtig, um irgendwo, wenn ihr offensichtlich irgendeine ernste Übertretung wahrnehmt und es dabei versteht zu versuchen, dieses Thema vorsichtig zu berühren (denn man muss auch den Wunsch des Menschen fühlen, über dieses Thema sprechen zu wollen). Und sobald ihr erlebt, dass er nicht bestrebt ist, das Thema, das mit ihm, mit seinen Handlungen verbunden ist, zu berühren - fertig, ihr lasst von diesem Thema ab.

38. Darum kontrolliert vor allem euch selbst, nicht aber eure Nächsten. Ihr macht bislang noch reichlich Fehler (wrtl. einen großen Rutsch, Anm.d.Übers.). Ihr habt viele Hinweise gehört, wie man dem anderen etwas als Hilfe geben kann, wie man ihn berichtigen kann, und ihr strebt vor allem sehr inbrünstig in die Richtung – die anderen zu korrigieren. Aber das ist eine Übertreibung. Seid vorsichtig mit solcher Information.

39. Das, was Ich euch gebe, ist vor allem mit eurer persönlichen Veränderung verbunden, wenn ihr selbst in Bezug auf euch Bemühungen unternehmt, und eure Nächsten lasst ihr alles so machen, so, wie sie dazu fähig sind.

40. Und es ist notwendig, jemanden dann aufzuhalten, wenn die Handlungen desjenigen schon eindeutig die allgemeine Entwicklung stören werden. Das heißt, ein Mensch hat irgendwelche Schlüsselpositionen inne und verletzt beharrlich irgendwelche Gesetze der Wahrheit. Es ist absehbar, dass sich bezüglich etwas Großem, das mit eurem Leben verbunden ist, Unannehmlichkeiten anbahnen werden.

41. So muss man ihn dann schon aufhalten und durch denjenigen ersetzen, der fähig ist, das in diesem Fall Notwendige sachgerecht zu tun; oder er wird selbst seine Handlungen ändern und es schon richtig machen, nachdem er irgendwelche notwendigen Hinweise erfasst hat.“

42. „Bei uns auf der Versammlung für das Einige Verständnis sagte einer der Teilnehmer dieser Versammlung, dass ihn die bisherige Form der Durchführung dieser Versammlung nicht befriedige, und er hat eine andere Form vorgeschlagen, die eine obligatorische Vorbereitung zu Hause voraussetzt, die darin besteht, dass man den vorgeschlagenen Text im Voraus lesen müsse...“

43. „Jetzt die Frage, die Frage! Lass dich nicht von einer langen Erzählung fortziehen.“

44. „Mich hat sozusagen die Form selbst verblüfft, dass eine Bedingung gestellt wurde.“

45. „Die Frage...“

46. „Darf ich, ohne die Form zu beachten, in das Wesen des Vorgeschlagenen sehen und es so versuchen, wie er es vorschlägt?“

47. „Du beginnst nun, aus dem Konzept zu kommen. Du versuchst, die Frage zu stellen und beginnst dich zu verirren. Man kann aus diesen Worten einen Teil der Wahrheit heraushören, aber er klingt bei dir jetzt nicht als der Hauptteil, sondern du bleibst beim Nebensächlichen.

48. Dieser sehr wichtige Aspekt begann jetzt bei dir davonzugleiten. Du hast gesagt: 'Versuchen, in das Wesen dessen hineinzuschauen, was vorgeschlagen wird'. Auf diese Weise, natürlich, muss man es verstehen, warum es der Mensch vorschlägt. Und du sprichst mehr über die Form – wie es gegeben wurde.

49. Es ist nicht wichtig, wie es gegeben wird. Wenn das Richtige gegeben wird, dann kann nur ein Narr von der Form des Gebens verblüfft sein, einer, der das Wesen des Gegebenen nicht erkennt, den Wert nicht sieht, der ihm überreicht wird.

50. Wenn ihr sehr hungrig seid, Durst habt, was macht es dann für einen Unterschied, auf welche Weise man euch das Wasser anbietet? Ob man euch irgendwie fahrlässig einschenkt, oder euch etwas vor die Füße wirft ... Wenn ihr durstig seid, so ergreift ihr es und trinkt.

51. Ihr dürstet danach! Ihr werdet euch nicht beschweren: 'Und warum hast du es vor mich hingeworfen?! Iss es dann selbst! Ich esse das nicht! Guck mal, der hat mir das hier vor die Füße geworfen!' Sofort kann man hier bemerken: Derjenige ist überhaupt nicht hungrig, wenn er so herumnörgelt. Nun, wenn du nicht willst – so sollst du auch nicht. Nun, dann kann er es auch selbst aufessen, und du kannst mit langer Nase abziehen, so warte auf die nächste Gabe, falls es sie geben wird.

52. Daher, wenn ihr die Wahrheit sucht, so schaut auch nach ihr aus, schaut aufmerksam hin, sucht sie heraus. Beachtet nicht die Form – wie sie gegeben wird, sondern erfasst sofort ihren Wert, erspürt diesen Wert, lechzt nach ihm und ergreift sie schneller, egal, wie sie gegeben wird.

53. Nehmt sie vor allem behutsam entgegen, mit Andacht und Dankbarkeit. Und es soll euch nicht interessieren, wie sie euch gegeben wurde. Euch wurde doch irgendeine wertvolle Wahrheit gegeben. Nun, so seid froh!

54. Darum, wie immer auch irgendeine Situation gegeben sein mag, so, wie der Andere es konnte, so hat er es ja aus irgendeinem Grund so gemacht. Man soll nicht meinen, dass er euer Feind ist und danach strebt, euch Schaden zu bringen.

55. Er ist wegen etwas besorgt, hat über etwas irgendwie auf seine Weise nachgedacht, er ist irritiert, er sieht, dass es in eurem gemeinsamen Leben an etwas mangelt, und er will es auf irgendeine andere Weise ausgleichen. Aber er handelt aufgrund irgendwelcher Schlussfolgerungen und nicht einfach aufgrund seiner Verständnislosigkeit, wird plötzlich wach und entschließt sich, es so zu machen.

56. Folglich könnt ihr ihn über diese Schlussfolgerungen befragen. Nicht darüber zetern, warum er es so in dieser Form eingebracht hat; sondern fragen, was ihn irritiert hat, warum er entschieden hat, die Situation, in der ihr bisher wart, zu ändern, was daran ihn nicht befriedigt hat.

57. Ihr könnt es besprechen und verstehen, was er denn machen möchte. Vielleicht findet ihr selbst sogar eine interessantere Lösung in diesem Sinne. So, seht dieses Wesen und versucht...“

58. „Und ist das Verständnis richtig, dass, wenn alle vorbereitet kommen und einer von ihnen wegen irgendwelcher Gründe nicht vorbereitet ist, so zerstört das irgendeine gemeinsame Atmosphäre und das Milieu in der Versammlung? Ist das so wichtig?

59. „Wegen irgendwelcher Gründe, sagst du, nicht vorbereitet... Folglich gibt es triftige Gründe und auch nicht triftige. Soll man etwa den Menschen, der aus triftigen Gründen nicht vorbereitet ist, aus der Versammlung jagen, damit er die Einheit der Familie (gemeint ist hier die Einige Familie, Anm.d.Übers.) nicht zerstört? Fortjagen darf man natürlich nicht.

60. Nun, natürlich, wenn ein Mensch nicht in irgendeine Richtung denkt, in die schon alle übrigen denken, irgendwelche ihrer inneren, psychischen Bemühungen, Denkanstrengungen, richten, so befindet er sich in gewissem Maße außerhalb dieses Stromes.

61. Aber ihn als einen Zerstörenden wahrzunehmen ist falsch. Zumal, wenn es einen triftigen Grund gibt. Folglich muss man ihm helfen, sich in diese Situation einzuleben und diesen Menschen neben sich entwickeln lassen.

62. Und eine andere Sache ist es, wenn er dies aus irgendwelchen anderen Gründen nicht gemacht hat. Dann muss man schon betrachten, warum er das nicht wollte. Vielleicht hat er es nicht als etwas Vernünftiges, Normales akzeptiert und hat versucht, es anders zu machen. Vielleicht wollte er es einfach nicht aus Eigensinn, nur weil es nicht seine Idee war, sondern die Idee eines anderen.

63. Es gibt solch eine Bosheit: Wenn jemand irgendeine interessante Idee vorgeschlagen hat, gefällt sie euch nur deswegen nicht, weil er sie vorgeschlagen hat, nicht aber ihr selbst. Und es gibt genug allerlei solcher Dummheiten. Hier wäre da schon zu wünschen, dass ihr überlegt, was den Menschen dazu gebracht hat, aus dem gemeinsamen Zustand herauszufallen.

64. Aber bei den schöpferischen Bemühungen, die nicht direkt mit dem Lehrer besprochen sind, sind selbständige Lösungen zulässig. Dabei soll man nicht so streng sein, so, als ob ihr selbst irgendeine Wahrheit fixiert hättet und nun von den Nächsten die genaue Erfüllung dieser Wahrheit fordert. Seid hier schon vorsichtig.“

65. „Lehrer, verstehe ich das richtig, dass es unwichtig ist, wie ein Mensch vorbereitet ist, oder dass er sich aus irgendwelchen Gründen nicht vorbereiten konnte, sondern das Endergebnis ist wichtig, wo alle letzten Endes zu einem Verstehen kommen?“

66. „Nun, wieder sagst du: 'Unwichtig, wie er vorbereitet ist, aus irgendwelchen Gründen...'' Du hast jetzt dem entgegen geredet, was wir bisher besprochen haben. Ich hatte dir ausführlich zwei verschiedene Gründe und das Wichtige daran aufgezeigt, und du hast es durchgestrichen: 'Ist nicht wichtig, wie er vorbereitet ist, oder nicht vorbereitet,' lächelte der Lehrer. Nein, es ist wichtig.

67. Aber andererseits ist es beim Endergebnis wichtig, dass ihr alle zusammen zu einem Verstehen kommt. Das ist natürlich gut. Aber das sind schon zwei etwas unterschiedliche Aspekte in der Frage.“

68. „Sollte man, um eine Familie zu gründen, mutiger sein?“, folgte eine Frage zu einem anderen Thema.

69. „Bis zu welchem Zeitpunkt? Das heißt, nachdem was gemacht wurde? Wir gehen wieder zu Handlungen über. Kühnheit hat mit irgendeiner inneren Empfindung zu tun. Sprich über Handlungen: Darf ich es so oder so beim Gründen einer Familie machen?“

70. „Bei mir wohnte ein Mädchen, und sie schlug mir vor, dass ich sie heirate. Und ich verneinte mit Bezug darauf, dass ich keine Liebe verspüre und dass ich noch nicht im Begriff bin, eine Familie ohne Liebe zu gründen.“

71. „Ja, in so einem Fall kann man natürlich verneinen, eine Familie zu gründen.“

72. „Aber im Nachhinein habe ich Zweifel bekommen, dachte, dass ich möglicherweise einen Fehler gemacht habe, denn solche Menschen trifft man sehr selten auf seinem Lebensweg...“

73. „Gute Menschen trifft man selten?“

74. „Ja, ja, man trifft sie selten.“

75. „Nun, das stimmt“, lächelte der Lehrer.

76. „Und ich fing schon an zu begreifen, dass ich das nicht rückgängig machen konnte... Und sollte ich vielleicht mal mutiger sein?“

77. „Wenn man es nicht rückgängig machen kann, dann ist es jetzt sinnlos, dieses Thema zu berühren.

78. Aber sei in Zukunft wieder aufmerksam: Plötzlich schon triffst du einen 'nicht so guten Menschen', und sofort, kaum dass er auf Familie anspielt, sagst du, ohne zu überlegen: 'Natürlich, natürlich! Alles, ich werde nicht wieder solch einen Fehler wie früher machen.' Du heiratest mal schnell und überlegst am nächsten Tag: 'Wie kann ich mich jetzt wieder scheiden lassen? Was habe ich getan! Da haben wir ´s! Wen habe ich da gekriegt!', lächelte der Lehrer.

79. „Klar. Aber in diesem Fall befürchte ich, dass ich mich da sehr eingeschränkt verhalte, dass...“

80. „Möglich. Daher findest du das, was du verdienst. Stimmt. Aber man kann nicht, verstehst du, man kann nicht für euch das auswählen, was ihr erträumt. Ihr sollt doch im Leben das finden, was ihr verdient, das, was ihr wirklich braucht.

81. Darum kann man euch jetzt nicht irgendein Schema geben, wo ihr euch nicht verrechnet (solch eine Schattierung ergibt sich!). Ihr stellt so eine Frage, wie man bei der Wahl seines Partners vermeiden kann, sich zu irren, und ihr wollt vom Lehrer so einen kleinen Hinweis hören, dass, wenn man schon jemanden trifft, sicher sein kann: 'Das lässt sich sehen! Dies ist eine echte Ehefrau (oder Ehemann)! Was hat der Lehrer für einen guten Hinweis gegeben! Nun, da habe ich ja was Wunderbares ergattert!'. Damit so etwas nicht passiert.

82. Natürlich muss man aufmerksam sein. Wie wirst du empfinden?... Wenn es noch nicht gespürt wird, nun gut, so lässt du es noch. Das ist kein Fehler. In so einem Fall soll man sich nicht beschuldigen. Du liebst nicht, du verspürst nicht – nun, auch gut.

83. Denn in diesem Fall kann ein sehr ernstes Problem auftauchen, wenn ihr beginnt, sehr nah miteinander zu leben, euch einander völlig anvertraut. Und wenn irgendwelche eurer Nuancen gefühlsmäßig nicht nahe sind, wenn ihr auf der Gefühlsebene irgendwie nicht zueinander geneigt seid, so kann das sehr stark widerlich wirken (so ein Wort kann man sagen) und sehr schnell.

84. Aber dann wirst du schon nicht mehr wissen, wie du diese Situation lösen kannst. Sie wird quasi in der Sackgasse landen: Du hast für einen Menschen Verantwortung übernommen, und anscheinend sollst du ihn nicht verlassen, aber du fühlst, dass du keine Kräfte mehr hast, um dich ihm gegenüber weitgehender, als gegenüber einem Freund, anzunähern. Das würde einfach außerhalb deiner Kräfte sein!

85. Daher kann man das nicht einfach so eindeutig betrachten, dass, selbst wenn man nicht verliebt ist, aber meint, dass es schön wäre, diesen Menschen an seiner Seite zu haben, so bedeutet das nicht, dass ihr eine günstige Verbindung habt. Man muss sowieso fühlen können, tief empfinden können, dass eben dieser Mensch an deiner Seite sein soll, du möchtest dich ihm anvertrauen. Aber so etwas geht auf der Ebene des Fühlens vor sich.

86. Und wenn du es nicht fühlst, nun gut, hab keine Angst, dass du ihn verloren hast. Folglich brauchst du ihn noch nicht. Vielleicht ist er wirklich gut, und du sollst später einen bei weitem schlechteren finden, das ist nicht schlimm. Du findest das, was du sehr benötigst, und das, was der Mensch sehr benötigt, den findest du. Denn er wird ja deine Hilfe brauchen.

87. Ist er schwächer als du und du hast ihn mitzuschleppen, so heißt das, dass jenem Menschen irgendwer helfen sollte. Du wirst helfen. Natürlich wird er Schwierigkeiten bringen, aber folglich wirst du versuchen, ihm innerhalb irgendeines Zeitraums, der dir in diesem Fall gegeben sein wird, zu helfen. Und das ist schon wunderbar.

88. Darum bemüht euch nicht, das dem Egoismus Gelegene zu suchen, das wird sogar gefährlich für euch sein. Ihr sucht das, was eure Wünsche befriedigen wird.

89. Überprüft aber alle eure Wünsche – ob sie überhaupt normal sind? Vielleicht gibt es da auch einen normalen Punkt, aber größtenteils werde Ich mit euren Problemen konfrontiert, die eure völlig anormalen Wünsche betreffen. Sie sind derart unnormal, dass sie schlichtweg komisch wirken, das ist irgendeine psychische Abweichung (man kann sofort eine Diagnose stellen). Aber es gibt so viel davon!

90. Und wenn ihr für euch solch einen Partner wünscht, der eure Wünsche befriedigen wird, so werdet ihr einen ebenso Kranken finden. Wie wollt ihr euch denn einander helfen? Ihr sollt so etwas nicht finden. Daher seid vorsichtig mit euren Wünschen, hört auf euer Feingefühl.

91. Wenn überhaupt nichts verspürt wird, nun, macht nichts, macht nichts, geh weiter. Bedaure es nicht. Ist normal.“

92. „Ich meine – sich etwas leichter verhalten.“

93. „'Etwas leichter' – was ist das?“

94. „Bei mir hat sich die Einstellung verfestigt, dass die Gründung einer Familie etwas ganz Sicheres sein soll, dass sie fast Jahrhunderte andauern soll...“

95. „Man muss sich dem gegenüber ernsthaft verhalten, natürlich. Denn du wählst den Menschen als einen Freund, dem du dich anvertrauen möchtest und dem du erlaubst, dass er sich dir anvertraut. Das heißt, dass du kein Spielzeug wählst.

96. Dieser Mensch kann sich dir anvertrauen, und er erweist sich als ein sehr schwacher Mensch. Aber er sieht in keinem mehr den Beschützer außer in dir. Er hat sich dir gegenüber geöffnet und sich dir anvertraut, und du musst es schaffen, das eine Zeit lang zu tragen, solange du überhaupt imstande bist, es zu tun.

97. Wenn einmal alle deine Kräfte erschöpft sind, dann wird offensichtlich: Ja, die Zeit ist da, dass nun der eine in die eine Richtung geht und der andere – in eine andere Richtung, weil es bei Einem von euch schon die Kräfte überstiegen hat. Aber du musst dich nicht beeilen, diesen Menschen zu verlassen, sei die Last auch noch so schwer.

98. Darum läuft alles wiederum aufs Feingefühl hinaus. Man kann hier nicht noch eine weitere Richtlinie geben: ob es leicht, ob es schwer ist... Das sind sehr bildhafte Hinweise. Man kann darunter alles, was man will, verstehen. Eben das Spüren!

99. Aber es handelt sich um eine ernste Sache – bei dem Geheimnis Familie. Es kommen nämlich Kinder zur Welt... Das ist dann ein noch größeres Erlebnis. Und wie kann man sich dann noch leicht voneinander trennen, wenn das Kind den Papa als auch die Mama bittet, mit ihm zusammen zu bleiben? Es hängt doch an euch.

100. Das wird dein Herz zerreißen, wenn du erkennen wirst, dass ihr nicht zusammen leben könnt. Aber das Begreifen dessen, dass es für das Kind ein Schmerz sein wird, das wird dann dein Herz quälen. Eine Familie ist eine ernste Belastung. Daher muss man sich dem gegenüber natürlich verantwortungsvoll verhalten, sich diesbezüglich nicht beeilen.“

101. „Ich meine, dass man vielleicht einen Menschen mutiger auswählen sollte, um dann später zu sehen, was sich ergibt. Also nicht warten, bis ein zuverlässiger Mensch kommt...“

102. „Nein, natürlich. Wenn du darauf aus bist, auf einen zuverlässigen Menschen zu warten, um sofort zu spüren, dass er der verlässlichste Mensch für dich ist - nein, das ist die falsche Einstellung. So soll man sich nicht orientieren.“

103. „Also, man kann sich grundsätzlich dem gegenüber etwas leichter verhalten? Ich meine, dass der erste beste, günstige Mensch...“

104. „Du musst dich auf ihn mit deinem gefühlsbetonten Verhalten einlassen, das heißt fühlen, dass dies ein Mensch ist, der dir teuer ist, dass er dir irgendwie sehr verwandt, irgendwie besonders ist. So eine Empfindung, die nicht noch konkreter auszudrücken ist, die muss empfunden werden. Und dann mach mutiger einen Schritt, versuche, ihn zu machen.

105. Wenn es das Deine ist, so wird es das Deine sein. Wenn nicht, so werden verschiedene Umstände eure Bewegung zueinander abbrechen lassen.“

106. „Verstanden. Das heißt, dann kann man sich schon mutiger verhalten ...“

107. „Hier braucht man weniger Richtlinien. Die Hauptsache ist das innere Empfinden, das Fühlen.“

108. „Das reicht also aus? Man darf einfach alles, was drum und dran hängt, das, was wir für gewöhnlich lesen, all das darf man in den Hintergrund stellen ...“

109. „Nun, du hast es jetzt ein bisschen verallgemeinert. Ich weiß nicht, was du liest. Nehmen wir an, du liest immer “Das Letzte Testament“, und Ich sage: “Ja, gut, schiebe das alles, was du da liest, beiseite““, - lächelte der Lehrer.

110. „Ich meine, dass, wenn man fühlt, so sieht man sowieso vollständiger ...“

111. „Du empfindest das, was du wirklich brauchst. Nur das wirst du empfinden. Nicht prinzipiell – inwieweit ideal der eine oder andere Mensch ist, sondern das, was eben für dich wichtig ist, nicht für irgendeinen anderen Menschen. Und so musst du empfinden. Das kann man auf keine Weise beschreiben.“

112. „Wenn eine Frau vorschlägt, sich bei ihr (zu Hause), einen Film anzusehen, währenddessen ihr Ehemann abwesend ist (sie hat ein Kind im Schulalter), so darf ich zu ihr gehen, ohne es mit ihrem Mann abgesprochen zu haben? Sie sagt, dass alles in Ordnung sei.“

113. „Und sie hat vor mitzugucken?“

114. „Ja, und sie lädt mich ein.“

115. „Ja, so kann man hingehen...“

116. „Das war's, danke.“

117. „Aber frag auch bei ihrem Mann nach, kümmere dich um seine Befindlichkeit.“

118. „Also, ehe ich bei ihm nicht nachgefragt habe, soll ich lieber nicht hingehen?“

119. „Nun, beim ersten Mal brauchst du auch nicht nachfragen, da es offensichtlich nicht möglich war. Aber zu einem späteren Zeitpunkt siehst du ihn doch sowieso. Oder ist er auf Dauer weg?“

120. „Nun, manchmal kommt er.“

121. „Also, so schaffst du es nachzufragen, bevor du zum zweiten Mal hingehst. Und es kann passieren, dass er düster dreinschaut, rot wird, schmollt und die Adern auf seiner Stirn anschwellen... Dann begreifst du auch sofort, dass, na ja, wenn nicht, dann nicht“, lächelte der Lehrer. „Damit er nicht unerwartet explodiert. Und tritt sofort etwas weiter beiseite, denn immerhin was, wenn er platzt...

122. Eigentlich ist es natürlich zulässig. Wenn ihr befreundet seid, so liegt hier nichts Schlimmes vor, so etwas kann man nicht als eine Übertretung einschätzen.“

123. „Ich werde sehr oft von verheirateten Frauen eingeladen, dabei bin ich nicht sicher, ob ihre Beziehung in ihrer Familie gut ist und ob es überhaupt günstig ist, dort hinzugehen. Sollte man versuchen, solch einer Einladung nachzukommen?“

124. „Wenn man dich eingeladen hat, und du weißt nichts von ihren Motiven, du weißt nichts, du weißt nicht, warum das geschieht, so kannst du natürlich zu Besuch vorbeigehen. Wenn dich jemand einlädt, dann gehst du davon aus, dass vielleicht irgendwelche Hilfe gebraucht wird. Du kommst, um dich nützlich zu erweisen.

125. Aber im Weiteren wird man bei Ereignissen sowieso sehen können, welche Handlungen erfolgen. Und du wirst schon weiter überlegen, und so oder so musst du schon in dem ein oder anderen Fall handeln. Aber das werden schon gesonderte Fragen sein.“

126. „Und sollte man dabei schon speziell zusätzlich beobachten, was für ein Verhältnis zwischen ihr und ihrem Mann existiert, ob ich nicht in Bezug auf ihr Verhältnis etwas zufällig verderbe?“

127. „Nun, natürlich kannst du es beobachten, das ist möglich. Aber man muss vorsichtig sein, damit ihr nicht sofort auf unbekanntem Feld in negative Vermutungen stürzt, sie können leicht entstehen. Man kann mit naivem Gesicht vorwärts gehen, an Gutes denken. Vielleicht braucht man deine Hilfe; vielleicht kannst du nützlich sein, kannst beraten; vielleicht wird es gelingen, eine Stütze zu sein (irgendwo gerät irgendjemand ins Schwanken). Nun, bitte.“

128. „Wenn man mich zu Besuch einlädt, ziehe ich gewöhnlich Erkundigungen ein, überlege, inwieweit es günstig wäre...“

129. „Wird schon eine eigene Kartei geführt...“, lächelte der Lehrer.

130. „Nun, so in etwa. Und im Nachhinein, wenn ich schon sehe, dass grundsätzlich ein gutes Verhältnis mit dem Ehemann besteht, dann verstehe ich das so, dass ich mich mit ihnen irgendwie anfreunden kann.“

131. „Nein, so ist es nicht richtig. so ist es zu schematisch (wrtl.: zu trocken).“

132. „Kann man es etwas leichter handhaben, ja?“

133. „Natürlich, natürlich. Etwas einfacher hier, hier braucht man sich nicht in die Angst drängen zu lassen. Sieh mal, es erweist sich, dass es dich zur Angst drängt, und du versuchst sofort auszurechnen, inwieweit es dort die eine oder andere Gefahr geben könnte. Nein. Zu Besuch kommen ist eine normale Erscheinung. Das heißt, man kann das mutig ohne irgendein Hineininterpretieren tun - mit einem guten Gedanken zu Besuch kommen.

134. Und im Weiteren wird man schon sehen können, wieso man dich eingeladen hat. Um was zu tun? Und hier, während du solche Vorschläge unterschiedlicher Art bemerkst, die dir gegenüber als Anspielung, Worte, Handlungen geäußert werden, da wirst du schon weiter entscheiden, ob es für dich richtig ist, so oder so zu handeln.

135. Du kommst ja in das Haus des Menschen, du hast die Möglichkeit, ihm etwas als Hilfe zu bringen, das, was er momentan nicht hat. Und du wirst es im Voraus so bestimmen: 'Nein, dort ist es gefährlich...' – und hast dich versteckt. Nein, natürlich, so zu denken wird nicht richtig sein.“

136. „So spielt hier einfach diese meine Angst eine Rolle? Es zeigt sich, dass ich Angst habe?“

137. „Ja, die Angst geht dir voran. Das ist nicht richtig.

138. Da kann man mutig zu Besuch gehen. Wenn man euch einlädt, so unterstellt da nichts Schlimmes, geht hin. Und dort werdet ihr das zeigen, was ihr an Nützlichem für diesen Menschen bringen sollt.

139. Wenn dich jemand zu sich eingeladen hat und, indem er deine Persönlichkeit irgendwie verdreht betrachtet, anfängt, sich deiner Meinung nach irgendwie unnormal zu verhalten, so heißt das, dass er vor allem in einem gewissen Maße glaubt, dass du dem nachgeben wirst (denn, wie es sich erweist, hat er dich auch deshalb eingeladen).

140. Und nur allein, dass du nicht nachgibst und einfach anfangen wirst, es richtig zu erklären, wirst du dem Menschen zeigen können, dass das in diesem Fall nicht passt, nicht richtig ist - dies ist eine wunderbare Möglichkeit, mit einem Beispiel zu zeigen, dass nicht alle Menschen so sind, wie sie sich jener Mensch bis zu diesem Moment vorgestellt hat.

141. Er hatte den Eindruck, dass vielleicht nicht nur du, sondern auch jeder andere, den er einlädt, leicht irgendeiner Versuchung nachgeben würde. Und es zeigt sich – nein. Donnerwetter! Es zeigt sich, dass ihr stark seid, der Versuchung nicht nachgebt! Also, du hast eine gute Möglichkeit aufzuzeigen, wie man sich in so einem Fall richtig benehmen muss und wie er, dieser Mensch, sich zu benehmen hat (falls du Gelegenheit hast, ihm etwas zu sagen).

142. Aber dies wird danach sein, wenn du schon eine eventuelle Versuchung, die in diesem Fall erscheinen kann, unmittelbar erlebst. Und vielleicht gibt es überhaupt keine. Nun, auch wunderbar! Aber habt dabei keine Angst.“

143. „Oh du segensreiche Quelle der nie versiegenden Weisheit! Wirst Du uns darin unterweisen, was es bedeutet, mit dem Geist zu schaffen?“, lautete eine Frage an den Lehrer im Tal der Verschmelzung am vierten Juni.

144. „Was ist das, mit dem Geist schaffen? Nun, das bezieht sich vor allem auf eure Wünsche, gedankliche Anstrengungen, die Psyche. Man muss mehr an das Gute denken, an das Gute glauben. Gerade das ist es – mit dem Geist schaffen.

145. Zuerst denkt ihr doch, was tun, zumindest muss man denken, und dies ist schon die Schwelle solcher ernsterer, breiterer Handlungen – wenn ihr schon anfangt, etwas mit euren Händen, mit Worten zu verwirklichen.

146. Aber die Tat beginnt schon mit dem Gedanken. Daher ist das die Hauptsache, was man unbedingt in sich bearbeiten (wrtl. schleifen) muss.

147. Das, was ihr wollt, das wird sein. Deshalb, eben was ihr wollt, was eure Wünsche manifestieren, daran muss man auch arbeiten. Wenn man mühsam lebt, wenn es viele Schwierigkeiten gibt, dann ist das ein direkter Indikator dafür, dass ihr falsche Wünsche zu realisieren versucht.

148. Ihr kreiert den Raum um euch herum. Und ihr seid vor allem deshalb hierher gekommen, um eine heilige Grundlage im geistigen Sinne zu schaffen. Ob ihr es schafft, mit eurem Körper noch viel Schönes zu bauen – das ist eine zweite Sache. Ob ihr gute Gärtner sein werdet... Das wäre natürlich gut, denn man muss überleben, aber das ist nicht das Hauptsächliche. Je mehr ihr mit diesen irdischen Themen mitgerissen werdet, umso mehr vergesst ihr die Hauptsache, derentwegen ihr hierher gekommen seid.

149. Ihr seid gekommen, um das Heiligtum im geistigen Sinne zu erschaffen. Eure Gedanken mussten sich vereinigen, und schon in diesem Zustand beginnen, den umgebenden Raum zu verändern und vor allem – den Raum dieser Erde zu verändern.

150. Je mehr ihr in dieser Richtung arbeiten würdet, umso ausgedehnter würde dieser gereinigte Raum werden. Er würde anfangen, die Energieströme, Gedanken, die euch umgeben, stark zu beeinflussen.

151. Darum ist der heilige Platz vor allem der Platz, wo man an Gott denkt, wo man bestrebt ist, das Göttliche zu verwirklichen, wo man das Gute wünscht. Dann beginnt es, sofort verspürt zu werden, dieses Heilmilieu, und in ihm kann kaum jemand krank werden, so er nur selbst nicht anstrebt, krank zu werden. Wenn ihr krank seid, so heißt das, dass das Milieu nicht richtig ist, das heißt, ihr selbst strebt mehr dahin, krank zu werden.

152. Geistig zu schaffen ist also das, womit ihr vor allem aufgerufen seid, euch zu beschäftigen. Nun, zusätzlich muss man natürlich auch den Körper ernähren, Kinder ernähren, sie in die Schule schicken... Aber das ist zusätzlich.

153. Darum ist es eure Aufgabe, dies da nicht zu verlieren, all eure Kräfte darauf zu konzentrieren, einen Gebetsraum um euch herum zu schaffen. Und das Übrige wird unvermeidlich gegeben werden.

154. Aber wenn ihr nur mit materiellen, irdischen Dingen mitgerissen werdet, so kann man nicht davon sprechen, dass Geistiges gegeben wird. Ja, ihr werdet gute Gärten haben, ihr könnt einige Errungenschaften in Kunst und Handwerk aufweisen, aber das Geistige kann nicht dorthin gegeben werden. So, für sich selbst allein, wird es nicht gegeben. Darum muss man das Geistige entwickeln, muss man schaffen.

155. Nun, und hier fragt euch selbst: Und woran denkt ihr jeden Tag? Was beunruhigt euch vor allem? Wie verhaltet ihr euch zueinander?

156. Denn es ist auch sinnlos, das Geistige einfach ohne das gegenseitige Verhalten zu betrachten. Es kommt vielmehr einfach auf ein leeres Geschwätz hinaus – wenn man von Vielem, vom Großen schwatzt, es aber nichts Göttliches und nichts Großes in den Taten gibt.

157. Darum lasst uns das Hauptsächliche nicht vergessen. Dort gibt es nicht wenige Mängel, nicht wenige Schwächen äußern sich da. Das muss man zu lösen versuchen.“