Inhalt: Die Zukunft der Menschheit hängt von der Erziehung der Kinder ab ~ Die Welt der Wunder erhalten ~ Mathematisches Denken oder Phantasie? ~ Mit den Kenntnissen der Menschheit muss man äußerst vorsichtig umgehen ~ Gott hat jedem Menschen seinen Platz in der Natur zugewiesen ~ Die Vorstellungskraft - Lebensquelle der geistigen Welt ~ Unnützes Wissen ~ Der Schwierigkeitsgrad des Lebensweges ist für alle gleich ~ Die Trennung in gesellschaftliche Schichten ~ Kindheit und Reife sind keine Gegensätze ~ Weltliche Autoritäten sind meist schwach in ihrem Geist ~ Das Unwesen schlechter Vorbilder ~ Ihr seid Kinder in Erwachsenenkleidung
Die Zukunft der Menschheit hängt von der Erziehung der Kinder ab
1. Pädagogik ... Was soll sie darstellen?
2. Die Erziehung der Kinder ist die Grundlage zur Entwicklung der Menschheit.
3. Die Zukunft der Menschheit hängt von der Weltanschauung ihrer Kinder ab.
4. Das Kind soll von jeglichen Wundern umgeben sein,
5. Doch diese Wunder dürfen auf keinen Fall aufgedeckt werden.
6. Das ewige Geheimnis der Wunder und der Schönheit soll unantastbar bleiben,
7. Außer für Personen, die den Bedarf verspüren, diese Wunder und diese Schönheit zu schaffen.
8. Dank der Rätsel entwickelt sich bei den Kindern die notwendigste und wichtigste Eigenschaft - die Vorstellungskraft.
9. Je früher die Menschheit ihre Aufmerksamkeit ernsthaft der Erziehung der Kinder zu Beginn ihres Lebens zuwendet, umso schneller wird ihr Wohlstand eintreten.
Mathematisches Denken oder Phantasie?
10. Die Erziehung der Kinder und Halbwüchsigen wird sich nach dem Übergang zur Blüte der Gesellschaft grundlegend ändern.
11. Was soll der Mensch wissen? Was ist wichtiger? Das mathematische Denken oder die Phantasie?
12. Menschen hat es schon immer zum Geheimnisvollen hingezogen,
13. Das jeder in seiner Vorstellung auf seine Weise aufgedeckt hat.
14. Für jenen, bei dem kalte Vorstellungskraft und eine maßlose, unausgeglichene Neugierde überwogen hat, bestand die Aufdeckung der Geheimnisse in mathematischen Berechnungen aufgrund von wissenschaftlichen Daten,
15. Wonach das Interesse an einem bestimmten Gegenstand oder einer Erscheinung abkühlte, und es wurde ein neues unbekanntes Objekt gefordert, um daran seinen Wissensdurst zu stillen.
16. Die Vorstellungskraft aber lässt das Interesse an dem einen oder anderen unbekannten Objekt nie abkühlen,
17. Denn sie hat die Fähigkeit, sich immer wieder mit der Zeit zu verändern
18. Und hängt davon ab, was der Mensch in dem zu erkennenden Objekt sehen möchte.
19. Die Fähigkeit, dank derer der Mensch das Unbekannte so sieht, wie es seine Vorstellung erlaubt, hilft, das zu empfinden, was mit Berechnungen nicht empfunden werden kann.
20. Jenes bereichert zusätzlich seine Seele.
Mit den Kenntnissen der Menschheit muss man äußerst vorsichtig umgehen
21. Aber was ist Allwissenheit, was Unwissenheit?
22. Wenn ein Mensch fanatisch danach strebt, ein eigenes Ziel zu erreichen, und dieses Ziel ist auf das Wohl der Gesellschaft ausgerichtet oder schadet ihr zumindest nicht, sei es auch äußerst naiv und undurchführbar, so darf man diesen Menschen nicht vor die Tatsache stellen, dass sein Ziel nicht zu verwirklichen ist.
23. Und äußerst unvernünftig wird jener sein, der von der Höhe seines größeren Wissens aus sich abwertend gegenüber diesem Menschen verhält.
24. Mit den Kenntnissen der Menschheit muss man äußerst vorsichtig umgehen und nicht jene mit ihnen bekannt machen, die sie absolut nicht benötigen.
25. Wer fühlt eine größere Befriedigung beim Schachspiel: der Mensch, der ausgezeichnet die ganze Theorie kennt, oder jener, der sie nicht kennt?
26. Im ersten Fall kann der Spieler den Kampf lange vor dem Ende der Schachpartie beenden, da er ihre Ausweglosigkeit bereits erkennt. Im zweiten jedoch - zieht sich die Partie bis zum letzten Zug hin.
27. Den Suchenden von der Naivität seiner Versuche zu überzeugen, fügt seiner Seele unheilbare Wunden zu.
28. Denn wenn er die großen Errungenschaften anderer Leute bei ähnlichen Versuchen sieht, die ein entwickelteres Denkvermögen besitzen, dann wird er klar seine scheinbare Unentwickeltheit erkennen und den Glauben an die eigene Kraft verlieren;
29. Und sein Leben wird in trüben Gewässern verlaufen.
30. Während jener, der ein größeres Wissen besitzt, vergisst, dass seine Ziele genauso naiv und unerfüllbar sein können.
31. Doch er wird die ganze Freude der Hinbewegung auf sein Ziel erfahren.
32. In wessen Namen wurde dann das Leben des anderen Menschen versalzen, der diese Fähigkeiten nicht besaß? Denn im Streben zu seinem Ziel würde er genauso eine Freude bekommen und seine Seele würde sich mit Seligkeit füllen!
Gott hat jedem Menschen seinen Platz in der Natur zugewiesen
33. Jedem Menschen wurde im Leben sein Gipfel des Erreichbaren und sein Lebensniveau bereitet.
34. Gott hat dieses nicht geschaffen, um die Menschen in erhabenere und gedemütigtere einzuteilen.
35. All diese Niveaus sollen nur in einer harmonischen Verbundenheit bestehen.
36. Jedes von ihnen kann seine Existenz nicht ohne das andere aufrechterhalten.
37. Indem sich der Mensch an dem ihm zugewiesenen Platz in der Natur befindet, trachtet er danach, das eine oder andere, nur ihm eigene Ziel zu erreichen.
38. Im Grunde genommen könnte es für die Natur auch gar keine Rolle spielen, ob es dem Menschen möglich ist, sein Ziel auch zu erreichen, denn allein schon die Bewegung des Menschen zu seinem ausgewählten Ziel hin ist dazu berufen, seine Seele zur Persönlichkeit zu formen.
39. Während dieser Bewegung kann der Mensch mit der Natur harmonieren und für die Menschheit maximal nützlich sein.
40. Der Mensch, der sich auf sein sehnlichstes Ziel zubewegt, trifft früher oder später auf ein für ihn unüberwindbares Hindernis, und nur dann, wenn er Hilfe benötigt, kann man sie geben, doch nur eine solche, die sich auf dieses Hindernis bezieht.
41. Später, wenn er aus der schwierigen Lage herausgekommen ist, soll er selbstständig weitergehen, und so - bis zum nächsten Hindernis.
Die Vorstellungskraft - Lebensquelle der geistigen Welt
42. In allen Gesellschaften besteht die falsche Vorstellung, dass, wenn ein Mensch keine wissenschaftlichen Kenntnisse besitzt, er zwangsläufig die geringste Autorität und Achtung verdient;
43. Und jener, der viele Erscheinungen mit wissenschaftlichen Berechnungen erklären kann, - ist immer ein geachtetes Mitglied jeder Gesellschaft.
44. Die Kinder sind, ihrem Wesen nach, ungewöhnliche Phantasten und haben eine starke Vorstellungskraft,
45. Je mehr verschiedene Erscheinungen sie sehen, umso mehr entwickelt sich ihre Phantasie,
46. Die es ihnen erlaubt, solche Eindrücke zu gewinnen, wie ihr ganzes weiteres Leben sie ihnen nicht geben kann.
47. Die jungen Leute aber beschreiten den Weg der Erkenntnis, und mit Hilfe der Wissenschaften werden ihnen die Geheimnisse aller Erscheinungen eröffnet.
48. Das lebendige Licht, das Geheimnisse ausstrahlt, verliert an Farbe und verwandelt sich in eine unendliche Reihe von Formeln und chemischen Elementen.
49. Im Menschen verkümmert die Vorstellungskraft - jene Lebensquelle der geistigen Welt.
50. Und im weiteren Leben ruft die Einwirkung eines Geheimnisses das quälende Gefühl der Unzufriedenheit hervor,
51. Das mit Hilfe von zusätzlichem Wissen beseitigt wird, was dem Menschen Ruhe und ein Minimum an Lebensfreude gewährt.
52. Viele Menschen, die sich auf das Ende des Entwicklungsweges zubewegen, erkennen, dass viel von dem erhaltenen Wissen für ihre Arbeits- und Lebenstätigkeit absolut überflüssig ist.
53. Das Wissen vergisst man, doch die Schönheit, die in den Rätseln der Umwelt enthalten ist, wird nie wieder so aufgenommen werden, wie man diese Welt wahrgenommen hat, bevor man erfahren hat, wie sie aufgebaut ist.
54. Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, mehr und mehr zu erfahren, sondern darin, das wenige, aber äußerst Wichtige zu verstehen.
55. Der Mensch muss nur das wissen, was es ihm erlaubt, seine wahren Eigenschaften zu entwickeln.
Der Schwierigkeitsgrad des Lebensweges ist für alle gleich
56. Wenn er danach trachtet, maßlos mehr zu erfahren, so wird er mit jenem Wissen bekannt werden, das das Leben eines anderen betrifft.
57. Dieses Wissen braucht der Mensch nicht unbedingt zu benutzen, doch sobald er mit dem Lebensweg eines anderen Menschen bekannt gemacht wird, erscheint es ihm in den meisten Fällen, als sei dieser Lebensweg leichter als der eigene.
58. Wonach sich in ihm Neid und Missgunst entwickeln.
59. Ein Mensch, der zwischen den Eingrenzungen der körperlichen Bedürfnisse lebt, wird niemals einsehen, dass der Schwierigkeitsgrad des Lebensweges für alle gleich ist,
60. Und dass die unbequemste und schwerste Arbeitstätigkeit für jenen vorgesehen wurde, der in seiner geistigen Entwicklung einen Verlust hingenommen hat und seinen wahren Platz in der Natur noch nicht gefunden hat.
Die Trennung in gesellschaftliche Schichten
61. Das Prestige der wissenschaftlich-technischen Bildung ist bis in solch dunkle Höhen gewachsen, dass dem Menschen schon im zarten Alter das Bedürfnis "etwas darzustellen" anerzogen wird.
62. Und als Resultat werden aus der Mehrheit weder Wissenschaftler noch wahrhaft entwickelte Menschen.
63. Wenn die anfängliche allgemeine Bildung beendet ist, unternehmen die jungen Leute alle Anstrengungen, um an der Hochschule aufgenommen zu werden.
64. Auf diese Art und Weise hebt jede abgeschlossene höchste Quelle der "Allwissenheit" die Autorität des Menschen in der Gesellschaft an.
65. Auf dieser Grundlage entwickelt sich eine spitze Ausbuchtung, die man bemüht ist, nicht zu beachten.
66. Und sie besteht darin, dass auf der Arbeiter-Ebene Leute übrigbleiben, die scheinbar zu einer normalen Entwicklung nicht besonders fähig sind.
67. Ihnen gegenüber zeigen die Leute mit dem meisten Wissen, zumindest in der Mehrzahl der Fälle, das dementsprechende Verhalten.
68. Das ruft eine Gegenreaktion der Missgunst hervor, die meist in der Meinung gipfelt, dass die Menschen mit geistigen Tätigkeiten einfach zu faul zum Arbeiten seien.
69. Auf diese Weise wird die körperliche Arbeit als etwas Schweres und Unedles angesehen.
70. In diesem Zustand erscheint ein unsichtbarer Trennungsstrich und er wird immer erscheinen.
71. Die Menschen aus der Arbeiter-Ebene, die sich in dieser psychologischen Atmosphäre befinden, erkennen ungewollt ihre "Minderbegabtheit" an,
72. Und sind bestrebt, sie nur mit körperlichen Befriedigungen zu kompensieren,
73. Was sogleich dazu führt, dass der geistige Segensstrom eingedämmt wird.
74. Dieses wiederum zieht für das eigentliche Wesen des Menschen einen noch größeren Verlust nach sich,
75. Denn wenn der Segensstrom eingedämmt wird, ruft das maßlose Kälte hervor.
76. Wenn ein Mann sein Leben dem Ziel weiht, die Befriedigung der Begierden seines Körpers zu erreichen, so verwandelt er sich mit der Zeit in eine wilde Ungereimtheit, die fähig ist, den Mitmenschen Leiden zu bringen.
77. Lichte Menschen in der Arbeiterschicht bleiben jene, die würdig ihre Eigenschaften als Schöpfer einschätzen, unabhängig vom gesellschaftlichen Prestige ihrer Tätigkeit.
78. Denn schon die Existenz des Begriffs "höchstes Ansehen" ist ein Anzeichen für eine kranke Gesellschaft.
Kindheit und Reife sind keine Gegensätze
79. Die Kinder sind in ihren menschlichen Qualitäten einem großen Teil der erwachsenen Bevölkerung weit überlegen.
80. Ihr geistiges Leben ist noch nicht von allen möglichen Wirrnissen des Lebens der Erwachsenen verzerrt.
81. Die erwachsene Bevölkerung der Erde hat einen fatalen Fehler begangen, als sie sich unendlich weit von der Kindheit entfernte.
82. Kindheit und Reife sind keine Gegensätze.
83. Die Reife ist die Fortsetzung der Kindheit.
84. Tief unglücklich sind jene Männer, die fähig sind, mit herablassendem Lächeln auf die Taten eines Menschen zu blicken, in dessen Handlungen etwas Kindliches durchschimmert.
85. Die grundlegendste Eigenschaft der Kinder besteht in ihrer Fähigkeit, die Umgebung rein und zauberhaft aufzunehmen.
86. Sie sind mit Leichtigkeit in der Lage, die Wahrheit zu erkennen, dass die umgebenden Bäume, dass Erde und Steine sie spüren können.
87. Bei richtiger Unterstützung der Kinder in diesen lichten Momenten kann man ihnen helfen, sich seelisch mit der Natur zu verbinden,
88. Was sie später zu ihren treuen Söhnen macht.
89. Zu welchem Resultat es führt, wenn Wunder negiert werden - das könnt ihr ringsum mit eigenen Augen sehen.
90. Der erwachsene Mensch hat sich in lebende Kälte verwandelt,
91. Der seinen Nachkommen nichts anderes geben kann, als eben diese Kälte.
92. Die Erwachsenen sind für die Kinder Autoritäten,
93. Und wenn die Erwachsenen sich nicht mit ihrer eigenen Vervollkommnung und Reinigung beschäftigen, so ist das ein Verbrechen gegen die Menschheit.
Weltliche Autoritäten sind meist schwach in ihrem Geist
94. Selbst die Erwachsenen sind in ihrem Leben dem Einfluss von bestimmten Autoritäten ausgesetzt:
95. Die Welt ist so geschaffen, dass Gipfel existieren müssen, an denen sich der entwickelnde Mensch orientieren kann.
96. Doch die weltlichen Autoritäten sind stark in ihren Fähigkeiten und schwach in ihrem Geist.
97. Ein großer Teil dieser Gipfel konnte und kann nicht den reinigenden Segen benutzen,
98. Was sie unfähig macht, zusätzliche Energie von Gott zu bekommen.
99. Und das Leben der menschlichen Gipfel kann von schädlichen Mängeln begleitet sein.
100. Solcher Gipfel bedient sich der Teufel als Hilfe für seine zerstörerischen Kräfte.
Das Unwesen schlechter Vorbilder
101. Viele Menschen, die bestimmte Laster besitzen, rechtfertigen sich mit dieser oder jener Autorität, die dasselbe Laster hat.
102. Doch das Gefährlichste ist, dass sich junge Leute alle möglichen Laster zulegen, indem sie die Laster ihrer geliebten Vorbilder nachahmen.
103. Die unglücklichen Anhänger sagen: "Seht! Welche Erfolge hat dieser Mensch erreicht, obwohl er schlimme Laster hatte!"
104. Doch niemand sagt, dass dieser Mensch noch wesentlich mehr hätte erreichen können, wenn er sich von seinen Lastern befreit hätte.
105. Wisset! Ein Mensch, der nicht nach persönlicher Läuterung strebt, wird zum Komplizen des Satans.
Ihr seid Kinder in Erwachsenenkleidung
106. Menschen! Werft euren grauen Umhang des Erwachsenseins von euch!
107. Solange es nicht zu spät ist, entwickelt eure Vorstellungskraft, träumt!
108. Denn die Phantasie ist eine unbegrenzte Quelle der wahren Erkenntnis des Daseins.
109. Seid nicht bestrebt, die Kindheit hinter euch zu lassen, und schämt euch nicht, wie Kinder zu sein!
110. Doch denkt daran, im Wesen der Kindheit liegt das Nehmen, im Wesen der Reife - das Geben.
111. Wisset: solange ihr auf der Erde seid, seid ihr - ihre Kinder.
112. Und nur euer Streben zum falschen Erwachsensein ist in der Lage, aus euch unvernünftige Wesen zu machen,
113. Die den Mitmenschen und der Umwelt Kälte und Leid bringen.
114. Denkt daran, welche Gefühle ein Kind bei euch hervorruft, das die Kleider eines Erwachsenen angezogen hat und versucht, sich ein solides Aussehen zu geben.
115. Genauso seht ihr in den Augen der Wahrheit aus.
116. So seid denn Kinder, wie es euch euer Himmlische Vater befohlen hat! Friede sei mit euch.
Amen.