Buch der Aufrufe

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 Kapitel 19 

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Inhalt: Die Philosophen bemächtigen sich der Religion ~ Religion dient der Entwicklung der Seele ~ Die Vereinigung der Menschheit ~ Uneinigkeit über die geistige Entwicklung verhindert die Vereinigung ~ Die Vielstimmigkeit überwinden ~ Der Glaube an Gott muss sich in Wissen verwandeln ~ Die Augen öffnen für die wahren Tiefen der Religion

       Die Philosophen bemächtigen sich der Religion

1. Seit alters her hat sich die Philosophie damit beschäftigt, das Wesen des Daseins Gottes und Seiner Macht zu bestimmen,

2. Worauf religiöse Denker wie auf die Annäherung einer Gefahr reagiert haben.

3. Die Philosophen selbst kamen immer mehr zu dem Schluss, dass, wenn man das Wesen des Allmächtigen erkenne, man nicht mehr an Ihn zu glauben brauche,

4. Worin sie das Ende der Religionen sahen.

5. Ist das Geheimnis erst einmal erkannt, verliert es das lebendige Licht und seine anziehende Wirkung.

       Religion dient der Entwicklung der Seele

6. Die Religion ist eine subtile und allumfassende Sphäre, welche die verborgensten Geheimnisse der menschlichen Seele berührt.

7. Der Mensch soll aber nur jene Geheimnisse kennen, die seine wahren Fähigkeiten entwickeln,

8. Und er soll nicht von jenen Geheimnissen wissen, die der normalen Vervollkommnung hinderlich sind.

9. Jede Vervollkommnung des Menschen aber muss nur zu einem kanalisiert werden - zur geistigen Entwicklung,

10. Denn das Wesen des Menschen ist in seiner Seele eingeschlossen.

11. Nur ein Unvernünftiger trachtet danach, in sich nur den Körper und seine Bedürfnisse zu sehen.

       Die Vereinigung der Menschheit

12. Der wahre Wert eines Geheimnisses wird nur dort bewahrt, wo die Gedanken, die über sein Wesen entstehen, nicht zur Zersplitterung der Menschheit führen.

13. Der unschätzbare Wert der Religionen besteht darin, dass sie bestrebt sind, die Menschen zu vereinen.

14. In früheren Zeiten sind der Erde vier Weltreligionen vermittelt worden,

15. Die die Vereinigung vieler unterschiedlich Glaubender in Gang gesetzt haben,

16. Unabhängig von ihrer sprachlichen Verschiedenheit.

17. Anfänglich sind die Auseinandersetzungen über die Religionen sowohl von den verschiedenen religiösen Dienern unterbunden worden, wie auch an sich durch den Glauben an die Macht des Allmächtigen.

18. In letzter Zeit, wo der Verstand der Menschheit zur größten Disharmonie mit der geistigen Welt gelangt ist, haben die Menschen begonnen, immer entschlossener auf ihre Art nach dem Verständnis der existierenden Schriften zu streben,

19. Was zu einem unhaltbaren Anwachsen aller möglichen Abzweigungen auf dem Baum der Religionen geführt hat.

       Uneinigkeit über die geistige Entwicklung verhindert die Vereinigung

20. Ist es jedoch klug, dass es von der einen Wahrheit mehrere Auslegungen gibt?

21. Die Menschen können sich nicht wahrhaft vereinen, solange Uneinigkeit in der geistigen Entwicklung existiert, so achtungsvoll sie sich auch zueinander verhalten mögen.

22. Und solange die Menschen nicht zu einer einheitlichen Ansicht über die wahre Entwicklung kommen, wird sie nicht beginnen.

23. Solange auf der Erde verschiedene Religionen bestehen, kann man nur die ökonomische Frage mit Erfolg entwickeln.

24. Doch sie erschafft nur eine Grundlage für die Entwicklung des Körpers.

25. Wenn der Mensch aber nicht Körper ist, welchen Wert hat dann eine solche erfolgreiche Entwicklung?

26. Die erfolgreiche geistige Entwicklung der Menschheit ist nur auf einem anderen Weg möglich.

       Die Vielstimmigkeit überwinden

27. Die Religion in ihrer wahren Form ist die Kunst zur Entwicklung der Seele;

28. Da aber die Seele das Wesen des Menschen ist, so ist die Religion die Kunst zur Entwicklung des Menschen.

29. Und da für die Entwicklung der Seele ausschließlich die Religion zuständig ist, so darf sie nur eine einheitliche sein, damit es keine Vielstimmigkeit gibt.

30. Die Vielstimmigkeit kann man nur bezwingen, wenn zusätzliche Tore zur Erkenntnis des Geheimnisses geöffnet werden.

31. Kann denn durch das Erfassen des Wesens der Herrlichkeit Gottes das lebendige, wertvolle Licht der Religion ausgelöscht werden?

       Der Glaube an Gott muss sich in Wissen verwandeln

32. Wenn die Denker - sowohl die weltlichen als auch die religiösen - sich auf dem Entwicklungsweg befinden, machen sie einen gewaltigen Fehler, indem sie vom Glauben an Gott sprechen;

33. Was den einen etliche Verwirrungen und den anderen unbegründete Unruhe bringt.

34. Wenn ein Objekt immer und unverändert existiert, muss man dann an seine Existenz glauben?

35. Der Glaube an die Existenz des einen oder anderen Objektes muss sich in Wissen verwandeln.

36. Deshalb braucht man an die Existenz Gottes nicht zu glauben.

37. Man muss vielmehr wissen, dass Er existiert.

38. Doch Gott zu glauben, muss der Mensch erst noch erlernen.

       Die Augen öffnen für die wahren Tiefen der Religion

39. Deshalb kann die Verwandlung des Glaubens in Wissen über das Wesen der großen Herrlichkeit des Himmlischen Vaters nicht den wahren Geist der Religion verwehen, sondern nur die kalten Gedanken über das bedeutende Sakrament verwerfen.

40. Unter den Bedingungen des geistigen Verfalls sind heutzutage Kräfte gewachsen, die einer riesigen Mehrheit den Zugang zu den wahren Tiefen der Religion verwehren.

41. Die Aufdeckung neuer Wahrheiten hilft diesen Unglücklichen, sich das Wesen von Gottes Herrlichkeit bewusst zu machen und den wahren Weg der geistigen Weiterentwicklung zu finden.

42. Dabei werden nicht so sehr Geheimnisse aufgedeckt, als vielmehr die Augen der Leute geöffnet,

43. Damit sie auf den lichten Verstand hören und sich auf den Weg ihrer Wiedervereinigung begeben.

44. Erfasst das Wesen des Glaubens, denn das ist die Grundlage für die Entfaltung eurer Seelen!

Amen.