Buch der Aufrufe

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 Kapitel 37 

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Inhalt: Die Menschen streben nur nach der Entwicklung ihres Intellekts ~ Philosophie ist die Weisheit jener, die nichts wissen ~ Mit dem Herzen entscheiden, nicht mit dem Verstand ~ Kinder leben, ohne über das Leben nachzudenken ~ Folge deiner Eingebung und gib alle deine Kräfte ~ Philosophie ist nicht der Weg zur Wahrheit ~ Solange die Wahrheit unter euch weilt, braucht ihr nicht zu philosophieren

       Die Menschen streben nur nach der Entwicklung ihres Intellekts

1. Durch das falsche Wissen über ihr Dasein sind die Kinder Gottes bestrebt, die meiste Aufmerksamkeit der Entwicklung ihres Intellekts zu widmen.

2. Dabei besteht die Grundlage dieser Entwicklung in dem Begehren, immer mehr wissen zu wollen und immer tiefer in das Wesen des Daseins einzudringen.

3. Die Menschen empfinden größte Achtung vor den in dieser Richtung wesentlich weiter entwickelten Mitmenschen.

4. Der Mensch aber vereint in sich zwei Prinzipien, wobei die Harmonie zwischen ihnen nur bei einer gleichzeitigen segensreichen Entwicklung beider Prinzipien möglich ist, wenn sie einander nicht stören, sondern sich ergänzen, -

5. Das Prinzip des Vernünftigen und das Prinzip des Geistigen.

       Philosophie ist die Weisheit jener, die nichts wissen

6. Euer Leben wird jedoch dadurch sehr kompliziert, dass ihr mehr dazu neigt, über das Leben nachzudenken, als es zu leben.

7. Das Menschengeschlecht hat während der langen Zeit seines Daseins eine gigantische Menge philosophischer Werke geschaffen.

8. Während sie sich auf diesem Weg bewegt haben, kamen die Kinder Gottes einst zu der würdigen Erkenntnis, dass sie sich mit zunehmendem Wissen auch immer weiter von der Wahrheit entfernen.

9. Es ist im Weiteren nicht schwer, die Schlussfolgerung zu ziehen, dass die Philosophie - die Weisheit jener ist, die nichts wissen.

       Mit dem Herzen entscheiden, nicht mit dem Verstand

10. Oh, wie gewaltig ist das Unglück jener, die bestrebt sind, ihren Sockel aus den Steinen des scharfen Verstands und großartigen Wissens zu bauen!

11. Denn, wie sehr jeder von euch auch versucht, auf das Fundament der vernünftigen Schlussfolgerungen in Zusammenhang mit seinem weiteren wohlbringenden Daseins zu bauen, er wird immer einen schlechteren Pfad wählen, als wenn er das Sakrament erkannt hätte, alles wie das Entsprechende hinzunehmen,

12. Und Entscheidungen aufgrund der Aufforderung seines Herzens träfe.

       Kinder leben, ohne über das Leben nachzudenken

13. Wahrlich, Ich sage euch: "Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen."

14. Denn Kinder trachten nicht danach, über das Leben nachzudenken, sondern sie sind bestrebt zu leben, sich offen dem zu stellen und das voll zu erleben, was ihnen unmittelbar in die Finger kommt.

15. Ihr könnt dies beobachten, wenn sich ein Kind während eines fesselnden Spieles stößt und dadurch schnell vom Lachen zum Weinen übergeht. Doch es genügt, dass ein wunderbarer Schmetterling an ihm vorbeifliegt, und das Weinen geht sofort wieder in Lachen und Freude des Kleinen über, und er beginnt, den Schmetterling zu jagen.

16. Auf diese Weise können während des Tages unerwartet viele Schattierungen von emotionalen Zuständen entstehen,

17. Und am Ende des Tages sind die traurigen Minuten vergessen, falls nicht eine verbliebene Schramme an sie erinnert.

       Folge deiner Eingebung und gib alle deine Kräfte

18. Deshalb verfällt jemand, der die Weisheit Gottes erringen möchte, nicht in Eile und Unruhe aufgrund zukünftiger Werke, denn er weiß: Was werden soll - das wird auch unbedingt sein,

19. Wenn aber irgendetwas vor dir erscheint, so handle nach der Eingebung deines Herzens.

20. Denn die Eingebung des Herzens ist nie falsch, doch sie ist nicht sehr frühzeitig zu vernehmen, sondern erst unmittelbar in den ersten Momenten der Erscheinung, wo sofort ein entsprechender Schritt unternommen werden muss.

21. Deshalb ist das Grübeln über deine zukünftigen Handlungen und die Handlungen deiner Mitmenschen ein Unglück und Hindernis beim Öffnen der Blütenblätter deines Herzens.

22. Entschlossen und mit offener Seele stürme nach vorn zu allem, was dir vor die Augen kommt, und gib nach innerer Eingebung alle deine Kräfte zu seiner würdigen Bewältigung hin.

23. Schaffe keine Begriffe wie "unbedeutend", denn das ist das Los der Unwissenheit.

24. Großartig sind die philosophischen Gedanken über das Leben, doch ist es notwendig, etwas mit dem Blick eines Blinden zu bestimmen, außer jenem, was euch der Himmlische Vater aufzeigt?

       Philosophie ist nicht der Weg zur Wahrheit

25. Außerordentlich ist der Unglaube und die Unruhe des menschlichen Verstandes.

26. Und wie viel wird über die Errungenschaften der philosophischen Denker geredet, denen man manchmal die Rolle der Propheten zugesprochen hat, die die Mission erfüllen, Urheber des Fortschritts des menschlichen Gedankengutes zu sein!

27. Das Werk der Philosophen beruht auf ihrem individuellen Verständnis des Daseins, das auch jedes Kind Gottes, das im Körper auf der Mutter Erde lebt, ohne Ausnahme besitzt.

28. Nur die Breite und der Umfang der Schlussfolgerungen über das Wesen des Daseins sind bei allen verschieden.

29. Doch selbst bei einem Weisen, unabhängig von seinen Fähigkeiten, ist das individuelle Verständnis der Wahrheit nie die Wahrheit selbst.

30. Und hat es dann einen Sinn, sich gegenseitig das individuelle Verständnis zu unterbreiten, im Versuch zur Wahrheit zu finden, wenn doch nur die Wahrheit selbst das Richtige über die Wahrheit sagen kann?

       Solange die Wahrheit unter euch weilt, braucht ihr nicht zu philosophieren

31. Wahrlich, Ich habe euch gesagt: Nennt euch nicht Meister, denn einer ist euer Meister - Christus, ihr aber seid alle Brüder.

32. Heute aber sage Ich euch: Solange das Wort Gottes unter euch weilt, sind jegliche philosophischen Forschungen unsinnig.

33. Nachdenken über das Leben ist ein Zeichen für die Unfähigkeit, zu leben, denn - wer zu leben gelernt hat, denkt nicht darüber nach.

34. Um leben zu lernen, muss man sich an das vom Himmlischen Vater Gesandte halten,

35. Denn dort ist jenes Allererste eingeschlossen, das zuerst erfüllt sein muss, bevor du zum zweiten Schritt vordringen kannst.

36. Wisset! Mit einem Weisen spielt man nicht und mit einem Kind spricht man nicht!

37. Die goldene Mitte ist die Wahrheit, das Wesen eures segensreichen Daseins. Erkennt würdig die Wahrheit Gottes!

Amen.