Die Kunst Hilfe zu leisten ~ Am Grab von Tolstoi ~ Woher kommt das Leid?
1. Anfang April 1993. Nail, der aus Kasan in das Gelobte Land in der Taiga gekommen war, um eine Wohnung für seine Familie vorzubereiten, bat den Lehrer, einige Zeilen zur Stärkung der Kräfte seiner Frau und seines Sohnes zu schreiben, denn er kehrte zu ihnen nach Kasan zurück.
2. Und die Hand des Lehrers berührte das Blatt mit den Worten: "Liebe Kinder Gottes, Tanjuscha und Ramil! Ein kurzer Augenblick direkter Blicke ... Das Seil ist verknüpft worden.
3. Weiter aber - dass die stürmischen Wellen die Verbindung nicht zerstören, die vom Großen Vater bereitet worden ist.
4. Möge der Boden eurer Seelen tief und fruchtbar sein, und die Wurzel des sonnigen Samens wird sich tief in ihm verankern! Ist die Hitze dann schlimm?!
5. Verschließt nicht die Türen eurer Herzen. Und es sollen lichttragende Wanderer unendlich aus ihnen herauskommen.
6. Vor euch liegt ein schwerer Weg. Doch es sollen eure Füße nicht zögern!"
7. Am Ende des Monats aber lag erneut ein Weg vor den Füßen der Wanderer. Und wieder begann eine lange Reise durch russische Städte.
8. Am 22. und 23. April 1993 begrüßte erneut Woronesh den Menschensohn mit gefüllten Sälen für Tausende, mit freudigen Augen und dem heimatlich gewordenen Woronesher Fernsehen.
9. Die Woronesher halfen, eine Zusammenkunft in Lipezk zu organisieren. Und die Kinder des Woronesher Landes folgten dem Menschensohn durch die russischen Städte.
10. Das waren - Denis, Peter, Gennadij, Sergej, Igor, zwei Tatjanas und Tatjana aus Kiew.
11. In Lipezk nahm das Gewölbe des Schauspieltheaters das Wort der Wahrheit auf. Und viele Durstige konnten, durch die Anstrengungen von Larissa und Alla, die diese Treffen organisiert hatten, die Botschaft über die lebensspendenden Nass laben, indem sie in den Saal des Theaters kamen.
12. Und ein großer Teil der Gekommenen waren Menschen, die äußere Energien zur Hilfe ihrer Brüder und Schwestern benutzten, indem sie auf ihren Körper und ihr Bewusstsein einwirkten, und die sich keine Rechenschaft über das Wesen ihrer Fähigkeit ablegten.
13. Und diese meistens künstlichen Fähigkeiten nannten sich - extrasensorische.
14. Als sie aber die Ansprache gehört und die Wahrheit des Gesagten mit dem Herzen erkannt hatten, wurden viele vor die ernsthafte Wahl gestellt: ein Mensch zu werden oder ein Träger außergewöhnlicher Eigenschaften der Heilkraft und des Wahrsagens, die das eigene Ego unter den anderen hervorhob.
15. Und weiter ging der Weg nach Belgorod, Kursk, Orjol, und in diesen Städten fanden Zusammenkünfte statt, die Berufene, das Vorbestimmte auf dem rechtschaffenen Weg zu verwirklichen, sammelten.
16. Und auf diesem Weg half Gennadij dank seines Autos dem Lehrer rechtzeitig in jeder neuen Stadt zu sein. Seit Woronesh teilte er die Gesellschaft von Vissarion und zwei Seiner Schüler - Wladimir dem Jakuten und Vadim - und er verließ sie erst wieder in Orjol.
17. Am 2. und 3. Mai 1993 gab es Zusammenkünfte in Tula. Vissarion fand Quartier in einer Familie von Tolstoi-Anhängern, die eine offene Seele besaßen, gute Menschen namens Vitalij und Maria.
18. Vitalij war stellvertretender Direktor des Museumskomplexes Jasnaja Poljana. Und er lud seine Freunde zu den Ansprachen von Vissarion ein.
19. Und die Tolstoi-Anhänger waren in ihrem Herzen in Einklang mit der Wahrheit, die aus dem Mund des Menschensohnes ertönte.
20. Und sie geboten der gereizten, unruhigen Rede des evangelischen Pastors Einhalt. Zusammen mit seiner Gemeinde war er zur Ansprache gekommen, nicht um zuzuhören, sondern um zu reden und zu warnen, indem er kalte kategorische Aussagen aus der Schrift zitierte.
21. "Haltet ein mit eurer Rede, in der ihr über Gott sprecht, doch in der Er nicht ist, sondern nur ärgerliche leere Worte.
22. Schließlich sagt uns Vissarion die Wahrheit über die Liebe und ruft auf, sie anzuwenden. Wo ist hier die Lüge? Drücken nicht eure Worte eure Blindheit aus?", fragten die Anhänger Tolstois.
23. Und der Lehrer sagte dem Pastor der evangelischen Christen: "Auch der Satan kennt die Schrift ausgezeichnet, besser als jeder Gläubige. Nur dass er sie nicht anwendet.
24. Es ist unsinnig über die Bibel zu diskutieren, ohne ihr Wesen zu erfüllen, ähnlich dem Teufel."
25. Zum Ende der Veranstaltung aber kam einer der evangelischen Christen zu den Schülern der Wahrheit und sagte: "Wenn es nach meinem Willen ginge und hätte ich die Kraft, ich würde euch zusammen mit eurem Lehrer mit der Peitsche aus der Stadt jagen."
26. Und die Schüler staunten über diese Rede aus dem Mund eines Christen und fragten ihn: "Was redest du da, der du danach strebst, die Gebote Christi zu erfüllen?! Wo ist deine Liebe?"
27. "Meine Liebe gilt den Brüdern in Christus. Und nicht euch, die ihr einem falschen Propheten folgt!", antwortete der wütende Evangelische.
28. Am Abend aber fand im gemütlichen, großen Haus von Vitalij und Maria ein Gespräch mit Anhängern der Wahrheit aus verschiedenen Städten statt, die sich unter diesem Dach versammelt hatten.
29. Und der Lehrer goss die Weisheit des Vaters jenen Gotteskindern ein, die die Botschaft über die Vollziehung zu verbreiten wünschten.
30. "Die Botschaft zu überbringen, das heißt aufzurufen, zusammen mit euch zuzuhören. Und in diesem Fall ist es keine Heuchelei, dass du den Geboten nicht entsprichst.
31. Und wenn du die süße Frucht probierst und dann dazu aufrufst, damit sie auch andere essen - so rufst du zum Essen der Frucht auf und nicht, um über deine Geschmacksempfindungen zu erzählen.
32. Spreche über die Wahrheit nur dann, wenn du Ihr zumindest ein wenig entsprichst.
33. Ansonsten kann jeder Unreine die Wahrheit zur Lüge machen", sagte Vissarion.
34. "Lehrer, wann wird die Mutter Erde aufatmen und uns zulächeln?", fragte man Vissarion.
35. "Die Erde wird lächeln, wenn ihre Kinder beginnen, im Herzen zu lächeln", antwortete der Menschensohn.
36. Und der Lehrer sprach über die Fähigkeit, seinen Brüdern und Schwestern Hilfe zu leisten, und unter vielem wurde gesagt: "Strebt nicht danach, euch aufzustützen, sondern danach, eine Stütze zu sein.
37. Zuerst - der Geist, dann - das Fleisch!"
38. "Wenn du einem Menschen gibst, was er braucht, doch du tust es ohne den Wunsch, ihm Freude zu bereiten, so wäre es besser, du wärest nicht mit ihm in Berührung gekommen."
39. "Denkt darüber nach, was ihr geben könnt, nicht darüber, was ihr nehmen könnt."
40. "Jener, der eine Hand zu dir ausstreckt, doch sich mit der anderen an der Vergangenheit festhält, der bleibt in der Vergangenheit. Nur wer beide Hände ausstreckt, wird das Licht sehen!"
41. "Wenn du dich am Reck hochziehen willst, und jemand kommt und hilft dir in bester Absicht hoch, so wirst du davon in dieser Fähigkeit nicht wachsen.
42. Denn wenn dich der Helfende loslässt, wirst du herunterfallen, weil du keine eigene Kraft hast.
43. Deshalb ist persönliche Arbeit notwendig, nur dann wirst du Kraft zur Überwindung von Schwierigkeiten bekommen."
44. "Die Fähigkeit, Hilfe zu leisten, ist eine große Kunst, die man noch erlernen muss.
45. Denn man kann helfen beim Fallen und man kann helfen beim Aufstehen."
46. In diesen Tagen verweilte der Menschensohn auch in Jasnaja Poljana am Grab von Tolstoi.
47. Und Sein Herz freute sich über die Zurückhaltung und Strenge des letzten Hafens des Körpers des Schriftstellers, der seine Ruhe unter den Bäumen des weisen Waldes, die viel gesehen hatten, gefunden hatte.
48. "Viel hat dieser Mensch erreicht, doch in vielem hat er sich auch geirrt", sagte der Lehrer.
49. Und Er stand schweigend einige Minuten beim Staub des Schriftstellers und lächelte dem Frühlingsgesang der Vögel zu.
50. In Rasan fand zum ersten Mal ein Gespräch am runden Tisch zwischen den Schülern Vissarions und orthodoxen Geistlichen statt.
51. Und zum Treffen waren Vadim und Wladimir der Jakute erschienen, zwei Geistliche der örtlichen Eparchie (= Diözese eines Bischofs der Griechisch-Orthodoxen Kirche, Anm. des Übers.) und Zeitungs- und Radiojournalisten.
52. Das Gespräch war schwierig, denn es verkehrten volle Gefäße miteinander.
53. Und die Geistlichen konnten nicht das lebensspendende Nass des neuen Weines trinken, denn in ihren Beuteln war noch der vorhergehende Wein.
54. Doch die Schüler nahmen nicht den Geschmack des alten an, denn an ihren Lippen war bereits das Aroma der Wahrheit.
55. Und nur die bei der Begegnung Anwesenden, die den Wunsch hatten, das Vorsichgehende zu verstehen, und durch sie auch viele andere, konnten aus dem Gehörten das auswählen, was ihrem inneren Wesen entsprach.
56. Und es war traurig, dass jene, die über die vergangene Vollziehung redeten, nicht jene anhören und annehmen konnten, die über die jetzige Vollziehung sprachen.
57. Es bereitete den Schülern Christi Kummer, in den Augen der Orthodoxen Gereiztheit und ein kategorisches Urteil zu sehen.
58. Und die Geistlichen sagten, dass Vissarion verführt und krank sei, und dass Er eines Tages voll Reue zur orthodoxen Kirche kriechen werde.
59. Eine traurige Wahrheit war in ihren Worten zu hören: Wenn in einer kranken Gesellschaft ein gesunder Mensch erscheint, so halten ihn alle für krank ...
60. In den ersten Maitagen erschienen vor den Reisenden Wladimir und Twer. Und in diesen Städten fanden je zwei Zusammenkünfte statt.
61. In Wladimir berührte Vissarion das orthodoxe Heiligtum, die alten Steine, aus denen die Musik der ersten aufrechten Jahrhunderte des Christentums in Russland klang.
62. Und in den strengen Gemäuern war eine großartige Schönheit und das Gedenken an großartige Herzen, die sie geschaffen hatten.
63. Und der Geist der Vergangenheit hielt sich, trotz der Finsternis der heutigen Zeit, durch den Glauben, der dieses geschaffen hatte ...
64. Aus Twer kehrte der Menschensohn zusammen mit Seinen Begleitern mit dem elektrischen Zug zurück.
65. In den Waggon trat ein betrunkener Mann mit einer Harmonika in den Händen, sang allen ein Lied vor und hielt seinen Helm hin, um Geld für diesen Gesang zu bekommen.
66. "Das ist eben auch Gesang, in der Oper ist es Gesang, und im Gotteshaus ... Alles hat seinen Platz unter der Sonne", dachte Vadim laut.
67. Und der Lehrer erwiderte: "Man kann wie eine Glocke klingen, doch auch wie eine Konservendose im Müllschacht, das eine wie das andere ist ein Ton.
68. Die Reinheit des Tones aber hängt von der Reinheit des Herzens ab."
69. An einer der Haltestellen, als der Lehrer aus dem schmutzigen Fenster der Zuges sah, bemerkte Vadim: "Interessant, die schmutzige Scheibe versteckt die ganze Welt hinter sich, wo Stimmen erklingen, Leute irgendwohin eilen. Wir aber sehen vor uns nur eine schmutzige Scheibe."
70. "Eine schmutzige Scheibe verhindert, die Reinheit der Welt zu erkennen.
71. Doch den Schmutz der Welt kannst du nicht hinter einer sauberen Scheibe verstecken", antwortete der Lehrer in Gedanken.
72. Und Galina, die dem Menschensohn auf vielen Reisen gefolgt war, unterbrach die Versunkenheit des Lehrers mit einer Frage: "Vissarion, woher kommt das Leid?"
73. "Das Leid kommt von der Unfähigkeit, seine Seele zu beherrschen, wenn der Verstand den schwachen Seiten der Seele untertan ist", antwortete leise der Lehrer.
74. "Unsere Seele, unser Herz sind oft blind", sagte Galina.
75. "Es gibt heute viel Blindheit des Herzens - das ist jene Blindheit, die der Mensch durch seine Freie Wahl selbst auf sich genommen hat", erwiderte der Lehrer.
76. "Wie schwer ist es, die Harmonie zu erreichen", seufzte die Frau neben Ihm auf.
77. "Ich habe euch oftmals gesagt: Wenn ihr die Gesetze des Vaters einhaltet und auf euer Herz hört, kommt ihr in Harmonie mit dem Weltall, in Harmonie mit der Natur", sagte der Lehrer.
78. Am 12. und 13. Mai erklang erneut das Wort in der Universellen Sporthalle in Moskau. Und an beiden Tagen war der Saal gefüllt.
79. Und es erklang ein neues Wort, ohne die traditionelle Vorverkündigung, ein Wort über die geistige Entwicklung, über den großartigen Weg des menschlichen Seelenfluges und über das Wesen der zwei Welten: der Welt des Schöpfers des Weltalls und der Welt des Himmlischen Vaters. (Buch der Aufrufe, Kapitel 32).